Platz drei in Gefahr: Werder kassiert 1:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart

Verbissener Zweikampf: Micoud (l.) und Stuttgarts Vranjes
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Der deutsche Meister Werder Bremen hat im Kampf um einen der begehrten Champions-League-Plätze einen herben Rückschlag einstecken müssen: Am 27. Spieltag der Fußball-Bundesliga verloren die Bremer vor heimischer Kulisse mit 1:2 gegen den VfB Stuttgart. Nach einer torlosen ersten Hälfte besorgte Silvio Meißner drei Minuten nach Wiederanpfiff per Kopf die überraschende Führung für die Gäste, die Werder-Stürmer Ivan Klasnic nur wenig später mit einem Rechtsschuss egalisieren konnte (52.). In der Folgezeit waren die Grün-Weißen bemüht nachzulegen, ließen aber im Abschluss die nötige Entschlossenheit vermissen. Auf der Gegenseite nutzte der VfB nach der Gelb-Roten-Karte für Ismael (84.) die kurzzeitige Überzahl und kam drei Minuten vor dem Ende durch Tiffert zum glücklichen Siegtreffer. Werder bleibt in der Tabelle nach der Niederlage weiter auf Platz vier.

 

Bremens Coach Thomas Schaaf musste im Vergleich zum 2:1-Auswärtssieg beim 1. FC Nürnberg auf Petri Pasanen (Grippe) und den kurzfristig verletzten Kapitän Frank Baumann (Sprunggelenk) verzichten, für den Fahrenhorst in die Viererkette und Jensen ins Mittelfeld rückten. Darüber hinaus begannen hinten links Schulz für Magnin und in vorderster Front Klose für Valdez.

 

Respektvoller Beginn auf beiden Seiten im mit über 40.000 Zuschauern gut gefüllten Weser-Stadion. Das Geschehen spielte sich überwiegend im Mittelfeld ab, sowohl Werder als auch der VfB gingen in der Anfangsphase kein größeres Risiko ein. Das sollte sich nach zehn Minuten allerdings ändern. Die Hausherren übernahmen fortan mehr und mehr die Initiative und setzten Stuttgart unter Druck. Die erste nennenswerte Chance ließ folgerichtig nicht lange auf sich warten. Valerien Ismael bediente mit einem langen Pass von der Mittellinie aus Miro Klose, der sich im Strafraum der Gäste im Kopfballduell durchsetzen konnte und das Leder auf Tim Borowski ablegte. "Boros" verunglückter Schussversuch landete vor den Füßen von Ivan Klasnic, aber der Kroate schien überrascht und schlug über den Ball. Die Szene wirkte wie ein Weckruf für das Team von Cheftrainer Thomas Schaaf, das sich nun weitere gute Gelegenheiten herausarbeitete.

 

Klasnic vergibt Führung

 

Im Mittelpunkt stand erneut Ivan Klasnic, der nur 60 Sekunden nach seiner ersten Chance wieder gefährlich vor dem Tor der Schwaben auftauchte, allerdings aus halblinker Position mit einem Linksschuss rechts am Tor vorbei kein Glück hatte. Werder behauptete in dieser Phase weiter gut den Ball, attackierte früh und ließ den Gegner kaum zur Entfaltung kommen. Immer wieder leitete das kompakte Mittelfeld um die agilen Micoud, Borowski, Jensen und Ernst Angriffe ein, die zum Teil für große Gefahr sorgten. So geschehen in der 18. Minute als es wiederum Ivan Klasnic war, der eine Borowski-Vorlage aufnahm, aber mit seinem Schuss das Ziel um Zentimeter verfehlte. Der Ball trudelte links am Pfosten vorbei ins Aus. Das hätte die Führung für den deutschen Meister sein müssen.

 

Nach gut einer halben Stunde legten dann auch die Schwaben ihre Zurückhaltung ab und kamen durch Hleb zu ihrer ersten erwähnenswerten Offensivaktion. Der Mittelfeldakteur startete Mitte der Bremer-Hälfte durch, ließ drei Werderaner stehen, übersah dann aber am gegnerischen Strafraum den freien Nebenmann und konnte von Ismael in letzter Sekunde gestoppt werden (26.). Danach verflachte die Partie immer mehr. Torszenen blieben bis zum Pausenpfiff von Schiedsrichter Dr. Merk Fehlanzeige. Werder blieb zwar weiterhin optisch überlegen, fand aber den Anfangselan nicht mehr, während die Stuttgarter nicht mehr wagen wollten.

