Politik und Fußball in Bremen

Dieses Thema im Forum "Allgemeines" wurde erstellt von Timbo, 5. Dezember 2010.

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  1. Bremen

    Bremen Moderator

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    Die Regenbogen-Fahnen, die in und um das Weserstadion sowie anderswo zu sehen sind, sind primär ein gesellschaftliches Thema. Wobei die Grenzen zur Politik selbstverständlich fließend sind. Denn Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und dgl. haben ihren Ursprung nicht in der Politik, sonden in den Köpfen der Menschen aus denen sich die Gruppen, politischen Parteien etc. rekrutieren, die dieses in den Köpfen von Menschen sitzende Gedankengut für ihre Zwecke auch politisch instrumentalisiern bzw. es befeuern. Und bloß weil Firmen aus wirtschaftlichen Interesse eine fragwürdige Doppelmoral hegen, kann das kein Argument dafür sein, dass z.B. gemeinnützige Vereine wie der SV Werder Bremen e.V. sowie deren ausgegliederten Profi-Fußball seine, wie es HHG forumlierte, klare Kante gegen Rassismus einzustampfen. Denn Sportvereine sind ein Teil der Gesellschaft und somit ist es legtim, dass Sportvereine sich so lange gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie etc. sich u.a. mit den Regenbogenfarben positionieren, so lange diese Dinge in unserer Gesellschaft grassieren.
     
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  2. Juri

    Juri Guest

    Die Regenbogen-Fahne steht vor allem für queere Interessen. Wenn du da jetzt Position gegen Rassismus reinnimmst, ist das vielleicht nicht ganz falsch. Aber man sieht schon, dass es nicht ganz so einfach ist. Wenn Werder sich das auf die Fahne heftet, sollte es klar sein. So klar ist es aber nicht. Mittlerweile stehen solche Aktionen auch für Ideologie. Da Werder auch kommerzielle Interessen verfolgt, ist es nicht so leicht, sich von denen abzugrenzen, die das nur hernehmen, weil es chic ist und zu Umsatz führt. Auch gesellschaftlich ist es nicht so leicht. Man kann auch berechtigte Anliegen missbrauchen, um von anderen Themen wie Vermögensverteilung abzulenken. Wenn Werder auch mal eine Fahne "Grundeinkommen" aufhängt, bin ich einverstanden. Ansonsten kann man es gerne den Fans überlassen. Die sind doch frei, im Stadion solche Fahnen zu hissen.
     
  3. Bremen

    Bremen Moderator

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    Selbstverständlich stehen solche Aktionen auch für Ideologie. Denn sich gegen Homophobie und u.a. auch Rassismus, Fremdenfeindlichkeit zu bekennen, ist das Vertreten einer Ideologie = ein gebundenes System von - in diesem Fall gesellschaftlichen - Weltanschauungen. Auf die Fahne "Grundeinkommen" am Weserstadion wirst du dagegen vergeblich warten. Denn ein Grundeinkommen zu befürworten, ist kein gesellschaftliches, sondern ein politisches Statement.
     
  4. Juri

    Juri Guest

    Jetzt gibt es die nächsten Aktionen für "Awareness" ums Weserstadion.
    Dazu Regenbogen-Fahne, Aktionen gegen Rassismus: Das ist alles ein bestimmter Sound, der ein bestimmtes Publikum anspricht, nämlich die "Lifestyle-Linken".
    Wenn man schon so etwas macht, was ist mit anderen Themen: Katar, Grundeinkommen, Armut in Deutschland usw.
    Dann kommt oft der Einwand: "Ja, aber wenn ich mich für solche Themen einsetze, dass heißt ja nicht, dass ich nicht AUCH für weitere Themen eintrete." Ja, davon sehe ich dann aber nichts.
     
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  5. Mir gehen die ganzen Sache rund um den Fussball tierisch auf dem Sack. Und zwar vollkommen unabhängig davon ob ich dazu stehe oder nicht. Lasst den Fußball Fußball sein und ihn nicht für irgendwelche Darstellungszwecke missbrauchen.
    Mir graut es schon vor der nächsten WM. Da wird der Fußball wohl eher zur Randveranstaltung des Ereignisses verkommen.
     
