"Bei jungen Mannschaften ist das halt so", suchte Werder-Coach Thomas Wolter angesichts der zurückliegenden turbulenten und packenden neunzig Minuten beim 4:3-Erfolg gegen Sandhausen die passenden Worte. "Für die Zuschauer war es ein schönes Spiel, aber sicherlich nicht für die Nerven der Trainer."
Bereits wenige Sekunden nach dem Anpfiff wurde das Nervenkostüm des Bremer Trainers zum ersten Mal auf die Probe gestellt. Leandro Grech tauchte auf halblinker Position gefährlich vor dem Tor der Hausherren auf, doch Schlussmann Nico Pellatz präsentierte sich gewohnt sicher (1.). "Da hatten wir ein wenig Glück, dass wir nicht früh in Rückstand geraten sind", musste sogar Innenverteidiger Dominik Schmidtzugeben.
Starkes Sturmduo lässt Werder jubeln
Auch die folgenden Minuten der Anfangsphase gehörten den Gästen aus dem Süden. Erst nach einer Viertelstunde kam Werder zur ersten Möglichkeit. Nachdem Niklas Andersen an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht wurde, setzte Philipp Bargfrede den fälligen Freistoß vom linken Strafraumeck knapp über die Latte (14.).
Mit der ersten herausgespielten Möglichkeit gelang den Grün-Weißen kurze Zeit später der Führungstreffer. Marc Heider nahm ein Zuspiel auf der rechten Seite super mit, behielt den Überblick und passte im 16er quer auf Torsten Oehrl, der den Ball zu seinem ersten Tor im Werder-Trikot und zugleich Werders erstem Tor in der 3. Liga nur noch über die Linie schieben musste (17.). "Am Anfang haben wir ein wenig gebraucht, um in die Partie zu kommen, aber von da an war es unser Spiel", war der Angriff zum Führungstreffer für Mannschaftskapitän Sandro Stallbaum eine Schlüsselszene der Begegnung.
Zu Recht, denn von nun an lief es im Bremer Spiel. Mit sehenswertem Kombinationsfußball und stark vorgetragenen Angriffen dominierten die Werderaner das Spielgeschehen. So dauerte es auch nicht lange, bis der Ball zum zweiten Mal im Tor des SV landete. Einen Drehschuss aus 18 Metern platzierte Marc Heider im unteren rechten Eck (26.). Und kurz darauf folgte sogar das dritte Tor. Nach einem Zuspiel von Max Kruse setzte sich Torsten Oehrl stark im Zweikampf durch und traf aus acht Metern zum 3:0 ins lange Eck (30.).
Werder lässt Chancen liegen – Sandhausen verkürzt
Bis zur Halbzeit hätte Werder die Führung sogar noch ausbauen können. Doch sowohl Niklas Andersen (37.), als auch Max Kruse (35./39.) und Marc Heider (35./42.) scheiterten am Sandhäuser Torwart Michael Gurski.
Ebenso schwungvoll ging es in den zweiten 45 Minuten weiter. Kaum rollte der Ball wieder hatte Philipp Bargfrede das 4:0 auf dem Fuß. Nach Zuspiel von Max Kruse verzog der 19-Jährige jedoch freistehend (46.). Im direkten Gegenzug machten es die Gäste besser. Emre Öztürk verkürzte auf 3:1 (47.) und ließ Sandhausen wieder Hoffnung schöpfen.
Von nun an entwickelte sich ein packendes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Nur wenige Minuten später konnte Werder den alten Abstand wieder herstellen. Aber nachdem sich Nicolas Feldhahn gleich gegen drei Gegenspieler behauptet hatte und auf den freistehenden Marc Heider passte, vergab der 22-Jährige die Möglichkeit zu seinem zweiten Treffer (50.).
Bargfrede macht ersten Werder-Sieg in Liga 3 perfekt
Auch auf der Gegenseite spielten sich dramatische Szenen ab. Nachdem Denis Bindnagel per Kopf zum 3:2 getroffen hatte (72.), eröffnete sich Sergio Pinto Augenblicke später die große Chance zum Ausgleich, sein Schuss aus halbrechter Position verfehlte das Bremer Tor jedoch knapp (77.).
Selbst der 22-Meter-Hammer-Treffer von Philipp Bargfrede, bei dem der Ball unter der Latte einschlug, beruhigte das Spiel nicht (79.). Bis zum Schluss lieferten sich beide Teams einen tollen Kampf. Sandhausen traf sogar in der letzten Spielminute erneut durch Bindnagel noch zum 4:3, konnte den ersten "Dreier" der Grün-Weißen aber nicht mehr verhindern.
"Heute hat sich wieder einmal gezeigt, dass man in dieser starken Liga zu keiner Phase des Spiels sicher sein kann, selbst bei einer 3:0-Führung nicht", so Werder-Coach Thomas Wolter zum ereignisreichen Spielverlauf. Trotz des ersten Erfolges in der 3. Liga drückte der 44-jährige Fußball-Lehrer jedoch ein wenig auf die Euphoriebremse: "Man hat heute viel Spielfreude und Elan erkennen können. Es war ordentlich, aber mehr auch nicht. Man hat gesehen, dass wir uns noch in der Aufbauphase befinden. Viel wichtiger ist aber, dass wir gezeigt haben, dass wir auch mit einer so jungen Mannschaft Punkte holen können."
von Norman Ibenthal
