Die „Bergtour 2008“ neigt sich dem Ende und die deutsche Nationalmannschaft ist dem Gipfel greifbar nahe. Am Sonntag trifft das Team von Bundestrainer Joachim Löw im Finale der Europameisterschaft...
Die „Bergtour 2008“ neigt sich dem Ende und die deutsche Nationalmannschaft ist dem Gipfel greifbar nahe. Am Sonntag trifft das Team von Bundestrainer Joachim Löw im Finale der Europameisterschaft...
Die „Bergtour 2008“ neigt sich dem Ende und die deutsche Nationalmannschaft ist dem Gipfel greifbar nahe. Am Sonntag trifft das Team von Bundestrainer Joachim Löw im Finale der Europameisterschaft auf die spanische Auswahl. Mit von der Partie ist Werder-Profi Clemens Fritz. WERDER.DE sprach wenige Tage vor dem „Showdown“ exklusiv mit dem 27-Jährigen über die Spanier, Erwartungen und Tennis auf der Playstation.
Die Europameisterschaft ist Dein erstes großes Turnier mit der deutschen Nationalmannschaft und am Sonntag steht Ihr im Finale gegen Spanien. Wie geht es Dir wenige Tage vor dem wichtigsten Spiel Deiner Karriere?
Mir geht es gut, ich freue mich auf das Spiel. Wir wissen, worum es geht und natürlich wollen wir jetzt auch den Pokal mit nach Deutschland bringen.
Kannst Du schon begreifen, was Ihr bis jetzt geleistet habt?
Es ist super, dass wir im Finale stehen, aber das war ja kein Selbstläufer. Wir sind gegen Polen optimal ins Turnier gestartet, hatten gegen Kroatien keinen guten Tag und dann war der Druck vor dem Spiel gegen Österreich natürlich groß. Keiner von uns wollte beim „Wunder von Wien“ dabei sein. Das Viertelfinale gegen Portugal war eine überragende Leistung, da hat man gesehen, wozu wir im imstande sind. Gegen die Türken haben wir uns dann leider wieder etwas schwer getan, aber wir stehen im Finale. Jetzt ist alles möglich.
Die Spanier gaben sich keine Blöße, zogen mit einem 3:0-Sieg gegen Russland souverän ins Finale ein. Was macht die Spanier so gefährlich?
Die Spanier haben eine hervorragende Mannschaft mit herausragenden Einzelspielern. Zudem sind sie kombinationssicher, schnell und überaus torgefährlich. Sie können aus dem Nichts heraus den tödlichen Pass spielen. Darauf müssen wir aufpassen.
Gerade in der Defensive ist Deutschland anfällig. Sechs Gegentore in fünf spielen. Wie ist das zu erklären?
Natürlich wollen wir immer zu Null spielen, aber bei einem so hochklassig besetzten Turnier ist es klar, dass auch die Gegner zu Torchancen kommen und diese leider auch manchmal nutzen. Gegen Spanien muss jeder von uns über die volle Distanz hoch konzentriert sein. Wir werden alles geben und auch hinten sicher stehen.
Auf Euch lastet ein großer Druck. Wie schaltest Du ab?
Wir haben hier genügend Möglichkeiten, uns neben den Trainingseinheiten und der Regeneration zu beschäftigen, wobei ein Großteil des Tages von Pflege- und Massageterminen in Anspruch genommen wird. Es gibt aber einen Billard-und Kickertisch, wir haben oft abends gemeinsam die Spiele geschaut oder wir spielen Playstation. Langweilig wird uns nicht.
Ich nehme an, dass Ihr viel Fußball auf der Playstation spielt.
Ja, und Tennis. Torsten (Anm. Torsten Frings, die Red.) und ich spielen jeden Tag ein bis zwei Sätze und ich muss leider zugeben, dass er momentan die Nase vorn' hat. Aber ich bin ja Sportsmann und möchte an dieser Stelle sagen: Glückwunsch an Torsten Frings.
Zurück zum Fußball. In der Vorrunde standest Du in allen drei Partien in der Startformation. Ab dem Viertelfinale entschied sich Jochim Löw für ein 4-5-1 statt des üblichen 4-4-2-Systems. Fortan kamst Du nur noch als Einwechselspieler zum Einsatz. Wie gehst Du damit um?
Der Trainer hat vor dem Portugal-Spiel mit mir gesprochen und mir die Situation erklärt. Er wollte mit Bastian Schweinsteiger einen frischen Mann bringen und „Schweini“ hat gegen Portugal ja auch immer gut ausgesehen. Unterm Strich hat der Trainer alles richtig gemacht. Wir haben alle das gleiche Ziel, wir wollen Europameister werden. Dafür bin ich gerne bereit, auch mal zurückzustecken. Vielleicht bekomme ich ja im Finale noch einmal die Möglichkeit zu spielen.
Wie beurteilst Du Deine bisherigen Leistungen im Turnier?
Ich bin zufrieden. Ich bin gut ins Turnier gestartet und war bei meinen Einsätzen vornehmlich darauf bedacht, in der Defensive nichts zuzulassen und wenn möglich, Impulse nach vorne zu setzen. Ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen.
Wie bereitest Du dich in den kommenden Tagen auf das Spiel vor?
Wir fliegen am Samstag nach Wien, werden dort noch mal trainieren und uns voll und ganz auf das Finale konzentrieren. Wir sind heiß auf Sonntag.
Die Fans fiebern dem Finale ebenso entgegen. Public Viewing, EM-Partys, Autokorsos, Fahnenmeere. Was bekommst Du von der grenzenlosen Euphorie mit, die auf Deutschlands Straßen herrscht?
Wir sind hier im Mannschaftshotel ziemlich abgeschottet, aber ich habe die Bilder im TV gesehen. Es ist schon Wahnsinn, wie die Fans uns unterstützen! Diese Emotionen geben uns einen zusätzlichen Schub.
Apropos Schub. Bei der WM 2006 stimmte sich das Team in der Kabine mit Xavier Naidoos Song „Dieser Weg“ auf die Spiele ein. Gibt es diesmal ein ähnliches Ritual?
Nein, aber viele von uns haben einen persönlichen EM-Soundtrack auf dem "iPod".
Mit welchem Song stimmst Du dich ein?
Ich höre zur Zeit „Love in this club“ von Usher.
Wie geht das Spiel am Sonntag aus?
Ich bin ganz schlecht im Tippen, aber ich bin mir sicher: Wir ziehen das Ding!
Und dann? Wie verbringst Du den Montag nach dem Finale?
Wir sind mit der Mannschaft auf der Fanmeile in Berlin. Ich hoffe, dass wir dann den Pokal präsentieren können. Danach fahre ich nach Hause, packe meine Koffer und anschließend geht`s in den Urlaub.
Dein Vertrag bei Werder Bremen läuft im Juli 2009 aus und nicht nur aufgrund der erfolgreichen EM bist du auch für andere Vereine ein interessanter Spieler. Geschäftsführer Klaus Allofs hat bereits angekündigt, Deinen Kontrakt vorzeitig verlängern zu wollen. Kannst Du schon positive Signale an die Werder-Fans senden?
Ich fühle mich in Bremen sehr wohl. Jetzt möchte ich erstmal Europameister werden, dann sehen wir weiter.
Das Interview führte Timo Strömer