Doch Hoffenheim war längst nicht geschlagen und spielte weiter nur nach vorne. Schon vor dem 1:4 hätte Obasi verkürzen müssen, traf aber den Pfosten (24.). In der 33. Minute rettete wieder das Aluminium für Werder, ein Freistoß von Salihovic klatschte an die Latte. Den Nachschuss von Compper kratzte Pizarro von der Linie. Zu diesem Zeitpunkt konnten sich die Grün-Weißen über mangelnden Dusel nicht beschweren. Und so war es auch nur verdient, dass Hoffenheim durch Salihovic vor der Pause doch noch zum zweiten Mal erfolgreich war. Mit einem weiteren direkten Freistoß ließ der Hoffenheimer Mittelfeldstratege Tim Wiese keine Abwehrchance.
Elfmeter, Rot für „Merte“, Hoffenheim holt auf
Dann war Halbzeit – erstmal durchatmen. Denn die zweite Hälfte ging genauso weiter, wie die erste aufgehört hatte. Hoffenheim suchte weiter unbekümmert sein Heil im Sturm und Drang, hatte nach einem Boenisch-Fehlpass auch die erste Großchance. Doch Obasi schoss selbst vorbei anstatt auf den besser postierten Ibisevic abzulegen. Wenig später musste Wiese sich bei einem weiteren gefährlichen Freistoß von Salihovic ganz lang machen. Und auf der Gegenseite traf Hunt bei einem Bremer Entlastungsangriff nur den Außenpfosten. Das Spiel blieb, wie es war: völlig verrückt.
Die 61. Minute: Schiedsrichter Günter Perl pfeift Elfmeter, nachdem Diego Weis zu Fall gebracht hatte – dafür genügte eine leichte Berührung. Ibisevic verlädt Wiese – nur noch 4:3. Eine Minute später der nächste Schock für Werder: Mertesacker sieht „Rot“, weil er bei einem Foul an Ibisevic letzter Mann gewesen sein soll. Eine Fehlentscheidung – der eingewechselte Pasanen hätte auch noch eingreifen können.
Jetzt drohte die Partie endgültig zu kippen. Cheftrainer Thomas Schaaf reagierte und stellte seine Mannschaft mit zwei Wechseln (Innenverteidiger Prödl für Stürmer Rosenberg, Vranjes für Hunt) defensiver auf. In den nächsten Minuten bot sich folglich ein ungewohntes Bild. Werder wurde von den die unheimlich offensivstarken Hoffenheimern in die eigene Hälfte gedrängt und kam kaum zu Entlastungsangriffen. Die logische Folge: Nach Ecke von Salihovic köpfte Compper zum 4:4 ein.
Werder beweist tolle Moral
Dem Entsetzen auf die verspielte Drei-Tore-Führung folgte auf Bremer Seite jedoch eine Trotzreaktion. Trotz Unterzahl bäumten sich die Grün-Weißen noch einmal auf und hatten es der individuellen Klasse von Özil zu verdanken, dass tatsächlich noch das Siegtor fiel. Der 19-Jährige vollendete einen von Vranjes eingeleiteten Konter mit einem weiteren hervorragenden Schuss aus halblinker Position zum 5:4 (81.). Das neunte Tor blieb das letzte, obwohl Obasi für Hoffenheim zwei Minuten nochmals die Latte traf. Werder brachte den Vorsprung am Ende verdient über die Zeit und rückt nach dem zweiten denkwürdigen Sieg innerhalb von einer Woche in der Tabelle auf Platz drei vor.
von Kevin Kohues