Wer liesst denn noch heutzutage?

Dieses Thema im Forum "Off Topic" wurde erstellt von Schmolle, 24. Juni 2008.

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  1. @ Schmolle
    hast recht!
    Geboren 16. Oktober 1854 in Dublin; † 30. November 1900 in Paris
    :tnx:
     

  2. Farm der Tiere ist keine Kommunismuskritik sondern ein human-philosophischer Roman darüber, dass jede reine und edle politische Idee durch die Realität korrumpiert wird. So wie der Begriff Demokratie, der nichts als eine leblose Hülle ist. Die Realität bedeutet natürlich eine Minderheit, für die sich die Masse abrackert und deren Lügen sie glaubt. Ein großartiges Buch über eine traurige Wahrheit.
     
  3. @Schmolle:

    Ich hatte Oscar Wilde aus irgendeinem Grund im Kopf und deshalb hab ich da wohl was vermischt...

    Ich bin jetzt gerade erst bei Teil 2 angelangt, aber es sind schon bisher sehr viele Aspekte an dem Buch, die ich faszinierend finde.

    Es folgt eine kleine Aufzählung:

    Natürlich das Prophetische, dass diesem Buch anhaftet. Ich kann nicht sagen, in wieweit Orwell von anderen Werken beeinflusst ist, weil ich sie schlicht nicht gelesen habe. Aber an vielen Ecken muss man einfach denken: Würde die DDR heute erst gegründet werden, sähe sie wahrscheinlich sehr ähnlich aus, wie es Orwell beschreibt. 1984 war vielleicht etwas früh, aber die technischen Voraussetzungen, von denen er ausgeht sind heutzutage verfügbar, bzw. sind mittlerweile übertroffen worden.

    Dann die Stimmung die verbreitet wird. Die Sprache die verwendet wird, ist sehr schmucklos und die Umstände die beschrieben werden, lösen in mir ein sehr beklemmendes Gefühl aus. Zum Beispiel der Umstand, dass man ständig vom Staat direkt und ebenso von den Parteimitgliedern immerfort beobachtet wird und man fürchten muss, durch eine falsche Bemerkung oder auch nur auf Grund einer einzigen zweideutigen Geste in den Fokus der Gedankenpolizei zu rücken, was gleichzeitig den Tod, bzw die Vaporisierung bedeutet.

    Und der Roman ist voller interessanter Gedankenspiele:
    Ich liebe das Szenario, die einen in eine parallele Welt führen, wie hier mit den drei Machtblöcken Ozeanien, Eurasien, Ostasien. Ich denke, dass Orwell noch viel Platz lässt in der Ausarbeitung der Romanwelt, aber ich finde es sehr anregend mir eigene Gedanken zu einem solchen Szenario zu machen.
    Oder das Konzept der Neusprache, dass sich auf die Theorie bezieht, dass Menschen durch ihre Sprache in ihrer Persönlichkeit geformt werden können (woran ich zu einem gewissen Maß glaube. Man muss sich nur Nazi- oder Sozialismus-Sprache vor Augen führen).
    Oder auch das immer fortwährende Verändern der Geschichtsschreibung, um die Gehirne der Menschen zu waschen. Die Vergangenheit existiert quasi nicht mehr und die Erinnerung fällt schwer, wenn alle Beweise permanent vernichtet werden.
    Oder auch die zeitgenössische Kritik Orwells an der Masse der Menschen, in Form der Proles, die in Armut leben, aber nicht fähig zur Revolution sind, weil sie sich im System eingerichtet haben, denn die Partei behelligt sie nicht weiter.
    Interessant ist auch das Konzept des Zwiedenkens, dass ich selber noch nicht gänzlich geschnallt. Und und und und....

    Ich sollte vielleicht nicht so viel schreiben und mal weiter lesen. In diesem Sinne wünschen ich allen Usern hier ein erlesenes Wochenende!
     
  4. @frimaire
    Dann muß ich Orwells Originalworte darüber, daß er den Kommunismus im allgemeinen und die UdSSR im Speziellen mit Farm der Tiere aufs Korn nahm, falsch verstadnen haben :D
    "Napoleon" steht für Stalin, Schneeball für "Trotzki". Sagte er selber.
    Aber ich will nicht Haarespalten.
     
  5. Neben diesen Dingen, die du aufzähltest ist da noch die "Gedankenpolizei", die insbesondere in der allgegenwärtigen "Angst vor dem Überwachungsstaat" präsent ist.
    Die Dreiteilung der Welt kann man vielleicht sogar als "vollzogen" erachten - seitdem China sich in die vorderste Front der Weltwirtschftsmachten einreihte?
    Unendlich viele Spekulationen sind möglich mit und an diesem Werk.
     