 

Werder über weite Strecken feldüberlegen

 

Der zweite Abschnitt im sonnenüberfluteten Weser-Stadion begann mit einem Paukenschlag. Nach einem Konter des VfB konnte Frank Fahrenhorst zunächst in höchster Not klären. Den fälligen Eckstoß zirkelte Hleb von rechts mit links in die Mitte, wo Silvio Meißner am höchsten stieg und Torhüter Andi Reinke mit einem platzierten Kopfball keine Abwehrmöglichkeit ließ (48.). Werders passende Antwort auf die überraschende Führung der Schwaben folgte nur vier Minuten später: Daniel Jensen schickte Klasnic steil, der tunnelte aus halbrechter Position aus elf Metern Gäste-Keeper Hildebrand und traf ins kurze Eck zum vielumjubelten und hochverdienten 1:1.

 

Unmittelbar nach dem Ausgleichstreffer wechselte Thomas Schaaf mit Mohamed Zidan für Daniel Jensen einen dritten nominellen Stürmer ein und versuchte so, noch mehr Druck auf den VfB auszuüben. Der Plan des Bremer Coaches ging vorerst auch auf. Die Grün-Weißen gewannen nun wieder die Mehrzahl der Zweikämpfe und drängten den Gast aus dem Schwabenland mit ihrer aggressiven Spielweise in dessen eigene Hälfte. Echte Torchancen blieben aber lange Zeit Mangelware. Ein Klasnic-Freistoß von der Strafraumgrenze (nach Foul Soldo an Schulz) landete in der Stuttgarter Mauer (66.), ein Kopfball des Kroaten nach einem Luftduell zwischen Borowski und Hildebrand segelte einen Meter über die Querlatte (75.). Zuvor hatte Johan Micoud den Ball von der rechten Seite maßgerecht in die Mitte serviert.

 

Borowski mit der Chance auf den Ausgleich

 

In der Schlussphase machte sich auf Seiten der Bremer langsam aber sicher Verzweiflung breit. Der deutsche Meister holte jetzt die Brechstange hervor und versuchte es mit hohen Bällen, was sich als wenig probates Mittel gegen das kopfballstarke Abwehrbollwerk der Gäste herausstellen sollte. Die gaben nun ihrerseits ihre Einigelungstaktik auf und witterten bei den wenigen aber stets gefährlichen Kontern plötzlich Morgenluft. Als Valerien Ismael sechs Minuten vor dem Abpfiff nach seinem zweiten gelbwürdigen Foul mit der Ampelkarte vom Platz musste, kippte das Spiel endgültig. Der VfB nutzte die kurzzeitig verbleibende Überzahl geschickt: Hleb setzte in der 87. Minute im Werder-Strafraum Kuranyi in Szene, der sofort abzog. Reinke konnte parieren, war aber dann gegen den nachsetzenden Tiffert auf verlorenem Posten. Der Mittelfeldspieler trickste den Goalie aus und schob die Kugel zur erneuten Führung für den VfB über die Linie. Werder stemmte sich bis zum Schluss mit wütenden Angriffen gegen die drohende Niederlage, aber mehr als eine hervorragend herausgespielte Kopfballchance durch Tim Borowski, die Keeper Hildebrand mit einem Reflex vereitelte, sprang dabei nicht heraus (90.). So blieb es am Ende bei einer äußerst unglücklichen Niederlage, wodurch der Meisterschaftszug wohl endgültig ohne die Grün-Weißen abgefahren zu sein scheint.

 

Klaus Bellstedt

 

Werder Bremen: Reinke - Stalteri, Ismaël, Fahrenhorst, Schulz (81. Magnin) - F. Ernst, Jensen (53. Zidan), Borowski, Micoud - Klose, Klasnic

 

VfB Stuttgart: Hildebrand - Meißner, Zivkovic, Babbel, Stranzl - Soldo, Vranjes - Tiffert, A. Hleb (90. Delpierre), Cacau (89. Szabics) – Kuranyi (90. Streller)

 

Tore: 0:1 Meißner (48.), 1:1 Klasnic (52.), 1:2 Tiffert (87.)

 

Gelbe Karten: Klose (Werder) - Babbel, Kuranyi, Hleb, Zivkovic (alle VfB Stuttgart)

 

Gelb-Rote Karten: Ismaël (Werder)

 

Schiedsrichter: Merk, Dr. (Otterbach)

Weser-Stadion: 40.710 Zuschauer

 

Torschüsse: 13 : 6

Ecken: 6 : 6

Flanken 16 : 5

Ballkontakte: 56% : 44%

Gewonnene Zweikämpfe: 53% : 47%

Fouls: 19 : 26

Abseits: 13 : 3 (alles aus Werder-Sicht)

 

Die meisten Torschüsse: Klasnic (Werder) 4 x – Kuranyi (VfB Stuttgart) 2 x

 

Die meisten Torschussvorlagen: Micoud (Werder) 4 x – Hleb (VfB Stuttgart) 3 x

 

Die meisten Ballkontakte: Micoud (Werder) 86 x – Meißner (VfB Stuttgart) 67 x

 

Die Zweikampfstärksten: Ismael (Werder) 68 % - Stranzl (VfB Stuttgart) 68 %.

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