Bei Bremen stand Tim Borowski für den gesperrten Valerien Ismael in der Startformation, Kapitän Frank Baumann rückte für den Franzosen in die Viererabwehrkette. Bochum ersetzte die gesperrte Freier und Madsen durch Buckley und Diabang.
Werder diktierte im ausverkauften Ruhrstadion von Beginn an die Partie, spielte aggressives Pressing und ließ den Gegner dabei kaum zur Entfaltung kommen.
Nach 15 ereignislosen Minuten folgerichtig die erste dicke Chance für den Tabellenführer: Einen gewaltigen 30-Meter-Freistoß von Mladen Krstajic konnte Torwart van Duijnhoven nicht festhalten, den Ailton-Nachschuss parierte der Bochumer Keeper dann allerdings gekonnt (16.). Kaum zwei Minuten später bekam Ailton nach herrlicher Vorabeit von Listztes und Sturmpartner Klasnic die nächste Gelegenheit, seine derzeitige Torflaute zu beenden. Aber dieses Mal schoss der Brasilianer übers Tor.
Temporeiches Spiel auf hohem Niveau
Bochum, dass in dieser Saison erst ein Heimspiel verloren hatte, kam nach gut 23 Minuten zu seiner ersten Chance als Sören Colding nach Zuspiel von Wosz Werders-Keeper Andi Reinke mit einem strammen Schuss aus 20 Metern prüfte, der jedoch zur Ecke klären konnte. Mitte der ersten Halbzeit verpassten es die Bremer, weiter Druck auszuüben, nur deshalb kamen die Bochumer besser in Spiel. In der Folgezeit entwickelte sich eine temporeiche Begegnung, in dem beide Teams ihr Glück in der Offensive suchten.
Die nächste Torchance hatte dann wieder Werder: Eine herrliche Kombination über die drei Stationen Micoud, Ernst und Lisztes war nur deshalb nicht vom Erfolg gekrönt, weil erneut der gute van Duijnhoven den Schuss des Ungarn parieren konnte (28.). Noch vor der Pause fiel auf der Gegenseite fast das 1:0 für die Gastgeber. Wieder war es der schnelle Colding, der einen Konter des VfL einleitete und mit einer Flanke Buckley bediente. Der Kopfball des Südafrikaners strich aber um Zentimeter über das Bremer-Tor (35.). In einem rassigen Spiel mit leichten Vorteilen für die Grün-Weißen ging es für beide Teams in die Halbzeit.
Nur 30 Sekunden nach Wiederanpfiff und einem Konter der Bremer tauchte der bis dahin blasse Johan Micoud völlig frei vor dem Bochumer Gehäuse auf, der Franzose zögerte aber zu lange und verzettelte sich schließlich in der wieder formierten VfL-Defensive. In der 52. Minute sollten die Hausherren für lange Zeit letztmals eine Gelegenheit bekommen. Allerdings profitierten die Westdeutschen dabei von einem schweren Patzer des Kanadiers Paul Stalteri, der im eigenen 16-Meter-Raum Bochums Diabang mit einem Fehlpass „bediente“. Den Schuss des Stürmers vereitelte Werder-Goalie Reinke mit einer sehenswerten Parade.
Ailton trifft nur die Querlatte
Für Werder so etwas wie ein Weckruf zur richtigen Zeit. Schon im Gegenzug folgte der Auftritt von „Toni“ Ailton, der sich auf der linken Seite schön frei gespielt hatte und mit seinem starken linken Fuß abzog. Aber der sonst so treffsicherer Stürmer ist zur Zeit vom Pech verfolgt: Sein fulminanter Schuss landete nur an der Querlatte (53.).
Werder wollte jetzt mehr und schnürte den VfL regelrecht ein. Angetrieben vom erneut starken Lisztes kombinierten die Grün-Weißen immer sicherer bis vor das Tor der Westdeutschen, doch wie schon gegen Hannover fehlte die letzte Präzision im Abschluss. Trainer Thomas Schaaf brachte in der 69. Minute mit Valdez und Charisteas für Klasnic und Ailton zwei frische Stürmer auf den Platz, die auch gleich neuen Schwung mitbrachten. Einen Pass des immer stärker werdenden Micoud nahm Charisteas in der 73. Minute auf, aber erneut rettete van Duijnhoven vor dem allein stehenden Griechen.
Schock für die Bremer dann in der 75. Minute: Krisztian Lisztes, stärkster Bremer an diesem Tag, verletzte sich ohne Fremdeinwirkung am Knie und musste mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz getragen werden. Eine genaue Diagnose stand nach Spielende noch nicht fest. Für den Ungarn kam Pekka Lagerblom
ins Spiel. Der Tabellenführer drängte in der Schluss-Viertelstunde auf die Entscheidung. „LeChef“ Micoud, der endlich Verantwortung übernahm, war jeweils Ausgangspunkt der letzten beiden Bremer-Chancen. In der 81. Minute fand seine Flanke Tim Borowski, aber „Boros“-Kopfball strich über das VfL-Tor hinweg. Drei Minuten später hätte Angelos Charisteas (nach Zuspiel Micoud) zum Matchwinner dieser Partie avancieren können, doch zum wiederholten Male verhinderte der überragende van Duijnhoven die Bremer-Führung.
Es war die letzte echte Chance der Werderaner, die sich über die gesamte Spielzeit als das bessere Team präsentierten. Neben Krisztian Lisztes überzeugten in erster Linie Christian Schulz auf der linken Abwehrseite und sein Pendant auf rechts, Paul Stalteri. Beide sorgten mit ihren Vorstößen und Flanken immer wieder für Gefahr vor dem Bochumer Gehäuse.
Am nächsten Samstag, 01.05.2004, empfängt der Tabellenführer von der Weser im „echten“ Nord-Derby den HSV.
Klaus Bellstedt
Werder Bremen: Reinke – Stalteri, Baumann, Krstajic, Schulz – Lisztes (75. Lagerblom), Micoud, Ernst, Borowski – Klasnic (69. Charisteas), Ailton (69. Valdez)
VfL Bochum : van Duijnhoven – Colding, Fahrenhorst, Kalla (85. Meichelbeck), Böning – Zdebel, Wosz (88. Tapalovic), Stevic – Diabang, Hashemian, Buckley (57. Edu)
Gelbe Karten: Ernst, Krstajic (beide Werder) – Wosz (VfL Bochum)
Schiedsrichter: Dr. Fleischer
Weser-Stadion: 32.500 Zuschauer (ausverkauft)
Torschüsse: 25 : 12
Ecken: 4 : 5
Ballkontakte: 57% : 43%
Gewonnene Zweikämpfe: 56% : 44%
Fouls: 16 : 17
Abseits: 2 : 2 (alles aus Werder-Sicht)
Die meisten Ballkontakte: Stalteri, Micoud (Werder) 84 x – Colding (VfL Bochum) 76 x
Die Zweikampfstärksten: Baumann (Werder) 65 % - Kalla (VfL Bochum) 65 %