"Erfahrung ist schwer zu ersetzen"

Christian Groß im Interview über Rückkehr, Leistung und Familienleben

Christian Groß vom SV Werder mit dem Ball am Fuß.
Christian Groß steht gegen den SC Freiburg wieder im Werder-Kader (Foto: nordphoto).
Interview
Freitag, 12.02.2021 / 17:28 Uhr

Das Interview führte Christoph Pieper

Eigentlich wäre Christian Groß bereits gegen Arminia Bielefeld aus seiner Verletzungspause zurückgekehrt. Doch das Wetter machte ihm einen Strich durch die Rechnung, was aber auch einen Vorteil hatte: Groß konnte am Montag seinen Geburtstag in Ruhe im kleinsten Familienkreis feiern. Am Wochenende gegen den SC Freiburg soll es im zweiten Anlauf mit dem Comeback klappen.

Aus diesem Anlass sprach WERDER.DE mit dem 32-Jährigen über seine Rückkehr, wie er von seiner Erfahrung profitiert und wie sich der Profifußball mit dem Familienleben vereinbaren lässt. Außerdem wollten wir wissen, wann mit seinem ersten Bundesliga-Tor zu rechnen ist.

Zwischen Familie und Profifußball

WERDER.DE: Christian, war es das schönste Geschenk, dass du deinen Geburtstag am Montag zuhause feiern konntest und nicht in Bielefeld im Hotel festhingst?

Christian Groß: „Wenn es so wäre, hätte ich es natürlich auch so genommen. Manchmal fallen Geburtstage wie sie fallen. Das kann man sich nicht aussuchen, da geht der Beruf vor. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich natürlich mit meinen beiden Kindern feiern, das ist es schon etwas Besonderes.“

WERDER.DE: Als gebürtiger Bremer ist das für dich wettertechnisch momentan fast schon eine Ausnahmesituation.

Christian Groß: „Definitv. Eine schöne Ausnahmesituation. Zuletzt war es ein trister Alltag mit drei bis vier Grad und Nieselregen. Für mich ist das daher richtig schönes Wetter. Es ist kalt, aber die Sonne scheint, Schnee liegt - das ist auf jeden Fall ein schönes Panorama beim Spazierengehen. Ich werde mich nicht beschweren.“

WERDER.DE: Welche Auswirkungen hat das auf das Training?

Christian Groß: „Also erst mal von meiner Seite aus: Hut ab, wie die Plätze wiederhergestellt werden. Trotz der Bedingungen sind sie einwandfrei zu bespielen. Ich glaube, das ist mal eine gute Möglichkeit, den Leuten zu danken, die drum herum gefühlt Tag und Nacht arbeiten, wenn Schnee fälltt. Ich kann nur ein Lob aussprechen. Die Plätze sind für die Jahreszeit wirklich gut.“

WERDER.DE: Auch im wohninvest WESERSTADION sieht es sehr danach aus, dass am Samstag gespielt werden kann...

Christian Groß: „Man sieht gerade in anderen Bundesliga-Stadien, dass die Plätze schlechter sind. Daher wissen wir das zu schätzen.“

Ich muss erstmal im Training treffen.
Christian Groß auf die Frage, wann sein erstes Bundesliga-Tor fällt

WERDER.DE: Du bist jetzt wieder mittendrin. Am Mittwoch hast du wieder komplett mit der Mannschaft trainiert. Wie geht es dir denn aktuell?

Christian Groß: „Erstmal freue ich mich, dass ich wieder ein aktiver Teil der Mannschaft bin. Im Rehaprozess steht man teilweise etwas abseits oder ist nicht wirklich involviert. Die Zeiten, in denen man hier ist, sind oft andere. Ich freue mich einfach darüber, wieder auf dem Rasen zu sein, kicken zu dürfen und dass wieder Spiele anstehen.“

WERDER.DE: ... und wieder zum Kader zu gehören. In Bielefeld wäre das vielleicht schon der Fall gewesen. Wie viele Minuten sind am Wochenende drin?

Christian Groß: „Ich mache mir keine Gedanken darüber. Ich hoffe einfach, dass wir das Spiel positiv bestreiten und gewinnen werden. Alles andere wird das Spiel dann zeigen.“

WERDER.DE: In den letzten Wochen war das Team relativ stabil. Es sieht ein bisschen so aus, als hätte sich eine Stammformation gefunden. Wie siehst du deine Einsatzchancen und wie gehst du mit dem Konkurrenzkampf um?

