Bengalos und Raketen im Block // Pyrotechnik

Äußerst sportliche junge Frau Aber sie hat Glück und einfach nur einen Liter Gas direkt ins Gesicht bekommen, die Knüppel blieben ihr wohl erspart. Im Gegensatz zu der Gruppe Jugendlicher 20 Meter von mir entfernt die einfach nur da standen um dann von einem Trupp gepanzerter Polizisten die ums Eck kamen von hinten die Schlagstöcke abzubekommen. Schade, dass sich keiner gefunden hat um der eigenen Leitung um Grote und Co. Reizgas und Schlagstöcke ins Gesicht zu drücken.

 

Ich möchte mich ungern zu etwas äussern wo ich nicht persönlich zugegen war, habe da auch Erfahrungen von Polizisten gehört, die eine andere Sprache sprechen.

 

Glaub mir, das ist (d)eine Wunschvorstellung. Die Polizei ist eben auch nur ein Querschnitt der Gesellschaft, und wenn du mal erlebt hast wie direkt neben dir Leute zusammengeknüppelt werden die einfach nur da waren, dann redest du so nicht mehr. Die Gründe sind vielschichtig. Von Überforderung bis hin zu "schab Bock". Wenn du, was mir passiert ist, Tränengas abbekommst einfach nur weil du da warst und eine Durchsage wie "Alle die jetzt nicht verletzt werden wollen verlassen das Gebiet" in Deutschland einfach nicht glauben willst, es dann aber glauben musst, dann ändert sich deine Perspektive. Und wenn du, wie zum Beispiel früher bei Gorleben, einfach das Adrenalin-Level hoch genug hälst (@*Eisbaer* hat es schon völlig zutreffend beschrieben), dann sorgst du automatisch für eine Eskalation. Ich kenne zwei Leute die das damals mitgemacht haben, als Polizisten. In Hamburg habe ich mich mit zwei super netten Polizisten aus Bremen unterhalten. Die waren völlig fertig, Hitze, Schutzausrüstung, Anspannung, tagelang von zu Hause weg, auch Sorgen. Das ist für die nicht witzig und noch weniger witzig ist es, wenn einige ihrer Kollegen komplett durcheskalieren. Am besten fand ich die Meldung "damals", daß über 100 Polizisten in der Schanze durch Reizgas verletzt worden seien. Also ich habe dort eigentlich nur eine Gruppe erlebt die in großem Maßstab dieses Zeug benutzt hat, aber laut Pressemitteilung der Polizei war es kein "Friendly Fire" sondern ein "Großangriff" von militanten Demonstranten. Und die Moral aus der Geschicht', traue keinen Polizeimeldungen nicht.

 

Demokratie ist, wenn Autonome zu doof für die Anarchie sind.

 

Meine Zeit, wo ich direkten Kontakt mit der Polizei hatte, sind schon etwas länger vorbei, aber wenn ich ihn hatte, und das waren einige male, dann "war ich nicht nur einfach da", wie Du so friedlich formuliertest, sondern habe mich ins Getümmel gewagt, also die Konfrontation gesucht.
Ich vermute mal, die Leute waren nicht auf einem Spaziergang, sondern sind wissentlich am besagten Ort gewesen.

 

Du wirst in dieser Diskussion auf keinen grünen Zweig kommen, weil jeder seine subjektive Sicht hat und davon nicht einen Zentimeter abrückt.

 

Ich will mich auch gar nicht weiter einmischen, nur die gewählte Formulierung "waren einfach da" fand ich lustig.

 

Das hab ich auch immer gerne gesagt und trifft wohl auch häufig zu, aber dennoch muss es das nicht sein. Wie gesagt, ich bin ebenfalls schon in solche Situationen geraten und auch schon das ein oder andere Mal gerade so mit einem blauen Auge davon gekommen, wo dann neben mir die große Prügelei losging. Man kann nicht allem ausweichen, zumindest nicht bei Fußballspielen. Manchmal ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

 

