Bundesliga-Debüt mit zweitem Anzug, der nicht saß

Fassungslos müssen Werder-Verteidiger Sebastian Boenisch und Torhüter Tim Wiese dem Kölner Torjäger Milivoje Novakovic zu, wie er die Kugel zum Siegtor über die Linie bugsiert.
U23
Sonntag, 03.05.2009 / 22:39 Uhr

Timo Perthel hatte sich sein Bundesliga-Debüt sicher anders vorgestellt. Nicht nur, dass der 20-Jährige am Samstag ohne am Abschlusstraining teilzunehmen und quasi über Nacht ...

Ein Bundesliga-Debüt aus dem Bilderbuch sieht anders aus. Nicht nur, dass der 20-Jährige Timo Perthel am Samstag ohne am Abschlusstraining teilzunehmen, quasi über Nacht in den Profi-Kader gerutscht war, kam auch noch in einer Endphase zum Einsatz, in der das Spiel überhaupt nicht werder-typisch lief.

 

Als Perthel in der 72. Minute eingewechselt worden war, fehlte den zurückliegenden Bremern der Esprit der ersten Hälfte und die Durchschlagskraft, die über die vollen 90 Minuten nie dagewesen war. "Es war für mich schwer, ins Spiel reinzukommen, es gab kaum Spielfluss, nur hohe Bälle", so Timo Perthel über seine ersten 18 Minuten in der höchsten deutschen Spielklasse. Dabei hatte der U 23-Spieler mit einem Freistoß sogar eine der wenigen Tor-Gelegenheiten in den Schlussminuten. "Im Fußball ist es das Ziel ein Tor zu erzielen, das wäre natürlich das Highlight gewesen. Insgesamt war es leider keine gute Partie. Hätten wir das ein, zwei Mal besser ausgespielt, dann wären wir zu einem Tor gekommen", so Perthel weiter. Kapitän Frank Baumann bescheinigte seinem jungen Kollegen, dass er sich seinen ersten Profi-Einsatz verdient hatte: "Er hat sich in den letzten Wochen sehr gut präsentiert und ist ein hoffnungsvolles Talent. Leider war es für ihn heute kein glücklicher Zeitpunkt, als er eingewechselt wurde. Bei einer Führung wäre es leichter für ihn gewesen".

 

Doch nicht nur Perthel ärgerte sich über die Niederlage, auch routiniertere Teamkollegen waren maßlos enttäuscht. Mannschaftskapitän Frank Baumann "könnte heute dieselbe Platte auflegen, wie schon so oft in dieser Saison. Wir waren das bessere Team, nutzen unsere Chancen nicht und spielen zu kopflos. Nach dem Gegentor haben wir alles versucht, sind aber nicht zum Erfolg gekommen." Clemens Fritz hat eine Gesamtleistung gesehen, "die so nicht passieren darf. Wir sehen uns als Spitzenteam und dem Anspruch sind wir heute wieder nicht gerecht geworden." Noch drastischer äußerte sich Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker: "Das war heute vor allem in der zweiten Halbzeit mehr als desolat. Wir hatten unendlich viele Ballverluste, null Durchschlagskraft und strahlten keine Torgefahr aus."

 

Torwart Tim Wiese ärgerte sich sowohl über das Abwehrverhalten, als auch die Chancenverwertung seines Teams. "Auf Abseits zu spielen, hat heute oft nicht geklappt. Wäre der FC cleverer gewesen, hätten sie das ausgenutzt", spielte Wiese auf zwei hundertprozentige Chancen an, die Milivoje Novakovic und Wilfried Sanou ausließen, als sie allein auf den Werder-Keeper zuliefen. Beim Gegentor in der 61. Minute war Wiese machtlos: "Ich kam an den Ball nicht ran, da muss aber einer am zweiten Pfosten stehen, da schlafen wir". Auch mit der Offensivleistung seines Teams konnte der Nationalkeeper nicht zufrieden sein: "Wir haben Chancen gehabt, wenn man die nicht nutzt, ist man selber Schuld, wenn man verliert".

 

Kein Wunder, dass auch der Trainer wenig lobende Worte für die Leistung fand. "Ich bin unzufrieden mit der Niederlage. Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben uns Chancen herausgespielt, die wir dann aber nicht genutzt haben. Das wollten wir in der zweiten Halbzeit verbessern, haben nach dem Gegentor in der zweiten Halbzeit aber unsere Linie verloren und hatten nicht mehr die Ruhe im Spiel", analysierte Thomas Schaaf. Sein Pendant auf der Kölner Bank sah es ähnlich, unterstrich aber auch die Leistung seines Teams. "Werder war in den ersten Minuten das klar bessere Team, es hat ihnen nur am Abschluss gefehlt. Wir haben uns hier gegen eine sehr starke Werder-Mannschaft durchgesetzt. Ich wünsche Thomas und seinem Team am Donnerstag alles Gute, vielleicht haben sie dann das Quäntchen Glück, das ihnen heute gefehlt hat", sagte Christoph Daum auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

 

Geschäftsführer Klaus Allofs ärgerte sich über ein "sehr schlechtes Spiel". "Wenn man eine Entschuldigung dafür suchen will, dann ist es die Tatsache, dass alle offensiven Mittelfeldspieler gefehlt haben und die Belastung, die an die Substanz geht. Aber wir haben höhere Erwartungen an uns und stehen auswärts zu oft mit leeren Händen da. Das ist die Erklärung, weshalb wir auf Platz zehn stehen", so der ehemalige Werder-Angreifer.

 

Angesprochen auf die Frage, ob der "zweite Anzug" nicht passe, entgegnete der 52-Jährige, dass sich die Spieler, die am Sonntag eingesprungen sind, diese Aussagen gefallen lassen müssen, da sie nichts dagegen getan hätten. "Was wir bei Auswärtsspielen veranstalten ist unglaublich – nach dem Abpfiff sehe ich immer die tanzenden Teams", so der verärgerte Allofs weiter.

 

Dass Werder Bremen den Klassenerhalt seit Sonntag unter Dach und Fach gebracht hat - und der FC so gut wie - ist für Klaus Allofs, der als Spieler auch für die Kölner aktiv war, nur ein "Minimaltrost und ändert nichts daran, dass das für uns kein schöner Nachmittag war".

 

von Christoph Muxfeldt, Dominik Kupilas und Tino Polster

 

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