Berta Casties: Fußball und Service als Leidenschaft

Beliebt bei Werder-Spielern und den Gästen im Weser-Stadion: Berta Casties (Foto: Heidmann).
WERDER Fußballschule
Montag, 23.02.2015 / 11:05 Uhr

In der Serie "Lebenslang grün-weiß!" stellt WERDER.DE Menschen vor, die bereits viele Jahrzehnte zum SV Werder Bremen gehören. Heute: Berta Casties ...

In der Serie "Lebenslang grün-weiß!" stellt WERDER.DE Menschen vor, die bereits viele Jahrzehnte zum SV Werder Bremen gehören. Heute: Berta Casties. Die 86-Jährige arbeitet seit mehr als 50 Jahren als Servicekraft im Weser-Stadion - und genießt Kultstatus bei den Gästen im VIP-Bereich.

Es ist Samstag, 12.15 Uhr. Sie ist pünktlich, wie immer. Noch etwas mehr als drei Stunden bis zum Anpfiff. Und Berta Casties mahnt gleich zu Beginn: „Über mich will doch niemand etwas lesen." Bereits der Weg von der Ankunft am Weser-Stadion bis zu ihrem Arbeitsplatz im Volkswagen VIP-Club Ost widerlegt das jedoch auf beeindruckende Weise. Gäste sind noch nicht da, doch die Vorbereitungen laufen, und jeder - wirklich jeder - dem sie über den Weg läuft, ruft ihr ein fröhliches „Hallo, Berta" zu. Freundlich grüßt sie zurück und geht doch zielstrebig weiter in Richtung Einsatzort, fast so, als sei ihr die große Bekanntheit ein bisschen unangenehm.

Nein, in den Vordergrund stellt sich Berta Casties nicht. Dennoch: „Ich habe nicht nur Freunde, sondern auch einige Neider", sagt sie. Sie werde immer mal gefragt: Musst du denn noch hier arbeiten? „Nein", antwortet sie dann. „Ich muss nicht. Es macht mir einfach Spaß." Die vermuteten Neider dürften allerdings deutlich in der Unterzahl sein, viel mehr herrscht überall Bewunderung für die Energie, mit der Berta Casties auch im Alter von 86 Jahren noch ihre Aufgaben erledigt. Sie sind nicht Arbeit, sondern Leidenschaft für sie. 

Das Spielfeld so oft wie möglich im Blick

„Ich bin für die Gastronomie geboren", so die Überzeugung der gebürtigen Österreicherin. Seit ihrem 17. Lebensjahr ist sie tätig, also seit mittlerweile 70 Jahren! Zunächst in Österreich, dann in der Schweiz, später in Holland, dort in den 50er Jahren zuletzt in einem 500-Betten-Hotel - praktischerweise gemeinsam mit ihrem Ehemann. „Eines Tages kam ein Hoteldirektor und hat jede Menge Leute abgeworben", erinnert sie sich. „In Holland waren wir nur für die Sommersaison engagiert." Nun lockte ein besonderes Haus - und das ganzjährig: In Bremen öffnete 1956 das Park Hotel seine Pforten. Und Berta Casties und ihr Ehemann entschlossen sich zum Umzug in die Hansestadt. Im Park Hotel anheuern konnte zunächst aber nur einer von beiden. „Vier Wochen nach der Ankunft in Bremen wurde unser erster Sohn geboren", erzählt Berta Casties.

Ein Glücksfall war für die junge Familie nicht nur die neue Arbeit an der Weser, sondern auch etwas anderes: der Fußball. „Mein Mann und ich sind seit jeher sportbegeistert", verrät sie. Er ging daher schon bald regelmäßig ins Weser-Stadion - und nach einiger Zeit war auch sie immer dabei, „auf Stehplatz", erzählt sie lachend und mit leuchtenden Augen. Schnell entstanden Kontakte zu den Verantwortlichen der Grün-Weißen. Und nach einiger Zeit begann Berta Casties im Weser-Stadion zu arbeiten.

Wenn sie von diesen Anfängen und den vielen Jahren, die darauf folgten, erzählt, kommen häufig die Worte 'damals' und 'früher' vor. Und klar, es schwingt immer auch ein bisschen Wehmut mit. Schließlich hat sich viel verändert im Laufe der Zeit. „Damals gab es einen VIP-Raum mit etwa 200 Gästen", erinnert sie sich. Berta Casties kannte sie alle. Und: „Natürlich war der Draht damals viel enger. Die Gäste sind außerdem nach dem Abpfiff viel länger im Stadion geblieben, manchmal bis zu fünf oder sechs Stunden. Das gibt es heute nicht mehr." Spieltage waren schon immer mehr als nur Arbeitstage für die 86-Jährige. Wenn es möglich ist, wirft sie auch heute so oft es geht einen Blick aufs Spielfeld oder zumindest auf einen der zahlreichen TV-Monitore - und freut sich oder leidet mit der Mannschaft.

"Am liebsten ein Glas Weißwein!"

Einst sorgte Berta Casties nicht nur an Spieltagen, sondern auch bei Pressekonferenzen oder sonstigen Veranstaltungen des SV Werder im Weser-Stadion für den guten Service - und als besonderes Highlight auch schon mal im Mannschaftsbus: „Dafür durfte ich umsonst mitfahren." Das Ergebnis waren unzählige spannende Erlebnisse mit den Grün-Weißen, vor allem an die DFB-Pokal-Endspiele in Berlin erinnert sie sich gerne zurück. Von den vielen Werder-Spielern, die sie kennenlernen durfte, steht bei der rüstigen Seniorin noch heute Rudi Assauer ganz hoch im Kurs. Und „natürlich der Thomas". Gemeint ist Thomas Schaaf. „Ihn kannte ich schon, als er als Kind mit seinem Vater jeden Montag zur sogenannten 'Sportbörse' ins Stadion kam", schwärmt sie.

Assauer, Schaaf, echte Werder-Idole also - Berta Casties könnte eine ganze Reihe weiterer aufzählen, die ihr bei der Arbeit im Weser-Stadion über all die Jahrzehnte begegnet sind. Und auch wenn der Draht früher enger war: Dass sie mit ihrer unvergleichlichen Art auch zu der heutigen Spielergeneration schnell Zugang findet, beweist sie nach dem Spiel. Der SV Werder hat gerade den FC Augsburg mit 3:2 auf die Heimreise geschickt. Und obwohl Clemens Fritz bereits zur Pause mit einer schmerzhaften Fußverletzung ausgewechselt werden musste, lässt es sich der Kapitän nicht nehmen, der Bitte nach einem gemeinsamen Foto mit dem Werder-Urgestein nachzukommen. Herzlich wird er von Berta Casties umarmt - und strahlt.

Als Ausgleich zu ihrem regelmäßigen 'Fitnessprogramm' im Weser-Stadion, das dazu führt, dass man der 86-Jährigen ihr Alter überhaupt nicht anmerkt, gönnt sie sich zu Hause mit ihrem Ehemann ein Stück bequemen Luxus. Früher ging es zum Mitfiebern bei Auswärtsspielen in die Kneipe. „Jetzt haben wir Sky", sagt Berta Casties. Und wenn sie dann statt ihren Gästen ausnahmsweise mal sich selbst etwas servieren darf? „Dann am liebsten ein schönes Glas Weißwein!"

Von Martin Lange

 

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