Staatliche Überwachung: Sicherheit total

Hier ist ein ziemlich interessanter Artikel zu dem Thema. Vielleicht entsteht ja eine nette Diskussion darauf. Ich finde den Artikel auf der ersten Seite etwas zu überspitzt formuliert, aber zum Ende hin wirds echt gut :svw_schal:

http://www.zeit.de/2009/33/Sicherheitswahn?page=1

 

Verschwörungstheoretiker!!!1elf


Nein im Ernst, ich finde, der ganze Überwachungsapparat hat schon beängstigende Züge angenommen. Es ist ja auch überhaupt kein Ende in Sicht, es kommen immer weiter neue Forderungen, welche Daten und Maßnahmen man im Kampf gegen den "internationelen Terrorismus" noch braucht. Eine gewisse Partei fordert in ihrem Wahlprogramm sogar den Einsatz der Bundeswehr im Innern (und das nicht nur bei Naturkatastrophen).

Das Schlimmste ist aber, dass sogar Entscheidungen vom Bundesverfassungsgericht einfach umgangen werden. Die Polizei darf auf die Daten der Vorratsdatenspeicherung nur bei schweren Straftaten zugreifen. Was macht man also? Man lässt entweder die Provider die Auswertung machen oder man ändert den Textbaustein bei der Anfrage.

Wären alle Überwachungsmaßnahmen seit 2001 auf einmal beschlossen worden, hätte es bestimmt einen großen Aufschrei gegeben. Aber alles wird scheibchenweise weiter ausgebaut. An Kontenabfragen bei Terrorverdächtigen hat man sich gewöhnt, dann kommen schwere Straftaten, dann auch leichte und plötzlich kann fast jede Behörde darauf zugreifen. Das ist wie mit dem Frosch im heißen Wasser, der bei der langsamen Erhitzung auch nichts merkt und darin stirbt (bitte nicht ausprobieren!).

Passend zum Thema habe ich auch einen Veranstaltungstipp:
http://www.FreiheitStattAngst.de

 

Dort wollte ich auch hin.. weißt du, ob von Bremen aus da ein Bus hinfährt?

 

Von einem Bus weiß ich leider noch nichts, aber man kann auf dieser Seite Bahntickets bestellen. Eine Alternative wäre das Wochenendticket, die Fahr dauert dann vermutlich länger, wäre wenn man zu fünft fährt aber deutlich billiger.

 

:svw_applaus:

 

Die erste Seite erinnert mich an ein recht gutes Buch von John Twelve Hawks, in dem es unter anderem darum geht, außerhalb des "Grid", wie er es nannte, zu leben und in dem jeder Mensch durch alle möglichen Kleinigkeiten überwacht wird, die allerdings keine Fiktion, sondern tatsächlich Realität sind.

Man darf bei dieser Diskussion nur nie außer Acht lassen, dass oft auch der Einzelne bereitwillig seinen Teil zu dieser Überwachung beiträgt, allein schon mit Paybackkarten aller Art. Insofern ist es nicht nur eine Frage staatlicher Institutionen sondern auch eines nicht vorhandenen öffentlichen Bewusstseins.

Bei diesen Kameras muss man auch bedenken, dass sie nicht zwingend Sicherheit in Form eines präventiven Einflusses bringen (außer bei Kleinkriminellen). Bei den Kofferbombern von Köln, die ja gerne als leuchtendes Beispiel herhalten, darf man nicht vergessen, dass die Videobilder keinen Anschlag verhindert hätten bzw. haben, sondern höchstens seiner Aufklärung dienen. Insofern ist die Sicherheit eher relativer Natur, was man auch im Kamerawunderland Großbritannien so schön sehen kann.

 

mal ehrlich auch wenn so etwas nicht gut zu heissen ist so ist das doch die total dramatisierte panikmache
eigentlich sind die infos da drinne doch total fürn Ups, ich muss meine Wortwahl ändern weil sehr viele sie nicht erkennen aufgrund dieser masslosen übertriebenheit
das wirkt doch auf jeden der sich damit nicht wirklich beschäftigt wie ein witz der danach sofort wieder vergessen wird

 

Das Problem ist doch, dass diese Information auf "seriöse" Art oft genug kommuniziert wird, aber es keiner ernst nimmt. Das Stilmittel im Zeitbeitrag finde ich gar nicht so schlecht und hinterher wird ja auch genauer darauf eingegangen. Nur leider ist es ein Beitrag in der ZEIT, so dass es ohnehin nicht jeden erreicht und der typische ZEIT-Leser erkennt meistens, ob das ein Witz ist oder mehr dahinter steckt.

 

Ohne zum eigentlichen Thema Stellung zu beziehen muss ich doch sagen, dass die Argumentation des Autors keine ist. Mit dieser "Das ist nur der erste Schritt in die totale Überwachung"-Logik müsste man ans andere Ende gedacht auch Steuerprüfungen und allgemeine Verkehrskontrollen verdammen, weil sie den Bürger unter Generalverdacht stellen. Der Grad der Staatskontrolle ist in einer Demokratie abzustimmen zwischen 0 und total. Wenn es zu vielen zu viel wird, verschwindet die Regierung wieder. Dass es so einfach nicht ist und Wähler beeinflussbar - z.B. durch Panikmache - sind steht auf einem völlig anderen Blatt. Aber um Kritik am System ging es hier ja nicht.
Am Ende wird es dann wirklich lächerlich. Da wird dann, nachdem man das Geburtstags-Paradoxon erklärt bekommen hat gefolgert: da unsere Autos sicherer werden, können wir die paar Islamisten mit ihren Kofferbömbchen gut verkraften. Klar, und wenn wir die Pest wieder einführen gibt es weniger Krebstote.
Ich halte die aktuellen Bestrebungen auch für übertrieben, aber etwas differenzierter und konkreter als nach dem Motto "Wenn ich totale Sicherheit will, muss ich mich erschießen" betrachte ich sie schon.

 

Ich habe das so verstanden, dass die Autorin darauf hinweisen möchte, wie weit es eigentlich gekommen ist: uns wird Angst vor etwas gemacht, das im Schnitt jeden 4. Millionensten Mensch betrifft. Klar, die Gefahr ist da. Aber fragen sich nur leider die wenigsten, was welche Maßnahmen überhaupt bringen, denn das wichtigste ist doch: mehr Überwachung soll angeblich immer ein Stück weiter die Sicherheit erhöhen. Das wird den Leuten immer wieder erzählt. Und dann ist es auch nicht mehr weit her, bis man vom ersten gefragt wird, ob man denn was zum verbergen habe :-D

Eine Stelle in einem Wahlvideo der Piraten hat mir gut gefallen (obwohl ich eine andere Partei wähle):
Ja, ich habe etwas zu verbergen: meine Privatsphäre

 

Das Video wurde bestimmt schon irgendwo mal gepostet, aber zu dem Thema ganz passend

Du bist Terrorist!