Die konkrete Situation war die Großdemo in Hamburg zu G20. Auf der einen Seite Polizei und Wasserwerfer, auf der anderen Seite tausende Demonstranten und vorne eine kleine Gruppe vom sog. Schwarzen Block. Das ganze in diesem schlauförmigen Bereich wo es nur vor und zurück geht. An einer Seite, oben, waren Geländer wo viele...ich nenne es mal "Schaulustige" standen, so auch ich, aber auch viele Journalisten. Als "die Sache" dann losging haben die Wasserwerfer (und du weist vermutlich, daß dort nicht nur Wasser drin ist......) voll drauf gehalten. Und zwar in jede Richtung. Da waren Demonstranten die haben versucht die Mauer nach oben zu flüchten um nicht in die direkte Konfrontation mit der Polizei zu geraten, die Wasserwerfer haben nach links und rechts ihre Suppe verteilt, völlig ungeachtet der Tatsache, daß oben viele unbeteiligte Personen standen. Was dann passiert, ist, daß du zunächst mal in dieser Wasserwolke stehst, was für sich genommen noch nicht so schlimm wäre. Dann merkst du wie deine Augen anfangen zu brennen und die Nase läuft und lernst, das ist nicht nur Wasser. Dann kommt Unruhe und Chaos und in dieser Gemengenlage in der es unübersichtlich wird, fängt Wut und Trotz an in dir zu wachsen. Plötzlich, und so ging es nicht nur mir, bist du nicht mehr passiver Beobachter sondern stellst dich hin und lässt dir gar nichts mehr sagen denn das Gefühl ist: Die Polizei hat dich gerade angegriffen. So, und jetzt gibt es Menschen die haben eine größere und es gibt Menschen die haben eine kleinere Frustrationstoleranz. Und auf einmal ist Bambule....was ich sagen kann ist, daß aus der Menge vorne Gegenstände geflogen sind, es hat auch hier und da geknallt, aber alles nichts dramatisches. Und als alle dachten hier wird alles friedlich ablaufen, stürmt die vordere Reihe der Polizei auf Kommando voll in die Menge und danach eskalierte alles. Manche in dem Schwarzen Block wollten genau DAS haben. Und manche bei der Polizei eben leider auch. Nein, ich war nicht im Getümmel...aber ich kenne welche die es waren. Eine, stand plötzlich mitten im Chaos, starr vor Angst. Die war nicht vom Schwarzen Block, auch nicht mitten drin....wie weiter oben schon geschrieben wurde, manchmal ist man einfach mal zur falschen Zeit am falschen Ort und wichtige Menschen die wichtige Entscheidungen treffen (müssen) sind auch zur falschen Zeit am falschen Ort....

 

Auf Schalke wurde damals geprüfter, nicht gesundheitlich bedenklicher Rauch eingesetzt und das wurde so auch über die Lautsprecher im Stadion kommuniziert.

Werder ist ja schon etwas aktiver, ist zum Beispiel beim Thema kalte Pyro ganz vorne dabei in Deutschland.

Und ich denke, der Verein bezieht keine klare Stellung und kommt den ultras entgegen, da es ja dann wieder vom DFB einen drauf gibt.
Der dfb ermittelt ja bei jedem scheiß, selbst bei Testspiele und angemeldeten Aktionen nach den Spielen...

 

Ich glaube es geht weniger um den grünen Zweig, da stimme ich dir absolut zu. Es geht vielmehr um eine
ausgewogene Darstellung und nicht infiltriert bzw. aus dem Zusammenhang gerissene Darstellung.
Schau doch mal wo wir hier nach anfänglichen Beginn gelandet sind …
Wo wurde der Schalter umgelegt? Bekanntes Schema ….

 

Danke für die Info.

 

Dann doch noch mal:
wenn man weiß, das der Schwarze Block Krawall will und es über kurz oder lang zum Gemenge kommt, was macht man dann dort als Zuschauer? Und wenn dann Demonstranten auf die Mauer flüchten, wie soll die Polizei Unterscheidungen treffen wer Zuschauer und wer Demonstrant ist?
Für mich galt, entweder ich demonstriere oder ich bleibe mit dem Ups, ich muss meine Wortwahl ändern zu Hause, aber als Zuschauer zu fungieren, nach dem Motto früherer Gladiatorenkämpfe, kam für mich nie in den Sinn.