  6. @Schmolle:

    Kurz in die Diskussion eingeCHaltet:

    "Zwei Herzen schlagen -ach!- in meiner Brust..." stammt mitnichten von Goethe (der, mit Verlaub, ein fast noch viel schlimmerer Borger, Klauer und Verfälscher war, als es Kai-Niels Bogena heute noch ist [wann knüpft jemand dieses pathologische Journaillen-Substrat eígentlich zeitnah mal auf??!!]), sondern stammt aus den Federn anderer:

    1773 Wieland "Die Wahl des Herkules":
    "Zwei Seelen - ach, ich fühl es zu gewiss
    bekämpfen sich in meiner Brust!"


    Racine "Cantiques spirituels":
    "Je trouve deux hommes en moi!"

    Paulus Römerbrief 8/25:
    "So diene ich nun mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde!"


    Soviel zum Thema Epigonismus... Noch was?
    Ach ja: Kerouac ist Scheiße!!!

    Aber das führte ich ja lang und breit im "Wer liesst denn noch Heutzutage?"-Thread 2.0 aus ... :tnx:
     
  7. @Meister des Googlens
    Ich kenne es von Goethe und habe nicht behauptet, daß dieser Claim von ihm im Original ist.
    Ob er nun "klaute" oder nicht - er ist Deutschlands Meister der Worte.


    Wg. Kerouac
    Er schreibt bisweilen langatmig und langweilig - wenn man das als Scheiße bezeichnet, dann stimmt es. Das was er beschreibt ist großartig - wenn ers anders beschrübe, dann wäre es wohl sogar noch besser - aber er schrieb nciht mit dem anspruch es stilistisch formvollendet hinzukriegen sondern: Das aufzuschreiben, was ihm gerade einfiel.
    Das kann man nun so oder so deuten: Er hat nur Rohfassungen verkauft und das sensationell. Er kaschiert unter diesem Spruch seine Unfähigkeit sich unterhaltend auszudrücken.

    In der Beatnik-diskussion gings nciht darum ob Keraouac Scheiße schrob, sondern ob der "Beatnik" uns heute noch etwas sagen kann!

    :tnx:
     

  8. Ich war etwas über die Interpretation von frimaire irritiert.

    Orwell war meines Wissens nach in der Tat ein Gegner des Kommunismus in der damals praktizierten Form.
     
  9. @Schimmelreiter
    Mir war auch so. Man kann das vor- oder Nachwort zu dem Büchlein lesen, da müßte es in Originalworten von Orwell selbst oder aber des Übersetzers stehen.
    Farm der Tiere ist eine Allegorie auf den Sozialismus/Kommunismus der UdSSR.
     
  10. Ach Schmolle - mein Held! :applaus:

    Mein "Google" nennt sich Geflügelte Worte und ist (passend zum Thread!) selbstverständlich ein Buch.

    Wessen verdächtigst Du mich hier eigentlich?! :roll:

    :knutsch:

    Und guck gefälligst gelegentlich in den 2.0-Thread auf Seite 48 ! Da hatten wir das schon mal !!!


    Oder, wie Spliff weiland sungen: "Dejá vù" ... :D
     
  11. @ Hans Koschnick, welcher sich Im Jenseits von Zeit und Raum befindet:

    In diesem Bezug sollte unbedingt der Klassiker "Eine kurze Geschichte der Zeit" von Stephen Hawking nicht unerwähnt bleiben!
    Ohne falsche Bescheidenheit verkündete der als Meisterdenker gerühmte Physikprofessor aus Cambridge sein Lebensziel: „Ich möchte herausfinden, woher das Universum kommt. Wie und warum es begonnen hat. Wie es enden wird, und wenn, wie dieses Ende aussehen wird.“

    Das mMn bisher eindrucksvollste Gedankenmodell zum Universum.
    Zugegeben: an manchen Stellen, besonders ohne Grundlagenwissen zur Quantentheorie, schwer zu verstehen. Trotzdem sind viele Gedanken so klar formuliert, dass sie dem Leser unbedingt logisch erscheinen.


    Zur besseren Verständlichkeit hat Hawking das Buch noch einmal überarbeitet und als "Die kürzeste Geschichte der Zeit" neu aufgelegt. Habe ich selbst jedoch noch nicht gelesen.
     
  12. @koschi
    Mußt du mich gleich so rot anbuchstaben, heh?
    Ich guck da irgendwann schon noch hin - so ich denn dazukomme.

