"Nur im Diskurs schaffen wir es, Dinge zu ändern"

Filmemacherin Sara Fazilat ihren rassismuskritischen Film „Nico“ vor

Sara Fazilat mit Frank Baumann und Dr. Hubertus Hess-Grunewald
Sara Fazilat mit Frank Baumann und Dr. Hubertus Hess-Grunewald (Foto: WERDER.DE).
WERDER BEWEGT
Mittwoch, 20.04.2022 / 16:25 Uhr

Von Solveig Haas

Wie präsent Rassismus im Alltag ist und was er mit einem Menschen macht, darum geht es im Film „Nico“ von und mit Sara Fazilat. Die Filmemacherin ist in Teheran geboren und in Bremen aufgewachsen. Am Mittwoch kam sie auf Einladung von Werder Bremen zurück nach Bremen, um ihren Film „Nico“, für den sie gemeinsam mit Regisseurin Eline Gehring und Kamerafrau Francy Fabritz das Drehbuch schrieb, im Kino Schauburg zu präsentieren. Werders Präsident und Geschäftsführer Dr. Hubertus Hess-Grunewald begrüßte neben Frank Baumann und Vertreter:innen des Vereinspräsidiums auch eine Gruppe Mitarbeiter:innen des SVW im Kinosaal.

„Nico“ zeigt verschiedene Formen von Rassismus und Diskriminierung und verschiedene Wege, mit diesen Erfahrungen umzugehen. Aber er zeigt auch, dass es nicht immer Lösungen gibt, nicht immer eine Möglichkeit, Dinge auszudiskutieren. Hauptfigur Nico, eine Deutsch-Perserin, erlebt einen rassistisch motivierten Überfall, der ihr Selbstverständnis im Kern erschüttert. Plötzlich sieht sie den Rassismus, dem Menschen mit migrantischer Biografie täglich ausgesetzt sind und muss selbst eine Art finden, mit ihrem Erlebnis umzugehen.

Der Film begleitet sie auf dieser Reise ganz nah und ehrlich, ohne überzogene Bilder und Übertreibungen. Er wirft Fragen zum Thema Alltagsdiskriminierung auf, die nicht sofort beantwortet werden können, sondern Reflexionsprozesse in Gang bringen. Sara Fazilat ist genau das sehr wichtig: „Wir wollten ganz selbstverständlich erzählen, aber trotzdem neue Bilder schaffen und mit Klischees brechen. Wir wollten gewohnten Bildern etwas entgegensetzen, aber ohne direkt mit dem Finger darauf zu zeigen“, sagt sie, gefragt nach der Intention ihres Films. „Ich wünsche mir, dass der Film zum Nachdenken angeregt hat. Ich möchte niemandem vordiktieren, was er zu denken hat, ich kann nur den Anstoß dazu geben, Dinge zu hinterfragen. Nur dann kommt es zu einem Diskurs und nur dann schaffen wir es, Dinge zu ändern.“

Jermaine Greene, Antidiskriminierungsbeauftragter des SV Werder Bremen, setzte den Film in der Diskussionsrunde nach der Vorführung in Bezug zum Verein: „Rassismus war bei uns schon immer ein Thema. Wir haben eine sehr politische Ultraszene, die sich seit ihrem Bestehen mit dieser Thematik auseinandersetzt. Auf der anderen Seite haben wir aber auch eine rechtsoffene Hooligan-Szene, die vielleicht im Stadion nicht mehr präsent ist, aber sehr wohl immer noch da. Dementsprechend ist der Bezugspunkt gegeben und in der Fanszene sehr präsent. Dieser Film passt 1:1 zu unserer Fanszene, denn unsere Fans mahnen auch uns immer, auf das Thema Rassismus ein Auge zu haben und diese politischen Themen nicht auszuklammern.“

Werder erarbeitet Strategien gegen Rassismus

Ein großes Thema ging Werder gemeinsam mit dem Arbeitskreis Awareness in dieser Saison bereits an, nämlich wie Betroffenen im Stadion geholfen werden kann. „Was passiert mit einem Menschen, der grenzüberschreitende Erfahrungen machen musste? Die Fans im AK Awareness sind auf uns zugekommen und haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir bei Werder im Stadion keine ausreichenden Strukturen haben, die auf die Betroffenen schauen. Für die Täter:innen gibt es den Stadionverweis oder das Stadionverbot, aber die Betroffenen wurden bis dahin eher alleine gelassen. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Notruf Bremen die Initiative ‚Kennst du Mika?‘ etabliert. Dort bekommen Betroffene professionelle Hilfe“, so Greene. „Im Film wurde wunderschön gezeigt, wie so ein Heilungsprozess andauert, dass es da Höhen und Tiefen gibt und dass es nicht nur um äußerliche Wunden geht, sondern auch in der Psyche sehr viel passieren muss“, erklärt Jermaine Greene weiter. „Der Film zeigt diesen Prozess ehrlich und Ehrlichkeit tut manchmal weh.“

Auch Sara Fazilat bezieht sich im Film zumindest am Rande auf eigene Diskriminierungserfahrungen: „Natürlich habe ich schon diverse Rassismuserfahrungen gemacht. Nicht die gleichen wie Nico im Film, aber deshalb ist es mir so wichtig, die Reichweite dieses Films zu nutzen, um dafür mehr Sensibilisierung und Sichtbarkeit zu schaffen.“

„Nico“ wurde bereits mit elf Preisen ausgezeichnet und ist für den deutschen Filmpreis nominiert. Am Samstag, 23.04.2022 ist er auf dem Bremer Filmfest zu sehen, ab dem 12. Mai läuft er im Kino. Weitere Infos zum Timetable und zum Film gibt es auf der Seite des Filmfestivals.

 

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