Nach hektischen Anfangsminuten mit vielen kleineren Fouls im Mittelfeld und zahlreichen Spielunterbrechungen fand der Tabellenführer im ausverkauften Weser-Stadion nach einer Viertelstunde zu seinem Spiel. Folgerichtig konnte auch Werder die erste Torchance für sich verzeichnen. Ivan Klasnic setzte sich auf der linken Seite schön durch und passte scharf in den Strafraum der 96-er. Der Ball fiel dem völlig freistehenden Johan Micoud vor die Füße, doch sein Schuss aus etwa acht Metern strich um Zentimeter links am Gehäuse von Torwart Ziegler vorbei.
Hannover mit gestaffelter Defensive
Hannover 96 "igelte" sich mit einer 3:6:1-Taktik von der ersten Minute an ein und brachte nach vorne kaum Konstruktives zu Stande. Die einzige Spitze Thomas Brdaric hing in der Luft und verzeichnete wenig Ballkontakte. Auf Bremer Seite war es vor allem Ivan Klasnic, der die Defensive der "Roten" immer wieder in Verlegenheit brachte. Sowohl in der 22. als auch in der 27. Minute setzte sich der Kroate nach schöner Einzelleistung gleich gegen mehrere Hannoveraner durch, scheiterte aber beide Male an 96-Goalie Ziegler.
Angetrieben von einem starken Krisztian Lisztes kombinierte das Bremer Mittelfeld immer sicherer, die grün-weißen Angriffsbemühungen endeten dennoch meist am Strafraum der Niedersachsen. Was fehlte, war der finale Pass in die Spitze. Aufregung dann noch einmal kurz vor der Pause: im Mittelpunkt Hannovers Clint Mathis und Mladen Krstajic. Völlig unnötigerweise grätschte der US-Amerikaner den Werder-Verteidiger von hinten um und sah dafür die Gelbe Karte (43.). Krstajic erholte sich von dieser Aktion nicht mehr und wurde in der zweiten Hälfte verletzt ausgewechselt.
Werder nach der Pause mit noch mehr Druck
Nach der Pause das gleiche Bild: Werder agierte, Hannover reagierte. In der 48. Minute folgte der große Auftritt von Valerien Ismael. Der Franzose zirkelte einen 25-Meter-Freistoß um die Mauer, aber wieder war es Marc Ziegler, der mit einer Glanztat rettete. Die "Roten" kamen bezeichnenderweise durch einen Bremer zu ihrer ersten Chance in der zweiten Halbzeit. Nach einem Fehler von Christian Schulz flankte Idrissou in die Mitte, der verunglückte Rettungsversuch von Paul Stalteri strich um Haaresbreite am Tor von Andi Reinke vorbei (49.).
Kurz darauf riss ein unwiderstehlicher Solo-Lauf des ansonsten blassen Ailtons die Mehrheit der Zuschauer von ihren Sitzen. Der Brasilianer lief seinem Bewacher Per Mertesacker auf und davon und passte nach links auf den mitgelaufenen Fabian Ernst. Seine Flanke verfing sich allerdings in der vielbeinigen Defensive der 96-er (50.). Werder erhöhte jetzt noch einmal die Schlagzahl und erarbeite sich Chance um Chance.
Der beste Bremer, Kristian Lisztes, hatte die Entscheidung gleich zwei Mal auf dem Fuß, als er beide Male alleine vor Hannovers Keeper auftauchte. Das Privat-Duell Ziegler vs. Lisztes entschied der 96-er mit zwei Paraden allerdings 2:0 für sich (58./59.). In der 60. Minute dann der schon angesprochene Wechsel, Schaaf brachte Pekka Lagerblom für den angeschlagenen Krstajic. Am Spiel änderte dies freilich kaum etwas. Die Grün-Weißen rannten weiterhin an und kamen in der 62. Minute zu ihrer größten Chance in der zweiten Halbzeit. Einen öffnenden Pass des ansonsten unauffälligen Johan Micoud nahm Klasnic schön mit, der Kroate umkurvte Ziegler und hatte nur noch das leere Tor vor sich. Der Winkel war letztlich aber zu spitz, der Ball strich am linken Pfosten vorbei.
Hannover erarbeitete sich nach einem Mathis-Freistoß und dem anschließenden Kopfball von Brdaric (über das Bremer-Tor) die einzige Chance in der zweiten Halbzeit (69.).
Ziegler rettet 96 das Unentschieden
Werder-Cheftrainer Thomas Schaaf brachte in den letzten 20 Minuten mit Nelson Valdez (für Ivan Klasnic) und Angelos Charisteas (für Ailton) in der 72. Minute zwei frische Angreifer, die sich auch gleich gut einfügten. Besonders Nelson Valdez ging weite Wege und erkämpfte sich viele Bälle. In der 77. Minute hätte der kleine Südamerikaner zum Matchwinner avancieren können. Aber wieder war es Hannovers Marc Ziegler, der einen Valdez-Kopfball gerade noch vor der Linie parieren konnte. Er allein rettete den 96-ern an diesem Abend das 0:0 in einem guten Nord-Derby.
Klaus Bellstedt
Werder Bremen: Reinke – Stalteri, Ismaël, Krstajic (60. Lagerblom), Schulz – Lisztes, Micoud, Baumann, Ernst – Klasnic (71. Valdez), Ailton (72. Charisteas)
Hannover 96 : Ziegler – Zuraw (81. Schneider), Cherundolo, Kleber (62. Schröter), Mertesacker – Dabrowski, Lala, de Guzman, Mathis (86. Schuler), Idrissou – Brdaric
Gelbe Karten: Ismael, Schulz (beide Werder) – Mathis (Hannover 96)
Schiedsrichter: Hermann Albrecht
Weser-Stadion: 42.500 Zuschauer (ausverkauft)
Torschüsse: 15 : 6
Ecken: 5 : 2
Ballkontakte: 57% : 43%
Gewonnene Zweikämpfe: 53% : 47%
Fouls: 24 : 26
Abseits: 11 : 4 (alles aus Werder-Sicht)
Die meisten Ballkontakte: Krstajic (Werder) 96 x – Cherundolo (Hannover 96) 64 x
Die Zweikampfstärksten: Ismael (Werder) 83 % - Kleber (Hannover 96) 80 %