„Joker“ Lionel Messi hat Werder Bremen mit einem späten Tor in der 89. Minute einen ebenso sensationellen wie verdienten Sieg gegen den FC Barcelona geraubt. Die Grün-Weißen boten zuvor eine bärenstarke Leistung und hatten ab der 56. Minute durch ein Eigentor von Barca-Kapitän Carles Puyol geführt.
Cheftrainer Thomas Schaaf überraschte vor der Partie mit gleich vier personellen Umstellungen. Auf der linken Seite der Viererkette verdrängte Christian Schulz den zuletzt schwachen Pierre Womé, Per Mertesacker gab sein Werder-Debüt und spielte anstelle von Petri Pasanen in der Innenverteidigung. Zwei Änderungen gab’s auch im Sturm: Der wiedergenesene Miro Klose begann zusammen mit Aaron Hunt anstelle von Mohamed Zidan und Hugo Almeida.
Grün-Weiße legen los wie die Feuerwehr
Besonders Hunt hatten viele wohl nicht auf der Rechnung – und doch machte sich gerade dieser Schachzug von Schaaf von der ersten Minute an bezahlt. Werder begann forsch, zeigte zwar Respekt vor der Weltauswahl aus Barcelona, aber nicht das leiseste Zeichen von Furcht. Nach dem ersten guten Vorstoß über die agilen Clemens Fritz und Tim Borowski feuerte Hunt schon in der 2. Minute den ersten Warnschuss ab.
Das 20-jährige Sturmtalent war wie alle Grün-Weißen sehr aktiv, war zudem rechts wie links zu finden und fast immer anspielbar. In der 9. Minute leitete Hunt einen Pass von Kapitän Frank Baumann auf Torsten Frings weiter, der den Ball aus der Drehung nur knapp am Barca-Tor vorbei schoss.
Es war eine Augenweide, wie Werder dem hochgehandelten Topfavoriten und amtierenden Champions-League-Sieger in der ersten Viertelstunde den Schneid abkaufte. Die Bremer spielten aus einer sicheren Defensive heraus einen herrlich schnellen Kombinationsfußball und beschäftigten die Katalanen pausenlos in deren eigener Hälfte – ein fast unglaublich starker Auftakt. Schade nur, dass Miro Klose nach einem genialen Diego-Pass den Ball zu ungenau in die Strafraum-Mitte gab, wo Tim Borowski in guter Schuss-Position gelauert hatte (12.). Nach dem anschließenden Eckstoß ergab sich eine direkte Schussmöglichkeit für Diego, doch der Brasilianer verzog (13.).
Barca wird stärker, doch Werders Abwehr hält
Es dauerte eine Viertelstunde, ehe der FC Barcelona zum ersten Mal vor das Tor der Grün-Weißen kam – prompt wurde es brandgefährlich. Nach einem Zuspiel von Deco marschierte Ronaldinho urplötzlich allein in Richtung Tim Wiese, doch Torsten Frings holte ihn ein und trennte den Weltfußballer gemeinsam mit Wiese in höchster Not vom Ball. Viel Zeit zum Durchatmen blieb den Werderanern nicht – Barca wurde jetzt merklich stärker. Ronaldinho bediente Eto’o, doch er kam von Naldo bedrängt nicht zum Abschluss (18.). Das änderte sich in der 23. Minute, doch Tim Wiese hielt den ersten Torschuss des kamerunischen Ausnahmestürmers sicher.
Werder blieb zwar weiter mit höchstmöglichem Einsatz und Konzentration bei der Sache, ließ Barca nun aber mehr Platz zum Spielen. Die Gäste kamen allerdings meist nur bis zum Strafraum, denn Werders neuformierte Abwehr mit Debütant Mertesacker funktionierte so gut wie noch nie in dieser Saison.
Verdiente Führung durch Puyols Eigentor
So ging es torlos in die Pause. Danach ein ähnliches Bild wie zu Beginn des Spiels: Werder spielte, Werder drückte, Werder wollte ein Tor – und bekam es schließlich auch. Nach Chancen von Klose (50.) und Diego (53.) war es in der 56. Minute ein gegnerischer Akteur, der die Bremer ungewollt für ihre tolle Leistung belohnte. Ausgangspunkt war einmal mehr Aaron Hunt, der vom linken Flügel in den Strafraum flankte. Dort kam Carles Puyol vor Tim Borowski an den Ball und lenkte ihn ins linke untere Eck des eigenen Tores – 1:0 für Grün-Weiß!
Nach der verdienten Führung wurde der Druck des FC Barcelona mit zunehmender Spielzeit stärker. Die Grün-Weißen blieben jedoch hellwach und schafften es immer wieder sich zu befreien. So hätten Borowski (65.) und Klose (69.) zwei Klasse-Konter zur Vorentscheidung nutzen können.
Messi wird zum Party- und Punkte-Killer
Barca-Coach Frank Rijkaard brachte zwischenzeitlich Lionel Messi und Eidur Gudjohnsen für den verletzten Eto’o und den enttäuschenden Giuly. Und besonders Messi sorgte sofort für Wirbel, ließ in der 75. Minute drei Bremer aussteigen, um letztlich am glänzend reagierenden Tim Wiese zu scheitern.
Leider aus Werder-Sicht machte Messi es eine Minute vor Schluss besser. Nach einem genialen Pass von Deco war die ansonsten so aufmerksame Werder-Abwehr überrumpelt und Messi schloss frei vor Wiese eiskalt ab – das bittere 1:1.
37.500 vorher restlos begeisterte und begeisternde Zuschauer im ausverkauften Weser-Stadion waren plötzlich mucksmäuschenstill. Das späte Gegentor wirkte auf Spieler und Publikum wie ein Schock – eine Reaktion war nicht mehr möglich. Messi avancierte zum Bremer Party- und Punkte-Killer und sicherte seiner eigenen Mannschaft ein wichtiges Unentschieden. Werder dagegen muss sich wohl oder übel damit trösten, ein Riesen-Spiel abgeliefert und die beste Vereinsmannschaft der Welt an den Rand einer Niederlage gebracht zu haben. Eine Minute hat gefehlt...
von Kevin Kohues