„Wir haben uns ja schon verbessert“, aber der VfB erst...

Beim 2:0-Hinspielsieg hatten Naldo und Co. den VfB-Torjäger Cacau bestens im Griff.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Im Hinspiel Anfang Oktober 2009 zeigte sich Helmut zwar bemüht, fiel aber nicht weiter auf. Machtlos wie alle seine Teamkollegen prallten die offensiven Versuche beständig an der undurchlässigen grün-weißen Defensive ab. Der Gast gewann verdient 2:0. Christian Gross ward an diesem Sonntag erst gar nicht gesehen in der Stuttgarter Arena. Warum auch? Doch fünf Monate später hat sich im Ländle so einiges geändert. Der Trainer, die Leistungen der Mannschaft und vor allem ihre Tabellensituation. Jetzt, da Werder Bremen am Samstag, 06.03.2010, um 15.30 Uhr im Weser-Stadion den VfB Stuttgart zum Rückrunden-Treff empfängt, spielen sowohl Christian Gross als auch Helmut, der den Meisten eigentlich unter dem Namen Cacau weitaus geläufiger erscheint, eine Hauptrolle bei den Schwaben.

 

Christian Gross brachte Erfolg von der ersten Sekunde an

 

Bis auf einen akut gefährdeten 16. Platz - mit zwölf Punkten aus 15 Spieltagen – hatte es den VfB Stuttgart hinabgespült. Sie kennen derartig plötzliche Abstürze in der baden-württembergischen Landeshauptstadt nur zur Genüge, welche in jüngster Vergangenheit schier zyklischer Alltäglichkeit auf hoffnungsvolle Höhen folgten. Armin Veh erlebte es zwischen 07/08 nach der Meisterschaft, Markus Babbel übernahm im unteren Mittelfeld, führte sie bis in die Champions League, um danach an den Abgrund zu geraten. Die Verantwortlichen enthoben Babbel Anfang Dezember 2009 seines Amtes und verpflichteten den Schweizer Gross, der zuvor bis zum Sommer 2009 eine zehn Jahre währende Epoche beim FC Basel prägte, aus der vier Meistertitel, vier Pokalsiege und zwei Champions-League-Teilnahmen hervorgingen. Immer wieder tauchte der ehemalige Bundesliga-Profi des VfL Bochum in den letzten Jahren auf den Wunschlisten trainerfahnender, ambitionierter deutscher Klubs auf. Erst der VfB konnte die Gunst der Stunde aufgrund der Ungebundenheit des Kandidaten nutzen.

 

Als eine Mischung aus Motivationskünstler und Diktator charakterisierte ihn einmal die Schweizer Boulevard-Zeitung „Blick“. Werders Cheftrainer Thomas Schaaf konkretisierte anerkennend: „Christian Gross ist ein Fachmann, der weiß, was er will, der klare Vorstellungen hat und geradlinig seinen Weg geht. Auch in Stuttgart hat er sich schnell zurechtgefunden und das Kommando übernommen.“ Mit einschlägigem Erfolg von der ersten Sekunde an. Neun Bundesliga-Spiele sind seitdem vergangen, aus denen die Rot-Weißen überzeugende sieben Siege und ein Unentschieden erstanden. „Wir haben ja schon unsere Situation verbessert“, leitete Thomas Schaaf seinen kompakten Rückblick auf die zurückliegenden Stuttgarter Wochen ein, um voller Respekt anzufügen: „Aber wenn man schaut, wo der VfB hergekommen ist, wie sie fast still, leise und heimlich herangerückt sind und welchen Sprung sie bewältigt haben.“

 

Cacau und das 1:1 gegen katalanische Großmeister schinden Eindruck

 

