Machtdemonstration in der Oberliga

Werder 2 mit Kantersieg über Tostedt

Schach
Sonntag, 24.02.2019 / 23:11 Uhr

David Kardoeus

Am letzten Februar-Wochenende reiste Werders zweite Mannschaft der Schachabteilung nach Tostedt. Mit einem 7.5-0.5 Sieg über den MTV Tostedt festigt die Zwote ihren 1. Platz in der Oberliga Nord-West. 

Bei schönstem Wetter kamen wir am Sonntagmorgen gegen halb 11 in Tostedt an. Nach kurzer Schnitzeljagd hatten wir die Bretter gefunden und knipsten noch ein Mannschaftsfoto. Dank Kevin Högy (MTV Tostedt) ist auch David mit auf dem Bild, der als Fahrer und Brötchenschmierer eigentlich nur eine Statistenrolle einnehmen wollte. An die Bretter setzten wir Spartak Grigorian, GM Jan Werle, IM Alexander Markgraf, Nikolas Wachinger, IM Martin Zumsande, IM Gerlef Meins, IM Sven Joachim und IM Christian Richter.

Beim Anblick der Tostedter Mannschaftsaufstellung bestätigte sich meine Einschätzung, dass Tostedt nicht in voller Montur auflaufen würde. Da wir bereits gegen den HSK Lister Turm stark aufgestellt hatten, konnten sich die Tostedter wohl selber erschließen, dass wir auch ein zweites Mal aus dem Vollen schöpfen würden. Da nur ein hoher Sieg gegen den SVW von Nutzen gewesen wäre und in der ungarischen Liga zeitgleich ein wichtigerer Kampf ausgetragen wurde, waren wir an diesem Sonntag deutlich überlegen. Im Schnitt hatten die Werderaner mit einem Groß- und fünf internationalen Meistern rund 180 Elopunkte mehr an jedem Tisch sitzen.

Sven's Gegner Mathias Feist wählte die beschleunigte Drachenvariante, die aber eigentlich nicht so in seinem Repertoire steht. Er streute einige Ungenauigkeiten in der Entwicklung ein und versuchte ausschließlich durch Materialabtausch den Ausgleich zu erzwingen. Die übrigen Figuren von Sven waren dann aber deutlich aktiver als die vom Tostedter, sodass die 7te Reihe schon um 12.57 Uhr vom weißen Turm geräumt wurde! 1:0

In einer italienischen Partie dauerte es zunächst ein bisschen, bis Christian gegen Robin-Kevin Krüger (Elo 1998) die richtigen Mittel fand. Das weiße Zentrum war jedoch nicht gut konstruiert und der Werderaner manövrierte seine Figuren um deren Kräfte zu bündeln. Die weißen Figuren fanden sich auf immer schlechteren Feldern wieder, um nicht in materiellen Rückstand zu gelangen. Zur Befreiung versuchte Krüger noch eine letzte Taktik, welche ihn aber selber zerlegte. 2:0

Bei Nikolas kam die verzögerte Abtauschvariante der Königsindischen Verteidigung aufs Brett. In einem eigentlich gängigem Abtausch entglitt ihm unglücklich ein Bauer und er verblieb in deutlich schlechterer Stellung. Die weißen Figuren zogen durch die Zwischenräume seiner Bauernstruktur und es sah nach einem Desaster aus. Dann aber passierte Unglaubliches: Kevin Högy (2265) schmiss einen Bauern über Bord, da Nikolas mit hübschem Doppelangriff eine Figur opfern konnte. Nun drohte das Tostedter Schiff zu sinken und die restlichen Weiß-Matrosen hingen Seekrank über der Reling. Nikolas konnte alsbald ins gewonnene Bauernendspiel abtauschen und ließ nun unter vollster Konzentration nichts mehr anbrennen. 3:0

In einem Sizlianer entwickelte Gerlef seine Figuren mit sehr viel Fingerspitzengefühl gegen den angriffslustigen Wilfried Härig (2112). Die verlockensten Züge brachten dem Gegner keinen Ertrag ein und der Grün-Weiße kam besser aus der Eröffnung. Nach und nach lichtete sich das Feld und es blieben nur noch wenige Figuren im Spiel. Gerlef gab bei Gelegenheit zwei Figuren für einen Turm und eine Hand voll Bauern und ebnete seinem Kollegen von der a-Linie den Weg. Auch mit zwei Leichtfiguren ließ sich der hochmotivierte Bauer nicht stoppen und Härig gab sich geschlagen. 4:0

