Wer liesst denn noch heutzutage?

Dieses Thema im Forum "Off Topic" wurde erstellt von Schmolle, 24. Juni 2008.

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  1. Kink

    Kink

    Ort:
    Am Meer
    @stiltskin

    1. Ich weiss wohl, dass ich das nicht muss. Sie dürfen mich auch ruhigen Gewissens duzen. Meinerseits werde ich jedoch beim "Sie" bleiben. Das mag schrullig wirken (---> kinky) ist mir aber aus vielerlei Gründen lieb geworden.

    2. Ich habe schon einige Bücher abgebrochen. Zumeist waren sie schlicht schlecht. Bei Nabokov ist das schwer vorstellbar. Da Sie es unbedingt versuchen wollen: Viel Glück! Es sollen jedoch tatsächlich schon etliche Menschen glücklich und zufrieden gestorben sein (nachdem sie sehr alt wurden und fast den ganzen Tag ein Lächeln auf den Lippen trugen und sich stets in Treue und Redlichkeit übten) , ohne überhaupt jemals von Nabokov gehört zu haben...
     
  2. Die Haltung die Kink vertritt vertrete ich ebenso: Eines meiner Vorurteile insbesondere auf die "Klassiker der Literatur" bzw. "sämtliche Nobelpreisträger" ist der, daß es unleserlich ist.


    Schätze mal, das ist ne äußerst subjektive Sichtweise (die insbesondere im "alten" Thread auch desöfteren mal hochschwelte).
    Bei "Russen" ist Koschi ja erster Ansprechpartner und ich glaube, er hält die für "überschätzt", wenn ich da richtig liege. Aber ist Nabokov noch ein Russe? Er ist ja eher Weltmann (Nur einen Roman übern notgeilen "Greis" der ne 14 jährige flachlegen will, bzw. so lange überlegt bis ers doch nicht macht zu schreiben halte ich persönlich nicht für Weltliteratur. Das zu verfilmen für überflüssig, nen Remake davon zu machen, ist dann aber schon fast wieder hitverdächtig :D) )- wenn die Tatsache, daß man emigriert dazu beiträgt Weltmann zu werden, dann gibts da einige in dieser Kategorie, denen man das Attribut "Weltmann" nicht gerade billigen würde: Honecker z.B. :lol:

    Oh ich bin abgeschweift und wollte euch nicht unterbrechen, sorry!
     
  3. Mir ist auch schon aufgefallen, dass so mancher großer Klassiker der Weltliteratur nicht lesenswert ist. Das zu verallgemeinern halte ich aber für gewagt. Ich habe schon so manche schöne Lesestunde mit so manchem Klassiker verbracht.

    @Kink: Ich hab übrigens auf Seite 2 meine Sicht der Dinge zum Ende von Schiffbruch mit Tiger geäußert, falls es dir entgangen sein sollte :D
     
  4. Vorurteile? :D
    Ich lese gern Klassiker - hängt auch mit meinem Beruf zusammen, glaube ich. Ich ruhe mich gern auf Thomas Manns absätzeumfassenden Sätzen aus, ich bin immer wieder entzückt von Kafkas kristallklaren Satzgebilden und der Unmöglichkeit, jemals endgültigen Sinn in seinen Paradoxen zu finden, liebe Dürrenmatts Humor, reibe mich gern auch einmal an Jelineks spröder Prosa, ...
    Ach...
    By the way, ich glaube nicht, dass Kafka Wodka trinkt, der nimmt vermutlich lieber eine Schale Erdbeerblütentee...

    Ich glaube auch nicht, dass man "die Klassiker" gelesen haben muss. Meiner Meinung nach kann man das halten, wie man will.

    Ich mochte "Pnin" eigentlich sehr gern. Eigentlich recht humorvoll, der olle Vladimir. Wenn er denn mal mochte...

    Immer doch.




    Wer Kafka mag, sollte es im Übrigen mal mit Hermann Ungar probieren. Gehörte nicht dem Prager Kreis an, Max Brod mochte ihn wohl nicht besonders leiden, dafür machte sich Thomas Mann mal für ihn stark.
    Besonders "Die Verstümmelten" kann ich nur empfehlen.

    Und wenn ich mal wieder einen Moment Zeit habe, kann ich das auch kurz rezensieren.
     
