2011-2016

Das neue alte Werder

Durch die vergangenen Jahre, in denen sich der SV Werder als Dauergast in der Champions League präsentiert hatte, waren Fans und Verantwortliche das internationale Geschäft gewöhnt. Die Sternstunden in Pokal, Liga und Champions League prägten das Bild des SV Werder - bei den Fans und im Verein. 2010 jedoch begann eine Entwicklung, die mit dem Ende von Werder-Urgestein und Cheftrainer Thomas Schaaf und seinem langjähriger Weggefährten Klaus Allofs als Manager endete. Mit den personellen Veränderungen auf zahlreichen weiteren Positionen im Verein wurde bei den Grün-Weißen in den folgenden fünf Jahren eine neue Ära eingeleitet.

Die Saison 2010/2011 markiert den Beginn einer neuen, sportlich weniger erfolgreichen, grün-weißen Epoche mit neuen Herausforderungen sowie einigen Wechseln auf dem Platz und in der Führungsetage. Bereits Ende 2009 hatte Klaus Allofs das Amt des zurückgetretenen Jürgen L. Born als Vorsitzender der Geschäftsführung übernommen. Nur wenige Monate später wurde der ehemalige Profi Frank Baumann zum Assistenten von Allofs ernannt. Und auch auf dem Platz tat sich einiges: Getreu dem Werder-Motto "hier werden Stars gemacht und nicht gekauft" entwickelte sich Mesut Özil in den letzten Spielzeiten zum Bundesliga- und Nationalspieler. Zur Saison 2010/2011 folgte der Wechsel des Mittelfeld-Regisseurs zu den "Königlichen" nach Madrid.

Die Grün-Weißen qualifizierten sich zu Beginn der Saison 2010/11 in zwei fulminanten Spielen gegen Sampdoria Genua für die Gruppenphase der Champions League. Dort war allerdings Schluss für den SV Werder. Nach sechs aufeinanderfolgenden Jahren in der Champions League sollte dies vorerst die letzte Teilnahme an der "Königsklasse" gewesen sein. In der Liga belegte der SV Werder am Ende den 13. Tabellenplatz und schied in der 2. Runde des DFB-Pokals bei Rekordpokalsieger FC Bayern München aus.

Das Highlight der Saison lieferte Stürmer Claudio Pizarro: Der Peruaner erzielte am 23.10.2010 im Spiel bei Borussia Mönchengladbach einen historischen Treffer. Sein Tor in der 75. Minute, mit dem er den 4:1-Sieg besiegelte, war sein 134. in der Bundesliga. Er überholte damit Giovane Elber und schwang sich zum ausländischen Rekordtorschützen in der Geschichte der Bundesliga auf.

Abschied eines erfolgreichen Duos

Pünktlich zum Saisonauftakt 2011/2012 wurde das umgebaute Weser-Stadion neu eröffnet. Die Heimspiele trug der SV Werder fortan in einer reinen Fußball-Arena aus. Und auch sportlich sollte den Grün-Weißen ein Neuanfang gelingen - doch der ganz große Durchbruch blieb zunächst aus. Zwar konnte man sich in der Liga auf Platz 9 verbessern, aber in der 1. Runde des DFB-Pokals schied der SVW überraschend gegen den 1. FC Heidenheim 1846 aus. Das alles ohne Werder-Ikone Torsten Frings. Der ehemalige Nationalspieler und Werder-Kapitän wechselte vor der Saison nach Toronto in die amerikanische MLS, wo er seine Karriere als Spieler ausklingen ließ. Zusätzlich mussten sich die Werder-Fans von den Abwehrgaranten Petri Pasanen und Per Mertesacker verabschieden.

Auch 2012/2013, eine Spielzeit später, konnte der SV Werder nicht an die großen Erfolge der Vorjahre anknüpfen. Das Team belegte in der Liga den 14. Platz und scheiterte erneut in der 1. Runde des DFB-Pokals, dieses Mal an Preußen Münster. Dennoch geht diese Saison in die grün-weißen Geschichtsbücher ein. Das Duo Allofs/Schaaf hatte die Grün-Weißen in der Ligaspitze etabliert, sechs Mal gelang die Qualifikation für die Champions League. In die gemeinsame Ära fielen zusätzlich der Doublegewinn 2004 sowie der Pokalsieg 2009. Im November 2012 löste sich das Erfolgs-Duo schließlich auf. Allofs verließ Werder Bremen nach 13 Jahren und heuerte beim Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg an. Klaus Filbry übernahm den Vorsitz der Geschäftsführung und ist seitdem eines der neuen Gesichter beim SV Werder. Am 27.12.2012 konnten die Grün-Weißen zudem mit Thomas Eichin den Nachfolger von Allofs präsentieren.
Und nur sechs Monate später war auch die lange und erfolgreiche Zeit von Thomas Schaaf als Cheftrainer vorbei. Am 15.05.2013 und damit kurz nach seinem 14-jährigen Jubiläum als Bundesliga-Trainer des SV Werder Bremen kam es zur einvernehmlichen Trennung. Zuvor hatte Schaaf mit den Grün-Weißen den Verbleib in der Bundesliga gesichert.

