Der polarisierende Pokalheld

Vor zehn Jahren hielt Tim Wiese drei Elfmeter gegen den HSV

Held des ersten Teils der legendären Nordderby-Wochen vor zehn Jahren: Tim Wiese (Foto: nordphoto).
DFB-Pokal
Montag, 22.04.2019 / 10:44 Uhr

Von Yannik Cischinsky

Diesen Abend vor genau zehn Jahren wird Tim Wiese nicht vergessen. Viel war im Vorfeld gesprochen worden, auch von ihm. „Der HSV hat mehr Schiss vor uns als wir vor denen. Wenn wir denen im ersten Spiel gleich auf den Sack geben, wackeln die“, hatte Werders Keeper vor Beginn der legendären Nordderby-Wochen mit vier Aufeinandertreffen in 19 Tagen getönt – in bester Wiese-Manier. An diesem April-Abend vor einem Jahrzehnt glückte Werder der Start mit einem Auswärtssieg im DFB-Pokal-Halbfinale. Wiese wurde zum Held des Abends.

Ausgerechnet Wiese. Das dürften sich die über 40.000 Hamburger im Volksparkstadion gedacht haben. 120 Minuten lang hatten sie einem packenden Nordderby beiwohnen dürfen. Bereits nach elf Minuten hatte Per Mertesacker einen Abpraller des Ex-Werderaners Frank Rost zur 1:0-Führung im Tor untergebracht. Und einem glänzend aufgelegten Rost hatten es die HSVer zu verdanken, dass die „Rothosen“ nicht höher zurücklagen und in Durchgang zwei verdientermaßen zum Ausgleich durch Ivica Olic (67. Min) kamen.

Und so wurde es durch den Platzverweis von David Jarolim kurz vor Ende der regulären Spielzeit sowie der Riesenchance von Jonathan Pitroipa, die Wiese in Minute 120 mit eingesprungener Grätsche vereitelte, ein packendes Derby.

Wohl als einziger Werderaner dürfte sich Wiese gefreut haben, als klar war: Das Elfmeterschießen findet vor den Heimfans im Norden der Arena statt. Die Abneigung der Hamburger Anhängerschaft, die ihm auch an diesem Abend entgegenschlug, hatte er sich hart erarbeitet. 2008 beispielsweise, durch das Einsteigen gegen Ivica Olic in bester Kung-Fu-Kämpfer-Manier, das Franz Beckenbauer später als Mordversuch bezeichnete. Oder durch vollmundige Ankündigungen vor den Nordderby-Wochen wie: „Dann schmeißen sie halt mit Feuerzeugen – die treffen mich doch sowieso nicht!“

Wir sind als Außenseiter ins Spiel gegangen und haben ein Klasse-Spiel gemacht
Tim Wiese nach dem Halbfinal-Sieg 2009

Doch Wiese ließ den Tönen Taten folgen. Kapitän Joris Mathijsen traf als erster Schütze des HSV, doch dann parierte Werders Schlussmann die Elfmeter von Jerome Boateng, Ivica Olic und Marcell Jansen. Im Gegenzug trafen Claudio Pizarro, Mesut Özil und Torsten Frings. Der Rest war purer Jubel.

Wiese sprintete 110 Meter über den Platz bis vor den Gästeblock, dicht gefolgt von einer Traube an Mitspielern. Es ist bis heute einer der denkwürdigsten Jubel der Vereinsgeschichte. „Wir sind als Außenseiter ins Spiel gegangen und haben ein Klasse-Spiel gemacht“, freute sich Matchwinner Wiese über den 4:2-Erfolg nach Elfmeterschießen. Den Einzug ins Pokalfinale vergoldeten Wiese, Diego, Özil und Co. mit einem 1:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen. Es ist der bis dato letzte Titel der Vereinsgeschichte.

Mit Tim Wiese wurde in Episode eins der denkwürdigsten aller Nordderby-Staffeln einer zum Helden, der wie kaum ein zweiter Werderaner die Rivalität lebte, der polarisierte, aneckte, provozierte und auch übertrieb. „Scheiß HSV“, intonierte der Keeper 19 Tage nach dem Halbfinal-Sieg über den HSV auf dem Zaun. Eine Gesangseinlage, die ihn dem Vernehmen nach knapp 10.000 Euro kostete. „Das war nicht in Ordnung“, räumte Wiese später ein. Auch ihm dürften die sportlichen Höhepunkte in 14 Nordderbys seiner Karriere lieber sein. Wie die drei gehaltenen Elfer an diesem Abend im April vor genau zehn Jahren.

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