"Das kann mir keiner mehr nehmen"

Zlatko Junuzovic im Interview

Im Interview blickt Zlatko Junuzovic auf seine Zeit bei Werder zurück (Foto: WERDER.DE).
Interview
Montag, 23.04.2018 / 16:33 Uhr

Das Interview führten Markus Biereichel und Dominik Kupilas

Er ist einer der dienstältesten Werderaner, Kapitän und Sympathieträger: Zlatko Junuzovic. Im Sommer verlässt der 30-jährige Österreicher den SV Werder, um vor seinem Karriereende noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen (siehe Extrameldung). Nach sechseinhalb Jahren im Trikot der Grün-Weißen gibt es zahlreiche Momente, auf die der Österreicher gerne zurückblickt. WERDER.DE hat Junuzovic deshalb zum Interview gebeten, um über Zusammenhalt, einzigartige Augenblicke, Fans, die letzten Heimspiele und auch die Zukunft zu sprechen.

WERDER.DE: Nach sechseinhalb Jahren hast du heute deinen Weggang von Werder bekanntgegeben. Was geht dir gerade durch den Kopf?

Zlatko Junuzovic: „Sehr, sehr gemischte Gefühle. Man könnte sagen, mit einem weinenden Auge, weil ich den Verein verlasse und einem fröhlichen Auge, weil ich eine neue Herausforderung angehe und nochmal etwas Neues sehen werde. Generell fällt mir dieser Moment sehr schwer. Das ist jetzt der Augenblick, in dem ich alles noch einmal Revue passieren lasse, reflektiere, was alles war, was ich erlebt habe und was wir in den letzten Jahren gemeinsam geschafft haben, wen ich alles kennengelernt habe und was wir durchgestanden haben.“

WERDER.DE: Du bist hier zum Kapitän geworden und genießt große Sympathien bei den Fans. Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, den Verein zu verlassen?

Zlatko Junuzovic: „Zu allererst muss ich sagen, dass es eine große Ehre für mich war, Kapitän und Teil von Werder Bremen zu sein. Als ich damals nach Bremen gekommen bin, habe ich direkt gemerkt, wie besonders es hier ist, wie sehr die Stadt hinter dem Verein steht und welche großartige Unterstützung da ist. Dafür bin ich den Fans und den Menschen hier sehr dankbar. Das werde ich sehr vermissen. Gleichzeitig werde ich das auch positiv mitnehmen für mein weiteres Leben. Ich werde immer froh und stolz sein, das Werder-Trikot getragen zu haben. Jetzt ist die Zeit gekommen, zu gehen. Es gibt solche Augenblicke im Leben, in denen man Entscheidungen treffen muss. Und in dieser Situation habe ich noch einmal die Chance, etwas anderes zu machen.“

WERDER.DE: Wie und vor allem wo geht es für dich weiter?

Zlatko Junuzovic: „Das soll eine Überraschung sein, da möchte ich jetzt noch nicht zu viel verraten. Ich habe bewusst diesen Zeitpunkt gewählt, damit jeder Klarheit hat und der Verein planen kann. Das bin ich dem Verein und den Fans schuldig. Ich finde es für die Fans wichtig, dass Klarheit herrscht. Und das andere kommt dann später, das ist in der jetzigen Phase und der aktuellen Situation absolut sekundär und hat nichts mit der Verbindung von Werder und Zlatko Junuzovic zu tun. Deshalb möchte ich es an dieser Stelle bei der Aussage belassen, dass ich im Sommer den Verein verlassen werde.“

WERDER.DE: Du hast in fast 200 Pflichtspielen das Trikot mit der Werder-Raute getragen. Welcher eine Moment fällt dir beim Rückblick als erstes ein?

Zlatko Junuzovic: „Das ist schwierig zu sagen, weil viele Momente, unabhängig davon wie schön oder wie schwierig sie waren, etwas Spezielles innehaben. Ich habe zu fast jedem Moment und zu jedem Gefühl eine Geschichte. Wir haben hier alle gemeinsam jede Menge schwierige Situationen gemeistert, die alle dazu beigetragen haben, dass wir gefestigter sind. Aber wenn ich es auf einen Moment herunterbrechen muss, dann ist es das Spiel gegen Frankfurt am letzten Spieltag der Saison 2015/16. Da waren Himmel und Hölle sehr nah beieinander, es war der schwerste Moment und die größte Erleichterung an einem Tag. Mit dem Drumherum, mit der Fan-Aktion #Greenwhitewonderwall, war das phänomenal. Aber es bleibt natürlich nur in so einer guten Erinnerung, weil es unter dem Srich positiv ausgegangen ist. Das war sportlich gesehen einer der emotionalsten Momente meines Lebens. Ich weiß, welch große Bedeutung der Klassenerhalt für die Stadt, die Fans und den Verein hat. Deshalb hat ein ganz großer Teil in mir gesagt, dass wir es unbedingt schaffen müssen. Dass wir das dann geschafft haben, war einfach bombe, ein super Gefühl.“

WERDER.DE: Da kann man noch einige Momente hinzufügen:, wie zum Beispiel dein Siegtor im 100. Nordderby, die Aktion #JunobleibtBremer oder auch dein erstes Bundesligator…

