"Froh, wenn wir die Saison zu Ende spielen können"

Doppelinterview mit Alexander Kluge und Birte Brüggemann

Kann Anweisungen nur über das Telefon geben: Trainer Alexander Kluge (Foto: hansepixx).
Frauen
Sonntag, 29.03.2020 / 17:35 Uhr

Das Interview führte Marcel Kuhnt

Nicht nur bei den Werder-Profis steht der Spielbetrieb still. Auch das 1. Frauenteam des SV Werder Bremen ist momentan in Warteposition. Der Tabellenführer der 2. Frauen-Bundesliga setzt aufgrund der Coronavirus-Pandemie bis mindestens Mitte April aus. Bei Trainer Alexander Kluge und Abteilungsleiterin Birte Brüggemann läuft die Arbeit jedoch im Hintergrund weiter.

Im Interview mit WERDER.DE sprechen die Beiden über die aktuelle Situation, die Aussetzung des Spielbetriebs und die fortlaufenden Kaderplanungen für die neue Spielzeit:

WERDER.DE: Moin Alex, Moin Birte. Zunächst einmal: Wie geht es euch?

Alexander Kluge: „Meinen Mitmenschen und mir geht es gut, auch die Mannschaft macht einen guten Eindruck. Das ist in diesen, nicht so einfachen Tagen, schon mal sehr positiv.“

Birte Brüggemann: „Dem stimme ich zu. Die Gesundheit steht nicht nur zurzeit an erster Stelle. Ich muss aber zugeben, dass ich einige Tage brauchte, um in den neuen Rhythmus zu kommen.“

Kluge: "Jede versucht das Beste daraus zu machen."

WERDER.DE: Wie macht sich die aktuelle Situation rund um die Coronavirus-Pandemie in der Frauen- und Mädchenfußballabteilung bemerkbar?

Birte Brüggemann: „Grundsätzlich arbeiten wir alle von zu Hause aus. Das Teamtraining ist bei allen soweit ausgesetzt. Als Abteilungsleiterin bin ich allerdings zeitweise auch im Büro, da wir sowohl abteilungsintern als auch abteilungsübergreifend Szenarien besprechen müssen, die schwer dezentral zu organisieren sind. Hierbei achten wir aber auf die vorgeschriebenen Regeln. Letztlich ist es aber die intensive Phase der Kader- und Personalplanungen, nur unter völlig neuen, schwierigen Herausforderungen.“

WERDER.DE: Und was machst du als Trainer, Alex?

Alexander Kluge: „Zuletzt habe ich die bisherige Saison analysiert. Was lief im Laufe der Spielzeit gut, was lässt sich optimieren. Zudem nutze ich die Zeit, um Taktik-Videos zu erstellen, Konzepte für die neue Saison auszuarbeiten und mich mit den Trainern der übrigen Teams in unserer Abteilung zu besprechen. Hinzukommen regelmäßige Telefonkonferenzen mit meinem eigenen Trainer- und Funktionsteam, wo wir über die aktuelle Trainingssituation und auch die Heimtrainingspläne sprechen, die alle Spielerinnen erhalten. Zusätzlich führe ich regelmäßig viele Gespräche mit den Spielerinnen. Es passiert also vieles am Telefon (lacht).“

WERDER.DE: Wie gehen die Spielerinnen mit der aktuellen Situation um?

Alexander Kluge: „Jede Einzelne versucht das Beste aus der Situation zu machen. In den Gesprächen hört man sehr schnell raus, dass die gemeinsamen Trainingseinheiten und der mannschaftliche Kontakt allen fehlt. Das Heimtraining, das vornehmlich aus Lauf- und Kraftübungseinheiten besteht, ersetzt nun mal nicht das Teamtraining. Dennoch sind unsere Spielerinnen sehr engagiert.“

Birte Brüggemann: „Da sich unsere Spielerinnen in verschiedenen Lebenssituationen befinden, gehen sich auch unterschiedlich mit dieser Zeit um. Einige trifft der Wegfall von Nebenjobs hart, andere haben hingegen mehr Zeit, um sich auf ihr Studium zu konzentrieren. Wie Alex sagt, halten wir telefonisch Kontakt und versuchen ihnen existenzielle Ängste zu nehmen. Gerade in diesen Zeiten wird die Stärke von Werder, soziale Verantwortung nicht nur zu sagen, sondern auch zu leben, sehr deutlich. Zusätzlich haben wir mit Daniela Knuth eine tolle Psychologin, die dem gesamten Team eine wertvolle Stütze ist.“

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WERDER.DE: Die Bundesliga bei den Herren pausiert voraussichtlich mindestens bis Ende April. Der DFB hat den Spielbetrieb in den Frauen-Ligen zunächst nur bis zum 19.4. ausgesetzt. Gibt es Anzeichen, ob die Pause verlängert wird?

