Meisterin ihres Fachs

Gundel Sporleder im Portrait

Gundel Sporleder ist in vielen Bereichen der Handballabteilung aktiv (Foto: WERDER.DE).
Handball
Montag, 03.06.2019 / 17:25 Uhr

„Ohne Handball kann ich mir mein Leben nicht vorstellen“, sagt Gundel Sporleder. Kein Wunder: Als Handballerin wurde sie im Leistungssport groß und gewann 1981 mit dem SC Magdeburg den DDR-Meistertitel.

Beim SV Werder engagiert sich Gundel Sporleder bereits seit 2001 und hat als Trainerin ihre Erfahrungen an zahlreiche (Jugend-)Spielerinnen weitergegeben. Dabei hätte sie als Kind viel lieber im Fußball Karriere gemacht. Doch das war in der ehemaligen DDR so nicht möglich. Nur olympische Sportarten wurden vom Staat und durch die Sportschulen gefördert. „Für Frauen war das eben Handball. Wäre ich ein Junge gewesen, hätte ich mich für Fußball entschieden“, lacht Gundel Sporleder.

Geboren im kleinen Beckendorf-Neindorf in der Nähe von Oschersleben, hatte sie schon als Kind einen ausgeprägten Drang zur Bewegung. „Ich bin auf Bäume geklettert, gerne zum Schwimmen gegangen, habe mit den Nachbar-Jungs Fußball gespielt“, erinnert sie sich. Und irgendwie – Gundel Sporleder weiß nicht mehr genau warum – interessierte sie sich in der Schule („Irgendwann zwischen fünfter und siebter Klasse“) für Handball, warb selbst um Mitspielerinnen, um genügend Mädchen für eine Schulmannschaft zu finden, und begeisterte sich so für diesen Sport, dass sie bei Lok Oschersleben fortan regelmäßig im Verein trainierte.

Schon bald wurde ihr Talent erkannt, und schnell griffen die Fördermechanismen des DDR-Sports. Gundel Sporleder durchlief als junge Torhüterin die Aufnahmeprüfung der Sportschule Magdeburg und wechselte im Alter von 13 Jahren ins dortige Internat. Dabei zeigte die frühkindliche Prägung Wirkung: „Ich habe damals wie eine Fußball-Torhüterin gehalten“, erzählt sie lachend. Der beginnenden hoffnungsvollen Karriere tat dieser eher unorthodoxe Stil aber keinen Abbruch. Gundel Sporleder durchlief die Mannschaften des SC Magdeburg erfolgreich bis zur A-Jugend. Und stand nach dem Abitur vor der Wahl zwischen dem Leistungssport und der Möglichkeit, etwas ganz Anderes zu studieren („Ich hatte eine Leidenschaft für Mathe und Chemie“). Als die Entscheidung für den Leistungssport gefallen war, musste sie dort „die Flucht nach vorne antreten“.

Denn in der Frauen-Mannschaft des SCM spielten die damaligen Nationaltorhüterinnen der DDR, in den Jahrgängen hinter Gundel Sporleder drängten die Torhüterinnen der Juniorinnen-Nationalmannschaft nach oben. Ein Überangebot an Qualität, das es der jungen Sportlerin schwermachte, an eine gute Perspektive im Club zu glauben. „Also musste ich aus dem Tor raus und ins Feld“, stand ihr Entschluss schnell fest. Was wie ein (zu) kühner Plan klingt, ging tatsächlich auf. Gundel Sporleder schaffte den Sprung in die erste Mannschaft, sorgte fortan auf Linksaußen für Furore und gehörte zu dem Team, das 1981 für den durch die Erfolge der Männer verwöhnten SC Magdeburg den ersten und einzigen DDR-Meistertitel der Frauen an die Elbe holte.

Ein unvergessenes Erlebnis, das schönste ihrer Handballkarriere, gibt Gundel Sporleder zu. Und ein prägendes: „Unser überraschender Erfolg damals hat gezeigt, was man im Handball schaffen kann, wenn man als Mannschaft harmoniert und zusammenhält“, sagt sie. „Auch die Stars haben sich in den Dienst der Mannschaft gestellt, und jede war für die andere da.“ Der Lohn für den Titelgewinn waren weitere außergewöhnliche Erlebnisse, die Reisen im Europapokal, unter anderem nach Paris, Kopenhagen, Stockholm und Brixen in Südtirol.

