2:3 in Genua! Erst die Ernüchterung, dann Rosi und Pizarro

Die Erleichterung herausgeschrien: Torschütze Markus Rosenberg im Kreise der jubelnden Kollegen.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Sie waren eigentlich schon draußen und zogen ihren Kopf - kaum 120 Sekunden vor dem Ausscheiden - doch noch aus der Schlinge. Werder Bremen hat das Rückspiel der Play-Offs zur Champions League vor 28.100 Zuschauern im Stadio Luigi Ferraris bei Sampdoria Genua zwar mit 2:3 n.V. (0:2/1:3) verloren, aber die europäische Königsklasse in nervenaufreibenden 120 Minuten gewonnen. Dank Markus Rosenbergs Tor zum zwischenzeitlichen 1:3 in der dritten Minute der Nachspielzeit hatten sich die Grün-Weißen gerade so in die Verlängerung gerettet. Angreifer-Kollege Claudio Pizarro ließ das Ergebnis durch seinen Treffer in der 100. Minute endgültig in sichere Bahnen gleiten.

Einmal mehr war es zuvor Genuas Angreifer Giampaolo Pazzini gewesen, der Werder mit seinem frühen Doppelschlag (8., 13.) direkt in ärgste Bredouille gebracht hatte. An diesem Rückstand biss sich die Werder-Elf lange die Zähne aus. Zu allem Übel legte Antonio Cassano fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit mit der Hacke sogar noch einen drauf… bis Markus Rosenberg und Claudio Pizarro den Einzug in die Champions League endgültig perfekt machten.

Ähnlich rapide wie in Hoffenheim gleitet Werder in Passivität

Einige Personalsorgen nach dem Bundesliga-Auftakt machten Cheftrainer Thomas Schaaf zu schaffen, da auch Hugo Almeida und Aaron Hunt aus der Startelf in Hoffenheim nicht mit nach Italien reisen konnten. Dafür gaben Marko Marin und Sandro Wagner ihr Saisondebüt in der Anfangsformation. Ähnlich wie am vergangenen Wochenende begann auch diesmal die Partie; zwar ohne Torerfolg, dafür mit einem verheißungsvollen Kopfball Sebastian Prödls, der die von Torsten Frings getretene Ecke nur einen knappen Meter rechts vorbeilegte. Und ähnlich rapide wie am Samstag verloren die Grün-Weißen jedoch erneut den Faden, glitten in Passivität - und wurden von heißspornigen Genuesen dafür bitter bestraft. Cassano flankte unbedrängt aus halblinker Position auf den langen Pfosten, wo Giampaolo Pazzini Gegenspieler Petri Pasanen übersprang, wuchtig auf das kurze Eck köpfte und Tim Wiese den Ball nicht mehr am Überqueren der Linie hindern konnte (8.). Sampdoria witterte die spürbare Unsicherheit der fast paralysiert wirkenden Bremer. Stankevicius‘ Freistoß fast von der rechten Seitenlinie aus segelte mehr als 40 Meter lang bis in die Nähe des Elfmeterpunktes, derweil Pazzini aus dem Rücken von Clemens Fritz hervorschlich und in großartiger Manier aus gut 13 Metern Entfernung volley das 2:0 vollbrachte (13.).

Sampdoria zollt dem eigenen Tempo Tribut, aber noch fehlt das Werder-Tor

Dieses Ergebnis würde aufgrund der Auswärtstorregel das Aus bedeuten. Während sich Sampdoria voller Eifer in einen Rausch gepusht hatte, sucht die Werder-Elf verzagt den Weg zurück ins Spiel, gar in die Champions League - denn die verzog sich zunehmend deutlicher aus dem grün-weißen Augenwinkel. Wenig funktionierte, Torchancen der Gäste blieben eine Seltenheit. Borowskis Kopfball und Wagners etwas verzogener Schuss stellten Torwart Curci vor keine Bewährungsprobe (24./25.). Viel mehr bewahrte die jeweilige Fußabwehr in höchster Not von Fritz (40./Kopfball Pazzini) und Wiese (44./Schuss Cassano) Werder vor dem dritten Gegentor. Der Halbzeitpfiff war angebrachter denn je - um Kräfte zu sammeln, Mut zu fassen und vor allem, um sich Chancen zu erarbeiten. Ein Tor musste her. Das lag mit zunehmender Spielzeit auch in der Luft. Sampdoria musste dem unaufhörlichen Tempo stetig mehr Tribut zollen. Sicherheit und Kontrolle zogen ins Werder-Spiel ein, aber die Sekunden verstrichen. Zu Bargfredes scharfer Hereingabe fehlte dem gerade eingewechselten Arnautovic ein Schritt, während Wagner an selbiger knapp vorbeirutschte (63.). Noch dichter vor dem wichtigen Anschlusstreffer stand Per Mertesacker, der einen Frings-Eckball nur um Zentimeter am rechten Pfosten vorbeiköpfte (70.).

Alles scheint vorbei - bis Markus Rosenberg nach außen dribbelt…

Genau in diese lange Drangphase hinein passte Semioli fünf Minuten vor Abpfiff von Außen flach zu Cassano, dessen Hackentrick auch noch zum vermeintlich ernüchternden 0:3-Rückstand über die Linie kullerte. Als Arnautovic‘ Gewaltschuss in der 90. Minute um Zentimeter über die Latte strich, schien alles vorbei. Wäre da nicht Markus Rosenbergs letztes Dribbling gewesen, wobei der Schwede nach rechts zog, um aus vollem Lauf heraus aus 20 Metern punktgenau ins linke Eck zu treffen (90.+3). Sampdoria war erschüttert, konnte sich in der Verlängerung nicht mehr aufraffen, auch weil lange zuvor bereits zu viele Körner verbraucht wurden. Marins Knaller ans Lattenkreuz (93.) gab die Richtung vor: Hier setzte nur noch Werder die Akzente - und kurz darauf ebenso die endgültige Entscheidung. Mit einem herrlichen Trick verdutzte Marin zwei Gegenspieler, legte zu Claudio Pizarro, der alle freien Anspielmöglichkeiten auf rechts und links nicht ergreifen brauchte, da ihm voller Entschlossenheit aus 23 Metern staubtrocken das absolut vorentscheidende 2:3, der spätere Endstand gelang (100.). Dass Marin und Arnautovic bei einer Doppelchance kurz vor Ende der Verlängerung frei vor dem Tor sogar noch den Ausgleich vergaben, ging fast schon im überwältigenden Jubel der Erleichterung unter.

von Maximilian Hendel

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