"Mit dem Charme der 60er werden wir keine Talente anlocken!"

Dr. Hubertus Hess-Grunewald im Interview

Dr. Hubertus Hess-Grunewald präsentiert die Pläne für den Ausbau des Leistungszentrums (Foto: nordphoto).
Interview
Donnerstag, 15.11.2018 / 10:21 Uhr

In dieser Woche hat der SV Werder Bremen erstmals seine Pläne für die Umgestaltung der Sportanlage der Pauliner Marsch präsentiert. Werders Präsident und Geschäftsführer Dr. Hubertus Hess-Grunewald spricht im Interview mit WERDER.DE über Vorstellungen und Überlegungen der Grün-Weißen.

WERDER.DE: Wie schauen Sie auf die Beiratssitzung am Dienstagabend zurück?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Insgesamt können wir sicher positiv zurückblicken. Ich denke, es ist uns gelungen die Anwohner zu einem frühen Zeitpunkt sehr transparent über unsere Überlegungen zu informieren und mitzunehmen. Und ich habe eine gewisse Grundakzeptanz und Verständnis für unsere Situation gespürt, dass sich im Bereich des Leistungszentrums etwas tun muss, um an dem Standort Pauliner Marsch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Aber natürlich ist uns bewusst, dass es ein umfangreiches Projekt ist, das bei den Anwohnern auf einige Bedenken stößt. Beispielsweise in Bezug auf die Deichsicherheit und den Hochwasserschutz. Mit diesen Themen werden wir uns weiterhin gemeinsam mit den Behörden, dem Beirat und den Anwohnern in den nächsten Schritten intensiv auseinandersetzen."

WERDER.DE: Warum benötigt der SV Werder Bremen einen Aus- und Neubau der Sportanlagen?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Die Sportanlagen – insbesondere die Gebäude rund um Platz 11 – sind in den vergangenen Jahren zwar teilweise renoviert worden, stammen im Grunde jedoch aus dem Jahr 1960. Wir sprechen da von den Kabinen, Sanitäranlagen, Physiotherapieräumen und Krafträumen, die den heutigen, zeitgemäßen Anforderungen an die Einrichtungen eines Leistungszentrums auf Bundesliganiveau nicht mehr gerecht werden. Der SV Werder Bremen hinkt einem Großteil der Konkurrenz bereits jetzt schon hinterher, was die Infrastruktur angeht. Und wir sprechen dort nicht von Konkurrenten wie Bayern, Dortmund oder Schalke, die rund 100 Millionen in Ihre Leistungszentren investiert haben, sondern auch von Vereinen wie Hannover 96, dem Hamburger SV, VfB Stuttgart, Union Berlin oder auch dem SC Paderborn, die mittlerweile über modernere Anlagen verfügen."

WERDER.DE: Dennoch hat der SV Werder Bremen bei der Zertifizierung des Leistungszentrums durch den DFB und die DFL erneut drei Sterne, die höchste Auszeichnung, erhalten.

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Das ist richtig. Diese Auszeichnung resultiert jedoch in erster Linie aus den guten Konzepten, der personellen Ausstattung oder der inhaltlichen Gestaltung. Die infrastrukturellen Anforderungen reichen jedoch bei weitem nicht. Vor allem was die Gebäudekörper betrifft, die Größe und die Qualität der Kabinen, das nicht Vorhandensein von Räumlichkeiten. Dazu kommt, dass wir zu wenige Plätze haben, auch zu wenige Plätze, die beleuchtet sind. Die Sicherheits- und Medienanforderungen des DFB an das Stadion Platz 11 für die Frauen-Bundesliga und die 3. Liga werden nur mit vielen Kompromissen erfüllt. Wir müssen in die Infrastruktur investieren, um mit einem zeitgemäßen und qualitativ anspruchsvollen Leistungszentrum konkurrenzfähig zu bleiben. Mit dem Charme der 60er-Jahre werden wir keine Top-Talente nach Bremen locken."

