Defensivstarker Club auf dem Weg zur "echten" Spitze

Jubelnde Nürnberger sind kein seltenes Bild in dieser Saison, der Club verlor ganze vier Mal in 27 Spielen.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

In Nürnberg spricht die Presse vor der Partie des FCN gegen Werder im Weser-Stadion am Sonntag, 08.04.2007 (Anstoß 17 Uhr), von einem "Spitzenspiel". Das ist vielleicht eine sehr lustvolle Sicht auf die Bundesliga-Dinge, enthält aber auch einiges Wahres. Denn die Saison des Clubs strotzt tatsächlich vor Spitzenleistungen, der schlafende Riese aus Franken scheint erwacht. Auch wenn es an seiner "Spitze" hauptsächlich um die Qualifikation zum UEFA-Cup geht, man balgt sich da kräftig mit Bayer Leverkusen. An der "Spitze", an der Werder steht, geht es dagegen um den Titel – im Duell mit dem Sechsten will der Zweite der Bundesliga seinen Platz im Meistervierkampf behaupten, wenn nicht gar verbessern.

 

Bemerkenswerter Saisonverlauf, bemerkenswerte Resultate

 

Für diese Aufgabenstellung gibt es willkommenere Hürden als den 1.FC Nürnberg mit Trainer Hans Meyer. Der originelle Altmeister hat aus der einstigen Fahrstuhlmannschaft einen Club geformt, der inzwischen ausschließlich ins Licht schauen darf. Platz 14 in der Saison 2004/05 folgte der 8. Rang im vergangenen Jahr, nun machte man den nächsten Schritt. Zu Beginn dieser Saison stand der FCN sogar zwei Spieltage lang an der Tabelle und blieb neun Spiele ungeschlagen. Einem kurzen Durchhänger, in den unter anderem die unglückliche 1:2-Heimniederlage im Hinspiel gegen Werder fiel, folgte wieder eine glanzvolle Serie mit erneut elf Spielen ohne Niederlage. Unter anderem fidelte man da mal eben Bayer Leverkusen (3:2), den VfB Stuttgart (4:1) und den FC Bayern (3:0) aus dem easyCredit-Stadion. Kein Wunder, dass Abwehrmann Andreas Wolf auch selbstbewusst nach Bremen reist: "Wir haben gegen die Spitzenmannschaften immer besser gespielt."

 

Wichtiger als diese Bonbons ist aber die Konstanz insgesamt. Nürnberg hat in diesem Jahr erst viermal verloren, so selten wie kein anderes Team, außerdem kommt die drittbeste Mannschaft der Rückrunde an die Weser. "Nürnberg hat in dieser Saison sehr viel Aufmerksamkeit bekommen. Sie haben eine gute Mannschaft, die sich sehr schnell gefunden hat", sagt Werders Cheftrainer Thomas Schaaf. Sollte der Club irgendwann aufhören, so spektakulär oft unentschieden zu spielen (schon 14 Mal!), scheint er sogar reif für die Aufmerksamkeiten an der echten "Spitze" der Liga.

 

Hinten wie vorn: Club-Trumph Defensive

 

Eine meisterliche Abwehr hat er bereits, nur 25 Gegentore sind der Bestwert im 18er-Kreis. "Sie sind in der Defensive sehr aktiv, sehr lauffreudig und lassen nur ganz wenige Chancen zu", lobt Thomas Schaaf, "ihnen kommt entgegen, dass sie hinten seit einiger Zeit mit den gleichen Leuten spielen können. Reinhardt, Wolf, Galasek und Pinola bilden einen starken Verbund." Dominik Reinhardt löst diesen Verbund gezwungenermaßen, er wird in Bremen mit einem Muskelfaserriss fehlen, zum ersten Mal in dieser Saison überhaupt. Wer ihn ersetzt, wird noch beraten. Thomas Schaaf aber macht sich keine Illusionen, dass der zweite Anzug sitzen wird: "Auch wenn mal einer ausfällt, können sie es gut kompensieren. So hat zuletzt ein Jan Polak einen Spieler wie Vittek ersetzt."

 

Blickpunkt Angriff also: Tatsächlich fehlte der slowakische Stürmer Robert Vittek zuletzt gelbgesperrt, gegen Werder ist er wieder dabei. Auch die vorderste Reihe findet übrigens Erwähnung bei Schaafs Abwehr-Lob: "Sogar die Stürmer stehen für gute Defensivarbeit. Saenko und Schroth arbeiten unheimlich gut mit." Fazit also: "Nürnberg steht sehr komprimiert, dort müssen wir erstmal ein Lücke finden. Dann gilt es, unseren Abschluss im Vergleich zu den letzten Spielen zu verbessern." Per Mertesacker sieht die Qualitäten des Gegners aber nicht nur in der eigenen Hälfte: "Es kommt uns gelegen, dass Nürnberg auch eine sehr spielfreudige Mannschaft ist. So werden sich sicherlich viele Chancen auf beiden Seiten ergeben." Die vor dem Werder-Tor wird er natürlich gern unterbinden wollen.

 

Gute Erinnerungen an Nürnberger Gastspiele

 

Die Männer, die ihn beschäftigen möchten, sind nicht von Pappe. Der angesprochene Russe Ivan Saenko kommt bereits auf neun Saisontore, sein auch für die Verteidigung gelobter Kollege Markus Schroth findet ebenfalls noch genug Zeit zum Treffen: sechsmal bisher. Am Sonntag würde freilich gern Werder den Offensiv-Takt vorgeben. "Bremen wird uns unter Druck setzen wollen, um sich wieder möglichst viele Chancen herauszuspielen und daraus Tore zu machen, das ist Werders Stärke", glaubt Hans Meyer. In den Heimspielen gegen Nürnberg war Werder damit sehr erfolgreich: 16 von 24 Bundesliga-Begegnungen im Weser-Stadion gewannen die Grün-Weißen. Zuletzt gab es gar vier Siege in vier Spielen, bei denen es mit 17 Bremer Toren auch ordentlich rappelte. Letzte Saison gab es gar ein 6:2 mit drei Klose- und zwei Klasnic-Toren, ergänzt durch Tim Borowski. "Werder spielt für mich schönen Fußball im angriffsorientierten Sinne. Sie haben die meisten Chancen herausgespielt, haben die meisten Tore geschossen - und auch noch Erfolg. Für den neutralen Beobachter ist das klasse", schwärmt Hans Meyer schon fast ein bisschen.

 

Am Werder-Projekt "Schöner Fußball" werden am Sonntag die im UEFA-Cup nicht spielberechtigten Markus Rosenberg und Peter Niemeyer wieder mitwirken können. "Bei den Kandidaten Borowski, Schulz und Jensen haben wir noch einige Fragezeichen, dort werden wir bis Sonntag warten müssen, ob sie einsatzbereit sind", musste Thomas Schaaf aber Einschränkungen bei der Kaderbesetzung vermelden. Auch Pierre Wome ist nach dem Alkmaar-Spiel angeschlagen. "Pierre hat sich eine Fußverletzung zugezogen, aber ich hoffe dass es bis Sonntag wieder geht", sagte Schaaf.

 

von Enrico Bach

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