Wichtig, verbindend, überragend

Co-Trainer Thomas Horsch bei den Werder Youngstars

Auf Augenhöhe: Thomas Horsch im Gespräch mit den Werder Youngstars und den Young Coaches (Foto: W.DE).
Interview
Donnerstag, 21.02.2019 / 09:02 Uhr

Das Interview führte Julius Böttner

Normalerweise spricht Thomas Horsch vor über 20 Vollprofis. Vor ihm stehen Bundesliga-Stars wie Max Kruse, Champions-League-Sieger wie Claudio Pizarro oder Nationalspieler wie Jiri Pavlenka. In dieser Woche aber - rund um den 3. Inklusionsspieltag des SV Werder - schaut Werders Co-Trainer bei den Youngstars vorbei, Werders inklusivem Fußball-Projekt, und leitet eine Trainingseinheit. Nicht nur zahlreiche Kinder haben hier ein Handicap, auch die Trainer des WERDER BEWEGT-Angebots haben eine geistige Beeinträchtigung. Nach der Trainingseinheit hat sich Horsch den Fragen von WERDER.DE zu Werders sozialem Engagement, seiner eigenen Begeisterung für das inklusive Fußballtraining und die Feinheiten in der Arbeit mit Kindern gestellt. 

WERDER.DE: Normalerweise bist du mit der Profimannschaft unterwegs. Wie kommt es, dass du heute hier bist?

Thomas Horsch: "Ich habe schon seit vielen Jahren eine enge Beziehungen zu Michael Arends, der bei uns im Bremer Fußball-Verband damals seine Trainerausbildung absolviert hat und in Werders CSR-Abteilung arbeitet. Der Kontakt ist nie abgerissen. Bei mir bestand immer das Interesse, zu schauen, wie ich mit Menschen mit einem Handicap zusammenarbeiten kann. Ich habe viel im Kinder- und Jugendfußball gearbeitet. Ich finde es außerdem sehr spannend, wie man Kindern Fußball, beziehungsweise den Spaß am Fußball vermittelt. Deswegen bin ich heute zum dritten Mal hier."

WERDER.DE: Gibt es bestimmte Werte, die du den Kindern vermitteln möchtest?

Thomas Horsch: "Ich war lange Jahre beim DFB beziehungsweise beim BFV. Dort habe ich im Rahmen der Trainer-Ausbildung gearbeitet und aus diesem Grund interessiert mich fast noch mehr, wie die Trainer mit Beeinträchtigung mit dieser jungen Zielgruppe arbeiten können als das Training mit den Kindern. Ich sehe, dass hier wie oft im Kinderfußball der kleine Fehler gemacht wird, dass der Bewegungsdrang verhindert wird. Es gibt zu viele Übungsformen und zu wenige Spielformen. Daran möchte ich arbeiten und das habe mit den Trainern beispielsweise diskutiert. 'Lasst die Jungs das in spielerischer Form erlernen.' Man kann ja immer noch zwischen spielen und üben wechseln."

WERDER.DE: Und, hat es geklappt?

Thomas Horsch: "Das hat definitiv geklappt. Wir haben heute viele spielerische Übungen absolviert. Es ist alles verstanden worden und ich hatte das Gefühl, dass wenn ich alle zusammengerufen habe, konnten es alle verstehen und umsetzten. Natürlich kann man beim Kinderfußball nicht erwarten, dass die Kids alles technisch perfekt umsetzten. Trainer und Spieler haben den Grundgedanken verstanden, sich bemüht, es umzusetzen, und sich jede Menge dabei bewegt. In allen Gesichtern konnte ich erkennen, dass sie Spaß hatten. Das ist mit das Wichtigste in diesem Bereich."

WERDER.DE: Kannst du einen Vergleich ziehen, zwischen dem Training von Kindern mit und ohne Handicap?

Thomas Horsch: "Was die Art und Weise des Trainings der Kinder betrifft, würde ich keinen Unterschied machen. Natürlich muss das Training ganz grundsätzlich an den Entwicklungsgrad der Kinder angepasst sein. Die Trainer müssen schauen, was die Kinder verstehen und was können sie nicht umsetzten. Da muss man manchmal Abstriche machen, wie bei jedem Training mit Kindern."

WERDER.DE: Nimmst du persönlich etwas mit von diesem Training?

Thomas Horsch: "Fußball verbindet einfach. Wir haben sechs gegen sechs gespielt und trotzdem gemeinsam. Ich finde es toll, dass wir bei Werder diese Gelegenheit dazu haben."

WERDER.DE: Wie wichtig ist es dir, dich über deine Tätigkeit als Co-Trainer der Bundesliga-Mannschaft hinaus sozial zu engagieren? 

Thomas Horsch: "Grundsätzlich ist es mir wichtig, andererseits total schwierig bei unserem eng gestrickten Terminplan. Wir sind als Trainerstab, man glaubt es ja manchmal kaum, ebenfalls rund um die Uhr beschäftigt - mit dem letzten Spiel, dem nächsten Spiel, mit den Trainingseinheiten, mit der Einzelbewertung oder der Analyse. Da bleibt leider für ein ehrenamtliches Training wenig bis gar keine Zeit. Wenn mal eine Lücke da ist, bin ich immer gerne dabei, aber regelmäßig einen Termin zu finden, an dem ich verlässlich kann, ist bedauerlicherweise schwierig."

WERDER.DE: In dieser Woche findet der Inklussionsspieltag statt. Wie wichtig findest du es, dass Werder in dieser Form ein Zeichen für Inklusion setzt?

Thomas Horsch: "Für total wichtig! Werder hat als großer Verein eine Art Vorbildfunktion in der Stadt, für Menschen und andere Unternehmen. Top, dass wir uns dahingehend engagieren."

WERDER.DE: Wie wichtig ist dir die CSR-Arbeit von Werder Bremen im Allgemeinen?

Thomas Horsch: "Insbesondere wenn man im Hochglanz-Fußball unterwegs ist, muss man sich immer vor Augen führen, dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, denen es nicht so gut geht, wie uns. Von daher finde ich es top, dass ein Bundesligaverein, der mit solchen Mitteln ausgestattet ist wie Werder, sich im sozialen Bereich engagiert. Es ist überragend, dass Werder in Bremen solche Sportangebote schafft. Das ist total wichtig für die Gesellschaft in Bremen. Die Jungs und Mädels identifizieren sich mit der Stadt und dem Verein. Sie sind Fußball begeistert, haben den ganz normalen Bewegungsdrang, wie Kinder ihn einfach in sich tragen. Eben deswegen finde ich es top, dass das hier so stattfindet."

WERDER.DE: Mit was für einem Gefühl gehst du heute nach Hause?

Thomas Horsch: "Mit einem guten Gefühl. Ich habe bei elf Kindern elf Mal ein Lächeln auf den Lippen gesehen. Die Kids haben sich bewegt und hatten Spaß. Von daher gehe ich mit einem sehr guten Gefühl nach Hause."

Der Inklusionsspieltag beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am Freitag, 22.02.2019, findet mit Unterstützung der beiden Spieltags-Partner Sparkasse Bremen und Molkerei Ammerland eG sowie der Aktion Mensch und der DFL-Stiftung statt, die sich bereits seit Jahren gemeinsam mit WERDER BEWEGT - LEBENSLANG für Inklusion in der Gesellschaft einsetzen.

 
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