    Ansonsten ist alles im Lote, Herr Kote :D

    "Wg. Klassiker"
    Das Wort wird hier mittlerweile inflationär für alle möglichen Bücher verwandt. Hawking gilt in der "physischen Welt" z.B. als isoliert und nicht relevant :eek:
    Ob ers schafft das "Universum in der Nusschale" zu entwirren und/oder die "Weltformel" zu finden wird angezweifelt.
    Er hat es geschafft, einige physische Probleme der Allgemeinheit zugänglich zu machen - aber mitnichten würde ich das Buch als einen Klassiker einstufen.
    "Kult" wird/wurde genauso inflationär - vor allem im Bereich der Musik - benützt.
     
  13. @Schmolle:

    Ich finde rot eben klasse - im Gegensatz zu schwarz, gelb oder gar kackebraun ...

    Von Oranje und "königs"blau ganz zu schweigen! :D
     
  14. @koschi
    Wolltest du mir jetzt auch gleich noch gesinnungstechnisch um die Ohren watschen? Ick gloobe et hackt, Alter!
    Keine politischen Farbendiskusionen bitte. Ein Saarländer hat Deutschland umkrempeln wollen - Es bleibt zu hofen, daß es dem anderen auch nicht gelingen wird! :D
     
  15. @Schmolle:
    Das Buch als Klassiker zu bezeichnen ist sicherlich nicht richtig, zumal es keine literarische Relevanz hat... mein Fehler!

    Aber Stephen Hawking in der physischen Welt als isoliert und nicht relevant zu bezeichnen halte ich doch für sehr weit hergeholt.
    Er ist einer der höchst anerkannten und dekorierten Wissenschaftler unserer
    Zeit. Zudem belegt er einen der angesehensten Lehrstühle.

    Es sollte doch schon zwischen dem einerseits genialen Wissenschaftler und andererseits populistischen Autor und seinen nicht wissenschaftlichen "Gedankenmodellen" unterschieden werden !!!
     
  16. @Schmolle

    Was hast du gegen die Bezeichnung "Kult"? Ich finde sie sehr nützlich - zeigt sie doch schnell, wovon man getrost die Finger lassen kann.

    GWG Niedersachse
     
  17. @Niedersachse
    Wenn einer Kult ist, dannHorst mit sien Lanz!

    @Sgt. Goose
    Die Meinung haben die Physiker, die sich mit den "aktuellen Problemen" der Physik beschäftigen. Ich such nochmal die entsprechenden Artikel her und stelle sie hier rein. Am Renommee rütteln sie weniger als an seiner Relevanz.
     
  18. @Schmolle:
    das wäre nett..würde mich sehr interessieren! Reicht ja vielleicht auch als PN!

    Relevanz ist relativ.
    Hawking ist auf dem Gebiet der Schwarzen Löcher der wohl bewandertste Wissenschaftler.
    Schwarze Löcher sollen aus Antimaterie bestehen, welche wiederum DER Schlüssel zu neuen Energien sein soll... halte ich für sehr relevant.
     
  19. Cult ist cool - ob nun mit oder ohne Blue Oyster... ;)

    @Schmolle:
    Schappoh, mein Bester - alles richtig erkannt... :knutsch::tnx:

    (Sachma - wollte ich Dir nicht schon vor geraumer Zeit das "Take It Or Leave It" von Raymond Federman zum Lesen überlassen? Oh Gott, wie peinlich ... Sendung folgt alsbald!) :cool:
     
  20. @koschi
    The Cult mit Billy Duffy/Ian Astbury rulen! Die anderen haben keine Angst vorm Sensenmann!

    @Goose
    Zur Theorie der Enregiegewinung aus Antimaterie kann bislang gesagt werden: Sie ist in etwa so kostspielig wie die Halbwertzeit des Plutoniums lang ist. Steht in keiner Relevanz eines Kosten/Nutzenverhältnisses, und das ist nicht relativ :D Zudem ist Antimatierie die instabilste Materie überhaupt und fliegt einem gleich um die Ohren! Nicht beherschbares Instrument, nach gängiger Meinung.
    Aber diskutabel ist alles :D
    Artikel mit Qulle kommt, entweder mit PN oder hier in diesem Etablissement!

    @violante
    Habe ich dich mit meinem Hinweis auf den ruheraum verschreckt? Ich hoffe nicht. Oder bist du auf dem dortigen Sofa (sehr kuschelig im Übrigen) in einem Palaver zwischen Edgar Poe und Ernest Hemingway über amerikanische Whiskeysorten hineingeraten :) ?

    @koschi
    Du wolltest mir das mal zusenden und wenn ich in Bärliehn mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich sogar das Buch schon "so" mit in Empfang nehmen können.
    Würd mich über Post freuen!