Als Uli Borowka 1987 im Alter von 25 Jahren zu den Grün-Weißen wechselte, kam er bereits als gestandener Bundesliga-Spieler. 149 Liga-Einsätze für Borussia Mönchengladbach standen zu Buche. Doch einen Titel konnte Borowka bis dahin nicht gewinnen. Und auch als unumstrittener Stammspieler der Borussia blieb ihm der erhoffte Sprung in die Nationalmannschaft verwehrt. Beim SV Werder änderte sich das in nur kurzer Zeit: Von Beginn an war Borowka auch an der Weser Stammspieler, gewann gleich in seiner ersten Werder-Saison den Deutschen Meistertitel und sorgte dabei mit seiner herausragenden Zweikampfstärke dafür, dass die Grün-Weißen in der Meistersaison nur 22 Gegentore kassierten.
Kein Wunder, dass das Debüt im DFB-Trikot nicht lange auf sich warten ließ. Unter Teamchef Franz Beckenbauer stand Uli Borowka im April 1988 beim 1:0-Erfolg gegen Argentinien in Berlin erstmals im A-Team für Deutschland auf dem Platz. Es folgten fünf weitere Einsätze und die Teilnahme an der Europameisterschaft 1988, bei der die deutsche Mannschaft bis ins Halbfinale vorstieß. Dass Borowka, einer der besten Verteidiger seiner Zeit, nach diesem Turnier keine Berücksichtigung mehr in der Nationalmannschaft fand, änderte nichts an seinem hohen Stellenwert für die Grün-Weißen in den Folgejahren.
Mit Werder sammelte der beinharte Verteidiger, der sich den respektvollen Beinamen „die Axt“ verdiente, Titel – neben einer weiteren Deutschen Meisterschaft (1993) feierte er auch zwei Triumphe im DFB-Pokal (1991, 1994). Und er war beim größten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992, dabei. Dabei wurde er zur Kultfigur in Bremen: Nahezu jeden Ballkontakt begleiteten die Fans der Grün-Weißen mit einem lautstarken und langgezogenen „Ulliiiiiiiiiii“. Als seine Werder-Karriere und damit auch die Zeit in der Bundesliga im Jahr 1996 endete, hatte Borowka insgesamt 388 Liga-Spiele bestritten. Noch heute liegt er damit unter den Spielern mit den meisten Einsätzen der Bundesliga-Geschichte auf Rang 82.
Anschließend lief Borowka noch für einige unterklassige Clubs auf, ehe er seine Fußballschuhe an den Nagel hängte. Nach dem Ende seiner Karriere als Fußballer machte er seine langjährige Alkoholabhängigkeit öffentlich. Seit 2000 lebt Borowka abstinent. 2013 gründete er den Verein „Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe e. V.“. Heute hält Borowka Vorträge, tritt im TV auf, liest aus seiner Biografie „Volle Pulle – mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ und kämpft so gegen die Tabuisierung der Alkoholsucht in der Gesellschaft und gegen die Stigmatisierung Alkoholkranker. Borowkas Antrieb und Hoffnung dabei: „Offenheit motiviert andere Menschen, sich selbst ihrer Sucht oder ihrer psychischen Erkrankung und den Problemen, die daraus resultieren, zu stellen.“
Dabei gibt es weiterhin auch eine besondere Verbindung zum SV Werder: Gemeinsam mit der AOK Bremen/Bremerhaven haben die Grün-Weißen bereits vor einigen Jahren eine Zusammenarbeit beschlossen, in deren Rahmen der ehemalige Profi, der heute in der Nähe von Hannover lebt, regelmäßig vor Nachwuchsspielern des WERDER Leistungszentrum über seine Sucht spricht – schonungslos, eindrücklich und emotional. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir vor dieser Zusammenarbeit in einem sehr offenen Gespräch die Irritationen, die es zwischen Uli Borowka und dem SV Werder gab, ausgeräumt hatten“, erinnert sich Werder-Geschäftsführer und Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald und würdigt den früheren Werderaner: „Mit seinem Fußball und seiner unerbittlichen Spielweise war
Uli Borowka bei den Gegnern gefürchtet und hat bei Werder Kultstatus erreicht. Er hat sich nie verbiegen lassen und leistet heute mit seiner Arbeit einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag im Kampf gegen Alkoholkonsum und Suchterkrankungen und für eine erfolgreiche Suchtprävention.“
Keine Frage: Uli Borowka gehört zu den erfolgreichsten Fußballern in der Geschichte des SV Werder Bremen. Doch seinen größten Erfolg feierte der nun 60-Jährige außerhalb des Fußballplatzes. Besucher seiner Website empfängt Uli Borowka daher mit einer deutlichen Aussage: „Jeder Tag, an dem ich keinen Alkohol getrunken habe, ist für mich mehr wert, als jeder Titel, den ich gewonnen habe.“ Der SV Werder Bremen wünscht Uli Borowka alles Gute zum 60. Geburtstag!
