Allgemeiner Wahl-Thread

Dieses Thema im Forum "Archiv - Off Topic" wurde erstellt von Mordin, 18. Januar 2009.

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Welche Koalition wünscht Ihr Euch?

  1. CDU / CSU / SPD

    3 Stimme(n)
    17,6%
  2. CDU / CSU / Grüne

    2 Stimme(n)
    11,8%
  3. SPD / Grüne / Linke

    6 Stimme(n)
    35,3%
  4. Nichts davon - Neuwahlen

    6 Stimme(n)
    35,3%
  1. Geschenkt, wenn du dich daran hochziehen möchtest. Ändert aber nichts an dem Überfluss dieses Gesetzentwurfes.

    "Wenn Eltern das Geld sinnvoll einsetzen" - das werden sie in vielerlei Maße nicht schaffen, weil die Kosten der Kindeserziehung größtenteils höher ausfallen als das ausgezahlte Betreuungsgeld. Ökonomisch ist das für viele Familien i.d.R. nicht sinnvoll - es sei denn, die Aussicht, die Kinder zu Hause zu erziehen ist sowieso traditioneller Usus, oder mind. 1 Elternteil hat gar keine Aussicht, anderweitig Geld zu besorgen, weil z.B. dessen Aussichten auf dem Berufsmarkt gering sind - womit wir bei einem Grund sind, warum das Betreuungsgeld größtenteils finanziell schwächeren Familien zu Gute kommt und diese auch in ihrer Sozioökonomie festigt.

    Ein Ausnahmeszenario stellt sich wie von pingy dargestellt dar:

    In dem Fall können einzelne Familien lukrativ vom Betreuungsgeld profitieren. Das gilt aber v.a. für Familien, deren Elternteile (i.d.Regel ist es dann v.a. die Mutter) hochqualifiziert arbeiten, aber auch habituell auf Nannys zurückgreifen oder zu anderweitigen, privaten Betreuungsmöglichkeiten greifen. Dieses Profil gilt nicht für die breite Masse der Bevölkerung, erst recht nicht für die sozialschwachen Schichten, deren Kinderanteil prozentual einen größeren zur deutschen Demographie beiträgt als jener der sogenannten Oberschicht. Stattdessen profitieren davon am ehesten jene Eltern, die ohnehin ihr Kind aus dem staatlichen Bildungssystem nehmen um es privat beschulen lassen. Daran orientiert, aus welchen Milieus die meisten deutschen Kinder stammen und welche Relevanz die soziale Herkunft auf die Bildungschancen hat, ist das Betreuungsgeld eine Katastrophe - und zwar unabhängig von möglicher zusätzlicher ideeller Kritik an Werten, die durch das Betreuungsgeld vermittelt werden.

    Dennoch zeigt der oben genannte Einwand von dir pingy ja schon, woher der Wind weht. Ginge es darum, elternhäusliche Vollzeitbetreuung wertzuschätzen und unterstützen zu wollen, wäre die Nutzung privater Betreuungseinrichtungen im Betreuungsgeld inbegriffen - ist es aber nicht. Stattdessen reagiert das Betreuungsgeld darauf, dass es nicht gelungen ist gesetzliche Kindertagesstätten- und Krippenplätze bereit zu stellen und soll nun das Unvermögen kaschieren. Als Reaktion ist das insofern unangemessen, dass dadurch auch die Verantwortung genommen wird, den Ausbau von betreuungseinrichtungen weiter voran zu treiben.
     
  2. Auch verfassungsrechtlich gibt es ja Bedenken dagegen, dass man für die Nichtinanspruchnahme einer staatlichen Dienstleistung Geld bekommt.
    Wenn man Geld dafür kriegen würde, dass man nach einem Verkehrsunfall nicht die Polizei ruft wäre das ähnlich aberwitzig wie das Betreuungsgeld.


