Chicago Marathon - Tagebuch

Thomas Adick finishte seinen 25. (Ultra-) Marathon und war danach unheimlich glücklich
Leichtathletik
Montag, 09.10.2017 / 21:30 Uhr

Olaf Kelterborn

Mit der Teilnahme am Chicago Marathon erfüllte sich für Werders Langläufer Thomas Adick ein langer Traum. Wir begleiteten ihn bei seiner Reise in die USA in den vergangenen Wochen mit einem "Tagebuch-Bericht" und hoffen sehr, dass alle grün-weißen Lauf-Fans Spaß am Lesen hatten. Gerne könnt ihr alles auch noch einmal nachlesen...von unten nach oben. 

Chicago Marathon - der große Tag ist da

Das gute an den 7 Stunden Zeitunterschied ist, dass mir das Aufstehen um 4 Uhr nicht ganz so schwer fiel. Schon auf dem Weg zur Metro hat man gemerkt: Es ist Race Day. Läuferinnen und Läufer soweit das Auge reichte. Für den Start um 7.30 Uhr sollte ich wegen der Sicherheitsvorkehrungen bereits zwei Stunden vorher auf dem Gelände sein. Und diese Vorkehrungen waren nicht ohne. Da dieser Marathon für mich ein sehr besonderes Ereignis war, habe ich mir ein Hospitality Paket gegönnt. So gab es abseits des Trubels in einem eigenen Festzelt entspannt Frühstück, eigene Kleiderbeutelannahme und Toiletten. Zudem hielten sich dort auch Stars der Szene auf, wie z.B. Paula Radcliffe. Kurz vor dem Start folgte eine Schweigeminute für die Opfer von Las Vegas und die Nationalhymne. Anschließend war es dann soweit: Startschuss. Es ging los durch die verschiedenen Viertel der Stadt, jedes Viertel anders als das zuvor. Zuerst Downtown mit den Hochhäusern. An den Straßen standen unzählige Zuschauer, DJ's und Bands. Im irischen Viertel waren es Dudelsäcke, in dem Viertel der Afroamerikaner Rapper, bei den Mexikanern und Chinesen eben die für das Land entsprechende Musik. Den meisten Spaß hatte ich für einen Marathon ungewöhnlicherweise bei Kilometer 30, in Pilsen (so heißt das Viertel der Mexikaner). Was dort von der Community dargeboten wurde stellt alles in den Schatten, was ich in allen Läufen zuvor stimmungsmässig erlebt habe. In einem Pub gab es 'Free Beer for Bib' - gemeint war die Aktion für Teilnehmer NACH dem Rennen, allerdings wurde ich während des Laufs von den dortigen Gästen mit tosendem Applaus gefeiert als ich nach meinem Free Beer gefragt hatte. Werder Bremen ist dort übrigens schon bekannt, ich wurde auf die Raute direkt angesprochen. Die letzten Meilen allerdings waren länger als gedacht, denn die Hitze wurde gegen Mittag fast unerträglich. Wasser und isotonische Getränke gab es jede Meile, auch die Feuerwehr hatte zur Abkühlung riesige Ventilatoren aufgestellt die Wasser versprühten. Der Zieleinlauf, auch unvergleichbar. Durch den Grant Park mit Blick auf die Skyline das rote Tor zu durchlaufen war einfach nur GEIL! Eins steht deshalb fest: Dieser für mich 25. (Ultra-) Marathon wird unvergessen und ewig in meiner Erinnerung bleiben!!!

Samstag - der Lauf vor DEM Lauf

Wie bei jedem großen Marathon findet auch in Chicago am Vortag des Hauptevents ein organisiertes gemeinsames Rennen über eine Kurzdistanz statt. Hier ist es der INTERNATIONAL CHICAGO 5K, ein erster kleiner Vorgeschmack auf das was am Sonntag noch folgen wird. Es geht durch die Häuserschluchten zusammen mit tausenden anderen Läuferinnen und Läufern aus den verschiedensten Ländern bis in den Grant Park. Der Nachmittag gestaltete sich eher gemütlich mit einer weiteren Sightseeing Tour durch Downtown. Der bevorstehende Marathon machte sich nun deutlich bemerkbar anhand der vielen für uns typischen Kleidungsstücken - denn gerne tragen die Läufer ja T-Shirts ihrer ganz besonderen Läufe und wieder andere tragen bereits am Tag vor dem Lauf das Shirt der aktuellen Veranstaltung. Ich jedoch nicht, Aberglaube und so weiter spielen da eine große Rolle. Zum Abend gab es dann die übliche Pasta Party mit allerlei leckeren italienischen Köstlichkeiten sowie American Cookies & Brownies. Da ich am Sonntag bereits um 5.30 Uhr im Startbereich sein sollte, klang der Tag mit immer größer werdender Vorfreude entsprechend früh aus. Morgen ist es dann endlich soweit, ich werde berichten!

