„Ein unglaubliches Privileg“

Theodor Gebre Selassie im Interview

Profis
Freitag, 12.07.2019 / 18:05 Uhr

Notiert von Yannik Cischinsky

Keiner war so oft im Zillertal wie er: Theodor Gebre Selassie. Alle acht Camps in Zell am Ziller absolvierte der Rechtsverteidiger mit Werder. In den Jahren hat sich einiges verändert – in der Trainingsarbeit, rund um das Team und auch bei Gebre Selassie persönlich. Im Interview mit WERDER.DE wirft der 32-Jährige einen Blick zurück.

WERDER.DE: Theo, du bist zum achten Mal im Zillertal. Gibt es überhaupt etwas, das du nicht kennst?

Theodor Gebre Selassie: „Das achte Mal… Wer hätte das je gedacht? Ich nicht. Das ist schon der Wahnsinn. Im Hotel kenne ich wirklich jede Ecke. Ich habe meinen festen Platz am Essenstisch, hatte bis auf ein Jahr auch immer das gleiche Apartment. Alles ist sehr vertraut.“

WERDER.DE: Wer ist eigentlich Nachfolger von Zimmerkollege Zlatko Junuzović geworden?

Theodor Gebre Selassie: „Zladdi kann niemand ersetzen (lacht). Im Apartment bin ich gemeinsam mit Pavlas. Jeder hat sein eigenes Schlafzimmer und wir treffen uns im Wohnzimmer. Das funktioniert super.“

Nach langer Verletzung trotzdem fit: "Das war unfassbar."

WERDER.DE: Butter bei die Fische. Was war dein schlimmstes Trainingslager?

Theodor Gebre Selassie: „Ich glaube, die härteste Sommervorbereitung aller Zeiten hatte ich unter Robin Dutt. Wir haben konditionell unglaublich hart gearbeitet, waren danach aber auch unglaublich fit. Leider haben die Ergebnisse zu Beginn der Saison nicht gestimmt und ich war leider verletzt. Mit drei Monaten war es die längste Verletzung meiner Karriere und trotz der Pause war ich hinterher noch fit. Das war unfassbar.“

WERDER.DE: Was ist einfacher: Wenn man jung ist und die Belastung besser verkraftet oder als erfahrener Spieler die Vorbereitung „mit Auge“ absolvieren zu können?

Theodor Gebre Selassie (lacht): „Ich glaube mit Erfahrung, wenn man weiß, wann man sich quälen muss, und wann ich Kraft sparen kann. Als ich jung war, lief die Auswertung der Athletik- und Fitnesstrainer bei Weitem nicht so professionell ab, wie heutzutage. Es wurde nicht darauf geachtet, ob wir überbelastet sind. Jedes Trainingslager musstest du Gas geben ohne Ende.“

WERDER.DE: Das ist augenscheinlich momentan anders…

Theodor Gebre Selassie: „Die Dosierung und Individualisierung bei uns ist schon echt vorbildlich. Es geht darum, uns auf den Punkt genau zum Saisonstart fit zu bekommen. Dafür wird sehr viel getan und das sehr professionell. Wir werden viel nach Feedback gefragt, wie es uns geht. Es werden sehr viele Daten ausgewertet.“

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WERDER.DE: Das sind wir mitten im Thema. Was hat sich in all den Jahren verändert?

Theodor Gebre Selassie: „Einiges, eigentlich in allen Bereichen. Ich erinnere mich noch an das erste Trainingslager unter Thomas Schaaf auf Norderney und die Läufe vor dem Frühstück am Strand beispielsweise. Damals fand ich das echt schlimm, so früh aufstehen. Mittlerweile würde mir das mit meinen Kindern nicht mehr so viel ausmachen, aber die Läufe gehören nicht mehr zum Programm. Generell ist alles viel professioneller geworden, zum Beispiel im Bereich Analyse. Jetzt besprechen wir die Spielformen direkt am Platz im Analysezelt, bekommen viel schneller Feedback. Außerdem wird jede Einheit von uns getrackt.“

"Fehler sind normal"

WERDER.DE: Du bist ein alter Hase. Welche Tipps gibst du den Nachwuchsspielern, die zum ersten Mal dabei sind?

Theodor Gebre Selassie: „Ich kann mich gut in sie hineinversetzen. So ein Profi-Trainingslager ist etwas vollkommen anderes als all das, was sie in der Jugend erlebt haben. Als kleiner Junge gelingt viel über das Talent, vieles klappt von alleine und der Männerfußball ist plötzlich Arbeit. Das ist nicht einfach für die Jungs, auch weil unser Trainerteam mit Florian Kohfeldt einen exakten Plan davon hat, wie gespielt werden soll und sie das in kürzester Zeit adaptieren müssen. Mein Tipp ist immer, dass sie trotzdem geduldig bleiben sollen, sich keine Sorgen machen brauchen. Fehler sind normal und es braucht Zeit, sich einzugewöhnen.“

WERDER.DE: Was hast du früher immer falsch gemacht?

Theodor Gebre Selassie: „Ich habe nicht viel falsch gemacht (lacht). Ich konnte sogar besser schlafen als jetzt. Ich konnte nach jeder Mahlzeit schlafen. Deswegen hatte ich beispielsweise nie das Problem, nicht gut genug zu regenerieren.“

WERDER.DE: Fällt es dir insbesondere im Trainingslager manchmal schwer, dich nach all den Jahren in dem Geschäft zu motivieren?

Theodor Gebre Selassie: „Natürlich gibt es Tage, an denen man sich nicht gut fühlt und kaum Motivation verspürt. Wer etwas anderes behauptet, der lügt in meinen Augen. Aber man muss sich immer vor Augen halten, welch unglaubliches Privileg es ist, diesen Job auszuüben und hier seit Jahren dabei sein zu dürfen. Fußball ist nicht nur der Spaß, der Jubel nach dem Tor mit den Fans, sondern oft intensive Arbeit. Die Trainingslager lassen dich die schönen Momente wieder genießen.“

 

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