"Dafür habe ich viele Jahre gearbeitet"

Mein Moment 2018 - Johannes Eggestein

Angekommen: Johannes Eggestein schaffte 2018 endgültig den Sprung ins Bundesliga-Team (Foto: nordphoto).
Profis
Samstag, 29.12.2018 / 10:19 Uhr

Notiert von Yannik Cischinsky

2018. Ein ereignisreiches Jahr für viele Werderaner. Erfolgreiche Läufe in beiden Halbserien, Tor-Debüts, WM-Premieren, Comebacks und viele denkwürdige Augenblicke. Um auf die vergangenen Monate zurückzublicken, hat WERDER.DE einige Werder-Profis nach ihrem ganz persönlichen Moment des Jahres gefragt. Diese eine Situation, die eine Minute, die ihnen vielleicht für immer in Erinnerung bleiben wird. Johannes Eggestein berichtet im dritten Teil des Rückblicks von einem für ihn sehr erfolgreichen Jahr.

"Ja, ich habe es mir genau so vorgestellt: Vor den Fans, im Weser-Stadion, hier am Osterdeich. Das ganze Stadion springt auf und freut sich. Natürlich hätte ich mich auch auswärts über mein erstes Bundesliga-Tor gefreut, aber vor dem eigenen Publikum zu treffen, ist das etwas ganz anderes. Das war mein Moment 2018.

Bereits im letzten Jahr hatte ich meine ersten Einsätze für die Profis, bin da allerdings nicht wirklich zu entscheidenden Torraumszenen gekommen. Ich wurde eingewechselt und hatte nicht allzu viel Spielzeit. Da habe ich mir Gedanken gemacht, wann ich wohl meine erste wirkliche Chance aufgelegt bekomme, wann ich endlich zum Abschluss komme. Ich erinnere mich, dass ich schließlich in der laufenden Saison gegen Hannover eine erste gute Möglichkeit hatte. Da bin ich beim Stand von 1:1 eingewechselt worden und hatte die Chance mit dem Kopf. Leider konnte ich den Ball nur leicht touchieren.

Gegen Wolfsburg war es endlich so weit. Mein Papa war beim Spiel zu Gast. Er saß im Stadion und am Abend saßen wir dann alle bei meinem Bruder und haben uns über das Spiel unterhalten, den Moment Revue passieren lassen und uns zusammen gefreut, dass ich es auch geschafft habe. Natürlich war da ein bisschen Stolz dabei, insbesondere bei meinem Papa. Und bei Maxi! Sorry Maxi, aber ich glaube mein Tor war schöner. Der Laufweg und der Abschluss - das war ein gutes, ein schönes Tor. Bei dir war der Kasten ja leer... Obwohl ich sagen muss: Den muss man dann auch erstmal machen.

Als ich abends im Bett lag, gab es den ersten Augenblick, in dem ich mich uneingeschränkt über das Tor freuen konnte. Ich konnte nicht schlafen und habe unendlich lange nachgedacht. Am nächsten Tag, als ich aufgestanden bin und alleine in der Wohnung war, da habe ich es realisiert und mir gedacht: ‚Ja man, du hast es geschafft. Du hast es gepackt.‘ In diesem Augenblick war ich einfach glücklich. Ich habe nicht über die nächsten Schritte nachgedacht, sondern einfach genossen. Das Duell mit Wolfsburg war ein Freitagsspiel und wir hatten im Anschluss zwei Tage frei. Zum Glück. So konnte ich dieses Gefühl etwas auskosten ohne mich gleich auf die nächste Trainingswoche fokussieren zu müssen.

Dass ausgerechnet ‚Piza‘ mir mein erstes Bundesliga-Tor auflegt, damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Ich habe ja gar nicht mehr daran geglaubt, jemals mit ihm gemeinsam aufzulaufen. Wer hat schon vermutet, dass Claudio noch mal für Werder spielen wird?

In diesem Jahr ging es immer nach oben, immer weiter auf dem Weg
Johannes Eggestein

Zurück zum Tor und zu diesem Jahr: Nein, als den Türöffner möchte ich mein Tor bezeichnen, da ich in meinen Augen vielmehr eine kontinuierliche Entwicklung genommen habe und das Tor nicht alleine den Weg freigeräumt hat. Aber es hat mir mehr Aufmerksamkeit, ein anderes Standing beschert.

Mit Flo habe ich jemanden, der mich fördert, der viel mit mir spricht und dem ich viel zu verdanken habe. Im letzten Herbst ist er Trainer geworden und zu Beginn dieses Jahres hat er mich mit ins Trainingslager nach Spanien genommen. Für mich war das der Punkt, an dem ich mich erstmals im Bundesliga-Kader etabliert gefühlt habe. Gegen Dortmund und Mainz zum Saisonende hat mir Flo erste längere Einsätze gewährt und ich hatte das Gefühl, dass ich hier bei Werder eine Perspektive habe. Ich war sicher: Mir wird die Chance gegeben.

In den beiden Sommer-Trainingslagern im Zillertal und in Grassau konnte ich mich präsentieren, wenngleich absolut nicht absehbar war, wie die Saison laufen wird. Da war vieles offen, wenn ich ehrlich bin. Ich habe versucht, mich anzubieten. Erst nach der Vorbereitung kannst du abschätzen, ob du realistische Chancen auf einen Kaderplatz und ordentliche Einsatzzeiten hast. Und das sah echt gut aus. So war das Feedback vom Trainer. Mit diesem guten Gefühl bin ich in die dritte Saison mit Werder gegangen, habe von Beginn an meine Einsätze bekommen und dachte die ganze Zeit: Wenn hier mal eine Torchance komm, dann nutzt du die. Durch ein Tor zeigst du dem Trainer, dass du diese entscheidenden Situationen in der Bundesliga verwerten kannst. So war es.

Unabhängig davon konnte ich Akzente setzen, wenn ich eingewechselt wurde - sei es ein Torschuss oder eine Vorlage. Ich konnte zeigen, dass ich da bin und mir mit diesen kleinen Schritten mein erstes Bundesliga-Tor und meinen ersten Startelf-Einsatz erkämpfen. Ich glaube, wenn man mit Trainern und Verantwortlichen sprechen würde, würden die es als „gesunde Entwicklung“ bezeichnen. Und ehrlich gesagt sehe ich das auch so. Man kann nicht sagen, dass ich brutal durchgestartet bin, aber eben auch nicht, dass ich nach furiosem Start eingebrochen wäre. In diesem Jahr ging es immer nach oben, immer weiter auf dem Weg.

Für dieses Jahr, für diese Momente, habe ich viele Jahre lang gearbeitet. Als ich zu den Profis kam, hatte ich ein körperliches Defizit. Das muss man so offen sagen. Das habe ich extrem aufgearbeitet. Ich war stundenlang im Kraftraum, stand lange mit den Athletiktrainern auf dem Platz. Ich musste viel dafür tun, um den jetzigen Zustand zu erreichen. Jetzt trägt diese harte Arbeit Früchte. Ich merke zum ersten Mal: Du bist bereit, regelmäßig in der Bundesliga zu spielen."

 
Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.