Was seid ihr von Beruf?

Dieses Thema im Forum "Off Topic" wurde erstellt von ostfriesland_1, 28. Juni 2008.

Diese Seite empfehlen

  1. LotteS

    LotteS

    Ort:
    Burgdorf
    Kartenverkäufe:
    +154
    Meine Schwiegermutter ist pensionierte Grundschullehrerin... Sie sagte, dass oftmals die klugen Kinder total allein gelassen und nicht gefoerdert werden, weil sie die Minderheit in einer Klasse mit zB 20 Kindern sind, von denen mindestens 5 verhaltensauffaellig sind, Lernbehinderungen diagnostiziert sind, sprachliche Barrieren riesig, oder es sogar traumatisierte Kinder aus Kriegsgebieten sind. Die Kinder koennen dann oft in Klasse 4 weder einen ganzen Satz schreiben, noch bis 100 sicher rechnen oder sich laenger als 5 Minuten konzentrieren... Die Lehrkraefte koennen sich auch nicht zerreissen - traurig, dass auch diese weiterhin komplett allein gelassen werden...
     
  2. LotteS

    LotteS

    Ort:
    Burgdorf
    Kartenverkäufe:
    +154
    Diese 1.0 werden ja in gaengiger Praxis oft als Referenz zur Korrektur gewertet: Die beste Klausur sind 100%, auch wenns tatsaechlich nur 85 waeren oder dergleichen :zwink2:
     
  3. Problem gefunden - die Eltern sind schuld :D
     
    FatTony gefällt das.
  4. Ich weiß nicht wie die werten, oftmals offenbar willkürlich bzw. nach dem Motto "passt schon". Ich saß mal in einem Diplomvortrag von zwei unserer Studenten. Die haben durchaus gute Arbeit hingelegt, wenn auch nichts weltbewegendes. Im Anschluss an den Vortrag kommt dann üblicherweise die eigentliche Prüfung, aber der Professor meinte "Ich habe einige Anmerkungen zu ihrem Vortrag anstelle von Fragen". Und dann hat er ihnen erklärt was sie alles falsch gemacht haben, welche Annahmen nicht stimmten, wo sie anders hätten vorgehen müssen usw. usf. Beide sind mit einer 1.0 raus gegangen und ich dachte ich bin im falschen Film....der hat denen eine Auszeichnung gegeben (Note 1.3 bekommt man, wenn man die Aufgabenstellung zu 100% erfüllt und eine dementsprechende Arbeit abgegeben hat. Für eine 1.0 muss man über die Aufgabenstellung hinaus gegangen sein).
     
    Cyril Sneer und opalo gefällt das.
  5. LotteS

    LotteS

    Ort:
    Burgdorf
    Kartenverkäufe:
    +154
    Ich hab zwar keinen Studienabschluss, aber dennoch eine Schulbildung genossen, bei der ich durchaus was gelernt hab.

    Fuer meinen Sohn hingegen schwant mir boeses... Armes Deutschland :(
     
  6. Mit anderen Worten: für durchaus solide, gute Arbeit wurden eure Studenten voll belohnt.
    Cool, will auch dahin :D

    Dann ist aber ja auch kein wunder, wieso die von der Uni kommenden, die ich als Azubis / Praktikanten die ich kennenlernen durfte, zur Hälfte ca. aus arroganten Schnöseln / aufgeblasene Schnepfen bestanden. :tnx:
     
  7. Es ist jetzt nicht so, dass nur lebensunfähige Trottel von den Unis (oder eben den Schulen) kommen oder die Ausbildung nichts wert wäre. Wer will, der bekommt schon ne gute Bildung mit möchte ich meinen. Wir haben, gerade letztes Jahr, zwei extrem gute, engagierte, selbstständige Studis gehabt (Bachelor), die uns richtig, aber so richtig Arbeit vom Tisch genommen haben. Die hätten wir sofort eingestellt, wenn sie denn gewollte hätten (aber die feinen Herren müssen ja unbedingt ihren Master machen....;) ). Man muss halt nur eben viel stärker auf den Lebenslauf gucken und weniger auf die Noten.
     
    Dennis81, LotteS, Cyril Sneer und 2 anderen gefällt das.
  8. Und den Leuten trotzdem ne Chance geben, man kann den Leuten nicht in den Kopf gucken, vom Bewerbung / Lebenslauf lesen.
    Gut, außer da kommt dann was wie:
    "hir bewerbung auf: kauf Mann"

    Trotz angeblichem Abitur. Kein Witz, hat mein damaliger Chef mir mal gezeigt die "Mappe". Name / Adresse usw. Geschwärzt, also anonym wegen Datenschutz.