Noch 1 Tag - Startnummer ist abgeholt

Heute war Start der Marathon Expo, für uns Läufer ein guter Tag fürs shoppen. Gut organisiert gab es kostenfreie Shuttlebusse von diversen Punkten Downtowns; die Stadt ist schon recht groß, vor allem wenn man gerne geht bzw. läuft. Und so habe ich mich in einen der typischen gelben School Busses gesetzt. Stoßdämpfer scheinen in den USA eher out zu sein. Startnummer abgeholt, Geld ausgegeben, 1000 Fotos gemacht und ganz erschöpft und im Portmonee erleichtert zurück ins Hotel. Dort hab ich allerdings nicht lange gezögert, denn das zweite Ziel des Tages nennt sich: Deep Dish Pizza. Original Chicago Style. Da ich nicht ganz so großen Hunger hatte, wählte ich 'small'. Was dann nach 45 Minuten - das ist die für diese Pizza übliche Zeit - ankam war alles andere als small. Vom den Maßen her eher an einen Aufback-Apfelkuchen erinnernd, schaffte ich nur gut 2/5 dieser Pizza... aber sie war unglaublich guuuuuut. Nach dem Dinner gab es dann noch Sport, passiven. An gleicher Stelle wie gestern Abend schaute ich mir ein Basketball Spiel der Bulls gegen die Bucks an. Keine Ahnung, ob es daran lag dass es ein Testspiel war... die Stimmung war eher mau. Zudem spürte man noch deutlicher den Hauch des Kommerz. Nein, Basketball wird nicht meins.

Noch 2 Tage - Sightseeing und Sport

Der Tag begann nicht ganz so gut. Der Burger von gestern lag mir so schwer im Magen, dass er sich noch bis zum frühen Nachmittag hin bemerkbar machte. Als es mir langsam besser ging machte ich mich auf den Weg für einen Streifzug über die Magnificent Mile, die Einkaufs- und Flanierstrasse in Chicago. Erster Stop war das welterste Nutella Café, wo es heilsamen Balsam in Form eines Nutella Erdbeer Crêpes für den geschundenen Magen gab. Weiter vorbei an vielen noblen Geschäften ging es zum John Hancock Center, einem architektonisch außergewöhnlichen Wolkenkratzer - hinaufgefahren bin ich noch nicht, er war wegen einer privaten Veranstaltung nur teilweise zugänglich. Höhepunkt des Tages allerdings war die Eishockey Partie der Blackhawks gegen die Penguins. Sagenhafte Atmosphäre mit unglaublichen Ton- und Lichteffekten. Mit Schweigeminute für die Opfer von Las Vegas und der obligatorischen Hymne unter tosendem Applaus. Wie im Fernsehen, nur tausendfach emotionaler. Da es das Eröffnungsspiel war, wurde noch ein Spieler verabschiedet und das Allstar-Team geehrt. Einfach nur....Gänsehaut. Die Blackhawks landeten einen Kantersieg mit 10:1, die Penguins waren chancenlos. Was die Preise für Eintritt, Speis und Trank angeht allerdings nicht mit Fußball und dem Weser Stadion zu vergleichen, es ist alles um ein vielfaches teurer.

Noch 3 Tage - Kultur pur

Da mein Gepäck noch unterwegs war, habe ich den zweiten Tag eher kulturell und kulinarisch verbracht. Zunächst zum kulturellen Programm: Es stand ein Besuch im Adler Planetarium sowie Field Museum an. Das Planetarium erinnert bei seinen Ausstellungsstücken an das Universum in Bremen, es ist auch eher etwas für Schulklassen als für Erwachsene. Die beiden Filme, die im Kuppelsaal gezeigt wurden, waren allerdings schon erstklassig gemacht. Von der Terrasse des Planetariums hat man einen fantastischen Blick über den Lake Michigan auf die Skyline. Ganz in der Nähe befindet sich das Field Museum, bekannt für das zu 90% vollständige Fossil des T-Rex Sue. Aber auch die anderen Teile des riesen Komplexes wie z.B. die Ägyptische Ausstellung mit einigen echten Mumien lassen sich sehen. Zum Ende des kulturellen Teils gab es noch einen Abstecher zum Solider Field Stadium, wo die Footballer der Chicago Bears ihre Spiele austragen. Kulinarisch gab es am Abend den echten amerikanischen Burger, der mir allerdings so schwer im Magen lag, dass ich noch den ganzen folgenden Morgen was von ihm hatte. Durchbeissen - im wahrsten Sinne des Wortes, bald ist Marathon. Als kleine Abwechselung kam gegen Mitternacht mein Koffer doch noch endlich an.

