Werder im Ländle: 44 Stunden nach dem VfB-Angstschweiß

Erleichterung im Ländle: Mario Gomez hat gerade das 2:2 gegen Tscherno More Warna erzielt und dem VfB das Weiterkommen im UEFA-Cup gesichert.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Iordan Yurukov und Georgi Rusev, beide hauptberuflich für den bulgarischen Erstligisten Tscherno More Warna aktiv, dürften dem Werder-Fan nur im Ausnahmefall ein Begriff sein. Die Anhänger des nächsten Bremer Bundesliga-Auswärtskontrahenten VfB Stuttgart (Samstag, 04.10.2008, um 15.30 Uhr) dagegen waren von jenen Fußball-Profis am vergangenen Donnerstag beinah um den Schlaf gebracht worden. Denn dank Yurukov und Rusev hatte Bulgariens derzeitiger Tabellen-Neunter nach 79 Minuten in Stuttgart sensationell mit 2:0 geführt und die 1:2-Hinspielniederlage ausgemerzt, wodurch der Verbleib des VfB im weiteren UEFA-Cup-Wettbewerb an einem seidenen Spätzle hing.

 

Ungewollter Krimi am Donnerstagabend

 

Anstatt Tränen floss am Ende doch nur kurzzeitig der Angstschweiß im Ländle, da die Nationalspieler Thomas Hitzlsperger und Mario Gomez in den letzen Atemzügen des ungewollten Krimis ihre Truppe vor Schlimmerem bewahrten. Vorausgegangen war diesem Europapokal-Auftritt bereits die 0:3-Schlappe bei Borussia Dortmund. „Die Stuttgarter haben in Dortmund nicht gut gespielt und sind von sehr aggressiv spielenden Dortmundern überrannt worden. Gestern haben sie zwar mit der Qualifikation für den UEFA-Cup einen Erfolg verbucht, aber auch da werden sie nicht mit dem Spiel zufrieden gewesen sein“, meint Werders Cheftrainer Thomas Schaaf. Schaafs Amtskollege Armin Veh veranlasste die Donnerstagabend-Darbietung 44 Stunden vor Werders Gastspiel in der umbenannten Mercedes-Benz-Arena verständlicherweise zu wenig Jubelarien. „So etwas dürfen wir am Samstag nicht machen, sonst gibt es ein paar Stück“, hob der 47-Jährige warnend den Zeigefinger in Richtung seiner Mannschaft. Thomas Hitzlsperger schloss sich dem an: „Die Gegner werden immer besser. Wenn wir uns nicht steigern, kriegen wir Probleme."

 

Werder hat sich auf Platz Drei der Bundesliga vorgespielt, reist mit dem Selbstvertrauen aus sechs Pflichtspielen in Serie ohne Niederlage an den Neckar, darunter auch jüngst das 1:1 bei Inter Mailand. „Wir haben einen Punkt geholt und hätten mit Glück auch gewinnen können. Wir können das auch in Stuttgart erreichen“, sagt Geschäftsführer Klaus Allofs. Dort ist seit Saisonbeginn die Unkonstanz die begleitende Konstante eines ambitionierten Teams. Sieg, Niederlage, Sieg, Unentschieden, Sieg, Niederlage – die bisher sechs Bundesliga-Spiele belegen ein stetes Auf und Ab. Dazu gesellten sich nun die Schreckminuten im UEFA-Cup.