    Die Noten sagen nämlich gar nix aus. Jedenfalls nicht, über die tatsächlichen Fähigkeiten.

    Beispiel unser Englischunterricht in der Realschule. Ich stand immer zwischen 2-3, von Klasse 8-10.
    In den ersten beiden Jahren hatte wir ne "Lehrerin"... da gingen die Arbeiten teilweise so:
    Text mit 25-30 Zeilen, irgendwas durch 5 teilbares.
    Und dann entsprechend dieser Anzahl Fragen dazu.

    Hat man jetzt einfach den Text zur Frage abgeschrieben, also zur Frage 1 die Zeilen 1-5 usw.
    volle Punktzahl.
    Hat man aber wie ich, der 2 Jahre Gymnasium da hinter sich hatte, und schreibt die Antworten frei,
    wurde für jeden Rechtschreibfehler ein Punkt abgezogen.

    Beim Lehrerwechsel in Klasse 10 bin ich als einer von wenigen bei seiner Note geblieben :D
     
  9. opalo

    opalo

    Ort:
    Wo die Ruhr einen großen Bogen macht...
    Kartenverkäufe:
    +221
    Ich bestelle seit vielen Jahren nicht mehr bei Amazon, und zwar u. a. aus dem von Dir genannten Grund, aber auch, weil ich Amazons Marktmacht und Steuerspartricks nicht akzeptabel finde. Wenn man über Google einen Artikel sucht, bekommt man als allererstes Amazon-Angebote vorgeschlagen, und zwar reihenweise, bis vielleicht einmal irgend etwas anderes kommt. Klar, das ist bequem. Aber es geht mit ein, zwei Klicks mehr auch sehr gut anders. Ich finde es krass, wie clever Amazon ist. Mein Arbeitgeber hat normalerweise an einem echten Weihnachtsbaum Wunschzettel für u. a. Kinder in Hospizen, Heimen etc., die wir Mitarbeiter mitnehmen und erfüllen können. Dieses Jahr lief das komplett digital, und zwar ausschließlich über eine Amazon-Plattform. Man konnte bei Amazon bestellen, und die Sachen wurden über Amazon an die Einrichtung verschickt. Damit war ich raus und habe auch eine entsprechende Diskussion im firmeneigenen Internet angestoßen. Offenbar war ich nicht die Einzige, die deshalb nicht mitgemacht hat, denn es wurde schon kommuniziert, dass es künftig mehrere Wege zum Mitmachen geben soll (btw: übrig gebliebene Geschenkwünsche erfüllt mein Arbeitgeber, in der Regel bleiben aber keine übrig, dieses Jahr offenbar schon ;)).

    Die teils fehlende Selbständigkeit von Hochschulabsolventen ist mir auch aufgefallen. Bei uns ist selbständiges Arbeiten - natürlich nach entsprechender Einarbeitung - gefordert, einschließlich eigenständig Entscheidungen treffen oder zumindest vorbereiten mit Empfehlung, wenn es ein größeres Thema ist. Wir haben allerdings ein Teammitglied, das aus einem behüteten Elternhaus mit geradliniger Schulkarriere direkt von der Uni zu uns kam und das nach über zwei Jahren noch nicht versteht, dass wir "alten Hasen" gerne jederzeit Fragen beantworten, aber nicht in jeder Mail zu seinen Projekten in CC sein wollen und dass wir auch nicht wissen wollen, was derjenige über den Tag abgearbeitet hat. Es wird erwartet, dass jeder seine Projekte eigenständig bearbeitet und sich seine Termine selbst setzt, und zumindest für mich ist das ein großer Pluspunkt an dem Job... Umgekehrt haben wir jemanden, der eine Werkstudententätigkeit hat und sich von der Realschule über verspätetest Abi bis zum Studium hochgearbeitet hat, alles selbst finanziert. Diese Person packt ganz anders an und denkt auch ganz anders. Beides nebeneinander zu sehen fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
     
    Bremen und FatTony gefällt das.
  10. Sag ich doch.
     
  11. Flutlicht82

    Flutlicht82 Guest

    Die Lerninhalte ändern sich eben mit der Zeit. Meine Eltern hätten damals noch wegen mangelnder Schönschrift eine Klasse wiederholen können.
    Über Weihnachten war ich bei meinem Bruder, und meine Nichte(12 Jahre - Gymnasium), hatte Probleme zwei ganze Zahlen miteinander schriftlich zu dividieren.
    Der Grund warum so etwas heute wieder schnell verlernt wird? Wir haben damals in der Grundschule ein ganzes Jahr nur schriftlich dividiert/multipliziert und Rechenbeispiele als Textaufgaben gelöst.

