Werders Cheftrainer Florian Kohfeldt über seine Vertragsverlängerung, die Weiterentwicklung der Mannschaft, über Neid und seine langfristigen Ziele mit den Grün-Weißen.
Werders Cheftrainer Florian Kohfeldt über seine Vertragsverlängerung, die Weiterentwicklung der Mannschaft, über Neid und seine langfristigen Ziele mit den Grün-Weißen.
WERDER MAGAZIN: Wann haben Sie sich zum ersten Mal Gedanken gemacht, wie sich die Mannschaft in der Saison 2019/2020 weiterentwickeln soll?
Florian Kohfeldt: "Diese Weiterentwicklung ist aus meiner Sicht ein fortlaufender Prozess. Man hat immer mal neue Überlegungen, verwirft auch die eine oder andere. Schon während der vergangenen Saison war uns zum Beispiel klar, dass wir noch einen weiteren Stürmertypus haben wollen. Deshalb stand die Verpflichtung von Niclas Füllkrug, der unter anderem im Strafraum sehr präsent ist, schon früh fest."
WERDER Magazin: Welche Überlegungen gab es noch?
Florian Kohfeldt: "Wir haben im vergangenen Jahr in vielen Phasen schon den Fußball gespielt, den wir uns vorstellen. Aber das führt dazu, dass die Gegner natürlich versuchen, Lösungen gegen unser Spiel zu finden. Daher ist die Herausforderung jetzt, das Grundprinzip und die Art und Weise unseres Spiels beizubehalten, aber in Details wiederum andere Lösungen zu haben – ein etwas anderes Positionsspiel, andere Optionen, wenn der Torwart den Ball hat, vielleicht noch eine andere Grundordnung. Und wir waren vergangene Saison die Bundesliga-Mannschaft, die am besten und am häufigsten systematisch ins ‚letzte Drittel‘ des Spielfelds gekommen ist. Dafür ist dort dann am Ende noch zu wenig rausgekommen. Das muss man ehrlicherweise sagen. Hier wollen wir noch effektiver unsere Möglichkeiten nutzen."
WERDER Magazin: Und in der Defensive?
Florian Kohfeldt: "Wir haben grundsätzlich nicht schlecht verteidigt, waren aber teilweise noch einen Tick zu passiv und haben einfach zu viele Tore bekommen. Daher wollen wir die Intensität unserer Aktionen weiter steigern. Wir wollen auch in der Grundordnung noch aktiver gegen den Ball arbeiten. Und wenn man so spielt wie wir, dann spielt die Konterabsicherung eine große Rolle. Daran haben wir während der Saisonvorbereitung gearbeitet."
WERDER Magazin: Sie haben früh gemahnt, dass alle wachsam bleiben müssen. Wie erreichen Sie das?
Florian Kohfeldt: "Ich hoffe dadurch, dass alle merken, dass ich wachsam bin. Und dass ich nicht die kleinste Nachlässigkeit durchgehen lasse. Wir haben eine erfolgreiche Saison hinter uns, haben den Kader weitestgehend zusammengehalten. Da besteht die Gefahr, dass man das Gefühl entwickelt: Das wird schon in diesem Jahr. Das wird es aber nicht so einfach. Wir müssen uns wieder alles sehr hart erarbeiten. Mein Eindruck ist momentan, dass sich alle dessen bewusst sind. Aber ich werde weiter ein Auge darauf haben."
WERDER Magazin: Welche Herausforderungen erwarten Sie außerdem für Ihre Arbeit in der zweiten kompletten Saison als Cheftrainer des SV Werder?
Florian Kohfeldt: "Eine Bundesliga-Saison ist grundsätzlich immer eine Herausforderung. Für mich ist es das erste Mal in meinem Trainerleben, dass ich mit einer Mannschaft arbeiten kann, die über eine Saison hinaus zusammengeblieben ist, mit der ich somit wirklich etwas aufbauen kann. Als Jugendtrainer habe ich jedes Jahr eine neue Mannschaft bekommen. Und auch in meiner Zeit als Cheftrainer oder Co-Trainer der Bundesliga-Mannschaft waren die Teams immer von einem großen Wandel gekennzeichnet. Nun konnte ich zum ersten Mal mit 95 Prozent des Stammes, also der ersten 16 bis 18 Spieler, weiterarbeiten."
WERDER Magazin: Was bedeutet das konkret?
Florian Kohfeldt: "Dass wir nicht mehr mit den Grundlagen beginnen mussten, sondern uns spezifischeren Themen widmen konnten. Die Vorbereitung sah dadurch anders aus als im vergangenen Jahr. Damals sind wir alle zusammen ‚quer durch den Garten‘ gegangen, um alle Facetten unseres Spiels in der Trainingsarbeit abzudecken. Jetzt konnten wir einen Schritt weitergehen."
WERDER Magazin: Gleichzeitig ist die Erwartungshaltung im Umfeld gestiegen...
Florian Kohfeldt: "Dessen bin ich mir bewusst. Vor der vergangenen Saison wurde gesagt: Wir wollen mal gucken, was der Kohfeldt mit seiner Mannschaft so macht. War die gute Rückrunde 2017/2018 nur eine Eintagsfliege? Oder kommt da etwas nach? Wir haben in den zurückliegenden drei Halbserien durchschnittlich mehr als 25 Punkte geholt. Insgesamt ist das ganz klar ein Zeichen fürs obere Mittelfeld der Tabelle. Das weckt die Erwartung, dass diese Entwicklung so weitergeht. Damit hadern wir nicht, sondern sind wirklich heiß darauf, diese Erwartungshaltung zu befriedigen – im vollen Bewusstsein, wie schwer das wird."
WERDER Magazin: Ist bei allen neuen Herausforderungen einiges in Ihrer Arbeit bereits zur Routine geworden?
Florian Kohfeldt: "Vor allem die Abläufe rund um die Mannschaft. Auch in der persönlichen Beziehung zu den Spielern gibt es gute Grundlagen. Das gibt mir die Möglichkeit, den Fokus noch mehr auf Details zu richten."
WERDER Magazin: Man hat den Eindruck, dass Ihnen Interviews und Pressekonferenzen keine lästige Arbeit sind, sondern durchaus Spaß machen?
Florian Kohfeldt (lacht): "Sie sind mir tatsächlich nicht unangenehm und keine Situationen, die mich quälen. Wenn ich die Wahl hätte, eine Pressekonferenz zu machen oder nicht, …"
Das komplette Interview gibt es im aktuellen WERDER Mitglieder-MAGAZIN „spezial“ Nr. 340 – Vereinsmitglieder des SV Werder Bremen erhalten das Magazin wie gewohnt exklusiv per Post oder als e-Paper.