 

„Und genau in dieser Phase kommt doch so ein Spitzenspiel gegen Werder Bremen gerade recht. Sie wollen doch jetzt alles daran setzen, zu zeigen, dass sie etwas ereichen wollen, dass sie besser spielen können als zuletzt“, weiß Thomas Schaaf, den es ebenso wenig „interessiert, ob Stuttgart durch diese kürzere Phase zwischen den Spielen einen Nachteil hat. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass man diese Situation kräftemäßig gut bewältigen kann. Wir haben das selbst immer wieder unter Beweis gestellt.“ Klaus Allofs gibt die absolute Zustimmung: „Wir fahren ohne Vorbehalte nach Stuttgart, lassen uns durch die letzten Ergebnisse nicht irritieren. Der VfB bleibt weiter eine Mannschaft, die um den Titel mitspielen kann.“

 

Sie ist aber vor allem eine Mannschaft, die bisher auch in dieser Spielzeit von Angreifer Mario Gomez äußerst abhängig ist. Traf er, gewannen die Schwaben in der Bundesliga – bisher eben jene drei Mal in sechs Spielen. Dazu gehen drei von vier Stuttgarter Toren im UEFA-Cup und zwei im DFB-Pokal auf das Konto des 23-Jährigen.

 

„Die Vergangenheit kann man nicht beeinflussen“

 

Gomez ist es auch, der forsch in den Bremer Wunden der Vergangenheit pult: „Die fahren sicher mit einem mulmigen Gefühl hierher.“ Das kommt aus VfB-Sicht locker von der Zunge, haben die Grün-Weißen in den letzten beiden Jahren in Stuttgart mit 1:4 bzw. 3:6 (u.a. drei Gomez-Tore) doch jeweils eine deftige Packung einstecken müssen. Allgemein ist die Auswärtsbilanz in der Hauptstadt Baden-Württembergs, nun ja, ausbaufähig. Neun Siege stehen 18 Niederlagen und 15 Unentschieden gegenüber (Torverhältnis: 53:72). Immerhin schwärmt der geneigte Offensiv-Euphoriker noch heute vom 4:4-Spektakel aus der Bremer Meistersaison 2003/04.

 

Auch wenn sich Thomas Schaaf jedweder historischen Verkopplung mit der Gegenwart nüchtern erwehrt - „Die Vergangenheit kann man nicht beeinflussen, deswegen mache ich mir keine Gedanken, welche Bilanz wir gegen einen Gegner haben, ob wir das letzte mal dort stark gespielt haben oder etwas gut machen müssen“-, so hält gerade das 3:6 aus der Rückrunde 07/08 zumindest für Per Mertesacker schlechte Erinnerungen bereit. Ein Eigentor war ihm unterlaufen und kurz vor Schluss flog er nach einer „Notbremse“ vom Platz. Diese Rote Karte beeinflusste aktuell das Urteil im Fall von Mertesackers Platzverweis aus dem Hoffenheim-Spiel. Laut Sportgericht gilt der Innenverteidiger nun als „Wiederholungstäter“, weswegen die Sperre auf drei Partien angehoben wurde.

 

Dass Werder erneut drei Mal in Stuttgart trifft, will Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann verhindern, der nach langen Jahren bei Arsenal London seiner Karriere noch einmal die Herausforderung VfB Stuttgart hinzugefügt hat. Für Lehmann machte nach nur zwölf Monaten Verweildauer Raphael Schäfer wieder Platz und kehrte zum 1.FC Nürnberg zurück. Für Prominenz im Kader der Rot-Weißen sorgen ebenfalls die sommerlichen Neuverpflichtungen zweier alter Bundesliga-Bekannter: Khalid Boulahrouz (FC Chelsea, vorher HSV) und Jan Simak (FC Carl Zeiss Jena, vorher Hannover und Leverkusen). Während der Niederländer die defensive Korsettstange Fernando Meira (Zu Galatasaray) ersetzen will, findet sich Simaks bevorzugtes Wirkungsgebiet in der offensiven Kreativzentrale. Allerdings kann zumindest Boulahrouz gegen die Hanseaten nicht auflaufen. Der Niederländer laboriert an einem Muskelfaserriss und fehlt ebenso wie die Stammkräfte Matthieu Delpierre (Erkrankt), Yildiray Bastürk (Oberschenkel) und Pavel Pardo (im Aufbautraining).

 

 

von Maximilian Hendel

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