  5. @stiltskin
    Klar Vorurteil, sagte ich doch in dem ersten von dir zitierten Absatz! :super:

    Ich hab mir für 2011 vorgenommen ein "Nur Klassiker Lese jahr" einzuschieben, da ich da im Moment "kein Bock" drauf habe. Freundinnen von mir sagen mir immer wieder, das ich schwere Defizite auf diesem Gebiet habe (die ostdeutsche Schule war in Bezug auf Klassiker im Deutschunterricht sozusagen mal die "Bessere") und das obwohl ich mehr lese als viele andere.

    Dürrenmatts "Physiker" find ich z.b. recht witzig (Thema wieder aktuell, wie ich finde), thomas mann (das büschen was ich angelesen habe) zu "schwurbelig (ich muß immer denken: Komm auffen Punkt, Alter!), Nietzsche finde ich sehr gut (seine Sätze sind "quasi gedrechselt" und lesen sich in einem Guss. Außerdem sind seine Aphorismen und Gedichte sehr musikalisch). Nun ja - ich hab erst 20-30 von diesen "Klassikern" durch und das ist zuwenig um ein "Kompletturteil" abzugeben.
    Es gibt aber eben ein paar Sachen die ich lesen will (Voltaire z.B., Dickens, Shakespeare, div. griecheische und römische Philosophen und vieles mehr) nur die will ich "genießen" das heißt dann nicht schnellesen und "durchfliegen" wie ich es sonst mit Literatur tue (schnellesetechnik) insb. bei Sachbüchern, Biographien, Fachbüchern.

    Wg. Kafkas Wodkakonsum
    Er hätte 100 Jahre früher geboren werden sollen und sich mal mit Poe darüber unterhalten sollen, was das leben doch für ein "Scheisdreck" ist :D
    Wäre mal ne neue Idee für "Die Vermessung der inneren Welt".
    Hätte Kafka sich mal einen Wodka gegönnt ab und an, wäre er wahrscheinlich besser klar gekommen. Und Poe hätte man in'n Ar.sch treten müssen, und die Buddel beizeiten wegnehmen.
    Ach.... :D
     
  6. Ich lese gerade "American Psycho" von Breat Easton Ellis.
    Sehr interessant seine Bücher nacheinander zu lesen.
    Hab jetzt davor "Unter Null" und "Einfach unwiderstehlich" gelesen.

    Sein Schreibstil war für mich anfangs zwar gewöhnungsbedürftig,
    zieht einen aber nach einer gewissen Weise in den Bann.

    "American Psycho" geht aber gegenüber den ersten beiden Werken eine ganz andere Richtung.
     
  7. Ich hab von ihm nur American Psycho gelesen und fand es sehr abgefahren und sehr gut. Wobei ich die Kapitel mit den CD Rezensionen dann irgendwann nur noch überflogen habe, weil die schon arg langweilig waren für mich.
     
  8. Also ich bin erst so bei Seite 200, hatte bisher nur eine Rezension von Genesis.
    Wenn dir das Buch gefallen hat, kann ich dir empfehlen,
    die ersten beiden Bücher zu lesen.
    Im zweiten Buch, ist der Bruder von Patrick Bateman einer der Hauptcharaktere.
    er selbst hat auch einen kurzen auftritt.

    Thematisch bewegen diese sich aber auf einem nicht so brutalen Terrain.
     
  9. Das brutale Terrain war auch nicht ausschlaggebend für mich, dass mir das Buch gefallen hat. Ich fand die Charakterisierung und entwicklung der Story sehr abgefahren und lesenswert.


    Wo wir gerade schon bei abgefahren sind. Ich les gerade Opus Pistorum von Henry Miller und kann nur sagen: Absolut eklig und krank. Es geht nur um den vollzug des Koitus mit allem was so rum läuft. Warum das Kunst ist erschließt sich mir nicht.
    Für nähere Rezensionen müsst ihr dann schon selber googeln :)
     
  10. Habe auch nicht gemeint, dass es dir deswegen gefallen haben könnte ;)

    Thematisch gehen die ersten Bücher auf reiche Jugendliche und deren Partyleben ein.

    Wobei auch dort die Oberflächlichkeit und der Materialismus aufgefasst werden. Aber nicht so stark wie bei American Psycho.
     
  11. Also ist die zeitliche Abfolge schon ganz gut, wenn man die zu erst liest nehm ich an?
    Ich werd jedenfalls bei gelegenheit mal dran denken und mir die Bücher zu gemüte führen.
     
