„Das Alter spielt für mich keine große Rolle“

Ehrenspielführer Dieter Eilts im Interview zu seinem 60. Geburtstag

Dieter Eilts mit dem Europapokal der Pokalsieger.
Eilts gewann mit Werder 1992 den Europapokal der Pokalsieger (Foto: imago).
Interview
Freitag, 13.12.2024 / 10:30 Uhr

Das Interview führte Martin Lange

Seine Verdienste für den SV Werder Bremen und den deutschen Fußball sind herausragend. Dabei ist Dieter Eilts stets SEINEN Weg gegangen. Und er tut das noch immer, schon seit vielen Jahren nicht mehr im Fußball und somit nicht mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Sein letztes Interview ist bereits einige Zeit her. Anfragen gab es seitdem reichlich und ebenso viele Absagen. Für WERDER.DE macht Werders Ehrenspielführer anlässlich seines 60. Geburtstags eine Ausnahme und spricht über seine fußballerischen Erfolge, über wichtige Werte und seine heutige Arbeit.

WERDER.DE: Moin Dieter, mit welchen Gedanken blickst du auf deinen 60. Geburtstag?

Dieter Eilts: Ausschließlich mit positiven. Ob ich 59, 60 oder 61 bin – das Alter spielt für mich keine große Rolle.

WERDER.DE: Wird gefeiert?

Dieter Eilts: Eine große Feier gibt es nicht. Wir gehen mit der Familie Essen und verbringen einen ruhigen Tag. Also so, wie man es wohl bei mir erwartet (lacht).

WERDER.DE: Stichwort ‚feiern‘: Wie hast du früher gefeiert, zum Beispiel bei Titelgewinnen?

Dieter Eilts: Ruhig und zurückhaltend. Ich habe alle Titel und die Feierlichkeiten danach eher still genossen.

WERDER.DE: Das erfolgreiche EM-Turnier 1996 in England war für dich der Höhepunkt deiner Karriere. Haben Medaillen und zum Beispiel das Silberne Lorbeerblatt, das euch für den Europameistertitel verliehen wurde, einen Ehrenplatz?

Dieter Eilts: Es sind für mich auf jeden Fall schöne Erinnerungen an meine Erfolge. Aber ich gucke sie mir nicht jeden Tag an. Sie liegen gut verstaut irgendwo im Schrank.

WERDER.DE: Du wurdest damals am Ende der EM ins UEFA Allstar Team gewählt – wie viele der anderen zehn Spieler kriegst du heute noch zusammen?

Dieter Eilts: Puh… Ich habe mir damals gar nicht angeguckt, wer in diesem Team stand. (überlegt) Von uns außer mir sicher Andy und Matthias.

Der Meistertitel 1993 ist sicher hervorzuheben.

WERDER.DE: Das stimmt, Andreas Köpke und Matthias Sammer… Außerdem Laurent Blanc, Marcel Desailly, Paolo Maldini, Paul Gascoigne, Karel Poborsky, Alan Shearer, Hristo Stoichkov und Davor Suker.

Dieter Eilts: Das war schon eine gute Truppe (lacht).

WERDER.DE: Mit Werder hast du 1988 und 1993 den Deutschen Meistertitel gewonnen, 1991, 1994 und 1999 den DFB-Pokal und 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Gibt es für dich ein persönliches Ranking dieser Erfolge?

Dieter Eilts: Der Meistertitel 1993 ist sicher hervorzuheben, weil wir in der Tabelle die ganze Saison „hinterhergerannt“ sind und es dann am letzten Spieltag noch geschafft haben. Auch der Pokalsieg 1999, als wir im Finale gegen den FC Bayern wirklich ganz krasser Außenseiter waren. Und natürlich ist ein europäischer Titel immer etwas Besonderes. Das sind in dieser Reihenfolge meine Top 3.

WERDER.DE: 1984 bist du zu Werder gekommen, hast bei den Amateuren gespielt, bist dann zu den Profis aufgerückt, hattest aber zunächst wenig Spielanteile. Warum hat es in der zweiten Hälfte der Saison 1988/1989 mit dem Durchbruch in der Bundesliga geklappt?

Dieter Eilts: Ich war tatsächlich schon etwas älter, habe bei den Profis zu Beginn auf der Bank oder sogar auf der Tribüne gesessen. Aber dann war die Personalnot so groß, dass mich Otto Rehhagel im Pokalspiel gegen den HSV Ende März 1989 von Anfang an hat spielen lassen (lacht). Und man kann sagen: Danach hat er mich auch viele Jahre nicht wieder rausgenommen. Offensichtlich habe ich so überzeugt, dass der Trainer nicht mehr an mir vorbeikonnte.

WERDER.DE: Wie hast du es geschafft, dieses überragende fußballerische Niveau zu erreichen, das dir unter anderem 390 Bundesliga-Einsätze und 31 Länderspiele ermöglicht hat?

