Change - Was erreicht Barack Obama in den USA?

Dieses Thema im Forum "Off Topic" wurde erstellt von zoggg, 4. November 2008.

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  1. Zu dem Einwand die Auszeichnung käme zu früh:

     
  2. WeizenOlli

    WeizenOlli

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    ich betrachte das eher aus ner anderen perspektive.. sicherlich ist die mauer auf den druck der DDR-bürger gefallen...
    vergleiche mit dem dritten reich zeigen mir aber eher, dass kohl die kommunisten nicht unterschätzt hat... er hat aber, so zumindest mein angelesenes wissen (da ich zum zeitpunkt des mauerfalls grade mal 6jahre alt war) immer viel menschlichkeit bewiesen... es ging ihm vor allem um den schutz bzw die "befreiung" der ostdeutschen bürger...
    dies wurde auch von der westdeutschen bevölkerung anerkannt...
     

  3. tote dürfen aber keinen nobelpreis mehr erlangen ;)

    und wenn man sieht, dass z.b. auch arafat, peres und rabin den friedensnobelpreis bekommen haben, weil sie endlich mal wieder verhandelt haben und eine vision vom friedlichen nahen osten verbreiteten, dann kann ich die wahl obamas nachvollziehen. im endeffekt war es natürlich bei arafat wohl eher unangebracht, weil auch er nie dauerhaften frieden geschaffen hat, sondern höchstens mal mäßigend eingewirkt hat, aber es war damals halt auch noch ein laufender prozess, der wmgl signalwirkungen haben sollte.

    ich hoffe obama fühlt sich durch die ehrung gestärkt und wird keine abschottungspolitik gegenüber der arabischen welt etc. betreiben!!
     
  4. Auch wenn diese Diskussion sicher OT ist, finde ich sie wirklich interessant.

    Ich verachte zwar die Diktaturen, die östlich der Oder herrschten (die aber übrigens mit Kommunismus tatsächlich wenig zu tun hatten, auch wenn sie sich so bezeichneten), aber Vergleiche mit dem 3.Reich halte ich für vollkommen überzogen. Zwar wurden Andersdenkende brutal unterdrückt und ermordet, einen Rassenwahn wie bei Hitler gab es jedoch nicht.

    Zwar wurden Stellvertreter- und Angriffskriege geführt (z.B. in Korea und gegen Afghanistan), aber diese Politik verfolgten auch die USA und unterstütze sogar den Sturz demokratischer gewählter Regierungen. In Chile wurde Salvador Allende gestürzt und ermordet, die faschistischen Putschisten um den Massenmörder Pinochet davor und danach von den USA hofiert.

    In Nicaragua hatten die (mehr oder minder) linksgerichteten Sandinisten an der Spitze einer breiten Widerstandsbewegung die Somoza-Diktatur gestürzt. Die USA haben die "Contra" unterstützt, diese führten Anschläge gegen die öffentliche und wirtschaftliche Infrastruktur Nicaraguas aus und töteten im Laufe des Konflikts zehntausende von unbeteiligten Zivilisten, häufig auf äußerst grausame Weise. Dafür wurden sie 1986 vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag für ihre direkte und indirekte militärische Teilnahme am Contra-Krieg zur Beendigung der ungesetzlichen Anwendung von Gewalt gegen Nicaragua und Zahlung von Reparationen verurteilt.

    Gegen diese Politik habe ich von Kohl nie ein öffentliches Wort des Widerstandes gehört.

    Und Helmut Kohl hat sich zwar vielleicht für die ostdeutsche Bevölkerung eingesetzt, vor allem aber hat er sie hemmungslos belogen. Die Protestbewegung hatte zunächst vor allem eine Verbesserung der Verhältnisse in der DDR zum Ziel, einen veränderten und verbesserten Sozialismus ohne Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Dann jedoch versprach Kohl den Menschen, dass sie die Errungenschaften des Kapitalismus erlangen könnten und keinem Nachteile entstehen würden ("blühende Landschaften", "es wird vielen besser gehen aber keinem schlechter") woraufhin die DDR der Bundesrepublik beitrat. Meiner Meinung nach hätte man vor einer Wiedervereinigung dringend die Errungenschaften beider Systeme zusammenfassen müssen. (Ich nenne da nur mal die Möglichkeit eines kostenlosen Kita-Platzes und andere Errungenschaften wie die Sicherheit, eine Ausbildung zu erhalten.)