 

Passt ja durchaus zum Thema: www.hessenschau.de/sport/fussball/gewalt-beim-fussball-hessens-stadien-sicher-wie-nie,stadien-sicherheit-100.html

 

Das ist geradezu rührend Gewalt geht also grundsätzlich immer zuerst von Demonstranten aus?

Die Mehrheit an Demonstranten (Fußballfans, whatever) und die Mehrheit an Polizisten sind normale und vernünftige Menschen. Eine Minderheit auf beiden Seiten ist es nicht. Zu der beschriebenen Sache muss ich wohl doch etwas präziser werden. Die Szenerie: Ich stehe mit zwei Freunden auf einer Straßenseite bzw. an der Seite eines Platzes. In etwa 20 Metern Entfernung stehen ein paar Junge Leute. Vorher haben sich die beschriebenen Szenen mit den Wasserwerfern abgespielt, mit einigem zeitlichen Abstand. Niemand ist gerannt, niemand kam "irgendwo her". Drei Polizisten kommen hektisch um die Ecke. Was ihr Auftrag war weiß ich nicht. Der vorderste der drei haut einem der Jugendlichen (der hatte Dreadlocks, klar ein Linksradikaler!!) seinen Schlagstock in den Rücken, der zweite haut einem weiteren den Schlagstock von hinten an den Oberschenkel. Einfach so. Die Jugendlichen völlig perplex, zwei am Boden, die Polizei in hohem Tempo (hatten sie vorher schon) weiter in die nächste Straße. Keine Provokation, keine Tumulte als Ursache, diese Leute hatten NICHTS getan außer dazustehen und zu reden. Waren sie auf der Demo? Weiß man nicht, spielt keine Rolle und hat die Polizei offenbar auch nicht interessiert. Für mich ist der Grund darin zu sehen, daß die Polizisten auf Kante waren, Stress, Adrenalin, Überforderung, das allgegenwärtige Knattern der Hubschrauber, eine Einsatzleitung die durcheskaliert, und die Beamten dürfen es austragen. Deine Tumulte gab es dort nicht, zum Eingreifen gab es keinen Grund und wenn ich dort zufällig gestanden hätte, hätte ich es abbekommen. Und was deinen friedlichen Verlauf angeht: Wenn eine friedliche anti-Nazi Demo vom örtlichen Einsatzleiter mitten durch eine Nazidemo geleitet wird, was glaubst du passiert dann? Und wie verhält es sich mit der Kausalität zu Ursachen und Wirkungen? Geh mal davon aus, daß es nicht nur Kapuzenträger gibt die Bock auf Stress haben, sondern auch Helmträger.

 

Das aus deinem Munde zu hören wird @dieeeter jetzt amüsieren Wenn man weiß, daß im Stadion ein paar Ultras Pyro zünden werden, was macht man dann dort als Zuschauer

Was ich dort seinerzeit gemacht habe kann ich dir sagen: Meine Grundrechte in Anspruch nehmen.

 

Sorry lieber FatTony, aber es sind in solchen Situationen leider sehr oft die Gaffer, die die Arbeit der Polizei so schwierig machen. So wie du deine Rolle dort selbst beschreibst, Schaulustiger, passiver Beobachter, krieg ich das blanke Kotzen. Nenn es doch beim Namen, Gaffer! Und es ist immer das gleiche, die Gaffer stehen da, um zu glotzen, wat denn passiert und wenn sie dann zwischen die Fronten geraten, dann beschweren sie sich, sie wären als Unbeteiligte polizeilich misshandelt worden. Du lässt völlig außer acht, dass mit einem gewalttätigen Verlauf der Demo deutlich zu rechen war (bist du deshalb zum "beobachten" dorthin?). Du lässt völlig außer acht, dass es polizeilich zig Durchsagen gab, die den schwarzen Block aufforderten, die Vermummung abzulegen, sonst würde man die Demo nicht loslaufen lassen und ggf. räumen. Du warst immer noch da. Was brauchst es denn, dass du in solchen Momenten dann einfach gehst?

