Wolter: „Wir werden die 3. Liga vermissen!“

Seit zehn Jahren Trainer der U 23 vom SV Werder Bremen: Thomas Wolter.
U23
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Schon am Ende der vergangenen Saison hatte Werder II mit 36 Punkten Tabellenplatz 19 belegt, der sportlich den Abstieg bedeutet hätte. Erst durch die Zwangsabstiege von Rot Weiss Ahlen und der TuS Koblenz blieb die Mannschaft von Trainer Thomas Wolter nachträglich drin. Diesmal wird es auch auf diesem Wege wohl nicht reichen.

Mit der U 23 des SV Werder Bremen steht der erste Absteiger aus der 3. Liga bereits fest. Aus 35 Spielen in dieser Saison holte die Mannschaft von Trainer Thomas Wolter nur 22 Punkte. Zu wenig, um noch eine Chance auf den Klassenverbleib zu besitzen. Die Hansestädter müssen damit zum ersten Mal seit der Gründung der 3. Liga absteigen.

"Wir werden die 3. Liga vermissen", sagt Wolter, der bereits seit 2002 als Nachwuchs-Cheftrainer bei Werder tätig ist und auch in der kommenden Saison für die Bremer Reserve verantwortlich sein wird, im Gespräch mit DFB.de. "In den vergangenen vier Jahren gab es zwar auch Frustmomente, zum Beispiel nach langen Auswärtsfahrten ohne Punktgewinn. Die Liga war aber für uns nun einmal die höchste Klasse, in der wir spielen können. Jetzt müssen wir uns eben in der zweithöchsten Spielklasse beweisen", sagt der 48-Jährige.

VfB Stuttgart II bald "allein" in der 3. Liga?

Gut möglich, dass nach dem Bremer Abstieg der VfB Stuttgart II in der kommenden Runde die einzige Reserve-Mannschaft eines Bundesligisten in Liga drei stellt. Die Schwaben, ebenfalls seit Beginn der 3. Liga dabei, sind bereits so gut wie gerettet. In den Regionalligen rangieren aktuell keine Zweitvertretungen auf den Aufstiegsplätzen. Zumindest noch Chancen auf den Sprung in die dritthöchste deutsche Spielklasse besitzen allerdings Borussia Dortmund II und Borussia Mönchengladbach II im Westen sowie Eintracht Frankfurt II im Süden.

Der direkte Vergleich zwischen Bremen und Stuttgart liegt gar nicht lange zurück. Vor wenigen Tagen verlor Werder in Stuttgart 0:1. Der VfB setzt im Gegensatz zu Werder nicht nur auf U 23-Spieler, sondern auch auf einige Routiniers. "Wir verfolgen bei Werder eine andere Philosophie", stellt Wolter klar: "Wir wollen eine reine U 23-Mannschaft und wissen, dass wir damit ein hohes Risiko eingehen. Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied zum VfB: Als wir in Stuttgart verloren haben, konnte der VfB zum dritten Mal in Serie die gleiche Startelf aufbieten. Das konnte ich in dieser Saison noch nie. Entscheidende Dinge wie Automatismen und Abstimmung blieben da auf der Strecke."

Sportlich ein unbefriedigendes Jahr

Aus rein sportlicher Sicht fällt das Gesamtfazit von Wolter selbstverständlich alles andere als positiv aus. "Rein sportlich war das für uns alle unbefriedigend", so der Ex-Profi, der zwischen 1984 und 1998 insgesamt 312 Bundesliga-Spiele für den SV Werder bestritten und zahlreiche Titel wie die Deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hatte. "Wenn du bei 20 Mannschaften auf Rang 20 landest, war es alles andere als eine gute Runde, gerade für uns Trainer. Alle haben schließlich viel investiert", so Wolter.

Die Gründe für den Abstieg sind vielschichtig. "Ich bin Trainer einer U 23-Mannschaft und muss deshalb auf einige Dinge Rücksicht nehmen, die Traditionsvereine nicht betreffen. Die Konkurrenz im Rennen um den Klassenverbleib konnte im Winter personell nachlegen. Wir haben dagegen einige Spieler nach oben abgegeben und dadurch Potenzial verloren", erklärt der Werder-Trainer. "Hinzu kamen langwierige Verletzungen: Unter anderem mussten Aleksandar und Predrag Stevanovic sowie Kevin Krisch lange aussetzen. Wir haben versucht, das intern auszugleichen. Für den einen oder anderen Spieler war die 3. Liga aber wohl auch eine Nummer zu groß. Sie sind an ihre Grenzen gestoßen", analysiert Wolter.

