Vorbericht: Dritter Saisonsieg gegen die Unberechenbaren?

Auch wenn Diego ein bisschen kleiner ist als Willy Sagnol, Bayern gegen Werder ist ein Duell auf Augenhöhe.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Nein, auch der 25. Spieltag wird keine Vorentscheidungen im Meisterschaftskampf bringen. „Ich verstehe Ihre Frage nicht“, sagte Werders Cheftrainer Thomas Schaaf zu einem Journalisten, der eine Niederlage der Bremer am Sonntag, 11.03.2007, beim FC Bayern mit dem Verlust aller Titelchancen assoziierte. Sollte sich Werder dem FC Bayern tatsächlich beugen müssen, wäre das Team dank der deutlich besseren Torbilanz immer noch vor dem Rekordmeister platziert. Der Rückstand auf die Spitze, ein Sieg des FC Schalke in Hannover vorausgesetzt, würde sechs Punkte betragen. Nach dem Bayern-Spiel werden in der Bundesliga noch 27 Punkte vergeben. Auch wenn Bayern gegen Werder immer ein besonderes Duell ist – Träume wird in der Allianz Arena niemand begraben müssen.

 

Wie schnell sich alles drehen kann, das beweist gerade der Gegner vom Sonntag. Der FC Bayern erlebt in dieser Saison ein völlig untypisches Auf und Ab. Trotz eines holprigen Starts stand der Meister der letzten zwei Jahre nach sieben Spielen punktgleich mit Tabellenführer Werder auf dem zweiten Platz. Das 1:3 im Weser-Stadion stoppte aber alles bayrische Streben nach Dominanz in der Liga, die Münchner mussten sich hinten anstellen. Das tun sie seitdem auch, von den vier Titelkandidaten waren sie bis auf wenige Ausnahmen immer der an vierter Stelle platzierte. Die Position schwankte also selten, doch Abstände und Stimmungen unterlagen weiter einem ständigen Wandel. Konnte Bayern mit drei Punkten Rückstand auf Werder und Schalke in komfortabler Lauerposition in die Winterpause gehen und über Nikoläuse und Osterhasen philosophieren, so waren einige dürftige Spieltage später 12 Punkte Rückstand auf Platz 1 zu konstatieren. Die Abteilung Attacke aus der Säbener Straße stellte in der Zwischenzeit alle Angriffe ein, holte Ottmar Hitzfeld für Trainer Felix Magath zurück und gab in neuer Zurückhaltung die Qualifikation für die Champions League als oberstes Ziel aus.

 

Auch mit Hitzfeld lief es weiter nicht wirklich rund, in Nürnberg und Aachen wurden die Saisonniederlagen 6 und 7 abgeholt. Doch Schalke, Stuttgart und Werder wurden durch eigene Schwächephasen die gefräßigen Roten einfach nicht los. Heute sind diese wieder im Rennen, sie wissen und sagen das auch. Das unberechenbare Auftauchen aus dem Hinterhalt, das die anderen fürchten, ist die neue, gern angenommene Philosophie in München. In Bremen hatte man das immer gewusst: „Ich bin von allen immer etwas belächelt worden, als ich die Bayern noch zu den Titelaspiranten gezählt habe“, weiß Thomas Schaaf seine Ahnungen bestätigt. Dass die Bayern just Real Madrid aus der Champions League geworfen haben, dürfte deren Selbstvertrauen nicht geschmälert haben, auch wenn Schaaf sich darüber keine Gedanken macht: „Wir haben den gleichen Respekt, den wir den Bayern immer zollen.“

 

Und der ist groß. Denn gerade auswärts hat Werder in der Vergangenheit nicht viel zu lachen gehabt gegen München. Nur sechs von 40 Bundesliga-Begegnungen in der bayrischen Landeshauptstadt konnten die Bremer gewinnen, in den letzten beiden Jahren gab es mit 0:1 und 1:3 ebenfalls zwei Pleiten. Das Hinspiel in Bremen war eine grün-weiße Gala, Werder in Zauberlaune trickste sich durch Diego, Wome und ein Lucio-Eigentor drei Mal an Oliver Kahn vorbei. Alle bei Werder wissen, dass das im Rückspiel anders läuft. Bayern ist im Kommen und hat etwas wieder gut zu machen. Thomas Schaaf erwartet Folgendes: „Das wird ein ganz anderes Spiel als am Donnerstag, die Bayern werden nicht so defensiv agieren wie Vigo, sondern uns beschäftigen, unter Druck setzen, uns richtig fordern.“ Doch Werder fordert sich auch selbst, kommt ebenfalls mit Schwung in dieses Spiel. Nach den überzeugenden Siegen gegen Bochum und in Vigo will die Mannschaft keine halben Sachen: „Wir wollen den dritten Sieg in dieser Saison gegen München“, sagte Tim Wiese stellvertretend. Werder hatte den Meister auch schon im Ligapokal-Finale geschlagen.

 

Auf dem Papier geht Werder mit einem kleinen Nachteil ins Spiel: mit der Rückreise aus Galizien am Freitag ging ein ganzer Tag verloren, nachdem die Bayern sowieso einen Tag mehr Zeit zur Regeneration nach ihrem Europapokal-Auftritt hatten. Für Thomas Schaaf alles kein Problem: „Wir haben bewusst noch einmal in Vigo übernachtet, damit die Spieler Schlaf bekommen. Heute folgte ein reiner Reisetag und morgen ein leichtes Training. Das Spiel ist am Sonntag erst um 17 Uhr, bis dahin ist der Akku voll.“ Nicht zuletzt ist so ein Liga-Klassiker ja auch für erfahrene Profis doch noch einmal eine besondere Herausforderung: „Wir freuen uns auf jedes Spiel, aber es ist klar, dass dieses mehr Aufmerksamkeit bekommt, mehr im Mittelpunkt steht. Wenn du dort eine gute Aktion hast, bekommen es mehr Leute mit. Es gibt mehr Kameras, jede Szene wird in verschiedenen Einstellungen gezeigt“, so Schaaf. Auch wenn in München keine Entscheidungen fallen werden, Bayern spielt gegen Werder – da steht von Haus aus viel auf dem Spiel.

 

von Enrico Bach

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