Werder als Ausrichter der Bremer Jugend-Schnellschachmeisterschaft 2019

Neulich noch Schachjugend, heute schon GM

Runde 1 kann starten
Schach
Dienstag, 29.10.2019 / 20:43 Uhr

Olaf Steffens

Jüngst fand sich in Bremen die Schachjugend des Landes zusammen, um unbeeindruckt vom übrigen Weltgeschehen und eines fantasmagorischen 6:2 - Heimsiegs des HSV ihre Schnellschachmeister der U10, U12, U14 und U (alle weiteren Zahlen) in der gebotenen sportlichen Freundschaft zu ermitteln.

Rund 50 Youngster waren dem Ruf von Turnierleiter Dennis Webner gefolgt und machten sich um zehn Uhr in der Gesamtschule Mitte bereit, ihre ersten Schachzüge erfolgreich aufs Brett zu feuern. Sieben Runden waren zu spielen, hübsch getaktet und ohne große Pausen, und es blieb ausreichend Zeit für einen oder auch zwei, wenn nicht sogar drei Besuche am sehr schönen und beinahe opulenten Büffet, das von einigen Eltern kredenzt und für faires Geld feilgeboten wurde.

Ausrichter der Veranstaltung war der SV Werder Bremen, und dies sozusagen in Gestalt der neuen Jugendwartin Caroline Detjen, die in umsichtiger Detailarbeit zusammen mit der Bremer Schachjugend (BSJ) ein wunderbares Org-Team ins Leben gerufen hatte, Brettschiedsrichter, Aufbauhelfer, Turnierleiterassistenten, Catering und Kaffee - das alles lief sehr rund bei Carolines erstem Turnier, ein großes Kompliment dafür!, und mit einem "Wir kommen gerne wieder" dankte auch alsgleich Dennis Webner als Repräsentant der BSJ.

Gespielt wurde an 27 Brettern, wenn auch nicht während der gesamten Zeit. Die jüngsten der jungen Leute wissen auch in zwanzigminütigen Schnellpartien bereits innerhalb weniger Minuten eine Entscheidung herbeizuführen und eilen dann mit oder ohne Punktgewinn hinaus zum Fußball, zur Analyse, zum Büffet oder zur Vorbereitung der kommenden Runde - oder auch zu allem gleichzeitig.
Wir Älteren, was sind wir doch manchmal behäbig, unentschlossen, vorsichtig! Vor einigen Jahren überlegte ich bei einem niedersächsischen Open in Verden fünf Minuten an meinem ersten Zug, während am Nebenbrett die Figuren schon nur so hin-und herflogen, abgetauscht wurden, sich zu Mattdrohungen formierten - ich machte meinen ersten Zug, und mein junger Nebenmann stand bereits auf Verlust. Konsequente Jugend - man kann seine Zeit ja auch anders verbringen als mit langen Schachpartien. Schnell sein war also die radikale Devise einiger Debütanten auch jetzt beim Bremer Schnellschach, und so waren nach gut acht Minuten oft nur noch zwei Drittel der Bretter besetzt. Sei's drum!

Jugend kombiniert

Andernorts im Turniersaal wurde nicht intensiver, gleichwohl aber langwieriger gerungen, und am meisten natürlich an den vorderen Brettern. Hier, weit vorne, dominierte viele Runden lang die einst für die Mongolei spielende neunzehnjährige Kirchweyher Nachwuchskraft Nomin-Erdene Davaademberel (ich gebe gerne zu, dass ich ihren Namen aus dem Turnierbericht der BSJ einfach herüberkopiert habe). Sie ist bereits eine veritable Internationale Meisterin und hat eine ELO von 2415, was beachtlich und gewaltig ist. Ich beispielsweise bin ungefähr mehr als doppelt so alt, und es wäre ein Irrtum zu glauben, dass meine ELO daher auch doppelt so hoch sei - eher im Gegenteil. Wie machen das die jungen Leute nur? Zum Glück weilte ich nur als kaffeesierender, salatverzehrender und zitronenkuchentestender Zuschauer vor Ort, so dass ich einem direkten Aufeinandertreffen mit der starken Nomin-Erdene zumindest für dieses Mal noch entkam.

