Traumjob: Als (Vertriebs-)Profi in die Bundesliga

Menschen bei Werder, Teil 2

Christian Rauhut im Gespräch mit Business-Partner:innen.
Immer im Gespräch: Werders Direktor Vertrieb, Christian Rauhut (Foto: Heidmann).
Menschen bei Werder
Mittwoch, 24.03.2021 / 17:58 Uhr

Von Martin Lange

Als Jugendlicher schnupperte Christian Rauhut bei Hannover 96 einst selbst an einer großen Fußballkarriere. Den Weg in die Bundesliga fand er allerdings nicht als Spieler, sondern als Diplom-Sportökonom. Seit Juli 2017 arbeitet der 42-Jährige als Direktor Vertrieb beim SV Werder Bremen.

„Mehr als das“, antwortet Christian Rauhut auf die Frage, ob er an der Weser seinen Traumjob gefunden hat. „Ich konnte mir zu Beginn meines Studiums nicht vorstellen, später eine solche Rolle mit dieser Verantwortung zu haben.“ Und was macht den Traumjob aus? „Die Nähe zum Fußball und die damit verbundene Emotionalität“, erklärt Rauhut. „Dass ich die Möglichkeit habe, mit meiner Arbeit Dinge zu beeinflussen, und dazu natürlich die vielen interessanten und sehr unterschiedlichen Menschen, mit denen ich zu tun habe.“

Der Fußball prägt Christian Rauhut, 1978 in Görlitz geboren, seit seiner Kindheit. Prägend waren dabei auch die Umstände, unter denen er seine ersten Fußballschuhe schnürte. Denn seine Familie hatte 1986 einen Antrag auf Ausreise aus der damaligen DDR gestellt und stand dadurch unter besonderer Beobachtung, musste mit Einschränkungen leben. „Vieles davon habe ich als Kind natürlich noch nicht richtig mitbekommen, es ist mir erst später durch Gespräche mit meinen Eltern bewusstgeworden“, blickt Rauhut zurück. Als der mehrfach abgelehnte Ausreiseantrag schließlich zu Beginn des Jahres 1989 genehmigt wurde, überholte der Lauf der Geschichte die Pläne der Familie: „Wir waren mitten in den Umzugsvorbereitungen, als die Mauer fiel.“

Über Mönchengladbach und Düsseldorf nach Bremen

Aufgrund verwandtschaftlicher Verbindungen sollte das Städtchen Eldagsen südlich von Hannover die neue Heimat werden. Und trotz der nun offenen Grenze verließ die Familie wie geplant die DDR. „Einen Tag nach der Wende saßen wir in einem dieser überfüllten Züge Richtung Westen und sind schon mal rübergefahren, um zu gucken“, berichtet Rauhut schmunzelnd. Seine erste Erinnerung an den Westen? „Ich bin in Eldagsen mit meinem Cousin auf den Fußballplatz gegangen und habe dort Tim Barten getroffen.“ Was die beiden Kinder, die sich danach sehr schnell anfreundeten, damals noch nicht wissen konnten: Viele Jahre später sollten sich ihre beruflichen Wege beim SV Werder treffen. Barten kam 2009 zu den Grün-Weißen und ist heute Teammanager der Bundesliga-Mannschaft.

Christian Rauhut hatte bereits in Görlitz mit dem Fußball spielen begonnen, spielte nach dem Umzug natürlich auch in Eldagsen und wechselte im B-Jugend-Alter zu Hannover 96. Schon in der A-Jugend allerdings „habe ich gemerkt, dass andere weiter sind als ich“, gibt Rauhut zu. Also verließ er die „Roten“ wieder und spielte anschließend noch viele Jahre für den FC Eldagsen. Auch als es ihn fürs Studium der Sportökonomie bereits nach Leipzig verschlagen hatte. Dort legte er den Grundstein für seine berufliche Karriere, die ihn nach der Diplomarbeit (wiederum bei Hannover 96) zunächst im Jahr 2007 zu Borussia Mönchengladbach führte, wo er im Vermarktungsteam arbeitete. „Für mich als Berufseinsteiger war das perfekt“, erinnert sich Rauhut. „Die Borussia hat ein sehr stabiles Umfeld und ist damals direkt aus der zweiten in die erste Liga aufgestiegen.“

Trotz der interessanten Aufgabe in Mönchengladbach entstand nach drei Jahren der Wunsch „zu gucken, was für mich noch so möglich ist“. Rauhut erfuhr, dass der internationale Sportvermarkter Infront Sports & Media über eine Zusammenarbeit mit Fortuna Düsseldorf verhandelte, um dort ein Vermarktungsteam aufzubauen. „Eine spannende Aufgabe“, befand Rauhut, dessen Weg zur neuen beruflichen Herausforderung kurioserweise über Bremen führt. Mit Tim Barten sprach er über Infront. Und der lud ihn an die Weser ein, um ihm Hans-Joachim Osmers, der damals für Infront die Geschicke beim SV Werder leitete, vorzustellen. „Wir haben uns am Rande eines Bundesliga-Spiels hier im Stadion unterhalten, und Hans-Joachim Osmers hat dann meine Bewerbungsunterlagen an die Zentrale in Frankfurt weitergeleitet“, erzählt Rauhut.