  12. Allerdings. Man hätte mit den ersten anfangen sollen.
    Aber ich denke es macht nichts, die ersten beiden Bücher nach American Psycho zu lesen. Es besteht eine größere Verbindung zwischen den ersten beiden, wie von den beiden zu American Psycho. Die folgenden Bücher von ihm sollen dem Beispiel folgen, wobei ich diese noch nicht gelesen hab. Bin ja grad erst bei American Psycho.
     
  13. Vorhin gings auf ums Weltliteratur. An die Experten:

    Wie erbaulich ist es James Joyce' Ulysses zu lesen (evtl. im Orginal, leider bin ich in keiner anderen Sprache sattelfest genug, dass zu tun).
     
  14. Als mehr oder weniger neuer User klinke ich mich mal ganz frech in dieses doch sehr erbauliche Thema ein :D

    Gleich an vorderster Front sollte erwähnt sein, dass ich wenig (bis gar keine) "Klassiker" lese (gelesen habe). Vielleicht wurde ich einfach durch die Schule damals schon abgeschreckt. Habe es nämlich ehrlich gesagt nie wirklich probiert, aber wenn ich hier mal so durchschaue, dann käme es vermutlich in näherer Zukunft mal auf einen Versuch an, ob ich mich dafür sensibilisieren kann. Für diese neue Sicht schon mal ein großes Dankeschön an die hier Mitschreibenden!

    Zu meinen Lesegewohnheiten: Im Grunde habe ich erst vor wenigen Jahren aktiv angefangen zu lesen, hauptsächlich Thriller. Lasse mich aber auch gerne von humoristischen Büchern einnehmen (aktuellstes Beispiel hierbei sicherlich Jaud). Des Weiteren bin ich absoluter Fan von Kurzgeschichten unterschiedlichster Art und Weise - im Fachjargon auch Klolektüre genannt :lol: Sehr zu empfehlen hierbei an allererster Stelle Woody Allen!


    Rezensionen folgen sicherlich noch von mir, aber vorerst möchte ich eine Frage in den Raum stellen, die mich schon länger auf der Suche nach neuen Thrillern bewegte.
    Was haltet ihr von Fortsetzungen? Also Bücher, die zwar auch einzeln lesbar sind, im Grunde aber einfach nur aus einer kompletten Reihe stammen mit der/den immer selben Hauptfigur/en.
     
  15. Schmolle - ich halte die "großen Russen" für alles andere als "überschätzt", Du liegst PHalCH! Gerade den "Revisor" (Gogol) oder die Novelle "Pique Dame" von Puschkin mag ich sehr!!!
    Dostojewski war verrückt!
    Gorkij und Scholochow ("Tichyi Don - Der stille Don") schrieben zur Unzeit!
    Pasternak (leider) verfemt!
    Majakowski (zu) kritisch - aber hervorragend!
    Und Nabokov und Solschenizyn schließlich beide etwas zu verbittert, um als "normal" gelten zu können...

    Alles in allem aber hat die russische/sowjetische Literatur ganz hervorragende Beiträge zu Poesie und Prosa geliefert - da kann sich so mancher der heutigen gefeierten "Bestseller-Autoren" mal 'n gehöriges Beispiel nehmen! Und was ich persönlich sehr bedaure, ist der Tod von Chinggis Aitmatow. Der war Kirgise --- und ein atemberaubender Geschichtenerzähler!

    Lesenswert von ihm?? ALLES !!! :applaus:


    (Für überschätzt hielt ich Kerouac: Thread 2.0, Seite 39...)
     
  16. @Rucksackfranzose:

    Lies Dir bitte mal folgenden Artikel durch...

    Harry ist sicher DER Übersetzer englischer und irischer Literatur in Deutschland schlechthin - nur beim "Ulysses" kam er zu spät. - Das Original zu lesen? Schwer zu sagen - mein Englisch ist zu arm, um alles zu verstehen... :(
     
  17. @Koschi
    Soll ich Abbitte leisten? :D Nein, ich hab da den Kontext falsch verstanden aber nicht das Kerouac Postulat auf "die russen" übertragen :tnx: :D

    Immer willkommen, liebe Leute!

