Wohin geht die Reise? Werders Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg kommt einmal mehr eine richtungsweisende Bedeutung zu. Gewinnt man bei den Niedersachsen, hätte man den Anschluss nach ganz oben wiederhergestellt. Bei einer Niederlage, noch dazu gegen einen direkten Konkurrenten, wäre der Meisterschaftszug wohl endgültig ohne den Titelverteidiger abgefahren. Solche Begegnungen, wie die in der VOLKSWAGEN ARENA, nennt man wohl Schlüsselspiele.
Schaaf fordert mehr Souveränität
Dass beim deutschen Meister nach dem hart erkämpften 3:2-Erfolg vom letzten Wochenende gegen Schlusslicht Hansa Rostock längst noch nicht wieder alles gold ist was glänzt, ist den Verantwortlichen bewusst: "Wir haben zuletzt nicht die Souveränität ausgestrahlt, die wir von unserem Team kennen. Das muss wieder anders werden", fordert Thomas Schaaf vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg und ergänzt: "Unsere Leistung muss sich jetzt ganz schnell wieder auf einem hohen Niveau einbendeln."
Licht und Schatten wechselten sich bei den Bremern im neuen Jahr noch zu oft ab. Und das, obwohl sich die Verletztensituation lange nicht so entspannt dargestellt hat, wie zum jetzigen Zeitpunkt. Bis auf den angeschlagenen Neuzugang Mohamed Zidan (Sprunggelenksverletzung) konnte der Coach im laufenden Trainingsbetrieb unter der Woche auf alle seine Profis zurückgreifen. Allein vor diesem Hintergrund betrachtet, stehen die Vorzeichen für Werders ersten Auswärtssieg in der Rückrunde nicht schlecht.
Die Mannschaft von Erik Gerets ist nach der Winterpause nicht gut aus den Startlöchern gekommen. Zwei Niederlagen stehen zu Buche: Gegen Borussia Dortmund verlor man zum Rückrundenstart vor eigener Kulisse mit 1:2, letzte Woche setzte es eine 0:1-Niederlage beim Abstiegskandidaten SC Freiburg. "Gegen Bremen haben wir die Möglichkeit , vieles wieder zurechtzurücken", findet Stürmer Thomas Brdaric, der mit seinen Toren ein weiteres Abrutschen seines Teams in der Tabelle verhindern will. Momentan liegen die "Wölfe" mit 30 Zählern auf Platz acht.
Wolfsburg gegen Werder ohne Leistungsträger Kevin Hofland
Der VfL hat mit seiner attraktiven Spielweise und der daraus resultierenden zeitweiligen Tabellenführung in der Hinrunde Akzente gesetzt. Mit Spielmacher Andres D´Alessandro, Angreifer Diego Klimowicz (sein Einsatz gegen Werder ist wegen Leistenproblemen gefährdet), dem bulgarischen Flügelspieler Martin Petrov und dem bereits erwähnten Thomas Brdaric sind die Wolfsburger hervorragend besetzt. Goalie Simon Jentzsch, Routinier Pablo Thiam sowie die beiden Defensiv-Spezialisten Quiroga und Hofland zählen zu den weiteren Leistungsträgern. Letzterer wird allerdings gegen Werder wegen seiner Gelb-Roten-Karte aus dem Spiel gegen Freiburg fehlen.
Genauso wie auf Bremer-Seite Valerien Ismael (fünfte Gelbe Karte) im "kleinen Nordderby" von Thomas Schaaf ersetzt werden muss. Dafür wird gegen die Niedersachsen Mittelfeldspieler Fabian Ernst (nach abgesessener Sperre) wieder in den Kader zurückkehren. "Am Sonntag gegen den VfL müssen wir die gute Leistung gegen Schalke mit dem guten Ergebnis gegen Rostock paaren", sagt der Coach der Grün-Weißen, der auf den ersten "Dreier" in einem Auswärtsspiel 2005 hofft, aber gleichzeitig noch einmal vor dem Gegner warnt: "Obwohl ihr Spielmacher Andres D`Alessandro derzeit nicht hundertprozentig fit ist, kann dieses Team jederzeit eine Topleistung abliefern."
Rund 3.000 Werder-Fans werden ihre Mannschaft in Wolfsburg unterstützen.
Klaus Bellstedt