    Heute wird bereits in der Grundschule versucht den Schülern mehr rein zu prügeln, dass die Schüler viel mehr lernen sollen inkl. Fremdsprachen, und damit bleiben jedoch andere Dinge auf der Strecke, wenn es schon durch 1-2 Monate lernen fürs ganze Leben reichen soll.

    Damals in den 90ern haben unsere Lehrkräfte auch geurteilt, wie das Niveau von den 70er Jahren zu den 90ern gesunken ist.
    Das lässt sich sozusagen bis zu den Römern zurückverfolgen, dass die Menschen immer unfähiger werden, und gleichzeitig in der Lage sind noch intelligentere Innovationen zu erschaffen.
     
  12. Früher war eben alles besser ;)
     
    Flutlicht82 gefällt das.
  13. Bremen

    Bremen Moderator

    Kartenverkäufe:
    +5
    :tnx: Allerdings sollten Eltern von hochbegabten Kindern es sich nicht so leicht machen, die Verantwortung hierfür allein den Schulen zu überlassen. Denn bei Institutionen wie z.B. die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. (DGhK) bieten unterschiedliche Projekte an, in denen hochbegabte Kindern zielfördernd gefördert werden.
     
  14. Bremen

    Bremen Moderator

    Kartenverkäufe:
    +5
    Korrekt, Zensuren sind schon lange nicht mehr das alleinige A und O. Denn was nützen noch so gute Noten, wenn diese nicht in die Praxis umgesetzt werden können? Und deswegen finde ich es auch zielfördernd, dass beim Bachelor mehr Wert auf Praxis und dem Erlernen von Soft-Skills gelegt wird, während herkömmliche Studiengänge eher den Eindruck vermitteln, dass es (fast) nur darum geht, den Stoff zu lernen. Unterm Strich ist dennoch entscheidend, was die Absolventen daraus machen.
     
  15. Da bist du auf dem Holzweg. Der Bachelor ist nicht vergleichbar mit dem alten FH-Studium wo mehr die praktische Seite vermittelt wird, während die Universitäten mehr den Fokus auf die wissenschaftliche Seite richteten. Sowohl die Hochschulen (FH ist bei denen ja mittlerweile verpönt) als auch die Universitäten haben Msc und Bsc im Programm, es ist halt die Frage ob du mit dem Bsc abschließt oder weiter machst bis zum Master. Und Softskills werden da meiner Erfahrung nach gar nicht gelehrt, die hat man sich früher im täglichen Chaos der Uni angeeignet während heute viel mehr vorgegeben wird. Aber wie es immer schon so war, wenn du mit intrinsischer Motivation an die Sache heran gehst, dann nimmst du auch viel mit. Wenn du nur studierst, weil von dir erwartet wird das du studierst, naja, dann wirst du da halt auch wie ein Lamm durchgeschleust...
     
    Dennis81, opalo und LotteS gefällt das.
  16. Bremen

    Bremen Moderator

    Kartenverkäufe:
    +5
    :tnx:
    Vor allem ist amazon auch nicht immer der preisgünstigste Anbieter, auch wenn das in den Köpfen oft drinsteckt. Wenn ich z.B. vor einer Erweiterung meiner Foto-Ausrüstung im Internet die Preise vergleiche, stelle ich oft fest, dass "mein" inhabergeführter Fotofachhändler, der im Dreieck nördliches Ruhrgebiet / Aurich / Bremen mehrere Filialen hat, mit den Preisen von amazon / Media Markt / Saturn etc. nicht nur mithalten, zum Teil sogar noch unterbieten kann. Und selbst wenn ich dort mal ein paar € mehr bezahle, dann ist mir das allein schon aufgrund der Top-Beratung es auch wert.
     