    Zu American Psycho kann ich viel beitragen. Ist eines meiner 10 Lieblingsbücher in der 2.0 version dieses threads.
    Verbindung Ellis zu den Russen: Das Werk "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" wird ganz am Anfnag des Buches erwähnt - als quasi Vorbemerkung.
    Seitdem ist mir der Name dostojewski nicht merh nur per Namen geläufig.
    @koschi Wer in den Bleiminen arbeiten durfte und die Erfahrungen machte, wie Fjodor, der wird zwangsläufig verrückt - diess Buch (Aufzeichnungen) gibt Auskunft darüber.
    Während Fjodors Charakter äußerlich und innerlich verwahrlost und sich in seine vor Dreck starrende Bude zurückzieht ist der Charakter von Ellis`"nur" innerlich verwahrlost. Die Ergüsse über die Lieblings zeedehs erinnern an Beschreibungen von Werken der Klassik - Satire at its best, da Ellis "Weichspülermukke" beschreibt as wären es die Monumentalwerke der Musik seit Erfindung der Tonleiter.
    Kaufrausch, Anoymität, Individualismus alle Kennzeichen der "Yuppigeneration" nimmt Ellis aufs Korn und überzeichnet satirisch sein blick auf die Endachziger. Genial.
    Das buchgewordene Statement Jello Biafras: "Die Yuppies haben wir den Hippies zu verdanken. Sie müssen sich jetzt alles kaufen, was sie früher in ihren LSD Träumen sahen!"
     
  18. Ich lese gerade nen Klassiker ROTER DRACHE von Thomas Harris
     
  19. Hurrikan

    Hurrikan Guest

    "Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat, ward ein Konigssohn von einer alten Hexe verwünscht, dass er im Walde in einem großen Eisenofen sitzen sollte ... für den Rest seines Lebens ..."


    Schreckliche Vorstellung, oder?


    Aber genau dies ist das Schicksal des Narzissten: seelisch missbraucht, ausgebeutet, verraten, verletzt in seiner Kindheit - geflohen hinter einen immens dicken Schutzpanzer, unempathisch und eis(en)kalt.

    Anhand des Märchens "Der Eisenofen" der G'brüder Grimm versucht der Autor dem NichtNarzissten die Welt der Narzissten in sehr einfühlsamer Weise näher zu bringen. - die Psychologie einer modernen und doch 'uralten' Krankheit, dem Dasein im Egorausch zwischen Übermaß und Maßlosigkeit, als Opfer und Täter zugleich..

    Der NARZISST - in seiner gesamten und nach außen hin (scheinbar) glänzenden Grandiosität, jedoch drinnen prall gefüllt mit tiefer Leere sowie panischen Ängsten vor dem AlleinSein - rast- und ruhelos auf der Suche und Sucht nach Liebe (Ich muss perfekt sein, damit ich geliebt werde. Liebe muss erarbeitet werden.), der dich eis(en)kalt fallen lässt, wenn er dich bewusst und restlos 'ausgesaugt' hat.

    Man muss kein HobbyPsychologe sein, um das Buch lesen zu können. Man sollte aber Mut haben sich darauf einzulassen, da der Autor schonungslos Einblick in die tiefen Abgründe der brutal verletzten Seele gewährt.

    Man muss nicht verstehen - aber man kann versuchen zu verstehen - und damit das 'Anderssein' vieler seiner Mitmenschen.
    Der Narzisst weiß (meistens) nicht, dass er Narzisst ist - WIR übrigens auch nicht - bis zum Tag X ... bis zum großen BigBen ... wenn die Maske fällt - wenn Dich seine WUT das erste mal wie aus dem Nichts trifft ....


    Gänsehaut pur!!!!


    EDIT:
    Erst heute heute, nach 12 Jahren, gelang es mir anhand dieses Buches das 3 1/2jährige Drama meines damaligen Partners (diagnostizierter Narzisst) und Vater meines Kindes, ein bisschen zu 'verstehen' und neu zu bewerten.
    Endloser Fall, nachdem sich dieser damals geoutet hatte:"JA! Ich habe Dich und unser Kind zu meinem persönlichen Vorteil BENUTZT!"




    Und deshalb ist LESEN mitunter soooooo wichtig - heutzutage


    :tnx:
     
  20. Vor den Ellis-Büchern hab ich auch alle Harris-Bücher gelesen.
    Fand Roter Drache auch richtig Klasse.
    Um einiges besser wie der Film.
    Hast du auch schon die anderen Bücher von ihm gelesen?