Birte Brüggemann: „Dieses Thema wird der Ausschuss Frauen-Bundesligen, dem ich auch angehöre, am Dienstag per Telefonkonferenz besprechen. Darüber hinaus gibt es einen regen Austausch unter uns Sprecherinnen der 2. Frauen-Bundesliga, zumal die Situationen an jedem Standort anders ist. Bisher gibt es erst eine Spielerin beim 1. FFC Frankfurt die positiv getestet wurde. Doch die bisherigen Entwicklungen lassen vermuten, dass es leider nicht bei einer Spielerin ligaübergreifend bleiben wird.“

WERDER.DE: Ein Abbruch der Saison steht aber nicht im Raum?

Birte Brüggemann: „Dieses Szenario wünscht sich niemand, aber auch das ist sicherlich ein Gedanke unter vielen. Wir selbst hoffen, dass wir die Saison zu Ende bringen, da wir mit großen, übrigens auch finanziellen Aufwand, in die Spielzeit gestartet sind, um den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Die Tabelle zeigt, dass wir bis zur Unterbrechung auf einem sehr guten Weg waren unser Ziel sogar frühzeitig zu erreichen.“

WERDER.DE: Wie lange müsste eigentlich die Vorlaufzeit sein, um wieder in den Rhythmus zu kommen?

Alexander Kluge: „Es könnte durchaus sein, dass wir innerhalb weniger Tage wieder in die Pflichtspielphase starten. Da aber alle Teams die gleichen Voraussetzungen haben, ist das nicht schlimm. Wir wären grundsätzlich froh, wenn es zeitig weitergeht und wir die Saison zu Ende spielen können. Das würde nämlich auch bedeuten, dass die Pandemie langsam abebbt.“

Solidarität unter den Clubs ist gerade jetzt für die Zukunft des Frauenfußballs wichtig.
Birte Brüggemann

WERDER.DE: Die Kaderplanungen wurden ja bereits angesprochen. Wie ist dort der aktuelle Stand?

Birte Brüggemann: „Nach der tollen Hinrunde haben wir im Januar begonnen mit jeder Spielerin zu sprechen, um ihre persönlichen Planungen bezüglich der neuen Serie zu hören. Bei diesen insgesamt positiven Gesprächen haben wir nicht nur über sportliche, sondern auch außersportliche Themen gesprochen. Denn man darf nicht vergessen, dass im Frauenfußball auch berufliche sowie private Gründe wie das Ende einer Ausbildung, Schul- oder Studienabschlüsse bei einer Vertragsverlängerung eine Rolle spielen. Auf dieser Basis und einiger noch laufender Verträge bauen wir unsere Planungen auf. Hierbei versuchen wir auch berufliche Alternativen für die Spielerinnen zu schaffen. Die jetzige Situation erschwert unsere Arbeit selbstverständlich. Trotzdem haben inzwischen erste Vertragsgespräche stattgefunden und Spielerinnen haben uns für die neue Saison zugesagt. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Wochen unsere Planungen weiter vorantreiben und Ideen entwickeln können, damit weitere Spielerinnen auch in Zukunft Beruf und Fußball bei Werder gut miteinandervereinbaren können. Grundsätzlich ist uns aber bewusst, dass wir Veränderungen im Kader haben werden. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir auch in der neuen Spielzeit ein gutes Team zusammenhaben werden.“

WERDER.DE: Machst du dir als Mitglied des Ausschusses der Frauen-Bundesligen im Moment Sorgen um den deutschen Frauenfußball?

Birte Brüggemann: Eins vorweg: Der Fußball sollte sich im Moment vor allem seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden. Wir im Verein tun dies zum Beispiel durch die Initiative Wir kriegen die Kurve (zur Initiative). Dennoch ist es so, dass sich auch der Frauenfußball in den letzten Jahren finanziell entwickelt hat. Deshalb plagen viele Menschen in diesem Bereich deutschlandweit existenzielle Sorgen. Ich hoffe, dass die Vereine gerade in dieser Phase sehr sensibel zum Beispiel mit ihrer Kaderplanung umgehen. Ich sehe nämlich einen Unterschied darin, ob eine Spielerinnen ihrem Verein bereits mitgeteilt hat, dass sie im Sommer geht und dann auf Vereinssuche ist, oder ob Vereine Spielerinnen direkt ansprechen und abwerben. Beide Wege sind legitim, aber ich hoffe für den deutschen Frauenfußball, dass Vereine die aktuelle Unsicherheit nicht ausnutzen und den letztgenannten Weg massiv praktizieren. Solidarität unter den Clubs ist gerade jetzt für die Zukunft des Frauenfußballs wichtig!“

 

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