Es fängt dann irgendwann die Gruppendynamik an. Ein Phänomen, welches der geneigte "Beobachter" dann immer nicht so recht begreifen will. Die Polizei hält den Aufzug an, es gibt zig Durchsagen an die Teilnehmer, Zwangsandrohungen etc. Irgendwann fliegt die erste Flasche, der erste Stein, die Feuerwerker kommen raus, die ersten Festnahmen, Zwangsanwendungen der Polizei folgen, es fliegen mehr Steine und Flaschen, der Wasserwerfer fängt an, das immer gleiche Spiel, eine gewollte Eskalation des schwarzen Blocks, der gezielt mit den vermeintlichen Beobachtern, ich bleibe jetzt mal bei dem Begriff Gaffern, spielt und diese für ihre Zwecke nutzt, als Deckungsmasse zum Beispiel. Und wenn du oben am Geländer gaffst und hinter dir schmeißen irgendwelche Spastis irgendwelche Klamotten auf die Polizei, dann musst du dich doch nicht wundern, wenn du auch was vom Wasserwerfer abbekommst. Tut mir leid, aber deiner werten Meinung nach, wie soll die Polizei damit umgehen, wenn selbst nach zig Durchsagen die Gaffer sich nicht entfernen? Ich begreife die Denke dahinter nicht, außer dass man nicht immer so unschuldig und unbeteiligt ist, wie man sich im Anschluss dann darstellt, aber vielleicht kannst du mir das ja schlüssig erklären.

Nichts für ungut, aber ich krieg immer die Krise, wenn ich sowas lese. Es gibt mit Sicherheit schlechte Polizisten und es gibt mit Sicherheit auch schlechte Einsatzleiter, die mit solchen Lagen nicht gut umgehen können. Auch glaube ich, dass die Hamburger Polizei da noch immer so arbeitet, wie Berlin in den 80ern, also leider völlig überholt, aber dieses wehleidige Gejammer im Anschluss von Leuten, die offensichtlich dieses Spektakel suchen und unbedingt gaffen oder doch mal was schmeißen wollen, ist schlicht unerträglich. Für die nächste Demo mein Rat, da, wo der gewaltbereite schwarze Block ist, bleib weg. Spätestens mit der ersten Durchsage der Polizei geh einfach. Und ich verrate dir was, da wirst du nie Teil polizeilicher Maßnahmen werden. Ich weiß schon, was jetzt kommt, ist doch meine Freiheit bla bli blub, dann erkläre mir, wie man mit gewaltbereiten Menschenmengen umgeht. Vielleicht hast du ja DEEEN Supervorschlag, der in den letzten 50 Jahren noch keinem weiter eingefallen ist. ich bin gespannt.

 

Ich war "Wasserträger". Habe Teile der Ausrüstung für zwei Fotografen getragen (eine davon ist die beschriebene Frau die starr vor Angst und kurz vor der Panik war) und die hatte "da unten" nichts verloren. Aber schön das du wusstest warum ich da bin, Hut ab.

Stimmt, und die meisten haben das auch gemacht. Nicht alle, aber die meisten. Ein umsichtiger Einsatzleiter hätte das als guten Willen betrachtet und zig tausend Menschen ziehen lassen. Ein weniger umsichter Einsatzleiter schränkt das Demonstrationsrecht von Tausenden Menschen ein, weil ein paar Idioten vorne die Konfrontation mit der Polizei suchen.

Nun, wie beschrieben hatte ich erstens was zu tun und zweitens hat dort wirklich niemand damit gerechnet, daß in diesem Moment eine derartige Eskalation passiert. Vielleicht auf dem Weg später, klar, nicht auszuschließen. Damit konnte durchaus gerechnet werden. Aber nicht bevor die Demo überhaupt wirklich gestartet war und schon gar nicht, wenn die meisten vorne in der Demo -auch in Absprache zwischen Polizei und Veranstalter- den Aufforderungen Folge leisten. Aber das passte vermutlich nicht in die Welt der Herren Dudde und Grote.

Zum Rest äußere ich mich einfach mal nicht, da falsche Prämisse.

P.S.: Darum ging es eigentlich aber ja auch nicht, zurück zu Pyro und Reizgas