Hop oder Top – die Hertha und ihr Leitmotiv

Vor einem Jahr sah es so aus: Berliner Enttäuschung vor Bremer Jubel nach einer ganz klaren Partie und Werders 3:1-Erfolg.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Zwischen Werder und Hertha BSC Berlin war es lange Jahre eine einfache Geschichte: Egal, ob die Preußen an die Weser reisten oder die Nordlichter an die Spree, die Punkte blieben fast immer beim Gastgeber. 1979 konnte Werder erstmals ein Spiel im Olympiastadion gewinnen, es war das 13. Bundesliga-Gastspiel in Berlin. Die Herthaner mussten noch einmal fast 20 Jahre länger warten, der erste Sieg im Weser-Stadion

gelang ihnen erst nach dem Wiederaufstieg, es war ein 2:0 im November 1997. Dementsprechend sieht Werders Heimbilanz gegen den Gegner vom kommenden Samstag, 20.10.2007, 15.30 Uhr, sehr ansprechend aus: 18 von 26 Partien haben die Grün-Weißen gewonnen. Alle vier zu Buche stehenden Niederlagen datieren aber aus den vergangenen zehn Jahren – das ist die Kehrseite.

 

Hui und Pfui im steten Wechsel

 

"Hertha BSC ist eine Mannschaft mit großen Ausschlägen in den Leistungen", sagt Cheftrainer Thomas Schaaf. "Das gilt im Positiven, aber es bedeutet auch, dass sie sich in einigen Spielen sehr schwer tun. Es macht es uns sehr schwer, sie einzuschätzen." Er meint damit zwar eigentlich nicht die Bilanz der letzten Jahre, doch auch für sie trifft das zu. Denn den vier Niederlagen stehen sechs zum Teil klare Werder-Siege gegenüber, wie das 4:0 und 6:1 (Pokal) in der Double-Saison oder das 3:1 aus dem vergangenen Dezember. Was Schaaf ursprünglich im Blick hatte, waren die jüngeren Leistungen des nächsten Kontrahenten. Auch hier: keine Konstanz, Hui und Pfui im steten Wechsel. Berlin kam gut in die Saison, am 6. Spieltag stand die Hertha mit vier Siegen auf Rang 2. Danach aber wurde sie zurecht gestutzt und von Hansa Rostock

(1:3 zuhause) und Schalke (0:1 auswärts) besiegt, Cottbus konnte danach im Olympiastadion ein 0:0 ertrotzen, auch weil Topstürmer Marko Pantelic in der Nachspielzeit einen Elfmeter an die Latte hämmerte.

 

Dieses 0:0 war die erste Punkteteilung, vorher gab es nur Hop oder Top. Tabellenplatz 9, auf dem die "alte Dame" derzeit rangiert, dürfte in der Hauptstadt auch eher als "Hop" wahrgenommen werden. Denn er bedeutet, dass das Niveau vom Vorjahr gleich geblieben ist, trotz einer Reihe ambitionierter Neuzugänge und des neuen Übungsleiters Lucien Favre. Der Schweizer kam vor der Saison zum 10. der letzten Spielzeit und gilt als Verfechter offensiven Fußballs. Das mit Torwart Jaroslav Drobny (Bochum), Verteidiger Steve von Bergen (von Favres Ex-Klub FC Zürich), den Mittelfeldspielern Tobias Grahn (Tarragona), Lucio (Palmeiras Sao Paolo) und Fabian Lustenberger (Luzern), sowie dem Stürmer André Lima (Botafogo Rio de Janeiro) verstärkte Team hat die angriffsorientierten Vorgaben des neuen Trainers aber noch nicht verinnerlicht – elf Tore gelangen der Hertha bisher, zehn weniger als Werder.

 

Klare Philosophie – klare Sache?

 

Nicht nur deshalb sieht Favre den nächsten Gegner als "Vorbild": "Werder spielt einen sehr guten Fußball, es gibt eine klare Philosophie und man ist für die Zukunft super aufgestellt." In näherer Zukunft, sprich: am Samstag, rechnet er sich aber etwas aus: "Ich habe Werder gegen Duisburg und Bielefeld gesehen, das war schon stark. Aber trotzdem sind wir nicht

chancenlos." Das sieht wohl auch Thomas Schaaf so, Werders Cheftrainer warnt: "Hertha zeichnet sich durch schnelles Konterspiel aus, sie können mit wenigen Kontakten das Feld schnell überbrücken." Das müsse unterbunden werden, sonst drohe viel Laufarbeit, prophezeit er. Ein echtes Plus für seinen Kollegen hat Schaaf ebenfalls ausgemacht: "Er hat für Samstag fast alle Spieler an Bord" – nur Lucio, der mit einem Kreuzbandriss lange ausfallen wird, muss ersetzt werden.

 

Bei Werder kann man trotz aller Rückkehrer von solchen Zuständen weiter nur träumen. Sebastian Boenisch, Carlos Alberto, Aaron Hunt, Patrick Owomoyela und Ivan Klasnic befinden sich in den unterschiedlichsten Stadien des Aufbautrainings, Pierre Womes Rückkehr wird noch länger auf sich warten lassen müssen. Die Ansprüche, die Klaus Allofs an die Mannschaft stellt, bleiben dennoch hoch. "Wir spielen immer, um zu gewinnen", sagt Werders Geschäftsführer, "auch in unserer personell schwierigen Lage haben wir die Ziele nicht korrigiert." Im Gegenteil: "Wir sind trotz des schwierigen Starts Dritter. Das heißt, dass wir jetzt mehr anstreben." Was das konkret heißt? "Wir bleiben unverändert dabei, dass wir um die Meisterschaft spielen wollen." Gegen die Hop-oder-Top-Hertha muss dafür der dritte Bundesliga-Sieg in Folge her!

 

von Enrico Bach

 

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