Der Neuanfang

Mit Robin Dutt ging Werder erstmals seit 14 Jahren mit einem neuen Cheftrainer in die Saison 2013/14, die alles andere als erfreulich begann. In der ersten Runde des DFB-Pokals schied Werder zum dritten Mal in Folge gegen einen Drittligisten aus dem Pokalwettbewerb aus. Auch darüber hinaus spielten die Grün-Weißen keine erfreuliche Saison. Gegen den FC Bayern gab es eine 0:7-Heimniederlage, die höchste aller Zeiten. Werder beendete die Saison auf dem 12. Tabellenplatz.

Gerade mal neun Spieltage waren in der Saison 2014/15 gespielt, da trennte sich der Verein von Cheftrainer Robin Dutt. Bis dahin konnten die Grün-Weißen kein einziges Spiel gewinnen und so übernahm U 23-Coach Viktor Skripnik. An seiner Seite ebenfalls zwei ehemalige Werder-Spieler: Torsten Frings (Co-Trainer) und Christian Vander (Torwart-Trainer) ergänzten das Trainer-Team. Der neue Trainer führte die Mannschaft im Laufe der Saison vom letzten Tabellenplatz auf Rang 10, darunter auch dank einer Siegesserie von fünf Spielen. Im Pokal hingegen folgte schließlich erneut das Aus gegen einen Drittligisten (Arminia Bielefeld), aber Werder erreichte in dieser Saison immerhin das Achtelfinale. 

Auch in der Saison 2015/16 befand sich Werder mitten im Abstiegskampf. Nach der Hinrunde rangierte die Werder-Elf auf dem Relegationsplatz. Die Rückrunde spielte der SVW zwar deutlich verbessert, doch auch die Konkurrenten sammelten eifrig Punkte. Am letzten Spieltag, Werder stand weiterhin auf dem Relegationsplatz, kam es gegen den Tabellenfünfzehnten Eintracht Frankfurt zum Endspiel. Im Bremer Weser-Stadion stand es lange Zeit 0:0. Ein Spielstand, mit dem Werder in die Relegation gemusst hätte. Zwei Minuten vor Schluss erzielte allerdings die Chelsea-Leihgabe Papy Djilobodji den 1:0 Siegtreffer und versetzte das Stadion in eine komplette Ekstase. Im DFB-Pokal überraschte Werder ein ums andere Mal, bezwang Teams wie Gladbach und Leverkusen in denkwürdigen Begegnungen. Erst im Halbfinale war Schluss für den sechsfachen Pokalsieger: gegen Bayern München schied Werder knapp mit 0:2 aus.

Nach der Saison trennten sich die Grün-Weißen von Geschäftsführer Thomas Eichin. Ehrenspielführer Frank Baumann übernahm seinen Posten. Nach drei Niederlagen aus den ersten drei Saisonspielen 2016/17 musste Cheftrainer Viktor Skripnik seinen Posten räumen. Für ihn steht seitdem Alexander Nouri an der Seitenlinie, der von den Co-Trainern Florian Bruns und Markus Feldhoff unterstützt wird.

Emotionale Ausrufezeichen, unkonstante Ausbeute

„Wir müssen die Zuschauer wieder auf unsere Seite bringen“, appellierte der bisherige U23-Verantwortliche Alexander Nouri in Richtung seines neuen Teams, das einigen Kredit bei den leidgeprüften Anhängern eingebüßt hatte. Und es wurde besser. Bei den dramatischen Heimsiegen über Wolfsburg, Leverkusen – als der erst 19-jährige Ousman Manneh nicht nur das Sieg-, sondern erste Bundesliga-Tor eines Gambiers überhaupt erzielte – und Ingolstadt hinterließ man emotionale Ausrufezeichen, die das Publikum mitrissen. Werders Punkteausbeute blieb dennoch nicht konstant. Vier Niederlagen in Folge mit jeweils einem Tor Unterschied zu Jahresbeginn katapultierten die Grün-Weißen zurück auf den Abstiegsrelegationsplatz.