    Der Bundespräsi will offenbar den Parteioberen ins Gewissen reden, damit sie schnellstmöglich eine Regierung bilden.

    http://www.spiegel.de/politik/deuts...arteichefs-ins-schloss-bellevue-a-925210.html

    Mit dem Drängen zur Eile scheint er Recht zu haben: Nahles meint, dass es auch bis Januar (!) dauern könnte.

    http://www.spiegel.de/politik/deuts...rwartet-lange-reigerungsbildung-a-925323.html

    Scheint, dass die einzige Partei, die schnell eine Koalition schmieden möchte, ausgerechnet Die Linke ist. Wird bestimmt ein interessantes Vier-Augen-Gespräch, wenn Gauck sagt, was er davon hält.:)
     
  3. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Die genannten Familien würden ihr Kind doch ohnehin selber erziehen, ob mit oder ohne Betreuungsgeld. Warum festigt das Betreuungsgeld dann die Familien in ihrer Sozioökonomie?

    Den finanziell schwächsten Familien bringt es doch sowieso nichts, da soweit ich weiß, das Betreuungsgeld mit anderen Sozialleistungen verrechnet wird.

    Das sehe ich nicht so. Gerade bei der staatlichen Erziehung bekommen doch alle die gleichen Impulse, alle werden auf die gleiche Bahn gebracht, die Kinder werden sozusagen "genormt". Andere Impulse gibt es nur bei einer Erziehung durch die Eltern, die weitaus individueller gestaltet ist, ebenso wie beim Umgang mit Kindern, die eine andere Erziehung genossen haben. Spielen Kinder dagegen in der Kita nur mit Kindern, die sowieso auf einer Linie mit ihnen sind, wird es auch keine neuen Impulse geben.

    Das das Betreuungsgeld allerdings viel zu gering ist um Eltern wirklich umzustimmen bzw. Doppelverdienern eine echte Alternative zu geben, sehe ich ein. Trotzdem finde ich jeden Schritt zur Unterstützung der elterlichen Erziehung erstmal gut, auch wenn das Betreuungsgeld sicherlich in dieser Form noch nicht wirklich durchdacht gestaltet ist.
     
  4. Weil die Kinder so erst recht umso stärker von ihrem Elternhaus geprägt werden und die Alternative Betreuungseinrichtung noch weniger in Anspruch genommen wird. Bildungsperspektivisch stellen die Eltern also eine umso größere Determinante dar, die die Bildungschancen des Kindes umso stärker ihrem Sozialmilieu anpassen - positiv wie negativ. Dass manche Eltern ihr KInd auch so zu Hause behalten wollen, stimmt natürlich. Das Betreuungsgeld verstärkt deren Bemühungen aber umso mehr.

    Ich würde es übrigens auch nicht für zulässig halten, die Inanspruchnahme von vorschulischen Bildungseinrichtungen generell für alle zu verpflichten - aber Anreize zu schaffen, auf diese zu verzichten ist der absolut falsche Weg.
     
  5. Ich glaube, Du überschätzt die Auswirkungen "staatlicher" Kitas. Es geht nicht um Indokrination wie in der DDR, sondern darum, den Kindern im Rahmen ihrer Wünsche und Fähigkeiten Möglichkeiten zur Entfaltung zu bieten. Möglichkeiten, die Eltern manchmal gar nicht haben.
    Nur mal als Beispiel: viele Kinder haben deswegen Probleme beim lesenlernen, weil ihnen zu Hause gar nicht vorgelesen wird. Solche Kinder haben nicht einmal eine Vorstellung davon, dass die schwarzen Zeichen auf dem Papier einen Laut repräsentieren.
    Wenn "staatliche" Erziehung so "normierende" Folgen hätte wie Du vermutest; ab dem Schulalter haben wir alle eine "staatliche Erziehung" genossen. Trotzdem waren in jeder Klasse so viele Individuen wie Schüler, egal wie viele davon Ex-Kita, Kindergarten oder Hortkinder waren.
    Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Kinder ja nicht rund um die Uhr von Profis erzogen werden, sondern auch daheim von den Eltern. Am Abend, an den Wochenenden etc.