    opalo gefällt das.
  17. Flutlicht82

    Flutlicht82 Guest

    Nee, aber:
    :D
     
  18. Dennis81

    Dennis81 WVSC Sieger 287

    Ich habe Informatik studiert und arbeite nebenbei noch als Dozent an meiner ehemaligen (privaten) Hochschule. Ich begleite dabei ein Praktikum im ersten Semester. Die Entwicklung in den letzten Jahren ist beinahe erschütternd. Erstmal muss man immer wieder feststellen, dass Schulen im Bereich der Informatik bis heute quasi gar nichts machen. Auf der anderen Seite sind aber auch die Studierenden sooo übelst unselbstständig. Ich hatte gerade heute eine Veranstaltung und war negativ überrascht, wie wenig sich die Studenten mal mit der Thematik auseinandersetzen. Als ich in meinem Betrieb mal Azubis hatte, waren die hinterher besser drauf. Aber leider "darf" man den Studenten von heute irgendwie nicht so richtig vor den Koffer kacken... Es werden jedes Jahr weniger, die von sich aus eine angemessene Leistungsbereitschaft an den Tag legen. Und trotzdem bekommen die zum Teil gute Abschlüsse. Gleiches habe ich auch im Kollegium. Da haben wir studierte Mitarbeiter, die von ihrer Tätigkeit sooo wenig verstehen. Sagenhaft.
    Auf der anderen Seite habe ich gute Freunde, die sind den ganz langen Weg gegangen. Waren nie gut in der Schule, weil kein Bock auf die komischen Fächer. Im IT Sektor aber unglaublich talentiert. Sind dann über diverse Wege, zum Teil über Abendschule später doch noch ans Abi gekommen, haben studiert oder Ausbildungen gemacht und stecken so manchen in die Tasche.
    Woran das liegt? Keine Ahnung. Aber nur weil jemand studiert hat, heißt das noch lange nicht, dass er auch was kann. Genauso wenig hat ein gutes Abi Zeugnis eine Aussage über sein Auffassungsvermögen oder seine Leistungsbereitschaft. Immer dann, wenn ich bei uns Einfluss auf zu besetzende Stellen habe (ob Ausbildung oder Festanstellung) achte ich (als gefühlt einziger) auf ganz andere Dinge als bloße Noten oder witzlose Zertifikate. Finde es auch immer schrecklich, wenn anhand von Zeugnissen schon aussortiert wird
     
  19. Flutlicht82

    Flutlicht82 Guest

    Dann sollten Unternehmen ggf selbst ein Assessment-Center für einzustellende Personen durchführen.
    Firmen die so etwas machen, finden dann unter 20 Bewerbern idR zunächst ihren passenden Kandidaten.
    Das funktioniert jedoch nur, wenn die Unternehmen sich nicht von der falschen Seite präsentieren, und sich dabei in die eigene Tasche lügen. Wenn nämlich die Arbeitsaufgaben im realen Tagesgeschäft des Unternehmens viel langweiliger sind, als in den zuvor dargestellten Probeübungen, dann sind die beiden besten Kandidaten auch meist schnell wieder auf der Suche nach einem anderen Arbeitgeber. Schliesslich gibt es auch auf Seite des Unternehmens eine Bringschuld, um die von sich persönlich benoteten besten Leute zu halten.
     
    syker1983, opalo und Dennis81 gefällt das.
  20. Das zum Einen, zum Anderen fehlen sehr vielen Schülern heute wichtige Voraussetzungen. Eine Sache, die ich sehr bedaure, ist der Fakt, dass kaum ein Schüler mal ein Buch in die Hand nimmt. Da laufen nicht wenige -durchaus auch intelligente- bis zum 16. Lebensjahr durch die Schule, Lesen spielt überhaupt keine Rolle mehr privat, bestenfalls noch die Schullektüre. Da fehlt etwas ganz Wichtiges. Neil Postman hätte mE so Unrecht nicht, als er vor langer Zeit das Fernsehen kritisierte, in der heutigen Welt mit Spielkonsolen und PCs, Tablets und Co wäre er wohl durchgedreht. Die Schüler sind nicht dümmer als früher, natürlich nicht, aber es fehlen sehr wichtige Voraussetzungen wie zB sinnerfassendes Lesen oder abstraktes Denken. Andere Dinge kommen erschwerend hinzu, so zB dass erschreckend viele ihren Vater kaum kennen, die traditionelle Mutter- Kind- Geschwister- Familie findet man fast nur noch in der migrantischen Community, wobei einem dort dann wieder andere Probleme begegnen, zB Traumata und Aufwachsen unter absolut bildungs- und lebensfeindlichen Bedingungen, zB in Flüchtlingslagern in der Türkei. Die sprachlichen Barrieren ebenso, du kannst nicht in einem Jahr Deutsch lernen wie ein hier Geborener, da fehlen oft der Hälfte der Klasse einfachste Wörter aus dem Grundwortschatz, sodass viele Schulbücher zB nicht mehr im Unterricht verwendet werden können. Nat0rlich leidet das Niveau, wenn die Majorität der Klasse Deutsch nicht als Muttersprache gelernt hat, da darf man sich nichts vormachen. Inklusion übrigens genauso, da kommt dann pto I- Kind und Woche bestenfalls mal eine Doppelbesetzung für 1,5 Stunden und das dann, ohne im Thema zu sein. Wollte man, macht man, aber Kosten dürfen da nicht entstehen, lieber Sparen.Was die Schwiegermutter von @LotteS so berichtet, kann ich so unterschreiben, zumindest für die Gemeinschafts- und Grundschulen. Könnte hierzu auch endlos weiterschreiben, wollte sogar mal ein Buch drüber verfassen, aber dann war Frau Freitag schneller. Das bitte lesen, so ist heute Schule leider schon an sehr vielen Orten.