Debakel in Stuttgart: Sechs Gegentore und Rot für "Merte"

Sinnbild eines denkwürdigen Spiels: Jubel bei den Stuttgartern um den dreifachen Torschützen Mario Gomez, Enttäuschung bei Werder und Markus Rosenberg (r.).
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Werder Bremen hat keine zwei Tage nach dem Uefa-Cup-Spiel in Glasgow erneut eine ganz bittere Niederlage einstecken müssen. Die Grün-Weißen verloren ein völlig verrücktes Spiel beim deutschen Meister VfB Stuttgart mit sage und schreibe 3:6 (1:2).

 

Schnelle Führung, schneller Ausgleich

 

Dabei begann alles so verheißungsvoll. Von Europapokal-Müdigkeit keine Spur, ergriffen die auf fünf Positionen veränderten Grün-Weißen im ausverkauften Gottlieb-Daimler-Stadion sofort die Initiative. Ganz anders die Stuttgarter. Die komfortable zehntägige Pause aufgrund des Spielausfalls am letzten Wochenende in Cottbus schien den Schwaben ganz und gar nicht gut getan zu haben. Beinahe minütlich deckten die Bremer die VfB-Schwächen im Defensivbereich auf. Und schnell fiel auch das erste Tor: Sebastian Boenisch, Tim Borowski und Markus Rosenberg kombinierten auf der linken Seite ungestört fast bis zur Grundlinie. Dort schlug Rosenberg eine klasse Flanke auf den zweiten Pfosten, wo Hugo Almeida seinem Gegenspieler Mathieu Delpierre entwischt war und gegen die Laufrichtung von VfB-Keeper Sven Ulreich einköpfte – 0:1 (9.).

 

Obwohl die Grün-Weißen auch in der Folge das Spiel dominierten, kam der VfB schnell zum Ausgleich – quasi aus dem Nichts. Ciprian Marica legte den Ball sehenswert per Hacke in den Lauf des durchstartenden Mario Gomez, den Naldo aus den Augen verloren hatte. Der Nationalstürmer nutzte seine Freiheit, umkurvte den herausstürzenden Tim Wiese und schob aus spitzem Winkel zum Ausgleich ein (20.).

Ärgerlich – aber ohne Schockwirkung für Werder. Im Gegenteil spielten die Grün-Weißen zunächst so weiter, als ob nichts passiert wäre. Allein Hugo Almeida hatte innerhalb von zwei Minuten zweimal das 1:2 auf dem Fuß. Zunächst hämmerte er den Ball an die Querlatte (21.), dann scheiterte er aus kurzer Distanz an Ulreich (23.).

 

Kalte Dusche vor der Pause

 

Aber auch die Stuttgarter kamen nach einer halben Stunde besser ins Spiel. VfB-Trainer Armin Veh wechselte früh aus und brachte Nationalspieler Roberto Hilbert für den Brasilianer Antonio da Silva. Ständiger Unruheherd aber blieb Mario Gomez, der Naldo einige Probleme bereitete und Wiese in der 30. Minute zu einer starken Parade zwang. Zwei Minuten vor der Halbzeit dann die erneute kalte Dusche für Werder. Wieder konterten die Stuttgarter im eigenen Stadion, und wieder bestrafte der kaltschnäuzige Gomez die Bremer für ihre Unzulänglichkeiten im Defensivverhalten. Nach gutem Pass von Marica lief der insgesamt schwache VfB-Regisseur Yildiray Bastürk auf und davon und spielte den Ball ungenau in Richtung Gomez, der Wiese trotzdem versetzte – 2:1.

 

Neue Halbzeit, altes Bild

 

Erstmals lag das Team zurück, das bis dahin wesentlich mehr Spielanteile besessen und auch die bessere Spielanlage gezeigt hatte. Nach der Halbzeitpause zunächst das gleiche Bild: Werder dominierte das Geschehen fast nach Belieben, Stuttgart stand tief in der eigenen Hälfte und blieb defensiv überaus anfällig. Doch erneut schlugen die Bremer aus ihrer spielerischen Überlegenheit zu wenig Kapital. Die besten Möglichkeiten vergab Hugo Almeida, der sein Ziel mit einer Direktabnahme und einem Kopfball jeweils haarscharf verfehlte (53., 59.). Es blieb Sebastian Boenisch vorbehalten, mit seinem ersten Tor im Werder-Dress für den längst überfälligen Ausgleich zu sorgen. Eingesetzt von Daniel Jensen, marschierte der 21-Jährige im Mittelfeld los, versetzte an der Strafraumgrenze zwei Stuttgarter und traf mit einem noch abgefälschten Schuss zum 2:2 (60.).

 

Doppelschlag durch Konter drei und vier

 

Freuen konnten sich die Grün-Weißen und ihr Anhang indes nur kurz, liefen sie doch nur fünf Minuten später in den nächsten Konter des VfB. Der inzwischen eingewechselte Cacau spielte einen mustergültigen Querpass auf seinen Sturmpartner Gomez, der seiner bärenstarken Leistung mit dem dritten Tor die Krone aufsetzte. Und es kam noch schlimmer. Keine 60 Sekunden nach dem erneuten Rückstand verloren die Bremer im Mittelfeld wieder einmal leichtfertig den Ball – und Stuttgart schaltete blitzschnell um. Diesmal legte Gomez für Cacau auf, der mit dem 4:2 die vermeintliche Vorentscheidung besorgte.

 

Danach bewies Werder Kraft und Moral, gab das Spiel noch nicht verloren. Und zunächst sah es so aus, als würden die Grün-Weißen am Ende vielleicht doch noch für ihre Dominanz belohnt. Nach Pass von Aaron Hunt schürte Markus Rosenberg mit einem platzierten Linksschuss ins linke untere Eck die Hoffnungen auf den neuerlichen Ausgleich (77.).

 

Zusammenbruch in der Schlussphase

 

Ausgerechnet der eingewechselte Ex-Bremer Ludovic Magnin zerstörte diese Ambitionen endgültig. Der Schweizer tanzte nacheinander Per Mertesacker und Tim Wiese aus und brachte den Ball von der Grundlinie scharf vor’s Tor. Was dann passierte, passte nahezu „perfekt“ zum überaus unglücklichen Auftreten der Bremer an diesem vermaledeiten Tag. Clemens Fritz wollte klären, schoss aber Per Mertesacker an, der gar nicht mehr anders konnte, als den Ball ins Tor abzufälschen. Und damit nicht genug, Werder brach nun völlig zusammen. Ein weiterer Treffer von Cacau (87.) und zu allem Überfluss noch eine Rote Karte gegen Per Mertesacker (89., Notbremse an Gomez) waren die traurigen Schlusspunkte eines denkwürdigen Bundesligaspiels.

 

von Kevin Kohues

 

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