Tatsächlich holte die Spielerin aus dem im Bremer Umland gelegenen Kirchweyhe zunächst vier Punkte in steter Folge, wackelte aber bereits dort an manchen Stellen ein ganz klein wenig. Die Binnenbremer Konkurrenz, rund 400 oder mehr Weltranglistenpunkte hinter ihr plaziert, schlug sich beachtlich, und in Runde 5 war es dann soweit - Vorjahressieger Erik Pahl vom SK Delmenhorst nahm der jungen Meisterin fast sensationell einen vollen Punkt ab und setzte sich auf Platz Eins. Indes, dort blieb er nicht allzulange, denn nun war es Long Lai-Hop, die schnelle Hand vom SK Bremen-West, der den neuen Tabellenführer alsbald mutig entthronte - nur um dann seinerseits gegen Nomin-Erdene Davaademberel in einer turbulenten Schlussrunde (vier Bauern gegen einen Läufer - diese Jugend!) das Nachsehen zu haben.

Gesamtsieg damit für die Mongolin, zweiter Platz für Erik Pahl, direkt gefolgt von Long Lai-Hop - und dann waren da noch viele Einzelwertungen in den verschiedenen U-Kategorien. Jugend ist ja nicht gleich Jugend, die Altersklassen sind fein austariert, und der Chancen auf einen würdigen Pokal sind viele, selbst für die Allerjüngsten.

Früh übt sich

Nun könnte man ganz unbedarft denken, nun gut, Jugendschach, das ist ja alles noch gaanz, gaaanz weit weg von der Weltspitze, so wie wir sie kennen. Dazu sagen wir: weit gefehlt! Denn noch gar nicht lange ist es her, 2013 erst, da saß an ebenjenen Bremer Turnierbrettern der junge Dimitrij Kollars und punktete sich souverän zum Turniersieg und dem Eintrag seines Namens auf dem hansestädtischen Wanderpokal für Jugendschnellschachmeister. Spieler für Werder, für Delmenhorst, Bundesliga beim Hamburger SK und heute bei den SF Deizisau - Dimitrij eroberte 2017 mit Rasanz den Großmeistertitel und gehört damit zu den rund 1600 GMs auf der ganzen Welt. Phantastisch, und begonnen hat das alles bei Jugendturnieren hier irgendwo in der Republik, die Dimitrij mit seinem Vater Michael ausgiebig bereiste - wenn das mal kein Ansporn ist für nachrückende Generationen!

Auch der Nicht-Bremer Vincent Keymer hat ja mal jung angefangen, just in dieser Woche schaffte er seine letzte Großmeisternorm, zu der wir uns sehr freuen und herzlich gratulieren! Schon mit 10 Jahren vertrat Vincent die deutschen Farben bei der Jugend-EM in der Slowakei. In diesem Alter kletterte ich noch in den Bäumen hinter unserem Haus herum, erst mit 13 besuchte ich das erste Mal die Jugendgruppe des Schleswiger Schachvereins und schaute jeden Abend "Turnier der Schachgroßmeister" in einem der drei Fernsehprogramme, die es damals gab. Und man sieht, viel ist aus mir nicht geworden, und schon gar kein Großmeister. Hätte ich mal früher angefangen? Aber was soll es - wichtig ist ja, dass man gerne einige Stunden am Schachbrett oder fußballspielend mit der Schachjugend auf dem Kleinfeld verbringt, und das geht prima, ganz egal mit welcher Spielstärke!

Und sonst bleibt nur zu sagen - vielen Dank für schöne Schach- und schweißtreibende Fußballstunden bei einem tollen Turnier!

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