Magische Nacht: Werder Bremen - Real Madrid 3:2

Brillianter Start: Markus Rosenberg trifft schon nach vier Minuten zum 1:0, der Auftakt für einen Werder-Zauber.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Werder Bremen hat einmal mehr mit einer unglaublichen Energieleistung im Weser-Stadion einen von Europas ganz Großen entzaubert. Real Madrid wurde mit 3:2 (2:1) nach Hause geschickt, damit hat sich die Elf von Cheftrainer Thomas Schaaf ein Endspiel um den Achtelfinaleinzug am letzten Gruppen-Spieltag in Piräus erarbeitet. Werders Tore erzielten Markus Rosenberg (4.), Boubacar Sanogo (40.) und Aaron Hunt (58.). Real hielt durch Robinho (14.) und van Nistelrooy (71.) dagegen, konnte die aufopferungsvoll kämpfenden Werderaner aber nicht in die Knie zwingen.

Wieder einmal: personelle Sorgen en masse

Dabei hatten diese wieder mit herben Personalsorgen zu kämpfen. Wegen verschiedenster Ausfälle musste Thomas Schaaf sein Team im Vergleich zum 2:0-Sieg in Cottbus auf mehreren Positionen verändern. Christian Vander ersetzte im Tor Tim Wiese Muskelfaserriss), Jurica Vranjes rückte statt

des gelb-rot-gesperrten Diego ins Vierer-Mittelfeld, wo sich überraschend auch Aaron Hunt tummelte. In seinem ersten Pflichtspiel der Saison ersetzte er den am Vormittag ausgefallenen Tim Borowski (Leistenprobleme). Dafür kehrte im Sturm Boubacar Sanogo für den nicht spielberechtigten Ivan Klasnic in die Anfangself zurück.

Vom Anpfiff weg zeichnete sich ab, welch Spektakel die Zuschauer hier erwartete. Schon in der 2. Minute drang Robinho erstmals in den Strafraum ein, wurde aber von Clemens Fritz noch eben abgefangen. Kurz darauf wagte sich Werder das erste Mal nach vorn – und das um einiges erfolgreicher. Clemens Fritz zog trotz Oberschenkelverletzung einen Sprint an und flankte in die Mitte, wo Sanogo und Rosenberg viel Platz gelassen wurde. Der Ivorer pflückte den Ball mit der Schulter herunter und plötzlich stand sein schwedischer Partner frei vor Casillas. Rosenberg traf zwar den Ball nur am Rand, das aber war genau richtig, die Kugel torkelte über den spanischen Keeper ins Tor – 1:0, ein Superstart! Der Initiator musste direkt im Anschluss raus, Clemens Fritz' Verletzung machte ein Weiterspielen unmöglich, für ihn kam Dusko Tošiæ.

Robinho narrt die sonst aufmerksame Werder-Abwehr

Das Tempo blieb ungemein hoch, munter ging es hin und her. Real mit spielerischen Vorteilen, aber Werder mit viel Einsatz dagegen haltend. Naldo hatte dabei in der 7. Minute Glück, dass sein Handspiel in höchster Not vor dem Strafraum unerkannt blieb. Christian Vander

brauchte in der gleichen Minute kein Glück, mit Können boxte er Gagos scharfe Flanke aus dem Fünfmeterraum. Doch Real bewies hartnäckig, welch enorme Qualität die Elf in sich vereint, allen voran Robinho, der für viel Wirbel sorgte und nach 13 Minuten ausglich. Von der linken Seite strebte er diagonal in den Strafraum, wurde nicht angegriffen und schlenzte den Ball kunstvoll flach in die rechte Ecke, Vander blieb chancenlos zurück.

Das gab den Gästen Auftrieb, die am Anfang doch von Werders Vehemenz überrascht schienen. Nun bestimmten sie das Spiel, auch weil die Bremer im Vorwärtsgang zu oft den Ball verloren. Dann schwärmten die Weißen aus und Werder musste sich auf seine aufmerksame Abwehrreihe verlassen, die Madrids Edelsturm ein ums andere Mal ins Abseits stellte oder rechtzeitig zur Ecke klärte.