    Die Unzufriedenheit in weiten Teilen Ostdeutschlands ist auch darauf zurückzuführen, dass die Menschen zwar jetzt frei ihre Meinung sagen und nach Mallorca reisen können, aber keine Arbeit mehr haben und sich eine Reise nicht mehr leisten können. Dies mag zwar ein angemessener Preis sein, aber man hätte die Menschen zumindest darüber aufklären müssen, dass auch die Marktwirtschaft kein Paradies auf Erden ist.
     
  5. Nach meinem Verständnis wurde der Friedensnobelpreis an ihn vergeben, um ihn eben in seinem Tun zu bestärken, nicht für bereits geleistete Dinge. Dafür reicht diese Liste noch lange nicht. Das ist jetzt eine Hypothek für ihn, eine, die ihn entweder beflügeln oder lähmen kann. Das Nobel-Komitee setzt offenbar darauf, dass es ihn beflügeln wird.

    Mir persönlich fehlt das Wissen und der Überblick, um eine adäquate Alternative aufzuzeigen. Bei der Gruppe von Personen, die im Spiegel genannt sind, fällt jedoch auf, dass kaum einer der genannten weltweit agiert bzw. dessen (erhofftes) Wirken weltweite Auswirkungen hätte/hatte, sondern zumeist regional aktiv ist. Insofern ist die Wahl von Obama vielleicht auch aus diesem Blickwinkel heraus nachvollziehbar.
     
  6. Übrigens war sogar Silvio Berlusconi nominiert...

    Na ja, wenn es reicht, dass man von einem Parlamentarier nominiert wird, führt das halt zu merkwürdigen Ergebnissen. Aber wenn der Traum von einer friedlichen und atomwaffenfreien Welt ausreicht, um den Preis zu bekommen, hoffe ich, dass nächstes Jahr einer meiner Abgeordneten an mich denkt...
     
  7. Ich halte die Auszeichnung auch für etwas verfrüht, obwohl ich durchaus ein Obama-Freund bin. Man hätte hier aber die weitere Entwicklung der nächsten Jahre abwarten sollen. Seine Botschaft ist aber im Kontrast zu seinem Vorgänger absolut zu begrüßen und damit die Entscheidung auch zu rechtfertigen. Bei früheren Preisträgern hat das Komitee übrigens auch schon sehr gutes Gespür für aktuelle Entwicklungen bewiesen:
    http://www.hingesehen.net/kommentar-friedensnobelpreis-fur-barack-obama/
     
  8. Ich habe auch den Eindruck, dass dieser Preis vor allem deswegen verliehen wurde, weil Obama eine ganz andere Politik verfolgt als Bush. Er redet wieder mit anderen Nationen, was an sich ja eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

    Auch die Verleihungen an Gore und Carter waren Zeichen gegen den Okupator und Kriegsverbrecher George W., der also in einem gewissen Sinne schon zum dritten Mal den Anti-Friedensnobelpreis bekommen hat.
     
  9. WeizenOlli

    WeizenOlli

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    @Bremerland
    das geht jetzt wirklich seeehr weit vom thema weg....;)
    nur noch ein kommentar von mir dazu: niemand und damit auch unser alt-bundeskanzler konnte damit rechnen, welche kosten die wiedervereinigung mit sich bringt...

    und damit will ich das thema helmut kohl wieder ruhen lassen und stattdessen darf hier wieder über die friedensbemühungen des aktuellen nobelpreisträgers diskutuert werden...;)
     
  10. @WeizenOlli

    Na ja, da es um vermeintlich würdigere Preisträger unter den Nominierten ging war es nicht ganz OT. Und auch wenn ich nicht glaube, dass Helmut wirkliche erst wenige Tage nach der Wahl gemerkt haben will, dass in der mittleren Finanzplanung ein Loch von 300 Mrd. klaffte und das Loch kleiner gewesen wäre, wenn man die zB die Leuna-Werke nicht unter dubiosen Umständen praktisch verschenkt hätte, führt eine Diskussion hierüber wohl wirklich zu weit weg vom US-Präsidenten.
     
  11. Hat er soweit ich weiß mal ausgeschlossen, was natürlich bezweifelt werden kann.

    Zur Ernennung: Obama hat einige vernünftige Ideen aber noch wenig davon umgesetzt. So eine Ernennung führt den Sinn des Preises, Leute zu ehren die wirklich etwas für den Frieden geleistet haben mMn ab absurdum.
     
  12. Noch schlimmer als Leute, die bisher nur vom Frieden geredet haben, zu ernennen, ist aber Leute zu ehren, die den Krieg innerlich weiter treiben: Yassir Arafat damals z.B.
     