    Vielleicht kenne ich einfach zu viele "schlechte Eltern", als dass ich dem zustimmen könnte. Viele davon sind sicher nicht einmal böswillig, sondern schlicht nur überfordert, aber deren Kindern würde ich gerne mehr Möglichkeiten bieten, als nur von ihren Eltern lernen zu können.
     
  6. Kurz offtopic: Diesen Punkt greife ich mal hinaus, weil mir da grade - wenn auch themenfremd - was zu einfällt. Dass Vorlesen das Lesenlernen unterstützt wird weitläufig angenommen, stimmt aber nur eingeschränkt. Dass Vorgeleseerfahrug die Möglichkeit des eigenen Lesens unterstützt liegt anders als angenommen nicht etwa daran, dass Lesen später leichter fällt. Die einzige Förderung liegt darin, dass die Kinder mit Lesen positive Erlebnisse verbinden, die sich mit Mama und Papa am bett gemacht haben. Der Lese- und Schrifterwerb wird letztlich "nur" durch die positive Leseerfahrung unterstützt. Diese Erfahrung trägt aber zunächst nur sehr wenig zum Erwerb von "Handwerkszeug" zum lesen dar.
     
  7. Ich gebe Dir da durchaus Recht: vorlesen allein führt sicher nicht dazu, dass die Kinder später zu guten Lesern werden. Wichtig ist vor allem, dass auch der Schritt zu einem "gemeinsamen Lesen" gemacht wird. Dass umfasst z.B. auch, dass Kindern Nachfragen zum eben Gelesenen gestellt werden, sie etwas in eigenen Worten wiedergeben etc. Das sind wichtige Schritt auf dem Weg der Literalität.
    Mit "ich lass das Kind fernsehen" ist das ungleich schwerer zu erreichen.
    Der These, dass einzig positive Erfahrungen die positiven Folgen nach sich ziehen kann ich so jedenfalls nicht zustimmen. Würde mich aber interessieren, woher Du diese hast. Ich habe bei Helga Andresen, einer Pionierin auf dem Gebiet der Erforschung der Sprachbewusstheit, gelernt bzw. werde es auch in den kommenden Semestern tun. Aber auch über diesen Tellerrand würde ich gerne hinaus blicken.
     
  8. Ne, die These ist etwas anders. Nicht einzig und alleine die positive Leseerfahrung zieht den Leseerwerb nach sich - das ist auf zahlreiche Einflüsse zurück zu führen. Sondern grade die positive Leseerfahrung ist das große Potential des Vorlesens. Dass Vorlesen direkt die Fertigkeiten zum Lesen beeinflusst ist eher reduziert der Fall, sondern dies geschieht eben "indirekt" über den "Umweg" der positiven Leseerfahrung.

    Ich selber habe in meinem Studium andere Schwerpunkte gesetzt und die These deswegen erstmal nur so übernommen. So hat sie mein Prof für Didaktik bei Lernschwierigkeiten mal beiläufig angeführt.
     
  9. Das kann sein, ich glaube es aber eher nicht. In den Einrichtungen werden auf gewisse Art und Weise schon Ideologien verbreitet und die Kinder werden nach den Vorstellungen des Staates beeinflusst und geprägt. Ich weiß nicht, inwieweit ich jetzt die Auswirkungen davon überschätze, ich könnte mir aber vorstellen, dass individuelles Denken in bestimmten Bereichen dadurch durchaus erschwert wird.

    Kann sein, dass ich damit auch zu weit gegangen bin und zu viel in die staatliche Erziehung reininterpretiere. Aus eigenen Erfahrungen (allerdings nicht aus einer Kita) würde ich aber sagen, dass dem nicht so ist.

    Was ich mich aber sowieso frage ist, warum sich der Staat so vehement in die Erziehung einmischen und Eltern teilweise bevormunden (bspw. Schulpflicht) muss bzw. warum es so einen Aufschrei gibt, wenn nur mal ein kleiner Schritt in die andere Richtung gemacht wird, wie es beim Betreuungsgeld der Fall ist. Diese (neue?) Staatshörigkeit finde ich irgendwie sehr seltsam.
     