Jungen Spielern fiel die Umstellung schwer

Nach dem Ende der Hinserie hatten die Bremer aus 19 Spielen 14 Punkte geholt, belegten schon damals Rang 20. Auch im neuen Jahr setzte sich der Negativtrend fort. "In den ersten Spielen im neuen Jahr hatte meine Mannschaft zwar gute Leistungen gezeigt, es aber nicht geschafft, eine dieser Partien zu gewinnen. In Kombination mit der damaligen Punktausbeute wusste ich, dass es wohl nicht mehr reichen wird", erinnert sich Wolter.

Sportlich reichte es zwar nicht zum Verbleib in der 3. Liga, dafür war die Bremer U 23 in einem anderen Bereich durchaus erfolgreich. "Jeder einzelne Spieler hat die Gelegenheit zur Weiterentwicklung genutzt. Im Winter konnten wir mit Niklas Füllkrug, Tom Trybull und Florian Hartherz gleich mehrere Spieler nach oben abgeben", sagt Thomas Wolter, stellt aber auch klar: "Ich will nicht nur ausbilden, sondern auch Spiele gewinnen. Das ist uns in dieser Saison zu selten gelungen. Zweite Mannschaften sind von vielen Faktoren abhängig, mit denen sich erste Mannschaften nicht beschäftigen müssen. Außerdem wird in der 3. Liga größtenteils Fußball gearbeitet. Meinen jungen Burschen, die gerade aus der A-Jugend gekommen waren, fiel die Umstellung schwer."

Großen Umbruch soll es diesmal nicht geben

Dennoch soll es einen ähnlich großen Umbruch wie im Vorfeld der aktuellen Saison nicht diesmal geben. "Wir planen seit November die neue Spielzeit und sind schon recht weit", so Wolter: "Diesmal werden wir den Kader nicht komplett umkrempeln." Trotzdem ist klar, dass erneut zahlreiche Talente aus der eigenen U 19 aufrücken werden.

In der neuen Regionalliga Nord, einer von dann fünf Regionalliga-Staffeln, ist der direkte Wiederaufstieg für die Bremer U 23 nicht planbar. "Wir werden ganz bestimmt nicht durch die Liga spazieren", erwartet Wolter keinen Selbstläufer: "In der 3. Liga hatten wir mit dem Klassenverbleib immer nur ein Ziel. Diesmal geht es nicht nur darum, nicht abzusteigen, sondern uns vielmehr möglichst weit nach oben zu orientieren. Die genaue Stärke der Liga kann man jetzt noch überhaupt nicht abschätzen."

"Abschiedstournee" wird Samstag in Aalen fortgesetzt

Wie groß das Vertrauen von Werder zu "Urgestein" Wolter ist, bewies die Vertragsverlängerung zu einem Zeitpunkt, als sich der Abstieg bereits abgezeichnet hatte. "Ich weiß, was ich an Werder habe, und umgekehrt weiß der Verein auch, was er an mir hat. Ich arbeite bei einem der besten Klubs in Deutschland. Im Laufe der Jahre ist ein enges Vertrauensverhältnis entstanden", betont der gebürtige Hamburger, der an der Weser längst heimisch geworden ist.

Nächste Station auf der Bremer "Abschiedstournee" durch die 3. Liga ist am Samstag der Tabellenzweite VfR Aalen, der kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga steht. "Entscheidend für mich ist, wie sich meine Mannschaft in den restlichen Saisonspielen präsentiert. Für viele meiner Jungs geht es schließlich noch darum, sich noch einmal positiv zu zeigen", sagt Wolter: "In Aalen sind wir zwar klarer Außenseiter, wollen aber unsere bestmögliche Leistung abrufen. Ich schätze meinen Trainerkollegen Ralph Hasenhüttl sehr, doch wir wollen ihm zumindest am Samstag noch einmal die Suppe versalzen. Der VfR wird auch so aufsteigen."

Quelle: DFB

 

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