Zlatko Junuzovic: „Das stimmt. Es gibt zahlreiche Momente. Aber dieser eine Moment hat uns allen eine große Erleichterung beschert. Die anderen Situationen sind etwas individueller, die nehme ich für mich mit, weil die für mich persönlich extrem wichtig waren. Aber dieses Spiel war für uns als Team, als Werder Bremen, ein extrem emotionaler Moment.“

Werder wird immer ein Teil meines Lebens sein
Zlatko Junuzovic

WERDER.DE: Du spielst seit Januar 2012 für Werder. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Zlatko Junuzovic: „Schwierig zu sagen. Wir haben leider häufig die Hinrunde verpennt, das zog sich so durch die Jahre. Die Rückrunde war dann meistens besser und man hatte immer das Gefühl, dass es im nächsten Jahr von Anfang an so läuft und man mal wieder oben heranschnuppern kann. Leider hat sich das nie so richtig bestätigt. Deshalb mussten wir alle immer zuerst durch eine schwere Zeit. Das hat sich schon mal nicht verändert (lacht).

WERDER.DE: Das stimmt leider...

Zlatko Junuzovic: „Ich finde die Begeisterung, die hier gelebt wird, einfach sensationell. Das habe ich immer wieder erwähnt – auch bei der Nationalmannschaft und bei Freunden. Die sehen vielleicht die Aktionen, aber sie spüren nicht dieses Zusammenspiel zwischen den Fans und dem Verein. Das finde ich sehr beeindruckend. Das ist auf die Jahre gesehen vielleicht sogar das beeindruckendste, das ich hier erlebt habe. Und ich kann voller Überzeugung sagen, dass sich das nie verändert hat. Die positive Einstellung, die positive Unterstützung hat sich vom ersten Tag durchgezogen und ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt. Dieser Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans ist extrem wichtig. Diese Verbundenheit hat uns immer rausgerissen.“

WERDER.DE: 'Zusammenhalt' ist ein gutes Stichwort. In welcher Erinnerung wirst du die Werder-Fans behalten?

Zlatko Junuzovic: „Wie ich schon gesagt habe, war die Unterstützung durchweg phänomenal. Ich stand viel mit den Fans im Austausch, da ich seit einigen Jahren Teil des Mannschaftsrates bin. Selbst in den härtesten Situationen haben die Fans uns gesagt und gezeigt, dass sie hinter uns stehen - ohne Wenn und Aber. Das ist einmalig für mich. Darüber kann man sich als Spieler nur glücklich schätzen. Mir schwirren so viele schöne Erinnerungen durch den Kopf, vor allem an die Heimspiele. Die kann mir keiner mehr nehmen. Und wenn ich irgendwann zurückkomme, um mir ein Spiel anzuschauen, werden genau diese Erinnerungen wieder aufleben und ich werde immer positive Gedanken mit Werder Bremen verbinden. Ich werde die Fans, den Verein und die Stadt nie im Leben vergessen. Werder wird immer ein Teil meines Lebens sein. Meine Frau, mein Sohn durch seinen Geburtsort und natürlich ich selber werden immer ein Stück Bremen in uns tragen.“

WERDER.DE: Aber es sind noch drei wichtige Spiele bis zum Saisonende. Was nimmst du dir für diese Partien vor?

Zlatko Junuzovic: „Auch wenn jetzt feststeht, dass ich gehe. Ich freue mich riesig auf die Spiele, vor allem auf die Heimspiele. Ich habe hier in diesem Stadion so viel erlebt, so viele Emotionen. Ich werde brennen. Ich kann nicht versprechen, dass ich den besten Fußball spiele, aber ich werde versuchen, mein Allerbestes zu geben und jeden Moment aufzusaugen. Ich möchte jedem einzelnen Fan etwas davon zurückgeben, was sie mir sechseinhalb Jahre gegeben haben. Ich bin so gestrickt, dass ich immer alles gebe, wenn ich auf dem Platz stehe - egal in welcher Situation! Da spielt es für mich auch keine Rolle, was ab dem Sommer sein wird. Ich bin noch hier, werde alles geben, möchte die Momente genießen und einen schönen Abschluss haben.“

WERDER.DE: Dein letztes Spiel im Weser-Stadion ist in knapp zwei Wochen gegen Leverkusen. Wie emotional wird dieser Tag für dich?

Zlatko Junuzovic: „In erster Linie freue ich mich darauf. Jetzt kommt erstmal Dortmund. Darauf freue ich mich, weil ich glaube, dass es ein richtig geiles Spiel wird. Und dann ist Leverkusen das allerletzte Heimspiel für mich. Aber ich lasse alles auf mich zukommen. Ganz ehrlich: Ich möchte jetzt auch nicht zu viel darüber nachdenken, weil ich dann keine Nacht mehr schlafen würde. Ich hoffe, dass sich die Spekulationen und die Berichterstattung in den nächsten Tagen im Rahmen hält.“

WERDER.DE: Möchtest du den Fans noch etwas mit auf den Weg geben?

Zlatko Junuzovic: „Danke für die geile Zeit! Dieser Tag ist für mich sehr emotional, weil der Abschied mit der Verkündung näher und näher rückt. Ich habe so viele Bilder und Gedanken im Kopf, an Tore, Erfolge und Erleichterungen. Aber auch an Kollegen. Jeder, den ich hier kennengelernt habe, ist ein Teil davon und jeder hat mich mehr und mehr zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Ich konnte von jedem etwas lernen und deshalb gilt allen ein riesengroßer Dank! Es war sehr schön.“

Hier alle Junuzovic-Tore ansehen!

 

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