Borowski: "Kennen uns länger als man glaubt"

Tim Borowski im Interview nach dem bestandenen Fußball-Lehrer-Lehrgang

Ist nun ausgebildeter Fußball-Lehrer: Werders Co-Trainer Tim Borowski (Foto: norpdhoto).
Interview
Montag, 10.08.2020 / 17:30 Uhr

Das Interview führte Christoph Pieper

Intensive und teilweise auch turbulente Monate liegen hinter Tim Borowski. Neben dem nervenaufreibenden Klassenerhalt über die Relegation hat der Co-Trainer seine Weiterbildung zum Fußball-Lehrer beim DFB absolviert. Es waren stressige Wochen für den 40-Jährigen.

Zum Start in die Saisonvorbereitung hat WERDER.DE mit ihm über Lehren aus der vergangenen Saison, die Ausbildung zum Fußball-Lehrer und das veränderte Trainerteam gesprochen.

WERDER.DE: Moin, Boro! Wir wollen zurückblicken auf ein wahnsinnig turbulentes Jahr, auch für dich. Konntest du in der Sommerpause etwas abschalten?

Tim Borowski: „Ja, es war ein intensives Jahr für uns alle - für uns, für euch Mitarbeiter, für den Verein und vermutlich auch die Stadt. Darauf hätten wir alle gerne verzichtet, aber wir haben es erfolgreich zu Ende gebracht. Mit meiner Weiterbildung zum Fußball-Lehrer war die Zeit noch etwas intensiver, aber die Unterstützung des Vereins war jeden Tag gegeben. Das hat es mir leichter gemacht, den vermeintlichen Stress auszuhalten.“

WERDER.DE: Und die Erholung…

Tim Borowski: „Die war in diesem Sommer sekundär. Wir sind trotzdem voller Euphorie in die Vorbereitung gestartet.“

WERDER.DE: Mit welchen Gefühlen blickst du zurück auf die letzte Saison?

Tim Borowski: „Natürlich möchte man das grundsätzlich nicht noch einmal erleben, aber man kann aus diesem Jahr extrem viel mitnehmen: wie die Mechanismen sind, zum Beispiel oder wie sich das Blatt unter der Saison wendet oder wie man mit gewissen Stresssituationen umgeht. Das war sehr interessant, da kann ich etwas mitnehmen.“

WERDER.DE: Du sprichst den Stress an. Hat die Saison Spuren hinterlassen?

Tim Borowski: „Ich denke eher, dass es Erfahrungen hinterlassen hat. Natürlich sammelt man lieber positive Erfahrungen, aber auch daran kann man wachsen. Das gilt für das Trainerteam und die Mannschaft gleichermaßen. Man mag es kaum glauben, aber es waren viele Momente dabei, die sehr spannend für die weitere Zukunft waren.“

WERDER.DE: Wir wollen an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Fußball-Lehrer sagen. Was gehört neben der Unterstützung des Vereins noch dazu, um dort in dieser Sondersituation zu bestehen?

Tim Borowski: „Wenn die Unterstützung des Vereins da ist, ist das ein riesiges Faustpfand. Wichtig ist, dass die Familie und Freunde dahinterstehen und Rücksicht nehmen, da man häufig weg ist oder gedanklich abwesend ist. In dieser Sondersituation mit Corona war die DFB-Familie sehr flexibel und ist uns sehr offen entgegengekommen, um die Prüfungen absolvieren zu können. Ihnen möchte ich auch ein großes Dankeschön aussprechen.“

WERDER.DE: Was gehört zur Prüfung alles dazu?

Tim Borowski: „Es gilt diverse schriftliche Prüfungen und auch einen praktischen Teil, der eine hohe Gewichtung in der Endnote hat, zu absolvieren. Wir waren fünf Teilnehmer, die aufgrund ihrer Tätigkeit in der 1. oder 2. Liga nachschreiben mussten. Wir konnten Mitte/Ende Mai nicht die Prüfungen schreiben, da parallel diverse Spiele anstanden. Es waren intensive und komprimierte zwei Wochen, das war eine besondere Erfahrung.“

WERDER.DE: Du hast eine Weltmeisterschaft gespielt und national Titel gewonnen. Ist ein Tim Borowski denn nervös vor den Prüfungen?

Tim Borowski: „Ganz offen und ehrlich ja! Ich war auf jeden Fall nervös, meine Mitstreiter auch. Wir haben uns angeschaut und mussten Schmunzeln, dass erwachsene Männer um die 40 in sich so Stress gespürt haben, obwohl normale Prüfungen anstanden. Es war ein gesunder Druck, der uns geholfen hat, zu bestehen.“

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WERDER.DE: Würdest du sagen, dass dort eine Gruppe zusammengewachsen ist, Klassenkameraden, die sich gefunden haben?

Tim Borowski: „Ja, da fallen mir direkt ein paar Namen ein. ‚Butschi‘ (Heiko Butscher, Co-Trainer vom VfL Bochum, Anm. d. Red), Martin Heck, der mit der U17 des 1. FC Köln vor zwei Jahren Deutscher Meister der U17 geworden ist, Christian Eichner (neuer Cheftrainer des Karlsruher SC, Anm. d. Red), Sebastian Bönig von Union Berlin, Jan Zimmermann vom TSV Havelse und noch weitere, die gut zusammenstanden und sich immer gegenseitig unterstützt haben.“

WERDER.DE: Welcher Teil der Ausbildung hat dir am meisten Spaß gemacht? Was hast du dir zum Lernen gerne auf den Schreibtisch gelegt?