Fantastische Vorarbeit für wunderschönes 2:1

In der 34. Minute konnten die Hausherren das frenetische Publikum mal wieder mit einer Torszene erwärmen. Zwar verpasste Rosenberg per Fallrückzieher-Versuch knapp eine Vranjes-Flanke, doch Jensen blieb dran, passte auf Naldo, der den Ball klug aufs Tor schob, aber Casillas im kurzen Eck nicht überlisten konnte. Real hatte in diesen Minuten nur ein knappes Dutzend arroganter Übersteiger durch Robinho zu bieten – effektiv war aber Werder. Und wie sehenswert! Markus Rosenberg sicherte in der 40. Minute eine abgewehrte Ecke und startete einen Mega-Sprint von der eigenen Hälfte bis zur gegnerischen Grundlinie. Fernando Gago kam schlicht nicht hinterher, Christoph Metzelder wurde von "Rosi" gewitzt aus dem Rennen genommen. Das gipfelte in einer Klasse-Flanke vor den Fünfer, wo Boubacar Sanogo den Ball technisch perfekt aus der Luft nahm und direkt im Tor unterbrachte. Ein Supertreffer, Werder war wieder vorn!

Nicht minder spektakulär präsentierte sich die zweite Halbzeit. Schon in der 46. Minute ging's los, nach einem Missverständnis von Mertesacker und Naldo kam van Nistelrooy zum Abschluss, wurde aber doch noch abgeblockt, Mertesacker klärte schließlich vor Raul. Doch auch die Hausherren spielten weiter mit: Casillas kratzte einen Sanogo-Kopfball von der Linie (50.). Werder drückte jetzt, Real musste hinten die Bälle raushauen. Diese Mannschaft ist aber stets und immer gefährlich, was van Nistelrooy fast bewiesen hätte. Aus acht Metern schoss der Niederländer aber komplett freistehend und komplett ungewohnt vier Meter am Tor vorbei (56.). Wieder antwortete Werder und wieder machten die Grün-Weißen es besser als der Favorit. Der überragende Daniel Jensen spielte vom Mittelkreis einen überragenden Pass in den Lauf von Aaron Hunt, der bis dahin eher unglücklich agierende Rückkehrer behielt die Ruhe und spitzelte den Ball mit dem linken Fuß am auf ihn zustürzenden Casillas vorbei (58.) ins Netz. Werder war zwei Tore vorn – Wahnsinn!

Real drückt zum Schluss, doch Werder hat mehr Chancen

Es gab sogar die Chance zum 4:1, zweimal gleich! Erst zwang Frank Baumann mit einem 25-Meter-Schuss Casillas zu einer weiteren guten Tat, dann strich ein Rosenberg-Schuss aus 12 Metern halbrechter Position Zentimeter links am Kasten vorbei. Real war beeindruckt, aber nie abzuschreiben. Mehrfach retteten Naldo und Tošiæ im letzten Moment. Wie auch in der 71. Minute, als Tošiæ van Nistelrooy entscheidend zu stören schien, doch der Stürmer blieb hartnäckig und lupfte den Ball stark über Vander und Naldo zum 3:2 ins Tor. Da bei den Bremern spürbar die Kräfte nachließen, bahnte sich eine dramatische Schlussphase an.

Spannend war es, aber nicht mehr gefährlich. Reals Ausgleichsstreben war bei Werders Hintermannschaft in besten Händen. Tošiæ, der aufmerksam mitspielende Vander, Naldo und der sehr sichere Pasanen stoppten alle Ansätze. Stattdessen bot sich dem eingewechselten Carlos Alberto Sekunden nach seiner Einwechslung die große Möglichkeit zur

Entscheidung. Harnik hatte stark aufgelegt, der Brasilianer scheiterte aber aus acht Metern am erneut aufmerksamen Casillas (88.). 120 Sekunden und noch drei lange Nachspielminuten später stand er dann fest – der magische Sieg einer trotz aller Widrigkeiten bezaubernden Werder-Mannschaft.

von Enrico Bach

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