Topleistung zur falschen Zeit

Noah Olabisi ärgert sich bei der U20-DM über Platz fünf im 100-Meter-Finale – Tom Deicke stellt Bestleistung auf

Leichtathletik
Montag, 02.08.2021 / 10:42 Uhr

Weser Kurier 02.08.2021 / Sport Seite 23 / Jörg Niemeyer

Irgendwie passte der möglicherweise letzte Auftritt dieses Sommers in seine enttäuschend verlaufene Freiluftsaison. „Dann muss ich eine Medaille auch mal mitnehmen“, haderte Noah Olabisi bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der U18 und U20 mit sich und seinem Abschneiden.

Irgendwie passte der möglicherweise letzte Auftritt dieses Sommers in seine enttäuschend verlaufene Freiluftsaison. „Dann muss ich eine Medaille auch mal mitnehmen“, haderte Noah Olabisi bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der U18 und U20 mit sich und seinem Abschneiden. Eigentlich war der fünfte Platz des erst 17-Jährigen in der 100-Meter-Konkurrenz der U20 aller Ehren wert. Doch weil er seine stärkste Leistung im Vorlauf und nicht im Finale zeigte, war der Sprinter des SV Werder am Ende ziemlich enttäuscht.

Im Gegensatz zu Tom Deicke vom Bremer Leichtathletik-Team (BLT), der beim Saisonhöhepunkt über 400 Meter Hürden der U20 persönliche Bestzeit lief und im Endlauf fast schon sensationell Vierter wurde. „Wenn du es schaffst, bei der DM Bestzeit zu laufen, hast du alles richtig gemacht“, lobte BLT-Trainer Jens Ellrott seinen Schützling. Der 18-Jährige hatte in dieser Saison seine Bestzeit bereits um mehr als zwei Sekunden auf 55,14 verbessert, bevor er in Rostock ein perfektes Wochenende feierte: Mit 55,03 Sekunden qualifizierte er sich am Sonnabend im Halbfinale als Vierter für den Endlauf, in dem er tags darauf erstmals unter 55 Sekunden blieb. „Und das, obwohl er morgens ziemlich angezählt wirkte“, sagte Ellrott. „Eine derartige Belastung mit zwei Rennen in kurzer Zeit kannte er bislang nicht.“

Tom Deicke war als Sechster der deutschen Rangliste zur DM gefahren, nun schnupperte er sogar an einer Medaille. „Vom Rhythmus her war es ein perfekter Lauf“, sagte Ellrott. Deicke lag nach der achten von zehn Hürden an zweiter Stelle, bevor Jan-Lukas Schröder (TV Viktoria Dielheim/53,77) und Angelos Tsimopoulos (LAZ Ludwigsburg/54,73) noch am nachlassenden Bremer vorbeizogen. Der durfte auf seine 54,88 Sekunden trotzdem stolz sein. „Tom hat keine Medaille verloren, sondern Platz vier gewonnen“, sagte Ellrott, der während der DM-Vorbereitung mit Deicke seine alten Trainingspläne hervorgeholt hatte, mit denen er 2008 und 2009 Jonna Tilgner über die 400 Meter Hürden zu zwei deutschen Meistertiteln geführt hatte.

Lauter Tiefschläge für Noah Olabisi

Während Ellrott und Deicke mit dessen Eltern schon am Sonnabend bei einem guten Essen die Leistungssteigerung feierten und der Läufer Sonntag noch einen draufsetzte, war Noah Olabisi so etwas wie der Gegenentwurf von Tom Deicke. Olabisi war bei der EM jüngst nicht wie erhofft in der Staffel zum Einsatz gekommen, in der vergangenen Woche sagte das deutsche Team dann auch noch die WM-Teilnahme in Kenia wegen Corona ab. Es war der nächste Tiefschlag für Olabisi. Die DM hätte nun zumindest einen versöhnlichen Abschluss bilden können. „Ich bin mit ihm nicht unzufrieden“, kommentierte Andrei Fabrizius die Vorstellung seines Läufers.

Der Werder-Trainer formulierte es einigermaßen salomonisch, weil natürlich auch er wusste, dass für Noah Olabisi mehr drin war. Fabrizius verstand den Schmerz des Sprinters nur zu gut. Olabisis Dilemma waren im Prinzip die unbeständigen Windverhältnisse im Rostocker Stadion. Während in drei der fünf Vorläufe Rückenwind von mindestens 1,0 Metern pro Sekunde herrschte, blies der Wind in Olabisis Rennen den Aktiven mit 1,8 m/s entgegen. Der Werderaner lief trotzdem eine herausragende Zeit von 10,64 Sekunden – das waren nur fünf Hundertstel mehr als seine Bestzeit (10,59). „Unfassbar stark“ – so bezeichnete Fabrizius Olabisis Auftritt. Was die 10,64 Sekunden eigentlich wert waren, erklärte der Trainer genauer – und damit erklärte er zugleich auch den Frust seines Läufers: „Ein Meter Rückenwind bedeutet über 100 Meter eine um etwa eine Zehntelsekunde bessere Zeit.“

Im Umkehrschluss lässt sich ableiten, was Olabisi möglicherweise erreicht hätte, wenn er statt 1,8 m/s Gegenwind nur Windstille oder gar Rückenwind gehabt hätte. Im Halbfinale traf es Olabisi erneut hart: Während sein Lauf bei 0,2 m/s Rückenwind stattfand, waren es im zweiten Lauf 3,5 m/s. Die 10,67 Sekunden des Bremers reichten nur deshalb für die Teilnahme am Endlauf, weil Olabisi als Gesamtneunter für einen verletzten Konkurrenten nachrücken durfte. Gegen die Windverhältnisse kann niemand etwas machen, aber in Rostock bestätigte sich einmal mehr: Sie können über Siege und Medaillen entscheiden. „Ich werde wohl mit Wut im Bauch in die Hallensaison gehen“, verkündete Noah Olabisi nach der für ihn unbefriedigenden DM.

Platz fünf sei im Prinzip zwar okay, aber die 10,70 Sekunden im Finale nicht. Nach 70 Metern hatte er in dem ausgeglichenen Teilnehmerfeld sogar noch auf Rang zwei gelegen. „Dann bin ich etwas panisch geworden“, sagte der 17-Jährige – mit der Folge, dass seine Muskulatur fest wurde und er zurückfiel. Überlegener Meister wurde James Adebola vom SCC Berlin (10,39) vor Maurice Grahl (LAZ Rhein-Sieg/10,62) und Julien-Kelvin Clair (SV Halle/10,63).

Ohne Chance auf eine vordere Platzierung waren zwei weitere U20-Sprinter des SV Werder. Joshua Olabisi und Elvio Kremming blieben mit ihren jeweils gelaufenen 11,41 Sekunden als Siebte ihrer Vorläufe im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Das ließ sich für Joshua Olabisi im Stabhochsprung jedoch nicht resümieren: Nach souverän gemeisterter Anfangshöhe von 4,40 Metern brach er anschließend bei allen drei Versuchen über 4,55 Meter seinen Anlauf ab – und schied als Zehnter sang- und klanglos aus. Für zwei U18-Aktive des SV Werder war ebenfalls nach den Vorläufen Schluss. In seinem erst dritten 400-Meter-Rennen überhaupt war Lasse Rohr die fehlende Erfahrung natürlich noch anzumerken – nach 51,86 Sekunden und Platz fünf schied er aus. Das gleiche Schicksal ereilte Joanna Otoko, die mit ihren 14,79 Sekunden aber im Bereich ihrer Qualifikationsleistung geblieben war.

 

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