  10. opalo

    opalo

    Ort:
    Wo die Ruhr einen großen Bogen macht...
    Kartenverkäufe:
    +221
    Die Umfrage wurde geändert in die Frage, welche Koalition Mann/Frau sich wünscht. Wer mag, kann also klicken ;)
     
  11. Dwight Fry

    Dwight Fry

    Ort:
    Berlin (Exil)
    Kartenverkäufe:
    +3
    Da fehlt die Option der Minderheitenregierung. La Se~ora gegen den Rest der Welt.
     
  12. opalo

    opalo

    Ort:
    Wo die Ruhr einen großen Bogen macht...
    Kartenverkäufe:
    +221
    Hmmm.... Findet Ihr die realistisch? Wenn ja, starte ich die Umfrage neu....
     
  13. Finde ich auch nicht wirklich realistisch.
     
  14. Ja, bitte:cool:
     
  15. gelöscht

    gelöscht Guest

    Ort:
    NULL
    Ich nehm die Crazy Coalition CDU - Linke.
     
  16. Ausschließen würde ich die Minderheiten-Regierung nicht. Außerdem geht es ja um Wünsche - und die Vorstellung, dass Mutti mit Argumenten versuchen muss, andere Politiker von ihren "Plänen" zu überzeugen fände ich durchaus reizvoll.
     
  17. opalo

    opalo

    Ort:
    Wo die Ruhr einen großen Bogen macht...
    Kartenverkäufe:
    +221
    Darauf wird sie sich aber nicht einlassen. Wenn es gar keine Einigung mit entweder der SPD oder den Grünen gibt, wird's aus meiner Sicht Neuwahlen geben. Was ich daneben fände, aber ich werde ja nicht gefragt...
     
  18. Yps-Gimmick

    Yps-Gimmick Wetten, dass? - Moderator

    Geht ja eher um den Wunsch und ganz ehrlich: Ich würde gerne mal sehen, auf wen Teflon-Mutti das schlechte Regierungskarma abladen kann, wenn da keine SPD (wie 2005-2009) oder FDP (2009-2013) den Prügelknaben spielen kann.

    Neuwahlen sind immer scheiße! Wo kommen wir denn da hin, wenn wir so lange wählen lassen, bis das Ergebnis den zu Wählenden gefällt.
     
  19. Beide große Parteien haben sich in schwierge Situationen gebracht: Die Union, indem sie hintereinander zwei Koalitionspartner ruiniert hat und die SPD, indem sie die einzig realistische Möglichkeit, selbst den Kanzler zu stellen, durch die Ablehnung von rot-rot-grün ausgeschlossen hat.

    Ob es zu Neuwahlen kommt, hängt neben den Abgeordneten vor allem von Gauck ab:

    Artikel 63 GG

    (1) Der Bundeskanzler wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestage ohne Aussprache gewählt.

    (2) Gewählt ist, wer die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages auf sich vereinigt. Der Gewählte ist vom Bundespräsidenten zu ernennen.

    (3) Wird der Vorgeschlagene nicht gewählt, so kann der Bundestag binnen vierzehn Tagen nach dem Wahlgange mit mehr als der Hälfte seiner Mitglieder einen Bundeskanzler wählen.

    (4) Kommt eine Wahl innerhalb dieser Frist nicht zustande, so findet unverzüglich ein neuer Wahlgang statt, in dem gewählt ist, wer die meisten Stimmen erhält. Vereinigt der Gewählte die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages auf sich, so muß der Bundespräsident ihn binnen sieben Tagen nach der Wahl ernennen. Erreicht der Gewählte diese Mehrheit nicht, so hat der Bundespräsident binnen sieben Tagen entweder ihn zu ernennen oder den Bundestag aufzulösen.
     
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