Unser Großmeister Jan brachte in einer Benoni-Stellung gegen IM Adam Szeberenyi (2391) viel Ruhe in die Partie. Am Damenflügel wurde b5 vorbereitet, im Zentrum drohten keinerlei Vorstöße und die 7te Reihe wurde vom Turm auf der a-Linie kontrolliert. Der weiße "Angriff" am Königsflügel wurde schmunzelnd zur Kenntnis genommen, am Damenflügel expandierte das schwarze Bauernvolk und Jan begann die weißen Figuren schlechter zu stellen, da seine alle schon gut standen. Nachdem er gezeigt hatte, wer hier Herr des Hauses ist, wickelte er mit einem Mehrbauern ins gewonnene Bauernendspiel ab und der ungarische IM streckte die Hand zur Aufgabe. 5:0

Alex' Gegner Dusan Nedic (2296) versuchte in einer italienischen Partie mit frühem h6-g5 für Unruhe zu sorgen. Alex gab das Läuferpaar ab, wodurch die schwarze Idee aber verpuffte. Nedic verblieb mit einigen fragwürdigen Figuren, während Alex das eine oder andere Angriffsziel im schwarzen Lager ausfindig machte. Er gewann in der Folge einen Bauern, bildete sich einen Freibauern und schweißte diesen auf d5 an. Da die weiße Königsstellung keine nennenswerten Schwächen aufwies, konnte Alex befreit aufspielen und der Schwarzspieler musste seinen König zur Verteidigung heranziehen. Das sorgte für weitere Angriffschancen sodass die Summe der weißen Drohungen den Tostedter schlussendlich von der Aufgabe überzeugten. 6:0

In einem c3-Sizilianer nahm Martin die Verunstaltung seiner Struktur in Kauf, um einen Bauern zu schmatzen. Sein Gegner IM Emil Szalanczy (2194) hatte dafür aber niemals ausreichende Kompensation. Im weiteren Verlauf verlagerte Martin das Spiel zum Damenflügel, puschte seine Bauern nach vorne und wandelte sogar in eine Dame um. Mit Dame gegen Turm stand nun alles auf Sieg und auch der zweite weiße Bauer nahm die schwarze Grundreihe ins Visier. Der Gegner spielte noch ein wenig weiter, doch war da nichts mehr zu holen und schon bald unterzeichneten beide das Formular. 7:0

Am längsten kämpfte Spartak am ersten Brett gegen IM Gyula Izsak (2429). Im abgelehnten Damengambit wählte der Werderaner eine Modevariante, musste sich aber schon früh mit der Mauerstrategie des Ungarn auseinandersetzen. Die Stellung schloss sich allmählich und als die Türme vom Brett gingen schien ein Remis die logische Konsequenz der wirkungslosen Leichtfiguren zu sein. Der Bremer Jung hatte aber noch einen Hammer im Köcher, um die Stellung zu seinen Gunsten zu öffnen. Nachdem Spartak mit einer tollen Idee seine Dame umgruppiert hatte, wäre ein Bauernopfer zur richtigen Zeit vielversprechend gewesen. Dies bereitete er aber zu aufwändig vor und gab dem Gegner genug Zeit um Gegenspiel zu entwickeln. Das reichte dem Schwarzspieler dann um die Punkteteilung zu erzwingen und somit stand am Ende des Tages ein... 7.5:0.5

Letzten Endes war es eine sagenhafte Performance vom gesamten Team! Einen 7.5:0.5-Erfolg hätte wohl keiner erwartet, doch ist dieser unterm Strich verdient. Die deutliche Überlegenheit in der Nominierung zahlt sich komplett aus und nach einem Vorsprung von 2 Mannschaftspunkten auf den HSK Lister Turm haben wir nun auch ein gut gefülltes Brettpunktekonto. David hatte am Spielfeldrand einen entspannten Nachmittag mit ruhigem Puls, die Mettbrötchen waren gewohnt lecker, nur die Luft im Raum war ein wenig stickig. Die tiefstehende Sonne sorgte für die eine oder andere Umgruppierung im Spielsaal, dadurch ließ sich aber keiner aus dem Konzept bringen.

In der Oberliga scheint uns praktisch keiner mehr einholen zu können und schon am nächsten Spieltag kann die Mannschaft den direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga perfekt machen. Dennoch ist theoretisch alles möglich und genau deshalb wollen wir am 24.März ein weiteres Mal alles geben, wenn wir den SK Nordhorn-Blanke in Bremen empfangen.

Alléz SVW!

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