Christian Groß: „Ich gehe damit  um, wie ich schon immer damit umgegangen bin. Fest steht: Es ist ein Geschäft, das von der Konkurrenz lebt. Ich glaube, das ist ein Vorteil für die Mannschaft gerade, dass auf vielen Positionen richtig Konkurrenz da ist. Das macht die Spieler einfach besser. Zu meiner persönlichen Situation: Ich will erstmal wieder mit Leistung auf mich aufmerksam machen und alles andere wird dann die Zeit bringen. Trotzdem bin ich froh, dass wir in letzten Zeit sehr positiv gespielt haben und auch im Pokal weiter sind.“

Groß: Will mit Leistung für mich werben

WERDER.DE: Florian Kohfeldt hat auch gesagt, dass du nicht bei null anfängst. Ist es gut, diesen Vertrauensvorschuss zu haben?

Christian Groß: „Klar freut man sich als Spieler, wenn ein Trainer so ein Statement über einen selbst abgibt. Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagen würde. Aber am Ende habe ich es selbst in der Hand, mit Leistungen für mich zu werben.“

WERDER.DE: Gehst du denn mit frischen 32 Jahren anders mit Konkurrenzkampf um als mit 20?

Christian Groß: „Ich glaube, dass Erfahrung etwas ist, was schwer zu ersetzen ist und einen in gewissen Situationen beruhigt; dass man mit Erfahrung anders mit Situationen umzugehen weiß. Klar ist man mit 32 entspannter und wird nicht nervös, wenn irgendetwas nicht läuft.“

WERDER.DE: Dein Bundesliga-Debüt mit 30 Jahren und sechs Monaten ist jetzt eineinhalb Jahre her. Bei jemandem, der sich so viel Zeit lässt mit seinem Bundesliga-Debüt, muss man auch mal frage dürfen: Wann machst du dein erstes Bundesliga-Tor?

Christian Groß (lacht): „Schnellstmöglich! Aber ich glaube, ich muss erstmal im Training treffen – da warten auch noch viele Leute drauf. Nein, es hat nicht so viel Priorität, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich unterschreibe jeden Sieg. Wenn ich dann irgendwann auf der Torschützenliste auftauche, würden einige Jungs in der Kabine darüber lachen. Dann hätten wir auf jeden Fall noch einen schönen Tag.“

WERDER.DE: Ist das denn wirklich noch so ein konkretes Ziel von dir? In der ersten Regionalliga-Saison bei der U23 hast du neun Tore gemacht, mehr als Josh...

Christian Groß: „Ich hatte auch deutlich mehr Spielanteile als Josh in diesem Jahr. Ich habe auch den einen oder anderen Elfmeter geschossen, muss ich zugeben. Aber ein Tor ist ein Tor. Ich möchte nicht irgendwann 100 Spiele haben und zehn Tore schießen. Tore waren noch nie meine Haupt-Disziplin. Wenn irgendwann mal einer reinfällt, freue ich mich.“

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WERDER.DE: Als du in den Profi-Kader gerutscht bist, hast du erzählt, dass es eine Umstellung für dich und deine Familie war, alles nach Bundesliga-Fußball auszurichten. Habt ihr euch da jetzt alle zusammen daran gewöhnt oder ist es immer noch ein bisschen komisch?

Christian Groß: „Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier und man gewöhnt sich an jeden Umstand. Ich bin froh, dass ich mich daran gewöhnen konnte, in so einem Stadion zu spielen, mit so einer Mannschaft zu trainieren. Klar, wird es irgendwann ein Stück weit Alltag, aber Bundesliga ist und bleibt etwas Besonderes. Das wird sich auch in den nächsten ein, zwei Jahren für mich nicht mehr verändern.“

WERDER.DE: Dein Studium musste daher pausieren Ist das immer noch so oder hast du Zeit gefunden, das eine oder andere zu machen?“

Christian Groß: „Eher weniger. Ich bin im Sommer zum zweiten Mal Vater geworden. Das spielt in puncto Zeit auch eine Rolle. Es war schwierig, das miteinander zu vereinbaren. Dieses Pausensymbol, das ich im Kopf habe, ist immer noch da. Ich hoffe, dass ich das Studium irgendwann fortsetzen kann. Wie gesagt: Zeitpunkt offen.“

WERDER.DE: Deine Scouting-Tätigkeit bei Werder musstest du ebenfalls abbrechen. Vermissen dich die Kollegen eigentlich? Kriegst du Nachrichten und können sie sich auf ein Wiedersehen freuen?

Christian Groß: „Da müsstest du jetzt mal Clemens Fritz fragen... (lacht) Einige Nachrichten gibt es schon, ja. Man tauscht sich aus. Es war auf jeden Fall eine spannende, lehrreiche und interessante Zeit für mich. Jetzt bin ich aktiv dabei und freue mich, dass ich noch ein paar Jahre spielen kann. Für mich ist es aber so, dass ich den Bereich spannend fand und mir vorstellen kann, dass ich noch mal zurückkehre.“

Mehr von Christian Groß gibt es in seinem Butter bei die Fische auf dem Werder YouTube-Kanal

 

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