Wenn abends Flut war, bin ich früher nach der Arbeit manchmal noch nach Cuxhaven gefahren.
Christian Rauhut

Die Bewerbung hatte Erfolg. Und so arbeitete Christian Rauhut ab 2010 für Infront in Düsseldorf, erlebte in dieser Zeit den Aufstieg der Fortuna in die erste Liga mit und hatte gut drei Jahre später die Möglichkeit, als Teamleiter nach Fürth zu gehen. „Ich wollte aber lieber wieder in den Norden“, gesteht er. Da passte es gut, dass in Bremen derweil der Ruhestand von Hans-Joachim Osmers kurz bevorstand. Und so schloss sich im Jahr 2013 der Kreis. Christian Rauhut wurde Leiter des Infront-Teams beim SV Werder. Und ahnte noch nicht, welche Entscheidung er wiederum gut drei Jahre später würde treffen müssen…

Regelmäßig traf sich Rauhut als Infront-Teamleiter mit Oliver Rau, Werders damaligem Direktor Vertrieb, zum Mittagessen, um über die wichtigsten gemeinsamen Themen zu sprechen. Dabei eröffnete ihm Rau eines Tages, dass er die Grün-Weißen verlassen würde. „Für mich kam das völlig überraschend, weil er einfach zu Werder gehörte und aus Bremen nicht wegzudenken war“, erinnert sich Rauhut. Doch das war noch nicht alles. Denn wenig später stand auf einmal Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry im Raum, bat Rauhut zum Vier-Augen-Gespräch und fragte ihn, ob er seinen Hut als Bewerber für die Aufgabe als Direktor Vertrieb in den Ring werfen würde.

Christian Rauhut erbat sich Bedenkzeit, um sich in Ruhe Gedanken über seine berufliche Zukunft zu machen. „Ich wusste damals, was ich an Infront hatte. Mir wurde Vertrauen entgegengebracht, ich hatte ein gutes Verhältnis zu allen Kolleginnen und Kollegen und habe mich wohlgefühlt“, schildert er seine Überlegungen. „Aber natürlich bedeutete Werder eine interessante neue Herausforderung mit noch größerer Verantwortung.“ Also signalisierte er sein Interesse an der Aufgabe bei Werder und bekam letztlich tatsächlich den Zuschlag.

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Rauhut: "Geht nicht spurlos an einem vorüber"

Es war ein Schritt, den Christian Rauhut, der heute mit seiner Ehefrau Annika und der eineinhalb Jahre alten Tochter Tilda in Bremen-Hastedt unweit des wohninvest WESERSTADION wohnt, bisher zu keiner Zeit bereut hat. Auch wenn die Herausforderungen noch nie so groß waren, wie seit Beginn der Corona-Pandemie. „Am Anfang herrschte noch so etwas wie Aufbruchsstimmung“, berichtet er. „In unserem Vertriebsteam entstand eine neue Intensität, auch eine gewisse Euphorie, sich dieser Situation zu stellen.“ Doch plötzlich galt es nicht mehr nur noch, das Umsatzvolumen zu erhöhen, sondern vorhandenen Umsatz, der wegbrechen könnte, aufzufangen. „Wenn wir mit Partnern gesprochen haben, dann ging es oft fünf Minuten lang darum, wie wir mit dem bestehenden Vertrag umgehen, und 40 Minuten darum, was Corona alles mit uns macht. Wenn man das sechs bis acht Mal am Tag macht, über viele Wochen, dann geht das nicht spurlos an einem vorüber“, verrät Rauhut und lobt sein Team für die aufopferungsvolle Arbeit.

Kein Wunder, dass während dieser intensiven Monate kaum Zeit zum Abschalten blieb und einiges zu kurz kam. Der Leidenschaft fürs Kitesurfen nachzugehen zum Beispiel. „Wenn abends Flut war, bin ich früher nach der Arbeit manchmal noch nach Cuxhaven gefahren“, schwärmt Rauhut. Nun hilft ihm das Zu-Bett-bringen von Tochter Tilda, um sich von den Gedanken an die Arbeit zu lösen. „Und ich habe mit Yoga begonnen, das tut meinem Körper gut“, sagt er und lacht: „Aber ich muss mich dafür unbedingt noch etwas mehr disziplinieren.“

Im ersten Teil der Serie "Menschen bei Werder" spricht Physiotherapeutin Laura Kersting über ihren Weg in die Bundesliga, ihre Zeit bei den Werder-Frauen und das Gefühl, Fan und Mitarbeiterin zugleich zu sein. Jetzt lesen!

 

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