Noch 4 Tage - Ankunft

Nach 9 Stunden Flug endlich die Ankunft in Chicago. Überraschenderweise verlief die Einreise super schnell, trotz Zwangsabgabe der Fingerabdrücke sowie Portraitfotografie. Ich wusste aber auch, dass diese Dinge auf mich zukommen. Die eigentliche Überraschung kam dann allerdings am Gepäckband, denn obwohl ich selbst das Umsteigen in Amsterdam zeitlich gut hinbekommen habe - schaffte mein Gepäck dieses nicht ganz so gut. "Netterweise" wurde es nach New York geflogen, von wo es wieder nach Amsterdam und dann nach Chicago kommen soll - ich bin gespannt. Also begab ich mich mit dem Handgepäck auf eine schon recht aufregende Fahrt mit der Metro, 19 Stationen durch diese riesige Stadt bis ich endlich am Hotel angekommen war. Kurze Orientierung, die nötigsten Dinge eingekauft und ein wenig erstes Sightseeing - wie gut, dass ich ein "Not" Werder Trikot dabei hatte, denn es war richtig knüppeldicke warm.

Noch 5 Tage - Abflug

Gerade sitze ich im Flieger auf dem Weg von Amsterdam nach Chicago - (Ultra-) Marathon 25 steht kurz bevor und ich platze fast aufgrund der Vorfreude. Ich verabschiede mich nun gleich über den Atlantik und melde mich morgen wieder aus der "Windy City".

Noch 1 Woche - Start beim Bremer swb Marathon

Wenn in Bremen Marathon ist, dann muss man als laufbegeisterter Werderaner mit auf der Strecke sein. Zum einen, weil der Kurs durch die Heimatstadt wirklich schön ist und zum anderen weil man kurz vor dem Ziel durch das Weser Stadion laufen darf. Wenn dort auch noch Stolli & Tjalf zum abklatschen stehen gibt einem das den letzten Schwung für den Zieleinlauf. Vor gut drei Jahren bin ich in Bremen meinen ersten Marathon gelaufen, am Sonntag war es mein 24. insgesamt. Wie schon in Berlin bin ich recht locker in 4:53:15 gelaufen. Als ich kurz nach der Halbmarathonmarke beim Verpflegungspunkt im Berufsbildungswerk allerdings einen Läufer in einem HSV Trikot hab vor mir laufen sehen, packte mich jedoch der Ehrgeiz! So konnte ich ihn in Höhe der Uni überholen und bis im Ziel hinter mir halten. Wenn schon die Punkte bei den Fußballern geteilt werden mussten, so wollte ich als Läufer in Bremen wenigsten die Oberhand behalten, was zum Glück auch gelungen ist. Der HSV Sportler - ein waschechter HSV Supporter wie er mir sagte - kam nach seinem Zieleinlauf zu mir und gratulierte zum gewonnen kleinen Wettstreit. Ich gratulierte ihm selbstverständlich auch zu seiner Leistung, Laufen verbindet. Die Jungs aus der Fußballabteilung dürfen sich für die Rückrundenpartie gerne ein Beispiel daran nehmen.  

Noch 2 Wochen - Start beim Berlin Marathon

Neben meiner Heimatstadt Bremen fühle ich mich sportlich ganz besonders Berlin verbunden, denn ich bin dort bisher einen Halbmarathon, zwei Ultramarathonläufe und zwei Marathondistanzen gelaufen. Zur Einstimmung und Vorbereitung auf Chicago bin ich am letzten Wochenende „mal wieder“ einen Marathon in Berlin gelaufen, meinen dritten in der Hauptstadt, alles ganz gemütlich in knapp unter 5 Stunden, da ich eine Verletzung oder notwendige Regerationspause vor DEM großen Lauf in der „windigen Stadt“ unbedingt vermeiden wollte. Es hat Spaß gemacht und ich bin glücklich, dass ich nun meinen 23. Marathon hinter mir habe. Am kommenden Wochenende gehe ich noch einmal in Bremen an den Start, worauf ich mich auch riesig freue.

Das bin ich - Thomas Adick

Hallo liebe Werderanerinnen und Werderaner, ich bin Thomas Adick, Langstreckenläufer beim SV Werder Bremen im Laufteam A von Birte Bernhardt. Mit Hilfe von Birte ist aus mir, einem ehemaligen Sportmuffel, ein Marathonliebhaber geworden. Alles begann am 5. Oktober 2014 mit meinem ersten Marathon in Bremen. Mittlerweile bin ich zu den noch längere Ultraläufen gewechselt und strebe im kommenden Jahr beim Berliner Mauerweglauf die 161 km Distanz an. Am 8. Oktober 2017 erfülle ich mir einen großen Traum und werde am 40. Chicago Marathon teilnehmen, wie es sich für mich als Ostkurvensteher und leidenschaftlichen Werderaner gehört natürlich in den Farben unseres Vereins.

 

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