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  6. Dabei besteht Werder doch aus mehr als den drei ausgelagerten Sparten? Werder (als ganzer Verein) tritt für bestimmte Werte ein.
    Was ist daran so schlecht? Soll bspw. die 14jährige, in Syrien geborene Safiya aus der Turnabteilung nicht für 'Gewalt gegen Frauen' oder für Menschenrechte und gegen Fluchtursachen eintreten dürfen?
    Darf der Verein seinen Mitgliedern für solche Aktionen keine Plattform bieten?
     
  7. Wäre mir tatsächlich recht wenn man das trennen würde.
    Was ging mir die letzte EM auf dem Senkel. Das wichtigste vor und nach dem Spiel war mit was für einer Binde Neuer aufgelaufen ist. Alles andere war Nebensache. Und die WM wird noch schlimmer werden. Jetzt fangen sie in der Bundesliga auch an.
     
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  8. Lübecker

    Lübecker

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    ...aber er schrieb doch explizit "...rund um den (Profi)Fußball" :confused:
     
  9. Ja, das kann so gesehen werden, dass es ausschließlich um die 'heilige Kuh' Profi-Fußball geht. Kann.
     
  10. Juri

    Juri Guest

    Neuer und Goretzka, die sich billigen Applaus abholen, aber für die Sportfreunde Katar spielen, sind das beste Beispiel.
     
  11. MMn nervt es wirklich derzeit. Diversity an allen Ecken und Kanten .......
    Was helfen denn diese Bekennungen? Ja, da wo alles mal herkam in einer Art Schattenwelt lebend, als die Menschen verfolgt wurden
    und sie sich dem gesellschaftlichen Druck nicht aussetzen wollten. Ich meine allerdings die Menschen haben jetzt schon eine Menge erreicht,
    viele Dinge mit denen sich leben lässt. Sie haben sich diese Dinge z. T. schmerzlich erkämpft und ja, natürlich erleben heute auch Menschen
    eine andere Art als Akzeptanz, die der Anfeindungen, aber ändert man da mit einer "Armbinde" die Meinung der Menschen die eine andere
    Meinung haben?
    Ändern diese Dauerschleifen von Hinweisen auf Diversität die Meinung andersdenkender Menschen.
    Ja, selbstverständlich soll es einen CSD, soll es Demos/Proteste (mit aktuellen Bezug) geben und natürlich soll Gewalt wie auch verbale
    Gewalt unter Strafe gestellt werden, aber muss man Andersdenkende ständig "unterstellen" sie hätten eine homophobe Einstellung.
    Ist es nicht eher legitim eine ablehnende Art gegenüber z. B. der Homosexualität zu haben, wie auch sich für die diese eben auszusprechen
    und sie zu leben?
    Ist es nicht eher eine Frage der Haltung gegenüber Menschen mit einer anderen Sexualität? Ich halte nichts von erzwungenen Haltungen
    zu einer Sache.
    MMn ist es wichtig Kinder früh genug auf diesen "Pfad der Akzeptanz" zu führen. Schule und Elternhaus hätten da eine große Verantwortung.
    Medien eben auch, aber diese in Teilen überbordende Präsenz ist mMn sehr nervig.
     
    Zuletzt bearbeitet: 26. November 2021
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  12. Lübecker

    Lübecker

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    Du musst heute gegen etwas sein, damit Du nicht dastehst, als dafür zu sein. Ein Leben dazwischen, also einfach nur akzeptieren, u.a. damit, diese Haltung einfach nur an die Kinder weitergeben, ist schwierig.
     
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  13. Geht mir ähnlich, dieses ständige Nudging nervt nur noch. Es ist einfach zu viel des Guten, zumal da ständig ein Vorwurf mitschwingt, wie scheiße und langweilig ich als (mittel-) alter weißer Stino- Mann doch bin.
     
