Rafael Kazior: "Es gefällt mir richtig gut bei Werder!"

Rafael Kazior führt seit dem Sommer Werders U 23 durch die 3. Liga (Fotos: nordphoto)
U23
Mittwoch, 11.11.2015 / 18:17 Uhr

Im Sommer wechselte Rafale Kazior von Hostein Kiel zu Werders U 23 und führt seitdem die grün-weißen Talente als Kapitän auf die Spielfelder in der 3. Liga....

Im Sommer wechselte Rafael Kazior von Hostein Kiel zu Werders U 23 und führt seitdem die grün-weißen Talente als Kapitän auf die Spielfelder in der 3. Liga. WERDER.de sprach mit dem 32-Jährigen über seine ersten Monate an der Weser.

Hallo Rafael, Du bist jetzt seit rund vier Monaten hier in Bremen. Wie hast Du Dich eingelebt? Wie gefallen Dir die Stadt und der Verein?
Sehr gut. Ich bin positiv überrascht von der Stadt und der Umgebung. Ich kannte Bremen vorher überhaupt nicht, wir kamen ja immer nur als Gegner hierher und sahen von der Stadt eigentlich nichts außer dem Stadion. Seitdem ich hier vor einem halben Jahr vor Saisonbeginn zugesagt hatte, bin ich öfters nach Bremen gefahren, um mir alles anzuschauen und mit den Verantwortlichen zu sprechen. Und ich muss sagen: schon von Anfang an war ich vom Verein und der Stadt begeistert. Es gefällt mir richtig gut bei Werder!

Hast Du schon Lieblingsecken in der Stadt?
Ja, mir gefallen viele typische Bremer Restaurants oder Cafés, in die man hier öfters hingeht. Es gibt auch ein paar Ecken in Schwachhausen, die ganz schön sind. Ich mag die Umgebung hier rund um das Stadion. Ich wohne in der Überseestadt, und da gibt es auch zwei bis drei Lokale, die ich gerne besuche.

Du bist in deiner Karriere ziemlich oft umgezogen. War es für Dich früher leichter dich immer wieder auf etwas Neues einzustellen?
Ja, definitiv. Es waren mal sechs oder sieben Jahre, in denen ich jedes Jahr umgezogen bin, und es ist irgendwie alles leichter gefallen. Zum Teil, weil ich immer nur möblierte Apartments hatte, dann musste man einfach nur ein paar Koffer packen und los in die neue Welt eifern. Jetzt mit dem Alter ist es ein wenig komplizierter mit Sack und Pack umzuziehen. Es ist nicht einfach eine neue Wohnung zu finden, die groß und schön ist. Ich hoffe natürlich, dass ich nicht mehr viel umziehen muss.

Hast Du Dir den Wechsel zu Werder so vorgestellt, wie es bis jetzt gelaufen ist?
Wir könnten natürlich ein paar Punkte mehr auf dem Konto haben, das steht außer Frage. Und das hätten wir uns, glaube ich, alle gewünscht. Aber alles andere, was drum herum passiert ist und wie ich aufgenommen wurde, habe ich mir genauso vorgestellt. Ich bin froh, dass es so gekommen ist.

Du hast in Kiel auch schon gegen den Abstieg gespielt, mit der U23 bei Werder ist es jetzt eine ähnliche Situation. Gibt es da Unterschiede?
Ja, das stimmt. Im Kiel spielten wir im ersten Jahr gegen den Abstieg aber die Situation war da ganz anders. Es war alles viel verbissener, würde ich mal sagen. Es wurde die ganze Zeit nur auf das reine Ergebnis geschaut und am Wochenende wurde immer gesagt, dass egal wie, aber wir müssen das Spiel gewinnen oder einen Punkt holen. Es ging ja um die Existenz des Vereins. Das war alles mit sehr großem Leistungsdruck verbunden. Den Druck hat man in der U23-Mannschaft zwar auch, aber nicht in dieser Form, weil es primär um die Ausbildung der Spieler geht. Natürlich wünscht sich der Verein, dass die U23 sich in der 3. Liga behauptet, aber ich glaube nicht, dass uns dabei die Pistole auf die Brust gesetzt wird und gesagt wird: "Ihr müsst jetzt jedes Spiel gewinnen". Bei Werder steht wirklich die Entwicklung der Spieler im Vordergrund.