Tim Borowski: „Ich würde das nicht auf ein Fach reduzieren wollen. Ich konnte für meine praktische Arbeit aus jedem Teilbereich Inhalte mitnehmen. Man ist von Montag bis Mittwoch vor Ort und kann im Anschluss gleich etwas in die Mannschaft einbringen.“

WERDER.DE: Blicken wir voraus. Ihr geht in einer etwas veränderten Konstellation im Trainerteam in die neue Saison. Was bedeutet das für dich? Inwiefern verändern sich deine Aufgaben?

Tim Borowski: „Zunächst möchte ich einen großen Dank an meine jetzt ehemaligen Kollegen richten. Der Verantwortungsbereich verteilt sich vielleicht etwas mehr auf nur zwei Co-Trainer, aber das Ziel bleibt es, den Männern Fußball Tag für Tag noch schmackhafter zu machen, sie erfolgshungriger zu machen. Das ist unser Antrieb. Das wird sich auch in der neuen Konstellation nicht ändern.“

Das macht meinen Beruf so schön.
Tim Borowski

WERDER.DE: Wie sehen die Schwerpunkte deiner Arbeit aus?

Tim Borowski: „Danijel und ich sind in Zusammenarbeit mit Flo zuständig für die Umsetzung der Trainingseinheiten auf dem Platz, dafür die Einheiten vor- und teilweise auch nachzubereiten, dafür neue, andere Trainingseinheiten-zu kreieren. Zu meiner Arbeit gehört die enge Verbindung zum Scouting, wenngleich die in den letzten Wochen aufgrund der Prüfungen nicht ganz so eng war. Das sind meine Steckenpferde, meine Hauptaufgaben. Darüber hinaus ist es wichtig, sich um die jüngeren Spieler zu kümmern und einen Austausch mit der gesamten Mannschaft zu pflegen.“

WERDER.DE: Du sprichst es an: Es sind viele jüngere Spieler im diesjährigen Kader, auch unter den Neuzugängen. Wie viel kannst du den jungen Spielern aus deiner Profi-Karriere mitgeben?

Tim Borowski: „Ich denke, eine Menge, da ich genau ihren Werdergang durchgemacht habe. Ich bin hier im Internat großgeworden. Gerade gegenüber den Top-Talenten aus unserem Internat kann ich alle Facetten bedienen. Ich mache das gerne, weil ich aus eigener Erfahrung spreche. Ich weiß, wie schön, aber auch wie schmerzhaft das ist, wenn die Familie oder die Freundin zuhause lassen muss. Das gehört alles dazu. Es macht mir Spaß, mich mit ihnen auszutauschen, sie zu fördern. Das macht meinen Beruf so schön.“

WERDER.DE: Danijel Zenkovic heißt dein neuer Kollege im Trainerteam. Hand aufs Herz: Seit wann ist dir sein Name geläufig?

Tim Borowski: „Seit bestimmt anderthalb Jahren schon. Danijel hat damals noch in Amsterdam gearbeitet und wir haben ein paar Mal telefoniert, uns ausgetauscht und über den Fußball philosophiert. Wir kennen uns also schon länger als man glaubt.“

WERDER.DE: Wie war die Zusammenarbeit in dieser gleich sehr intensiven ersten Trainingswoche?

Tim Borowski: „Sehr gut. Es macht riesig Spaß, sich mit ihm über Fußball auszutauschen, Anregungen zu bekommen und kreativ zu sein. Da hat mir persönlich viel Spaß gemacht.“

WERDER.DE: Die diesjährige Sommer-Vorbereitung ist ja etwas anders: späterer Beginn, nur ein Trainingslager. Wie ungewohnt ist das selbst für dich mit all der Erfahrung?

Tim Borowski: „Als Fußballer sind wir ja sehr flexibel (schmunzelt). Natürlich ist es ein neuer Rhythmus, den man aber nicht negativ sehen muss. Wir haben das Trainingslager, in dem wir wie gewohnt inhaltlich tiefer einsteigen und die Spieler sich besser kennenlernen können. Ich freue mich auf die nächsten Wochen. Wir sollten der vermeintlich anderen Vorbereitung gar nicht allzu viel Bedeutung beimessen.“

WERDER.DE: Macht ihr denn inhaltlich etwas anders?

Tim Borowski: „Wir werden an der einen oder anderen Stelle Veränderungen vornehmen, das resultiert auf unserer Analyse und der Selbstreflektion, aber da möchte ich nicht allzu sehr darauf eingehen, da das Interna sind, die besser in der Trainerkabine bleiben.“

WERDER.DE: Clemens Fritz ist häufiger wieder in der Kabine dabei. Mit ihm hast du – wie mit Frank Baumann schon – als Spieler zusammengearbeitet. Welchen Vorteil bringt es mit sich, dass Verantwortliche rund um die Mannschaft sich schon so lange kennen?

Tim Borowski: „Es ist schön, dass Clemens wieder enger an die Mannschaft herangerückt ist. Als empathischer Typ hat er immer noch einen sehr guten Draht zu den Spielern. Das nimmt für gewisse Positionen auch ‚Arbeit‘ ab. Mit seiner Erfahrung und seinem Status gibt er zusätzlich noch Input ins Team. Das freut mich riesig. Wir drei kennen uns sehr lange, das stimmt. Wir respektieren und schätzen uns. Das sind allesamt Basiskriterien einer guten Zusammenarbeit.“

 

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