Dieter Eilts: Etwas Talent gehört wohl dazu. Bei mir war es aber sicher besonders der Ehrgeiz. Ich wollte es nach ganz oben schaffen und allen zeigen, was ich erreichen kann. Dabei habe ich von tollen Mitspielern profitiert, die mir geholfen und mich unterstützt haben. Die mir gezeigt haben, wie man sich als Profi auf dem Platz und außerhalb verhält. Das galt insbesondere für Mirko Votava, aber auch Thomas Wolter, Günther Hermann und Frank Ordenewitz, mit dem ich schon bei den Amateuren zusammengespielt habe. Klaus Allofs und Manni Burgsmüller gehören ebenfalls dazu, genau wie als Mitspieler und als Trainer Thomas Schaaf und natürlich auch Otto Rehhagel. Es gab einige, die mich sehr geprägt haben und von denen ich viel gelernt habe. Eine große Bedeutung für mich hatte Kalli Kamp, erst als Trainer bei den Amateuren und dann als Co-Trainer in der Bundesliga. Er hat mich gefördert und mir immer positiv zugesprochen. Rolf Behrens spielte außerdem eine große Rolle als Manager der Amateure.

Ich war ein Kampfschwein. Das war genau mein Ding.

WERDER.DE: Hast du schon als Jugendspieler im defensiven Mittelfeld abgeräumt?

Dieter Eilts: Beim SV Hage habe ich als Stürmer gespielt, was sicher niemand vermuten würde (lacht). Als Profi war die Verwertung von Torchancen, wenn ich dann mal eine hatte, leider nicht gerade meine Stärke. Bei Werder habe ich aber schon zu Beginn bei den Amateuren deutlich defensiver gespielt. Mir hat das von Anfang an Spaß gemacht. Ich war ein „Kampfschwein“ (lacht), das war genau mein Ding.

WERDER.DE: Du hast deine gesamte Karriere bei Werder verbracht. Gab es nie den Wunsch, etwas anderes zu machen?

Dieter Eilts: Ich habe mich nie ernsthaft mit einem Wechsel befasst. Es gab zwar immer mal lose Anfragen, aber nie konkrete Verhandlungen.

WERDER:DE: Wie sehr schätzt du heute die vielen Erfolge und deine lange Zeit im Profifußball?

Dieter Eilts: Das hat mein Leben geprägt. Ich erinnere mich sehr gerne daran. Diese Zeit hat mir Werte mitgegeben, an denen ich mich noch heute orientiere und die ich auch von anderen Menschen erwarte – Zuverlässigkeit, Teamwork, Loyalität. 

WERDER.DE: Du hast dem schönen Ostfriesland ein Gesicht im deutschen Profifußball gegeben. Welche Rolle spielt deine Heimat für dich?

Dieter Eilts: Ich bin immer noch gerne dort, glücklicherweise ist es nicht so weit weg. Aber ich lebe mittlerweile seit mehr als 40 Jahren in Bremen. Und Bremen ist ohne Zweifel meine Heimat geworden.

WERDER.DE: Im Anschluss an deine Karriere als Spieler hast du einige Zeit als Trainer gearbeitet. Warum hast du dich damals für diesen Weg entschieden?

Dieter Eilts: Für mich stand immer fest, dass ich nach meiner Zeit als Profi mit jungen Menschen arbeiten möchte. Ich habe bei Werder als Trainer der U19 begonnen, bin dann zum DFB gegangen. Anschließend habe ich kurze Zeit bei Hansa Rostock im Profibereich gearbeitet und habe dort nach meiner Freistellung festgestellt, dass es gerade das ist, was ich nicht machen möchte. In der WERDER Fußballschule konnte ich danach genau das umsetzen, was ich mir vorgestellt hatte – mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Heute setzt sich das in der Schule mit meiner Arbeit als Erzieher im offenen Ganztagsangebot fort.

"Es macht vor allem wahnsinnig viel Spaß. Wenn man in glückliche Gesichter schaut, wenn man trösten kann."

WERDER.DE: Was macht dir an der Arbeit mit den Grundschülerinnen und Grundschülern Spaß?

Dieter Eilts: Mit ihnen jeden Tag zu arbeiten, zu sehen, wie sie sich entwickeln. Ich merke, dass sie mich jung halten, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Es ist abwechslungsreich und immer wieder überraschend, was die Kinder mit einem veranstalten (lacht). Es ist für mich auch regelmäßig eine Herausforderung, aber es macht vor allem wahnsinnig viel Spaß. Wenn man in glückliche Gesichter schaut, wenn man trösten kann. Diese Aufgabe gibt mir eine große innere Zufriedenheit.

WERDER.DE: Was ist dir generell heute wichtig im Leben?

Dieter Eilts: (überlegt) Mit meiner Familie Zeit zu verbringen, gute Freunde zu haben. Und natürlich Gesundheit. Wir haben gerade zuletzt erlebt, wie es ist, wenn Menschen, die mal an deiner Seite waren, auf einmal nicht mehr da sind. Das beschäftigt mich.

WERDER.DE: Du bist regelmäßig Gast bei den Spielen im Weserstadion. Was ist der Antrieb dafür?

Dieter Eilts: Dass es mir Spaß macht, gute Fußballspiele zu gucken, ehemalige Mannschaftskameraden, frühere Kolleginnen und Kollegen zu treffen. Und ich genieße auch immer noch die Atmosphäre im Stadion.

WERDER.DE: Was soll das Leben für dich bis zu deinem nächsten runden Geburtstag in zehn Jahren bringen?

Dieter Eilts: (lacht) So weit denke ich nicht. Ich hoffe, dass ich die nächsten Jahre genießen kann, und lasse alles andere auf mich zukommen.

Vielen Dank, Dieter! Der SV Werder Bremen wünscht dir von Herzen alles Gute zum 60. Geburtstag!

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