Kruse: "Unwichtiges Zeug"

Max Kruse freut sich auf die kommende Saison, Wechselgerüchte lassen ihn kalt (Foto: WERDER.DE).
Interview
Mittwoch, 09.08.2017 / 12:44 Uhr

Das Interview führte Yannik Cischinsky

Der späte Transfer im August, kaum Zeit, sich einzuspielen, eine Verletzung im ersten Pflichtspiel – der Saisonstart vergangenes Jahr lief nicht gut, nicht für Max Kruse und auch nicht für Werder. Die Spiele nach seinem Comeback jedoch umso besser. Der 29-Jährige war nicht nur Werders torgefährlichster Stürmer, er war auch Dreh- und Angelpunkt des Offensivspiels, ein emotionaler Leader, eine Führungsfigur. Kein Wunder, dass es zuletzt immer wieder Wechselgerüchte um den begehrten Werder-Profi gab. In diesem Sommer blieb Kruse mehr Zeit, sich auf einen besseren Saisonstart vorzubereiten. Der Auftakt am Samstag soll deshalb besser gelingen als vor einem Jahr.

Im Interview mit WERDER.DE spricht der 29-Jährige über Ausstiegsklauseln, Sommerlöcher, Vorfreude auf das Pokalspiel nach einer anstrengenden Vorbereitung und einen Traum im Trikot der DFB-Elf.

WERDER.DE: Mit dem Valencia-Test ist die Vorbereitung zu Ende gegangen. Wie fällt dein Resümee nach fünf Wochen intensiver Arbeit aus?

Max Kruse: „Insbesondere am Samstag lief es in meinen Augen ganz gut. Natürlich haben wir uns das Ergebnis anders vorgestellt. Aber ich glaube, wir konnten noch einige wichtige Details herausarbeiten und Erkenntnisse gewinnen. Wir haben jetzt noch ein paar Tage Zeit, uns auf Würzburg vorzubereiten und wissen, dass es ein ganz anderes Spiel wird.“

WERDER.DE: Es war teilweise herauszuhören, dass die Sommervorbereitung in diesem Jahr deutlich intensiver war. Wie ist es dir ergangen?

Max Kruse: „Natürlich war es anstrengend, aber nicht außergewöhnlich anstrengend. Es gibt auch andere Vereine, bei denen häufiger ohne Ball gearbeitet und mehr gelaufen wird. Vorbereitungen sind für niemanden schön, aber es war nicht so, dass sie nicht zu überstehen war (lacht).“

WERDER.DE: Bei wem hattest du denn deine härteste Vorbereitung?

Max Kruse: „Ich glaube beim SC Freiburg unter Christian Streich. Da war schon sehr viel Konditionsarbeit gefordert, es standen viele 1000-Meter-Läufe auf dem Programm. Das war extrem.“

WERDER.DE: Gewähre uns doch mal einen kleinen Einblick durchs Schlüsselloch der Kabine. Wie sieht‘s in der Mannschaft aus? Wie groß ist die Vorfreude, dass es Samstag endlich losgeht?

Max Kruse: „Die Vorfreude steigt spürbar. Es herrschte auch während der Vorbereitung eine gute Stimmung, aber nur mit Testspielen will sich auf Dauer kein Fußballer begnügen. Deswegen freuen sich alle auf den Saisonbeginn in Offenbach gegen Würzburg. Wir wollen den Fans von Anfang an zeigen, dass wir auch im DFB-Pokal weiterkommen wollen. Das ist uns letztes Jahr leider nicht gelungen.“

WERDER.DE: Da ging die Erstrundenpartie gegen Lotte verloren…

Max Kruse: „Ja, das haben wir uns ganz anders vorgestellt. Lotte war ebenfalls ein Drittligist, das sollte Warnsignal genug sein. Würzburg ist zwar abgestiegen, hat aber Spieler dazubekommen, die eine Bundesligamannschaft in einem K.O.-Spiel schlagen können. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir müssen so reif sein, deutlich zu sagen: wir wollen das Spiel dominieren und gewinnen. Wir brauchen am Samstag eine konzentrierte Leistung, wir müssen in den entscheidenden Phasen wachsam sein.“

WERDER.DE: Eine Runde weiter zu kommen, ist das Ziel für das Wochenende. Welche Ziele gibt es für die Saison?

Max Kruse: „Wir sind als Mannschaft in der vergangenen Rückrunde gut damit gefahren, von Spiel zu Spiel zu schauen. Es hat uns gut getan, nicht ständig auf die Tabelle zu blicken. Eine Platzierung als Maßgabe auszugeben, ist in meinen Augen auch nur unnötiger Druck, den man sich macht.“

Ich muss Ziele nicht nach außen tragen, um noch mehr Druck zu erzeugen
Max Kruse

WERDER.DE: Du warst mit 15 Toren und sieben Assists Werders erfolgreichster Scorer. Steckt man sich da ein nächstgrößeres Ziel für die kommende Saison?