Kein für bei Sinnen gehaltener Beobachter hätte sich in diesem Moment nur ansatzweise den Gedanken gestattet, dass die Mannschaft nur etwas mehr als zweieinhalb Monate später weit entfernt von jeglichen Existenznöten urplötzlich ein erstmals seit sieben Jahren ernstzunehmender Anwärter auf das internationale Parkett sein würde. Genau das aber nahm mit einem erlösenden 2:0-Auswärtssieg in Mainz dank der Tore von Serge Gnabry, der mittlerweile ein erfolgreiches Nationalmannschaftsdebüt gegeben hatte, und dem Winter-Glücksgriff Thomas Delaney seinen Anfang. Den Höhepunkt all dessen brachte ein von Fin Bartels und Max Kruse ermöglichter 2:0-Heimsieg am 31. Spieltag über den direkten Konkurrenten Hertha BSC.

Kruse sammelte allein in der Rückrunde sagenhafte 20 Scorerpunkte  (13 Tore – darunter ein Viererpack in Ingolstadt – und sieben Assists) und wusste mit Bartels einen kongenialen Partner an seiner Seite. Elf Mal hintereinander war Alexander Nouris Mannschaft ungeschlagen geblieben, holte neun Siege bei einem Torverhältnis von 28:9.

Richtig weh tat zwischendurch die schwere Verletzung von Kapitän Clemens Fritz in der Partie gegen Darmstadt, wo Torsten Frings unterdessen seine erste Cheftrainerstation angetreten hatte. Fritz erlitt in seinem insgesamt 331. Bundesliga-Spiel einen Syndosmosebandriss, der das Karriereende des 36-jährigen vorwegnahm. Der nur kurz darauf zum achten Ehrenspielführer des Vereins ernannte Fritz musste demzufolge auch die drei abschließenden Matchball-Spiele um Europa von außen verfolgen, in denen seine Teamkollegen noch einmal allesamt Spektakel lieferten. Für den ganz großen Coup fehlte am Ende bloß eine knappe Viertelstunde.

Nach einem 3:4 in Köln und dem 3:5 daheim gegen Hoffenheim hatten sie vor über 80.000 Zuschauern bei Borussia Dortmund die letzten Körner mobilisiert, um den SC Freiburg doch noch von Europa-League-Qualifikationsplatz sieben zu verdrängen. Werder führte 3:2 beim BVB, ehe der spätere DFB-Pokal-Sieger durch zwei Elfmeter in der Schlussphase trotzdem gewann. „Heute überwiegt zwar die Enttäuschung, aber wir können stolz auf das Ergebnis in der Endtabelle sein“, resümierte Geschäftsführer Frank Baumann über besagten achten Rang des viertbesten Rückrundenteams der Liga.

Wer auf ein Ende der in der jüngeren Vereinsgeschichte stets mitschwingenden Bremer Wankelmütigkeit gehofft hatte, musste sich auch in der folgenden Spielzeit einstweilen weiter gedulden. Zwar entschied Werder den Pokalauftakt bei Drittligist Würzburger Kickers (3:0) souverän für sich, in der Bundesliga geriet man jedoch allzu schnell in eine neuerliche Negativspirale.

Am 10. Spieltag war selbst bei den leidensfähigsten Anhängern in der Ostkurve der Geduldsfaden gerissen. Nachdem Augsburgs Michael Gregoritsch an jenem tristen Oktobernachmittag der sichtbar angeknockten Heimelf einen mühelosen Konter zum 0:3 zugefügt hatte, erschütterten gellende Pfiffe das mit 40.500 Zuschauern abermals bestens besetzte Weser-Stadion.

„Unterstützung gibt es von den Fans nur, wenn man alles für den Klub gibt, das haben die Spieler heute leider nicht getan. Das ist dem SV Werder nicht würdig gewesen“, zürnte Frank Baumann unmissverständlich. Immer noch kein Sieg, erst fünf Punkte, bis dato lediglich drei erzielte Saisontore und der daraus resultierende vorletzte Tabellenplatz verursachten, dass Alexander Nouri und sein Co-Trainer Markus Feldhoff am Morgen des 30. Oktobers freigestellt wurden.

 

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