Understatement aus dem Kraichgau

Hoffenheims Carlos Eduardo blieb nur die Zuschauerrolle bei Werders Jubeltraube während des 2:0-Hinspielsieges der Bremer.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Noch in einiger Entfernung, aber doch zumindest zu erahnen, zeichnen sich am Horizont bereits die Konturen des Marathontors des Berliner Olympiastadions ab. Der amtierende DFB-Pokalsieger Werder Bremen ist erneut ins Viertelfinale vorgedrungen und peilt die sofortige Rückkehr in die Hauptstadt an. Drei ambitionierte Zweitligisten ließen die Grün-Weißen bislang hinter sich, am Dienstag, 09.02.2010, um 20.30 Uhr stellt sich ihnen im Weser-Stadion mit 1899 Hoffenheim erstmals im laufenden Wettbewerb ein Bundesligist entgegen.

 

Die Bremer Lust am Finale ist keineswegs gewichen

 

Selbst nach mittlerweile acht Finalteilnahmen (fünf Siege) als Trainer und Spieler ist Cheftrainer Thomas Schaaf jedenfalls keineswegs die Lust an dieser alljährlich erreichbaren und bedeutenden Exkursion in die Hauptstadt gewichen: „Ich kann ein bisschen davon erzählen, wir waren schon ein paar Mal da und wissen, wie außergewöhnlich sich das Ereignis darstellt“, illustrierte der 48-Jährige, wieder „ist uns die Möglichkeit gegeben, über Viertel- und Halbfinale bis nach Berlin weiterzugehen. Das wäre etwas ganz besonderes.“ Dass dies kontinuierlich alles andere als alltägliche Darbietungen erfordere, darauf machte Geschäftsführer Klaus Allofs ebenso energisch aufmerksam: „Es wird in Bremen fast schon als Normalität angesehen, dort ins Pokalfinale einzuziehen. Wir wissen, dass man sich darauf nicht verlassen kann. Für eine Menge Klubs ist das eine fast aussichtslose Sache. In der Meisterschaft kann man sich den ein oder anderen Ausrutscher erlauben, aber nicht hier.“

 

Ein einrastendes Scharnier für weitere europäische Streifzüge bewirkt der Einzug ins Endspiel obendrein. Der ist momentan jedoch noch zwei beschwerliche Schritte entfernt, dazu teilen sieben andere Mannschaften die identischen Wünsche. Und außerdem, entgegnete Thomas Schaaf, „müssen wir uns weniger über die europäische Bühne kümmern, als um das, was direkt mit diesem Spiel zu tun hat. Denn das sollte uns selbst Grund genug geben, sich gegen einen guten Gegner zu beweisen und einen Weg vorgeben, den wir weiterhin gegen wollen“, verdeutlichte er weiter, um direkt nachzuschieben: „Hoffentlich einen erfolgreichen.“ Ein gutes Omen bildet das Bundesliga-Hinspiel: Werder gewann ebenfalls im Weser-Stadion durch Tore von Pizarro und Mertesacker mit 2:0

 

Ralf Ragnick und das wohlige Nest des Understatements

 

Außergewöhnlich tief stapelte im Vorfeld Gäste-Trainer Ralf Rangnick. „Wir waren bei der Auslosung schon Außenseiter, jetzt sind wir krasser Außenseiter“, erwog Schaafs Kollege gar nach intensiv prüfenden Blicken des ihm zur Verfügung stehenden Kaders. Es nistet sich wohler im Nest des Understatements. „Aus dieser Rolle heraus versuchen wir, eine Sensation zu schaffen. Dafür müssen wir noch kompakter auftreten, noch enger zusammenrücken.“ Rangnicks Bedenken stützten allerdings, dass sich DFB-Nationalspieler Andreas Beck (Innenbandriss im rechten Knie) und der eben erst mit der Bronzemedaille um den Hals vom Afrika-Cup zurückgekehrte Nigerianer Chinedu Obasi (Syndosmose- und Kapselverletzung im rechten Sprunggelenk) im vergangenen Bundesliga-Spiel langwierige Blessuren zuzogen.

 

Überhaupt spürten noch weitere Leistungsträger direkte- oder Spätfolgen des 2:1-Befreiungsschlages gegen Hannover nach sieben sieglosen Partien in Folge (In Bremen nahm bekanntermaßen eine ähnlich schaurige Serie glücklicherweise gerade ihr Ende). Innenverteidiger Marvin Compper knickte in der Schlussphase um und hinkte daraufhin vom Feld, sein Mitwirken ist ebenso nicht endgültig gewiss wie das von Josip Simunic und Torwart Timo Hildebrand. Beide plagen Wadenprobleme. Ragnick betonte ausdrücklich, nur komplett fitte Spieler aufstellen zu wollen.

 

Schaaf: „Hoffenheim hat hervorragende Fußballer“

 

Gewarnt sind die Bremer allemal. „Selbst wenn dort zwei Spieler zusätzlich ausfallen sollten, hat Hoffenheim trotzdem eine gute Mannschaft, die für besondere Dinge stehen kann. Sie haben hervorragende Fußballer in ihren Reihen“, verdeutlichte Thomas Schaaf. Gerade in der Offensive mit Carlos Eduardo, Vedad Ibisevic oder Sejad Salihovic, der selbstbewusst ankündigte: „Wir fahren nach Bremen, um zu gewinnen.“ Die Kraichgauer besiegten auf ihrem Weg ins dritte Pokal-Viertelfinale der Vereinsgeschichte nach 2004 und 2008 den FC Oberneuland, den 1. FC Nürnberg und die TuS Koblenz. Bisher war dort immer Endstation. „Es geht am Dienstag um etwas ganz Großes", sagte Kapitän Per Nilsson. Und auch der im Vorfeld derart zurückhaltende Ralf Rangnick, 2005 mit Schalke im Finale den Bayern unterlegen, bekannte: „Berlin ist klasse. Es wäre eine tolle Vorstellung, mit Hoffenheim das Finale zu erreichen.“

 

Den Ruf einer sogenannten „Pokalmannschaft“ muss sich 1899 jedoch erst noch erarbeiten, Werder dagegen wird offen damit konfrontiert. „Pokalmannschaft? Wenn man es irgendwo interpretieren und inszenieren will, dann sind wir wohl die Richtigen“, räumt Thomas Schaaf ein, „auch wenn das nicht unser Beweggrund ist, denn wir wollen uns immer stark zeigen und uns überall durchsetzen, haben wir es sehr oft geschafft, in diesen KO-Partien gut dabei zu sein.“ Damit dies auch über den Dienstagabend hinaus so bleibt, gilt es, die Verbesserungen des Hertha-Sieges weiter aufzunehmen. „Das ist kein kurzer Weg“, weiß Schaaf, „wir hatten gute Passagen, müssen dem Gegner aber weniger zulassen und uns in einigen Situationen nicht selber in Not bringen“, um nach dem Berliner Anfang weitere wichtige Erfolgserlebnisse sammeln zu können.

 

von Maximilian Hendel

 

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