Hat der ständige Wechsel der jungen Spieler, die in den Profikader befördert oder zurück in die U23 versetzt werden, eine Wirkung auf das Team? Gibt es dabei Probleme mit der Motivation?
Nein, ich denke eher, dass das für die Spieler ein Ansporn ist. Sie sehen, dass die Wege sehr kurz sind und es schnell gehen kann, nach oben, diese paar hundert Meter weiter ins Weser-Stadion. Das ist ja auch das Ziel. Jeder will mit den Profis trainieren und irgendwann mal im Weser-Stadion auflaufen. Und wenn die Jungs zu uns runterkommen, müssen sie sich wie Profis verhalten. Und das tun sie. Insofern sind sie für die anderen Spieler auch Vorbilder.

Ändert sich dabei etwas am Trainingsablauf?
Das ist ja meistens so, dass diese Spieler schon zwei bis drei Tage vorher mit uns trainieren und das Abschlusstraining mitmachen. In einzelnen Fällen passiert es schon, dass sie erst zu den Spielen kommen, aber wir kennen die Jungs ja, viele von ihnen waren letztes Jahr noch bei der U23. Sie kennen die Charaktere und die Spielweisen. So ein großes Problem ist es nicht. Sicherlich ist es kein großer Vorteil, aber auch kein Nachteil. Ich denke, es ist auch für den Gegner immer schwer auszurechnen, wer tatsächlich am Spieltag dann bei uns bei der U23 auf dem Platz steht.

Bei den Heimspielen müssen die Jungs meisten vor einer Kulisse von 1000 Zuschauern spielen. Auswärts aber sieht die Situation ganz anders aus. Wirkt sich das auf das Team aus?
Auch im Stadion „Platz 11" haben wir eine gute Atmosphäre, vielleicht sogar eine „etwas andere" im Vergleich zu der Liga. Das ist unser Stadion, das sind unsere Fans. Wir kennen es ja schon, aber für die Gegner ist es eine größere Umstellung. Oft wird schon im Voraus gesagt, dass die Spiele eher einen Freundschaftsspielcharakter durch die wenigen Zuschauer haben und dabei keine Stimmung herrscht. Gerade für die Mannschaften, die zu Hause viele Zuschauer haben und es anders gewohnt sind, ist es ein wenig komisch. Auswärtsspiele sind für uns natürlich immer schwer, weil man immer fast alle Fans gegen sich hat. So wie im ersten Spiel gegen Rostock, bei dem über 15.000 Zuschauer dabei waren, die konsequent gegen uns gerufen haben. Aber auch auswärts sind immer ein paar Fans in grün-weiß dabei. Das freut uns als Mannschaft immer sehr, wenn sie mit grün-weißen Flaggen im Block stehen. Es ist aber natürlich komplett was anderes, das kann man mit unseren Heimspielen nicht vergleichen. Es kommen ja noch die Spiele gegen Magdeburg oder Dresden mit 20.000 bis 30.000 Zuschauern. Das ist natürlich eine ganz andere Welt. Aber das bereitet die Jungs vielleicht auch auf das vor, was später auf sie in der Bundesliga zukommen kann.

Wie hast du das frühe Treffen mit deinem Ex-Verein Holstein Kiel empfunden?
Es war, sagen wir es mal so, nicht wirklich komisch... Aber dadurch, dass wir so früh in der Saison und so kurz nach der Relegation auf Kiel getroffen sind, war es für mich schon ein sehr besonderes Spiel. Aber auch nicht so besonders, dass ich nicht schlafen konnte (lacht). Ich habe mich gefreut, alle Leute wieder zu sehen, von denen ich mich zwei Monate zuvor verabschiedet habe. Holstein Kiel ist mein Ex-Verein, ich war insgesamt fünf Jahre da, und es wird immer ein besonderer Verein für mich bleiben. Aber das nächste Aufeinandertreffen wird schon deutlich entspannter für mich sein.