Die Geburt von Tochter Janine beendete 1985 ihre leistungssportliche Karriere. 1990 wurde dann Sohn Frank geboren. Doch das weitaus einschneidendere Ereignis im selben Jahr war der Umzug ‚in den Westen‘. Aus beruflichen Gründen ihres (mittlerweile Ex-)Mannes zog Gundel Sporleder mit ihrer Familie nach Syke, wo sie auch heute noch lebt. Und sich mittlerweile rundum wohlfühlt, auch wenn es damals „sehr schwer war, Magdeburg zu verlassen“.

Als Anker, um in der neuen Heimat anzukommen und Kontakte zu knüpfen, half – na klar – der Handball. Auch weil das berufliche Ankommen mit Hürden verbunden war. Ihr in Leipzig abgeschlossenes Studium zur Diplom-Sportlehrerin wurde zwar anerkannt. Doch für den Wunsch, an einer Grundschule zu unterrichten, hätte es des Studiums eines zweiten Faches bedurft. Aber: „Dafür war der Zeitaufwand neben der Familie zu groß“, erklärt Gundel Sporleder. Als Sohn Frank eingeschult wurde, absolvierte sie daher die Ausbildung zur Erzieherin – aufgrund ihrer Vorbildung in zwei statt vier Jahren. Bereits seit 2000 arbeitet sie mittlerweile in einer Kindertagesstätte der Lebenshilfe Syke.

Und „weil ich leistungssportlich aufgewachsen bin“ und auch ihre Kinder Lust und Talent im Handball bewiesen, landete Gundel Sporleder, nachdem sie ihrer Leidenschaft zunächst in anderen Vereinen nachgegangen war, im Jahr 2001 beim SV Werder. Zunächst unterstützte sie bei der Betreuung der C-Jugend-Mannschaft von Tochter Janine. Doch es dauerte nicht lang, bis der damalige A-Jugend-Trainer Radek Lewicki die erfahrene Übungsleiterin in sein Trainer-Team holte. Ein echter Glücksfall – nicht nur für die beiden Handball-Fanatiker, sondern für die gesamte Abteilung und vor allem die Spielerinnen, die sie seitdem betreuten. Mit der weiblichen A-Jugend holte das Duo mehrere Bremer Meistertitel und nahm an der Norddeutschen Meisterschaft teil. Die spätere gemeinsame Arbeit mit der ersten Frauen-Mannschaft wurde 2015 mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga gekrönt. Und jetzt betreuen Radek Lewicki und Gundel Sporleder die 2. Mannschaft, mit der sie gerade als Vize-Meister in der Oberliga Nordsee die beste Platzierung der Vereinsgeschichte erreichten.

„Wir verstehen uns mittlerweile blind“, sagt Gundel Sporleder über die Zusammenarbeit. Und Radek Lewicki schwärmt: „Gundel legt sehr viel Wert auf Disziplin und Zuverlässigkeit und lebt beides vor. Sie liebt den Handball, hat als Co-Trainerin zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Tipps und ist eine große Motivation für mich.“ Keine Frage: Mit ihrer Ruhe und Sachlichkeit ist Gundel Sporleder idealer Gegenpol und Ergänzung zum häufig impulsiven und nach eigener Aussage manchmal „etwas verrückten“ Lewicki.

Dass Gundel Sporleder am 12. Mai ihren 60. Geburtstag feierte, ist ihr dabei nicht anzumerken. Wenn neben der Arbeit und dem Handball noch etwas Zeit bleibt, verbringt sie diese gerne in der Natur – mit Wandern, Walking oder Spaziergängen. „Aber ich brauche eben auch die Action, die mir der Handball bietet“, sagt sie. Obwohl es durch den immer größer werdenden Altersabstand zu den Spielerinnen „nicht einfacher wird und die heutigen Denkstrukturen und Ideale der jungen Menschen nicht immer leicht zu durchschauen sind“ – Gundel Sporleder weiß: „Ohne Handball wird es auch in den nächsten Jahren noch nicht gehen.“

Zum Glück für den SV Werder. Denn aufgrund ihrer besonderen sportlichen Karriere und der Erfahrungen als Torhüterin und Feldspielerin auf höchstem Niveau, wird sie noch so manchen guten und ganz speziellen Tipp geben können. Und man kann ihr nur uneingeschränkt recht geben, wenn sie mit einem Augenzwinkern sagt: „Man sollte mir ruhig ab und zu mal glauben...“

 

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