Max Kruse: „Die Ziele sind in meinem Kopf klar formuliert, da mache ich mir schon genug Druck. Ich muss sie nicht nach außen tragen, um noch mehr Druck zu erzeugen. Ich werde auch niemandem den Gefallen tun und sagen: ‚Ich schieße 20 Tore‘ um mich darauf festnageln zu lassen. Ich versuche meine Leistung zu bringen, gute Spiele zu absolvieren und wenn sich das wieder in vielen Toren niederschlägt, bin ich absolut zufrieden.“

WERDER.DE: Von den Fans bist du zum „Spieler der Saison“ gewählt worden...

Max Kruse: „Das ist eine Auszeichnung, über die ich mich sehr freue, gerade nach dem etwas schwierigen Jahr in Wolfsburg und der Verletzung gleich zu Beginn letztes Jahr. Das war nicht so einfach für mich. Dass es dann so gut lief, zeigt mir, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe. Ich habe vom ersten Tag an gemerkt, dass die Fans mich hier unterstützen. Der Rückhalt der Fans war ein Grund, warum ich mich für Werder entschieden habe.“

WERDER.DE: Gerade weil es so gut lief, gab es in diesem Sommer zahlreiche Wechselgerüchte und Spekulationen. Wie bist du damit umgegangen?

Max Kruse: „Ich kenne das ja und sehe das ganz gelassen. Es ist nichts Neues, dass Sommerlöcher gefüllt werden müssen. Wenn man keine Interviews gibt, ist es logisch, dass sich auch mal was zusammengereimt wird um damit eine Aussage von mir zu provozieren. Von mir oder meiner Beratungsagentur war aber nie etwas in der Zeitung zu lesen.“

WERDER.DE: Ausstiegsklausel, Wechselwunsch – was war denn überhaupt dran an den Geschichten?

Max Kruse: „Dass es eine Ausstiegsklausel gab, wurde nie bestritten. Aber die ganzen Daten, die in der Zeitung standen, waren völliger Quatsch. Ich habe nie gesagt, dass ich Werder verlassen will, sondern immer betont, wie wohl ich mich fühle. Deswegen war mir das, was geschrieben wurde, auch Wurst, unwichtiges Zeug.“

WERDER.DE: Warum fühlst du dich so wohl bei Werder?

Max Kruse: „Werder ist ein Verein, der mir damals die Chance gegeben hat, meine ersten Erfahrungen im Profi-Bereich zu machen. Das wollte ich dem Verein zurückzahlen. Bei Werder geht es sehr harmonisch zu, es gibt keinen großen Ärger. Die Mannschaft ist hervorragend zusammengestellt. Man kann sich frei bewegen. Der Klub war einfach immer ein Ort, an dem ich mich wohlgefühlt habe.“

WERDER.DE: Du bist jetzt Mitglied des Mannschaftsrates. Wie hat sich deine Rolle im Team verändert?

Max Kruse: „Nur von offizieller Seite, denke ich. Ich habe schon letzte Saison viel Verantwortung übernommen, deswegen sollte man das nicht überbewerten. Aber es gibt organisatorische Dinge, Kleinigkeiten, die übernommen werden müssen.“

WERDER.DE: Apropos Verantwortung. Inwiefern bezieht euch das Trainerteam in Entscheidungsprozesse ein, zum Beispiel bei Standards?

Max Kruse: „Die Trainer haben ihre Ideen und teilen uns diese mit, aber wir sollen kreativ sein, auch eigeninitiativ Entscheidungen in den richtigen Momenten treffen. Das Trainerteam gibt uns dafür eine Basis mit, wir entscheiden, welche Varianten wir für optimal halten.“

WERDER.DE: Um zu sehen, wer Verantwortung übernimmt und die Neuen zu integrieren, hat das Trainerteam für euch ein Teamevent bei der Bundeswehr organisiert. Wie bringen sich die Neuzugänge ein?

Max Kruse: „Natürlich ist es für Yuning Zhang, Ludwig Augustinsson und Jiri Pavlenka, die alle noch nie in Deutschland gespielt haben, schwieriger Verantwortung zu übernehmen. Sie betreten Neuland, bringen sich dafür aber schon sehr gut ein. Jerome Gondorf verfügt schon über Bundesliga-Erfahrung und hat wie die anderen ebenfalls sehr schnell Anschluss gefunden, er ist in der Mannschaft akzeptiert. Alle sind gut aufgenommen worden. Bei uns gibt es wenig Schwierigkeiten, sich einzuleben (lacht).“

WERDER.DE: Wir starten in die WM-Saison. Du hast oft betont, dass du gerne wieder für Nationalelf spielen würdest…

Max Kruse: „Die Nationalmannschaft ist ein Traum für mich, für jeden Fußballer. Ich durfte diesen Traum schon leben, in letzter Zeit leider etwas weniger. Ich werde aber auch dieses Jahr meine Leistung bringen, Werder helfen und am Ende entscheidet der Bundestrainer. Wenn ich wieder eine Option für ihn sein sollte, würde mich das sehr freuen.“

WERDER.DE: Ist die Weltmeisterschaft ein Ziel oder ein Traum?

Max Kruse: „Ein Traum. Jeder Fußballer hat diesen Traum, den ich wie gesagt schon leben durfte. Leider wurde ich für die WM 2014 und EM 2016 nicht nominiert, deswegen lebt dieser Traum weiter. Ich wäre froh, wenn es klappt, aber ich höre nicht auf Fußball zu spielen, falls es nicht klappt.“

 

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