In Kiel hattest du ja die Kapitänsbinde getragen, wie jetzt auch bei Werder. Welche Bedeutung hat für dich die Tatsache ein Kapitän zu sein?
Klar, wenn man Kapitän ist oder zum Kapitän gemacht wird, dann ist es eine Ehre. Aber mir selbst war es nie wirklich wichtig. In Kiel war es ein wenig anders, weil ich von der Mannschaft gewählt worden war. Die Zeiten sind vorbei, in denen der Kapitän irgendwie unantastbar war oder immer spielen muss. Ich würde mich genauso verhalten wie auch sonst, auch wenn ich die Binde jetzt nicht um den Arm hätte.

Aber wird von Dir mehr Verantwortung verlangt?
Nein, wenn ich jetzt einen Kapitän charakterisieren müsste, sollte er für mich in gewissen Situationen über den Dingen stehen, ganz oft eine Vorbildfunktionen haben und natürlich auch Verantwortung übernehmen.

Stichwort Verantwortung übernehmen: Du hast ja beim HSV II auch mit jüngeren Spielern zusammen gespielt. Gab es da Unterschiede zu der jetzigen Situation bei Werder U23, außer, dass es damals um die Regionalliga ging?
Der Unterschied ist, dass es beim HSV die „Wege" von der U23 zu den Profis nicht so kurz waren. Damals haben es nicht so viele geschafft, oder, besser gesagt, nicht so kontinuierlich oben mittrainiert, wie bei Werder. In den drei Jahren, die ich da war, gab es natürlich Spieler, die es am Ende geschafft haben, aber dann auch nicht unbedingt beim HSV, sondern bei anderen Vereinen. Aber das ist, denke ich, auch ein Stück weit normal.

Du studierst ja parallel noch Sportmanagement. Wie läuft das Studium?
Ich stehe gerade vor den Abschlussprüfungen, muss aber noch einiges lernen. Das ist ein Sportmanagement-Studium im Bereich Fußball, mit ein bisschen Marketing, BWL, Personalmanagement und ähnlichen Fächern. Es ist interessant, die andere Sicht der Dinge zu erfahren. Es macht mir schon viel Spaß, wenn die Prüfungen nicht wären (lacht). Am interessantesten fand ich z.B. Personalwesen. Das ist mir auch sehr leicht gefallen, es zu lernen.

Du hattest ja in deiner Karriere schon viel erlebt. Gibt es etwas, was dich als Spieler noch beeindruckt?
Kann ich nicht so ganz genau sagen. Klar, es gibt schon einiges. Ich habe z.B. nie in der Bundesliga gespielt. Man hat schon vor vielen Zuschauern gespielt und wichtige Spiele erlebt, sei es im DFB-Pokal oder in der Relegation, aber es ist der Traum jedes Fußballers, einmal eine Minute auf dem Platz in der Bundesliga zu stehen. Bundesliga ist, denke ich, komplett was anderes und man kann es mit gar nichts vergleichen und sich auch nicht hineindenken, wenn man es selber nicht gespielt hat.

Was ist Dein persönliches Ziel für den Rest der Saison 2015/16?
Gesund bleiben, das ist das wichtigste in meinem Alter. Ansonsten den Jungs zu helfen soweit es geht und meine Aufgaben, die von mir erwartet werden, zu erfüllen. Das reicht mir, es muss jetzt nicht irgendwie in Toren oder Vorlagen gemessen werden. Ich will einfach helfen und für die Jungs da sein und meine Aufgaben so gut wie möglich erledigen.

Und nach deiner Zeit bei Werder?
Im Moment weiß ich es noch nicht, ist zwar nicht mehr so lange hin, aber schauen wir mal, wie der Körper noch mitmacht, vielleicht hänge ich ja noch ein weiteres Jahr dran. Ansonsten lasse ich es auf mich zukommen. Ich kann mir alles vorstellen.

Interview: Hanna Kavalevich

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