WERDER.DE: Wie soll die neue Sportanlage aussehen?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Basis unserer Überlegungen ist ein Neubau des aktuellen Gebäudekomplexes auf Platz 11. Dazu ist eine gespiegelte Variante dieses Neubaus auf den Trainingsplätzen 6 und 7 geplant, an die sich direkt eine neue Spielstätte in Richtung Osterdeich anschließt. Dort sollen vor allem unsere U 23 und unsere Frauen-Bundesliga-Mannschaft ihre Spiele austragen. Wir haben uns dabei für eine Lösung entschieden, die sich optisch in das landschaftliche Erscheinungsbild der Pauliner Marsch integriert. Aspekte der Sicherheit, des Umweltschutzes – beispielsweise durch Dachbegrünung – sowie Lärmschutzes sollen berücksichtigt werden und auch die attraktive landschaftliche Gestaltung der angrenzenden Freizeit- und Grünanlagen sollen ein wichtiger Teil des Umbaus sein."

WERDER.DE: Warum soll ausgerechnet in der Pauliner Marsch und nicht irgendwo auf einer grünen Wiese gebaut werden?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Werder versteht sich als Teil der Pauliner Marsch und das möchten wir auch gerne in Zukunft bleiben. Die Zugehörigkeit zum Viertel ist unsere Identität. Hier sind wir anfassbar und erreichbar, hier kann man fast jeden Tag den Profis und den Nachwuchsteams beim Training zuschauen. Das macht auch die Marke Werder Bremen aus und das würden wir verlieren, wenn wir in das niedersächsische Umland umsiedeln. Denn in Bremen gibt es keine freien Flächen, die den Anforderungen an ein modernes Leistungszentrum gerecht werden. Würden wir diesen Schritt wirklich machen, würde das auch bedeuten, dass neben dem Nachwuchs auch unser Herz und Motor – die Bundesligamannschaft – umsiedeln würde und dann alle 14 Tage ins Weser-Stadion zu Besuch kommt. Und das ist nicht das Werder Bremen, das wir sein wollen."

WERDER.DE: Welche Gefahren birgt der Bau in einem Überschwemmungsgebiet?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Uns ist bewusst, dass dieses Vorhaben mit gewissen Risiken aber auch einer großen Verantwortung der Pauliner Marsch gegenüber verbunden ist. Schließlich dient die Pauliner Marsch im Falle einer Überschwemmung als Retentionsfläche, die wir auch erhalten wollen. Durch eine kreative Konstruktion wird die neue Spielstätte daher nicht umspült, sondern das gesamte Spielfeld dient weiterhin als Überschwemmungsgebiet. Natürlich werden die neuen Funktionsgebäude hochwassergeschützt sein, so dass der finanzielle Verlust bei einer Überschwemmung in einem überschaubaren Rahmen bleibt. Das Risiko, das unsere Sportanlagen – mit Ausnahme des Weser-Stadions – von einem Hochwasser betroffen sein können, tragen wir bereits jetzt schon, es ist also nicht neu."

WERDER.DE: Wie wichtig ist es Ihnen, die Anwohner und den Stadtteil in Ihre Überlegungen mit einzubeziehen?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Sehr wichtig. Es war uns ein großes Anliegen, die Anwohner frühzeitig in unsere Überlegungen mit einzubeziehen und sie von Beginn an mitzunehmen. Die Vergangenheit hat bewiesen, dass Werder gemeinsam mit den Anwohnern, aber auch der Stadt, den Behörden und den Vereinen, die ebenfalls in der Pauliner Marsch beheimatet sind, Lösungen findet, die sich letztendlich positiv auf die Pauliner Marsch und den gesamten Stadtteil auswirken. Die Sitzung am Dienstagabend stimmt mich sehr zuversichtlich, dass uns das auch dieses Mal wieder gelingen wird."

 
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