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  14. Okay, keine Gegenrede, bloß ein Perspektivwechsel:
    Als junger Mensch, so unter 12, lerne ich durch das, was meine nähere Umgebung mir vorlebt: Eltern, Verwandschaft, Freunde, Nachbarschaft, Bekannte; da habe ich noch keinen großen eigenen Erfahrungsschatz, auf den ich zurückblicken bzw. -greifen kann.
    Da kommt eine solche Botschaft (Gewalt gegen Frauen/Mädchen ist nicht 'normal', nicht 'berechtigt') vermutlich ganz anders an als in den Köpfen vieler 'alter weißer Männer', die hier schreiben.
    Auch bei von Gewalterfahrungen betroffenen Frauen kann solch eine Botschaft hilfreich sein, einen Impuls setzen, etwas zu verämdern.
    Gleichzeitig kann es Menschen, die keine Gewalterfahrungen haben (zumindest nicht als Opfer) für dieses Thema sensibilsieren.
    Werder ist hier in Bremen durchaus noch ein gewisses Schwergewicht in der öffentlichen Wahrnehmung und wird höchstwahrscheinlich auch Opfer von Gewalt gegen Frauen zu seinen Mitgliedern zählen. Daher finde ich persönlich so eine Aktion gut.
    Aber, wie eingangs gesagt, ich will euch euer Genervtsein von durchaus gesellschaftlich relevanten Themen bestimmt nicht wegnehmen.
     
  15. Lübecker

    Lübecker

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    Da sind sie wieder, die Vorurteile gegen die "alten weißen Männer". Wie kommt man auf eine solche Schiene? Kennt ihr nur solche Exoten, denn die Mehrzahl dieser Spezies denkt in im Sinne der Frauen. Ich will das nicht vertiefen, aber ich lese und bleibe fragend zurück.
    Und auch hier gibt es genug "Alte(Männer)", die sich engagieren in diversen Vereinen, Einrichtungen etc. auch für diese Frauen. Hier in Lübeck und umzu bleiben Frauen nicht alleine mit ihren Sorgen, das weiß ich .
     
  16. 'Alte weiße Männer' steht als Begriff für die Summe von Abstammung, Geburtsvorteil, Wohlstand und Geisteshaltung.
    Nicht jeder lebensälterer, weißer kaukasischer Mann ist automatisch ein 'alter weißer Mann'. Im Einzelfall kann auch eine schwarze, mittelalte Oberschicht-Erbin ein 'AWM' sein bzw. sich so verhalten.
    https://www.jetzt.de/querfragen/alter-weisser-mann-werden-haben-junge-maenner-angst-davor-querfragen
     
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  17. Lübecker

    Lübecker

    Ort:
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    Schon die Beliebigkeit zur Besetzung des Begriffs zeigt auf, das der Begriff als solches untauglich ist. Außerdem finde ich ihn diskirminierend. Auf der einen Seite beklagt man die Ausgrenzung von Randgruppen um sie auf der anderen Seite aufzubauen.
     
    Juri, Cyril Sneer, mezzo19742 und 2 anderen gefällt das.
  18. Ich kann dir hier nur beipflichten und empfehle dir, hier nicht weiter drauf einzusteigen, denn es führt letztendlich dahin, dass versucht wird die
    andersdenkenden Menschen als "Heuchler" oder gar "Lügner" hinzustellen.
     
  19. Das ist schade, dass du meinen Einwurf so deutest, und ich finde es frech, mir das zu unterstellen ('Heuchler', 'Lügner').

    Lies bitte nochmal den eigentlichen Beitrag, da warb ich für einen Perspetkivwechsel in der Beurteilung der Werder-Aktion; also um so etwas wie Empathie.
    Dir - und anderen - könnte (könnte!) aufgefallen sein, dass ich den Begriff 'alte weiße Männer' (wie jetzt auch) in Hochkommata gesetzt habe; er diente der Überspitzung als Stilmittel, nicht als Angriff.
     
  20. Cyril Sneer

    Cyril Sneer

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    Ich behaupte, wenn es sportlich bei Werder liefe wäre die mMn richtige gesellschaftliche Ausrichtung von Werder gar kein Thema...