  13. Bei Arafat hatte ich damals schon den Eindruck, dass er den Krieg durchaus beenden wollen würde. In Zusammenarbeit mit Rabin. Da aber die nachfolgenden Regierungen Israels eine andere Politik führten, insbesondere die Friedensabkommen missachteten, Siedlungen in den Autonomiegebieten ausbauten und eine Mauer um den Gazastreifen gebaut haben, wurde aus den guten Ansätzen leider nichts. Wobei ich nicht kleinreden will, dass Arafat ebenfalls Fehler gemacht hat, aber zum Zeitpunkt der Verleihung hegte er meiner Meinung nach durchaus den Wunsch nach Frieden.
     
  14. Stimme voll zu.
     
  15. Bremen

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    Vllt. wollte das Nobel-Komitee damit auch ein Zeichen an Staaten wie z.B. Nordkora, China, Iran, Pakistan und Indien setzen, die momentan die atomare Keule schwingen.
     
  16. Bremen

    Bremen Moderator

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    Wer der Stationierung von atomaren Mittelstreckenwaffen auf deutschem Boden ermöglicht, eine Gedenkfeier zum 40. Jahrestag des Ende des 2. Weltkriegs mit den damaligen Präsidenten der USA und Frankreichs trotz scharfer Kritik aus dem In- und Ausland auf einem Soldatenfriedhof durchboxte, auf dem auch 43 Angehörge der Waffen-SS begraben sind und den damaligen Generalsekretär der KPdSU Michael Gorbatschow mit Joseph Goebbels vergleicht, der hat wohl kaum den Friedensnobelpreis verdient.
     
  17. Heute vor 20 Jahren, am 09. Oktober 1989, demonstrierten über 70.000 Menschen in Leipzig für Freiheit und Demokratie.

    Vielleicht wäre es an der Zeit, den Friedensnobelpreis symbolisch an die vielen Tausend Menschen in der ehemaligen DDR zu verleihen, die es in Zeiten der Diktatur gewagt haben, für Freiheit und Demokratie einzutreten.
     
  18. Dann bleiben wir auch mal kurz OT: Sicherlich hatten diese Diktaturen mit dem ursprünglichen Kommunismus wenig gemein, aber nur deshalb, weil es keinen funktionierenden Kommunismus geben kann, die ganze Ideologie fußt auf einem falschen, ideellen Menschenbild.
    Und Vergleiche mit dem III.Reich sind überzogen? Dir ist schon klar, dass unter Stalins Knute mehr Menschen gestorben sind als unter Hitler? Dass Leute in die Eiswüsten Sibiriens geschickt wurden, nur weil man dort Arbeitskräfte brauchte? Dass Minderheiten wie die Inuit und die Urbevölkerung Sibiriens systematisch verfolgt wurden? Dass die Tibeter und Uiguren immer noch unter der chinesischen Gewaltherrschaft leiden? Dass Millionen von Deutschen aus ihrer heimat vertrieben wurden und in Ostpreußen und anderen Gebieten östlich der Oder die größte Massenvergewaltigung der Geschichte stattfand (klar, die Deutschen haben den Krieg begonnen, unsagbare Verbrechen im Osten begangen und mussten auch für die Folgen geradestehen, dennoch traf es hier viele unschuldige Frauen und Kinder, darunter meine Großmutter, meine Mutter und ihre beiden Schwestern)?
    Junge, das sind Aussagen, da geht mir der Hut hoch! Guck mal ins Geschichtsbuch...
     
  19. Da hier ja entschieden wurde, dass man ohne Alternativvorschlag zu schweigen hat:

    http://www.theparentscircle.org/

    Diese Organisation - und mit ihr auch diverse Mitglieder - setzt sich für die Verständigung zwischen zwei urverfeindeten Staaten ein und hat den Friedensnobelpreis - aus meiner Sicht - somit ebenfalls mehr als Obama verdient, wie die hier schon vorgeschlagenen Menschen/Gruppierungen.

    Obama hat bisher nämlich wirklich absolut noch gar nichts erreicht, außer eine erfolgreiche politische Verhandlung mit dem vorgeblich demokratischen Russland. Das soll bei Politikern ab und zu vorkommen und in diesem Fall wurde die Hürde des Friedens durch den Vorgänger Bush auch nicht besonders hoch gesetzt.
    Der Preis für ihn ist in jedem Fall ungerechtfertigt, ob es jetzt noch weitaus disqualifiziertere Kandidaten dafür gab oder nicht.