Präzisiert ist Gross‘ Mannschaft wieder auf Rang acht geklettert, vier Punkte hinter Werder, fünf hinter dem ersten internationalen Startplatz. „Wir wollen den Abstand nach oben verkürzen. In der derzeitigen Tabellensituation ist Bremen ein direkter Konkurrent von uns“, blickte Gross voraus. Langfristig geht es darum, saisonale Konstanz zu schaffen und nicht wieder in vergangene Muster des tristen Wankelmuts nach halbjährigen Euphorieschüben zu verfallen. Zuletzt schindete das beachtenswerte 1:1 seines Teams in der Champions-League gegen den FC Barcelona europaweit Eindruck. „Vor allem in der ersten Halbzeit haben sie sehr frisch, sehr mutig agiert und hätten ein wesentlich besseres Ergebnis erzielen können“, sagte Thomas Schaaf. Der VfB ließ konsternierten katalanischen Großmeistern keinen Zentimeter Raum, initiierte Chance um Chance. „Da hat man gesehen, was für ein starker Gegner uns am Samstag gegenüber steht“, warnte Schaaf.

 

Ein starker Gegner, der sich jedoch lediglich mit einem Tor gegen Barca belohnte, als Jeronimo Maria Barreto Claudemir da Silva alias Cacau den wuchtigen Carles Puyol übersprang und einköpfte. Drei Tage vorher traf er beim 5:1-Sieg in Köln vierfach (!), vier Tage nach Barcelona erzielte er beide Tore beim 2:1-Kraftakt über Eintracht Frankfurt. „Ich freue mich sehr, dass es derzeit so gut läuft“, sagte der Nationalspieler zurückhaltend. „Diese Woche wird seiner Karriere neue Impulse geben“, verhieß sein Trainer danach vielsagend. Cacau steckte in der Vorrunde wie viele andere Stuttgarter in den Untiefen einer Formkrise. Ein einziges Törchen war ihm bis zum Trainerwechsel vergönnt. Auch unter Gross bedurfte es erst einiger Geduld und Willen. Pawel Pogrebnyak und Ciprian Marica waren erste Wahl, bis Marica in Köln eine Gelbsperre absitzen musste...

 

Schaaf: „Die da vorne in keinster Weise zur Ruhe kommen lassen“

 

Es sieht – trotz offenkundiger Offerte des FC Sevilla - ganz nach Vertragsverlängerung beim dienstältesten VfB-Profi (Seit 2003 im Verein) aus, der gerade erst mit einem Rekordergebnis von 84,1 Prozent aller Stimmen zum „Fußballer des Monats Februar“ gewählt wurde. „Er hat seine südländische Technik mit einem teutonischen Arbeitseifer abgemischt, der seinem anfangs leichtsinnigen Spiel sehr gutgetan hat“, beschrieb ihn einmal die SZ. Das brachte Cacau – nach bestandenem Einbürgerungstest im Februar 2009 - die Berufung zur DFB-Elf. Die Stuttgarter Mitspieler tauften ihn daraufhin schlicht „Helmut“.

 

Helmut und Co. werden am Samstag bei einer „erfahrenen Mannschaft, die offensiv ausgerichtet und spielstark ist“, gastieren, sagte Christian Gross. Dem entsprechend erwarte er einen selbstbewussten und konzentrierten Auftritt seines Teams: „Wir müssen versuchen, möglichst fehlerlos zu bleiben und gut verteidigen. In der Offensive haben wir unsere Stärken, so konnten wir auch das Torverhältnis zu unseren Gunsten drehen", beansprucht der 55-Jährige. Der VfB lauert in unmittelbarer tabellarischer Reichweite zu Werder. Verständlich, dass die Bremer Ziele in Sachen voller Punktausbeute von identischer Natur sind. Die Marschroute von Cheftrainer Thomas Schaaf ist klar formuliert: „Nach hinten wollen wir Abstand dazwischen bringen und gleichsam uns in den Vordergrund schieben, nachsetzen, was Ergebnisse und Punkte betrifft, um die da vorne in keinster Weise zur Ruhe kommen zu lassen.“

 

von Maximilian Hendel

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